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Das schwarze Kleid

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
309 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am13.02.2023Deutsche Erstausgabe
Prudence' gut bürgerliches Leben ist aus den Fugen geraten: Ihr Ehemann hat sie verlassen, die Kinder sind längst ausgezogen, sie sitzt allein in einem viel zu großen Haus. Bis sie sich eines Tages aufrafft, um zu einer Beerdigung zu gehen - und versehentlich auf der falschen zu landen! Als vermeintliche frühere Freundin der Verstorbenen wird sie herzlich willkommen geheißen und zum Leichenschmaus gebeten. Eine absurde Situation! Doch Pru verbringt endlich mal wieder einen unterhaltsamen Tag. Kurzentschlossen kauft sie sich ein elegantes schwarzes Kleid und besucht von nun an regelmäßig Beerdigungen. Sie lernt attraktive Witwer kennen; auch eine Liebesgeschichte bahnt sich an - vor allem aber nimmt sie sich als Frau neu wahr, wird mutiger und selbstständiger ...



Deborah Moggach, geboren 1948, studierte an der University of Bristol und arbeitete danach bei Oxford University Press. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, u. a. von These Foolish Things, der unter dem Titel The Best Exotic Marigold Hotel für das Kino verfilmt wurde und das Publikum begeisterte. Zudem schreibt sie Drehbücher. Sie ist Mitglied der Royal Society of Literature, der Society of Authors und des P.E.N. 2005 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der University of Bristol verliehen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextPrudence' gut bürgerliches Leben ist aus den Fugen geraten: Ihr Ehemann hat sie verlassen, die Kinder sind längst ausgezogen, sie sitzt allein in einem viel zu großen Haus. Bis sie sich eines Tages aufrafft, um zu einer Beerdigung zu gehen - und versehentlich auf der falschen zu landen! Als vermeintliche frühere Freundin der Verstorbenen wird sie herzlich willkommen geheißen und zum Leichenschmaus gebeten. Eine absurde Situation! Doch Pru verbringt endlich mal wieder einen unterhaltsamen Tag. Kurzentschlossen kauft sie sich ein elegantes schwarzes Kleid und besucht von nun an regelmäßig Beerdigungen. Sie lernt attraktive Witwer kennen; auch eine Liebesgeschichte bahnt sich an - vor allem aber nimmt sie sich als Frau neu wahr, wird mutiger und selbstständiger ...



Deborah Moggach, geboren 1948, studierte an der University of Bristol und arbeitete danach bei Oxford University Press. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, u. a. von These Foolish Things, der unter dem Titel The Best Exotic Marigold Hotel für das Kino verfilmt wurde und das Publikum begeisterte. Zudem schreibt sie Drehbücher. Sie ist Mitglied der Royal Society of Literature, der Society of Authors und des P.E.N. 2005 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der University of Bristol verliehen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458775041
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum13.02.2023
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.4959
Seiten309 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9096085
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eins


Es war eine Art Wahnsinn, das merkte ich zu jenem Zeitpunkt. Wie konnte eine Frau wie ich zu so etwas fähig sein? Aber ich war furchtbar betrogen worden, und der Schock verunsicherte mich zutiefst. Ich befand mich im freien Fall, alle Äste abgeschnitten, nichts, das meinen Sturz aufhalten konnte. Und ich war wahnsinnig einsam.

Auch das ist keine Entschuldigung, aber vielleicht haben Sie so etwas nie erlebt. Heulende Einsamkeit, Monat für Monat. Ich war allein, als der Brief des Rechtsanwalts kam. Kein Greg neben mir, der sich jene Worte angesehen hätte, die unser gemeinsames Leben ausradierten. Worum geht es da überhaupt? Überlass das mal mir. Es muss an die falsche Adresse gekommen sein.

Ich war allein, als um ein Uhr morgens auf der North Circular Road das Auto plötzlich nicht mehr fuhr. Als eine Regenrinne verstopft war und Wasser die Wände hinunterlief. Als ein Installateur mich übers Ohr haute und als mein Laptop kaputtging.

