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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am03.05.2021Auflage
»Eine extrem komische, unbequeme und unbedingt lesenswerte Geschichte über Rassismus und Klassenunterschiede.« TIME Nominiert für den Booker Prize Alix Chamberlain ist eine Frau, die bekommt, was sie will, und die ihr Geld damit verdient, anderen Frauen genau das beizubringen. Als ihrer Babysitterin Emira Kidnapping vorgeworfen wird, weil sie sich kurz vor Mitternacht mit Alix' weißer Tochter in einem Supermarkt aufhält, ist Alix schockiert und will den Vorfall wiedergutmachen. Doch Emira hat andere Sorgen: Kurz vor ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag hat sie immer noch keinen richtigen Job, sie ist ständig pleite und misstrauisch gegenüber Alix' Wunsch zu helfen. Je verzweifelter Alix Emira zu einem Teil ihrer Familie machen will, desto mehr verrennt sie sich. Dann geht ein Video online und stellt alles in Frage, was sie zu wissen glaubten: über sich selbst, einander, und die komplexe Dynamik von Privilegien. »Reid erkundet das weiße Gewissen in Zeiten von Black Lives Matter und erzählt vom Scheitern guter Absichten.« The New Yorker »Ein messerscharfes Debüt über Armut, Privilegien und Rassismus.« The Guardian

Kiley Reid, 1987 geboren, nahm am Truman Capote Fellowship teil und unterrichtete Creative Writing. Ihre Erzählungen wurden in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Sie lebt in Philadelphia.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

Klappentext»Eine extrem komische, unbequeme und unbedingt lesenswerte Geschichte über Rassismus und Klassenunterschiede.« TIME Nominiert für den Booker Prize Alix Chamberlain ist eine Frau, die bekommt, was sie will, und die ihr Geld damit verdient, anderen Frauen genau das beizubringen. Als ihrer Babysitterin Emira Kidnapping vorgeworfen wird, weil sie sich kurz vor Mitternacht mit Alix' weißer Tochter in einem Supermarkt aufhält, ist Alix schockiert und will den Vorfall wiedergutmachen. Doch Emira hat andere Sorgen: Kurz vor ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag hat sie immer noch keinen richtigen Job, sie ist ständig pleite und misstrauisch gegenüber Alix' Wunsch zu helfen. Je verzweifelter Alix Emira zu einem Teil ihrer Familie machen will, desto mehr verrennt sie sich. Dann geht ein Video online und stellt alles in Frage, was sie zu wissen glaubten: über sich selbst, einander, und die komplexe Dynamik von Privilegien. »Reid erkundet das weiße Gewissen in Zeiten von Black Lives Matter und erzählt vom Scheitern guter Absichten.« The New Yorker »Ein messerscharfes Debüt über Armut, Privilegien und Rassismus.« The Guardian

Kiley Reid, 1987 geboren, nahm am Truman Capote Fellowship teil und unterrichtete Creative Writing. Ihre Erzählungen wurden in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Sie lebt in Philadelphia.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843725231
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum03.05.2021
AuflageAuflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3103 Kbytes
Artikel-Nr.5682259
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

Als Mrs Chamberlain an jenem Abend anrief, verstand Emira nur Satzfetzen: »... mit Briar aus dem Haus gehen ...«, und »... zahlen Ihnen das Doppelte«.

In der Wohnung, in der Emira zusammen mit ihren Freundinnen Zara, Josefa und Shaunie stand, drängten sich die Partygäste dicht an dicht, und einer von ihnen grölte: »Das ist mein Lied!« Es war ein Samstagabend im September, und Shaunies sechsundzwanzigster Geburtstag neigte sich dem Ende zu. Emira stellte den Ton ihres Handys lauter und bat Mrs Chamberlain zu wiederholen.

»Wäre es möglich, dass Sie eine Weile mit Briar in den Supermarkt gehen?«, fragte Mrs Chamberlain. »Es tut mir leid, dass ich anrufe. Ich weiß, es ist spät.«

Es war schwer zu begreifen, wie Emiras Babysitterjob (eine Welt aus hochpreisigen Stramplern, bunten Stecktürmen, Feuchttüchern und unterteilten Tellern) in ihren Partyabend mit lauter Musik, engen Kleidern, Lippenstift und roten Plastikbechern einbrechen konnte, aber es war wirklich Mrs Chamberlain, die um 22:51 Uhr anrief und auf ein Ja von Emira wartete. Unter dem Einfluss von zwei starken Longdrinks wirkte die Überlappung dieser beiden Welten beinahe komisch, weitaus weniger lustig war dagegen Emiras Kontostand: alles in allem neunundsiebzig Dollar, sechzehn Cent. Nach einem Abend mit teurem Essen, einigen Getränken und einem großzügigen Gemeinschaftsgeschenk für das Geburtstagskind konnte Emira Tucker das Geld gebrauchen.

