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Letztendlich waren wir auch nur verliebt

5
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am20.07.20221. Auflage
Für immer gibt es nicht Es hätte ihre große Liebesgeschichte sein sollen, aber einer von ihnen ist tot: Als ein kompromittierendes Video auf Instagram die geheime Beziehung zwischen Dylan und Ellis aufdeckt, muss der schüchterne Nerd Dylan sich outen. Nur wenig später haben die beiden einen Autounfall - ausgerechnet, als Dylan Ellis zur Rede stellt, warum er sich eine ganze, schreckliche Woche vor ihm zurückgezogen und jeden Kontakt abgebrochen hat. Als Dylan im Krankenhaus aufwacht, stellt er schockiert fest, dass sein Retter Ellis dem Tod überlassen hat. Er schwört sich, die Gründe dafür herauszufinden. Durch das Eintauchen in Ellis dunkle Vergangenheit wird ihm klar, wie wenig er über seine große Liebe wusste ...

William Hussey hat seinen Master im Fach Literarisches Schreiben an der Sheffield Hallam University gemacht. Der preisgekrönte Autor reist und liest viel und hat schon an zahlreichen Schulen in Großbritannien und weltweit mit Jugendlichen über LGBTQ+-Themen gesprochen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextFür immer gibt es nicht Es hätte ihre große Liebesgeschichte sein sollen, aber einer von ihnen ist tot: Als ein kompromittierendes Video auf Instagram die geheime Beziehung zwischen Dylan und Ellis aufdeckt, muss der schüchterne Nerd Dylan sich outen. Nur wenig später haben die beiden einen Autounfall - ausgerechnet, als Dylan Ellis zur Rede stellt, warum er sich eine ganze, schreckliche Woche vor ihm zurückgezogen und jeden Kontakt abgebrochen hat. Als Dylan im Krankenhaus aufwacht, stellt er schockiert fest, dass sein Retter Ellis dem Tod überlassen hat. Er schwört sich, die Gründe dafür herauszufinden. Durch das Eintauchen in Ellis dunkle Vergangenheit wird ihm klar, wie wenig er über seine große Liebe wusste ...

William Hussey hat seinen Master im Fach Literarisches Schreiben an der Sheffield Hallam University gemacht. Der preisgekrönte Autor reist und liest viel und hat schon an zahlreichen Schulen in Großbritannien und weltweit mit Jugendlichen über LGBTQ+-Themen gesprochen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423446211
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum20.07.2022
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1647 Kbytes
Artikel-Nr.9147025
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

HEUTE:
Donnerstag, 2. April

1

Als El mir den Vorschlag macht, vergrabe ich mein Gesicht in den Händen.

»Willst du mich eigentlich umbringen? Das wäre echt gut zu wissen, dann kann ich nämlich entscheiden, wer nach meinem Tod mein Zeug bekommt. Dir, Ellis Bell, vermache ich meine komplette Comicsammlung und diesen hübschen Mittelfinger hier. Außerdem gebe ich dir alle Zeichnungen zurück, die du mir je geschenkt hast. Die richtig versaute klebt unter meiner Schreibtischschublade.«

Ich nehme meine Hände runter und grinse El von der Seite an. Er grinst zurück. Und da weiß ich, dass ich unsere Diskussion verloren habe. Sein Grinsen hat einfach eine andere Klasse als meins und diese riesigen braunen Augen zwingen einen zum Aufgeben.

»Ach, komm.« Er schüttelt mich an der Schulter. »Spiel nicht die Dramaqueen. Vielleicht wird es ja ganz spaßig.«

»Alter, ich hatte genug Spaß für heute.«

Das ist wahrscheinlich die größte Untertreibung der Menschheitsgeschichte.

El seufzt und fährt mit seinem zerbeulten Nissan Micra aus unserer Ausfahrt. Seine langen Finger gleiten geschickt über das Lenkrad. Als er es dann wieder packt, macht mein Magen einen Satz. Aber nur einen kleinen.

»El«, ermahne ich ihn, »da geht´s zur Schule.«

»Also, ich fand jedenfalls, dass deine Eltern es ziemlich gut aufgenommen haben«, sagt er und lenkt ab wie ein Profi. »Deine Mum hat gelacht und in die Hände geklatscht, als hättest du gerade eine Ladung Feenstaub gefurzt, und dein Vater hat dich sogar umarmt. Irgendwie. Mal ehrlich, war das eine Umarmung oder wollte er, dass du ein Bäuerchen machst? Ich glaube, ich habe noch nie etwas Unbeholfeneres gesehen. Ach, und übrigens, mir ist aufgefallen, dass dein Bruderherz schon wieder ein Auge auf mich geworfen hat. Ich weiß nicht, was ich gruseliger finde. Die lüsternen Blicke von Chris oder dieses riesige Schamhaarteil deiner Mutter auf dem Esstisch.«