Ich war allein, als eine Tierärztin mit rosigen Wangen - frisch verheiratet, wie sie sagte - kam, um den Hund einzuschläfern. Ich spielte Joni Mitchell, diesen Song über ihren Liebhaber, der an seinen Fingern schnuppert, während er der Kellnerin auf die Beine starrt. Sidneys Kopf sank herab und legte sich, ein totes Gewicht, in meinem Schoß ab.

Das war es also. Ich war neunundsechzig und zum ersten Mal in meinem Leben allein. Meine Freundin Azra sagte: »Den wären wir los. Greg war ein Vollidiot, das kann ich dir jetzt ja sagen. Du bist nicht zu alt, um einen anderen Mann zu finden. Geh in den Park. Da führen sie reihenweise ihre Hunde spazieren.«

»Ich habe keinen Hund mehr.«

»Du hast doch die Leine noch, oder? Lauf herum und ruf Sidney, Sidney . Irgendwer wird dir schon zu Hilfe eilen.«

Ich lachte - ein Geräusch, das mich erschreckte; ich hatte seit Wochen nicht gelacht. Das konnte Azra nicht für mich übernehmen. Die wunderbare Azra, die in einer Wolke von Zigarettenqualm auf meinem Sofa hingestreckt lag. Mein Gott, wie ich sie liebte.

Greg machte mir das Haus nicht streitig. Er war jetzt auf einer höheren Ebene, das stellte er unmissverständlich klar. Unser Familien-Zuhause war zur Lagerstätte für Gerümpel verkommen.

»Wer braucht schon das ganze Zeug?«, hatte er gefragt. »Die Leute rackern sich in Jobs ab, die sie nicht mögen, um Zeug zu kaufen, das sie nicht brauchen, nur um verbrecherischen Unternehmern dabei zu helfen, den Planeten zu zerstören.«

Er sagte, er werde all seinen Besitz loswerden und ein Schweigeseminar in Rutland besuchen.

»Rutland?«

Schon jetzt setzte er sich in unbekannte Sphären ab. Nie im Leben hatten wir das Wort »Rutland« ausgesprochen. So viel Unbekanntes würde er ohne mich entdecken. Sein Ton war besorgt, aber seltsam frohlockend.

»Ich brauche das Alleinsein, um meinen spirituellen Weg zu beginnen.« Das hatte er ohne jeden Anflug von Witzelei gesagt. In diesem Moment war mir klar gewesen, dass ich ihn verloren hatte. »Ich will nichts, du kannst alles behalten.«

Das war nicht die ganze Wahrheit. Er hatte das Cottage in Dorset behalten. Dort gedachte er zu wohnen. Wir hatten darüber gesprochen, uns im Rentenalter dort niederzulassen, waren dann aber zu dem Schluss gekommen, dass wir wohl vor Langeweile umkommen würden.

Jetzt nicht mehr. Greg war inzwischen jenseits der Langeweile. Wenn er auf die unendliche Weite des Ozeans hinausblickte, würde er sich selbst wiederfinden, einen prälapsarischen Greg, unbeschmutzt durch Kompromisse und Vertrautheit, durch eine Hypothek und eine sich rundende Taille, durch Familienstreitigkeiten, durch die chronischen Hoffnungen und Enttäuschungen, die es mit sich brachte, wenn die Jahre einfach so ins Land gingen. Und durch mich.

»Es liegt nicht an dir«, hatte er gesagt. »Der Grund ist nichts, was du getan hast. Es ist einfach so, dass ich seit meiner Krebserkrankung begriffen habe, wie kurz das Leben ist und dass man jeden Tag ganz bewusst erleben muss, sich auf das konzentrieren, was wichtig ist ...«

»Ich bin also nicht wichtig?«

»Sei ehrlich, Pru. Du hast es doch auch gespürt. Wir haben nur dieses eine Leben ...«

»Ach, halt die Klappe.«

»Und du musst zugeben, dass bei unserer Ehe die Luft raus ist. Sie ist schal und vorhersehbar geworden. Wir haben die Freude am Zusammensein verloren. Um ehrlich zu sein, sind wir seit Jahren nicht mehr glücklich gewesen. Ist es nicht an der Zeit, den Mut aufzubringen, als Freunde auseinanderzugehen ...«

»Freunde?«

»Und diejenigen Aspekte unserer selbst wiederzuentdecken, die in all diesen Jahren brachgelegen haben, sie zu nähren und blühen zu lassen - du ebenso wie ich. Sind wir uns das nicht schuldig?«

»Wie heißt sie?«

»Was?«

»Wen vögelst du? Es muss eine Frau geben, die in den Kulissen wartet, sonst würdest du nicht solchen Unsinn vom Stapel lassen.«

Doch er schwor, das sei nicht der Fall, und brach prompt in Tränen aus.