»Moment«, sagte sie. Sie stellte ihren Becher auf den Couchtisch und presste sich den Mittelfinger aufs andere Ohr. »Sie wollen, dass ich Briar jetzt auf der Stelle nehme?«

Hinter dem Couchtisch lehnte Shaunie den Kopf an Josefas Schulter und lallte: »Heißt das, ich bin alt? Bin ich mit sechsundzwanzig alt?« Josefa schob sie von sich. »Hör bloß auf, Shaunie.« Neben Emira zupfte Zara ihren verdrehten BH-Träger zurecht. »Uhhh, deine Chefin?«, raunte sie und verzog das Gesicht.

»Peter hat versehentlich ... wir hatten hier einen Vorfall mit einem zerbrochenen Fenster, und ... ich will Briar einfach aus dem Haus haben.« Mrs Chamberlain sprach ruhig und merkwürdig betont, wie eine Hebamme, die eine Gebärende anweist: Okay, Mama, Zeit zu pressen. »Tut mir wirklich leid, dass ich so spät anrufe. Ich will nur nicht, dass sie die Polizei bei uns sieht.«

»Oh, wow. Okay, aber ... Mrs Chamberlain?« Emira setzte sich auf die Sofakante. Neben ihr begannen zwei Mädchen zu tanzen. Links von Emira öffnete sich die Tür zu Shaunies Wohnung, und vier Typen kamen mit lautem »Yeah!« herein.

»Jesus«, sagte Zara. »Diese Nigga haben es echt nötig.«

»Ich sehe gerade nicht besonders nach Babysitterin aus«, warnte Emira. »Ich bin auf dem Geburtstag einer Freundin.«

»Ach du lieber Gott. Tut mir leid. Dann kommen Sie natürlich nicht ...«

»Nein, nein, das meine ich nicht«, sagte Emira lauter. »Ich kann gehen. Ich wollte nur sagen, dass ich High Heels trage und ... ein bisschen was getrunken habe. Wenn das okay ist?«

Baby Catherine, fünf Monate alt und die Jüngste der Familie Chamberlain, heulte in den Hörer. »Kannst du sie mal nehmen, Peter?«, sagte Mrs Chamberlain, vom Hörer abgewandt, und dann, wieder lauter: »Emira, es ist mir gleich, wie Sie aussehen. Ich zahle Ihnen das Taxi zu uns und das Taxi nach Hause.«

Emira steckte ihr Handy in ihre Umhängetasche und vergewisserte sich, dass sie alles beisammenhatte.

»Du gehst babysitten?«, fragte Josefa, als sie aufstand und sich von ihren Freundinnen verabschiedete. »Soll das ein Witz sein?«

»Mädels ... hört zu. Ich brauche keinen Babysitter«, wehrte Shaunie ab. Sie bemühte sich, die Augen offen zu halten, doch auf einer Seite gelang es nur zur Hälfte.

Josefa ließ nicht locker: »Was für eine Mutter bestellt um diese Uhrzeit einen Babysitter?«

Emira hatte keine Lust, sich zu erklären. »Ich brauch die Kohle«, sagte sie achselzuckend. Und obwohl es unwahrscheinlich war, fügte sie hinzu: »Aber ich komme zurück, sobald ich fertig bin.«

Zara stupste sie mit dem Ellbogen an. »Ich komm mit.«

Gott sei Dank, dachte Emira, doch laut sagte sie nur: »Okay, cool.«

Die beiden Mädchen leerten ihre Becher, während Josefa die Arme verschränkte. »Ich fass es nicht, dass ihr einfach so von Shaunies Party verschwindet.«

Emira grinste. »Ich glaub, Shaunie macht gleich selbst ´nen Abgang«, erklärte sie mit Blick auf die Gastgeberin, die sich zu Boden sinken ließ und verkündete, ein kurzes Nickerchen zu machen.

Emira und Zara liefen die Treppen hinunter, und während sie auf dem spärlich beleuchteten Gehweg auf ein Uber warteten, überschlug Emira im Kopf: Sechzehn mal zwei ... plus Geld fürs Taxi ... Oh yes!

Als sie bei den Chamberlains ankamen, heulte Catherine noch immer, und schon auf den Stufen zur Veranda entdeckte Emira ein kleines gezacktes Loch in einem Fenster, an dem etwas Glibberiges herablief. Mrs Chamberlain stand am Treppenabsatz in der Tür und band Briars glänzend blondes Haar zu einem Pferdeschwanz. Sie dankte Emira, begrüßte Zara mit ihrem Standardsatz (»Hallo, Zara, schön, Sie mal wieder zu sehen«) und erklärte Briar: »Du gehst heute noch mal mit den großen Mädels raus.«

Briar nahm Emiras Hand. »Erst war Schlafenszeit«, sagte sie, »und jetzt doch nicht.« Zusammen gingen sie die Stufen hinunter und die drei Straßen zu Market Depot, wobei sich Briar mehrfach bewundernd über Zaras Schuhe äußerte - ein offensichtlicher, aber erfolgloser Versuch, sie anprobieren zu dürfen.

Bei Market Depot gab es Suppenfonds, Trüffelbutter, eine Smoothie-Station, die gegenwärtig unbeleuchtet war, und ein breites Sortiment an Nüssen in Schütten. Der Supermarkt war hell erleuchtet und leer, nur die Expresskasse war besetzt. Bei den Trockenfrüchten hielt Zara ihren Kleidersaum fest und bückte sich in ihren hochhackigen Schuhen nach einer Packung Joghurtrosinen. »Ernsthaft ... acht Dollar?« Schnell stellte sie die Packung zurück und richtete sich wieder auf. »Shit. Das ist ein Reiche-Leute-Laden.«

»Ach was«, raunte ihr Emira zu, mit Briar im Arm. »Es ist ja auch ein Reiche-Leute-Kind.«

»Ich will dis.« Briar streckte die Hände nach den kupferfarbenen Creolen aus, die von Zaras Ohren baumelten.

Emira trat näher. »Wie sagt man?«

»Bitte, ich will dis, Mira, bitte.«

Zara riss die Augen auf. »Warum ist ihre Stimme immer so heiser und süß?«

»Mach lieber deine Haare zur Seite«, warnte Emira. »Nicht, dass sie dran zieht.«

Zara strich sich ihre langen Braids - einige von ihnen weißblond gefärbt - über die Schulter und hielt Briar den Ohrring hin. »Nächstes Wochenende bekomme ich Twists. Meine Cousine kennt jemanden, der mir das macht. Hallo, Miss Briar, Sie dürfen sie anfassen.«

Zaras Handy summte. Sie zog es aus der Tasche und tippte, den Kopf in Briars Richtung geneigt, die sanft an ihrem Ohr zupfte.

»Läuft die Party noch?«, erkundigte sich Emira.

»Ha!« Zara legte den Kopf in den Nacken. »Shaunie hat in einen Blumentopf gekotzt, und Josefa ist sturzbesoffen. Wie lang musst du bleiben?«

»Keine Ahnung.« Emira stellte Briar auf dem Boden ab. »Schon noch ´ne Weile. Unsere Kleine hier kann sich stundenlang mit den Nüssen vergnügen.«

»Mira wird reich, Mira wird reich ...«, sang Zara und tanzte durch den Gang mit den Tiefkühlregalen. Emira und Briar folgten ihr, als sie die Hände auf die Knie legte und im Spiegel der Glastüren wippte, mit durchscheinenden Eiscreme-Logos auf den Oberschenkeln. Wieder summte ihr Handy. »Oh mein Gott, hab ich diesem Typen bei Shaunie meine Nummer gegeben?« Zara starrte auf ihr Handy. »Krass, der will echt was von mir.«

»Du tanzt.« Briar deutete auf Zara und nuckelte an ihren Fingern. »Du tanzt, nur ohne Musik.«

»Willst du Musik?« Zaras Daumen begannen über das Display zu scrollen. »Ich such uns was, aber du musst auch tanzen.«

»Keine anstößigen Texte«, bat Emira. »Die feuern mich, wenn sie sich was merkt.«

Zara winkte ab. »Keine Sorge, ich hab alles unter Kontrolle.«

Sekunden später plärrte Zaras Handy los, und sie zuckte zusammen. »Sorry!«, sagte sie und stellte leiser. Synthesizerklänge waberten durch den Gang, Whitney Houston setzte ein, und Zara wiegte die Hüften. Briar hüpfte auf und ab und hielt ihre weichen Ellbogen umfasst, und Emira lehnte sich an eine Tür, hinter der gewachste Kartons mit tiefgekühlten Frühstückswürsten und Waffeln schimmerten.

Briar Chamberlain war kein einfältiges Kind. Sie kreischte nicht los, sobald sie einen Ballon sah, und wirkte eher besorgt als begeistert, wenn sich ein Clown auf den Boden warf...
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