Seit Greg eine Therapie begonnen hatte, war er mehr in Kontakt mit seinen Gefühlen. Er hatte damit seine Depression heilen wollen, und es schien funktioniert zu haben. Mein belesener, schwermütiger Gatte hatte sich in ein Sektenmitglied verwandelt, weich und wie mit Zuckerguss überzogen. Seine Stimmung war sichtlich besser geworden, und er hatte sich ein neues Vokabular der Selbstwahrnehmung angeeignet. Nein, der Selbstbefangenheit. Ganz ehrlich, mir war der alte Greg lieber gewesen, dessen schwere Schritte auf der Treppe klangen, als ginge ein Mann zu seiner eigenen Hinrichtung.

Es wartete also keine Frau in den Kulissen, nur sein sogenannter »Prozessbegleiter«, der offenbar den Prozess des Endes unserer Ehe begleitete.

Die Wut kam später. Zunächst war ich einfach völlig verstört. Alles ging so schnell, denn wie kann man gegen jemanden kämpfen, der sanft und ach-so-gönnerhaft klarstellt, dass er dich nicht mehr liebt? Der sagt, es sei nicht dein Fehler, sondern sein eigener? Der versucht, seine Jugend zu bewältigen, oder eine Alterskrise oder was auch immer, und dich der Zukunft allein ins Auge blicken lässt?

Dazu gab es einfach nichts zu sagen. Natürlich hatten wir unsere Probleme gehabt, aber wir hatten es immer geschafft, darüber zu sprechen. Jetzt war das Gummiband gerissen, und wir waren auseinandergeschnellt, zwei alternde Fremde. War es alles eine Täuschung gewesen, diese gemeinsamen Jahrzehnte? Ich horchte auf die sich öffnenden und schließenden Schranktüren, auf seine Schritte auf den Dielen im ersten Stock, das Rattern der Rollen seines Koffers. Und dann, nach einer traurigen Umarmung, war er fort, in der Freiheit, ohne dass wir uns auch nur ein einziges Mal angebrüllt hätten.

»Du bist ein Feigling, ihn so davonkommen zu lassen«, sagte Azra. »Du hättest kämpfen müssen.«

»Man kann jemanden nicht dazu bringen, einen wieder zu lieben.«

»Oder eine Beratungsstelle aufsuchen oder so.«

Die Wahrheit war, dass ich in den letzten Monaten geglaubt hatte, Greg und ich kämen gut zurecht. Seine Depression hatte sich gebessert. Im Kino hielten wir immer noch Händchen. Jetzt, wo wir beide in Rente waren, hatten wir darüber gesprochen, den Küstenweg zu gehen; wir hatten überlegt, alles zu verkaufen und von der Gemeinde ein Haus zu erwerben, wo wir mit gleichaltrigen Babyboomern zusammenwohnen, Led Zeppelin hören und Koks ziehen konnten. Wir flogen nicht mehr, also verbrachten wir ganze Abende vor dem Computer, um zu recherchieren, wie wir mit dem Zug nach Italien gelangen konnten. Alles, bloß keine Kreuzfahrt, war einer unserer Dauerscherze. Was für ein grässlicher Gedanke ... ein fünfter Höllenkreis ... warum um alles in der Welt sollte jemand so etwas tun?

Allerdings wurde mir jetzt im Nachhinein bewusst,...
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Autor

Deborah Moggach, geboren 1948, studierte an der University of Bristol und arbeitete danach bei Oxford University Press. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, u. a. von These Foolish Things, der unter dem Titel The Best Exotic Marigold Hotel für das Kino verfilmt wurde und das Publikum begeisterte. Zudem schreibt sie Drehbücher. Sie ist Mitglied der Royal Society of Literature, der Society of Authors und des P.E.N. 2005 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der University of Bristol verliehen.