»Erstens« - ich hebe den Finger - »ist das eine von Mums Skulpturen. Sie hat sie letzte Woche in ihrem Kunstkurs gemacht und ist sehr stolz darauf.«

»Hey, ich erlaube mir da kein Urteil. Für ein riesiges Schamhaarteil ist das echt super.«

»Zweitens«, sage ich und unterdrücke ein Lächeln, »steht Chris ganz bestimmt nicht auf dich. Du hast ihn beim Grillen bei den Berringtons nur ziemlich blamiert, schon vergessen? Außerdem hat er eine Freundin. Seine dritte dieses Jahr, um genau zu sein.«

El zuckt mit den Schultern und fährt weiter Richtung Schule. »Zugegeben«, sagt er schnell und wischt meine letzten Einwände beiseite, »deine Eltern haben mit Chris für ihren Erstgeborenen den unschwulsten Namen ausgesucht, den es gibt. Aber drei Freundinnen in zwölf Monaten? Das ist eindeutig viel zu viel.«

»Und dein Schwulenradar irrt sich nie, oder?«

»Nicht, wenn es um die McKees geht. Wo wir gerade von Namen sprechen: Mit Dylan Lemuel Jaspers haben sie den Ärger regelrecht heraufbeschworen. Aber wahrscheinlich sind sie einfach so hip und tolerant und alles, dass sie sich ihren zweiten Sohn etwas extrovertierter gewünscht haben.«

»Extrovertierter?« Ich schüttle den Kopf. »Das sagst ausgerechnet du?«

Ganz plötzlich schlägt die Stimmung um. Es ist wie eine Hundertachtziggradwende, von der jeder andere ein Schleudertrauma bekäme. Aber nachdem wir uns nun all die Monate heimlich getroffen haben, bin ich mittlerweile an Els Stimmungsschwankungen gewöhnt. Sein hinreißendes Lächeln verschwindet kurz, doch dann greift er mit seiner starken, sanften Hand nach mir und schiebt seine Finger zwischen meine. Er zieht meine Hand an seine Lippen und küsst sie. Eine Nanosekunde davor beschließe ich, dass mein Magen keinen Satz machen wird. Diesmal nicht. Nicht jedes Mal. Also wirklich, das wird langsam lächerlich.

Er hüpft.

»Ich meine es ernst, Dylan. Deine Mum und dein Dad. Das war ziemlich genial. Ich glaube, dir ist gar nicht klar, wie genial. Du hast deinen Eltern erzählt, wer du bist, und hast noch immer alle Zähne im Mund. Das ist besser gelaufen als bei mir.«

Ich muss blinzeln und lege die Hand an Ellis´ Wange. Er schmiegt sein Gesicht hinein. El weint nur selten, selbst wenn er allen Grund dazu hätte.

»Du weißt«, sage ich, »dass ich immer für dich da bin ...«

»Weiß ich. Aber ich habe dir ohnehin schon das meiste erzählt, und meine Zähne habe ich am selben Tag richten lassen, als ich in dieses idyllische Städtchen gezogen bin. Und inzwischen, Dee McKee, ist eine Menge ranziges Wasser unter dieser speziellen Brücke durchgeflossen, und ich habe keine große Lust, da noch mal reinzuwaten.«

Er grinst. Sein aufgesetztes Lächeln ist so breit, dass ich sogar noch seine Backenzähne weiß aufblitzen sehe, als wäre er eine wandelnde Werbefigur für die Zahnchirurgie von Ferrivale. Seine Zähne sind perfekt. Selbstverständlich sind sie das. Er ist Ellis Maximillian Bell. Apropos Maximillian. Das ist eines der wenigen Dinge an meinem Freund, auf die ich mir noch keinen Reim machen kann. Bei allem, was ich von seinen Eltern weiß, erscheint es mir eher unwahrscheinlich, dass sie sich mit seinem zweiten Vornamen so viel Mühe gegeben haben. Vermutlich empfanden sie schon die Wahl seines ersten Vornamens als lästige Pflicht, die sie ihm nie verziehen haben. Meiner Theorie zufolge hat El sich den Namen Maximillian selbst ausgesucht, hat ihn für sich reklamiert und ihn sich einverleibt, und das auch erst letzten Dezember, als Mr Morris uns die wichtigsten Personen der Französischen Revolution vorgestellt und El sich ziemlich für den Revolutionsführer Maximilien Robespierre begeistert hat. Zumindest ganze zwei Wochen lang. Els Leidenschaften sind intensiv, aber kurzlebig.

Zum Glück mit Ausnahme von mir.

Mein Freund. Eigenartig, wie neu das nach wie vor klingt. Der Gedanke geht mir noch eine Weile im Kopf herum. Ich mag das Gefühl, meine Gedanken fließen ganz ruhig und selbstverständlich. Zugegeben, El und ich sind schon seit geraumer Zeit zusammen, aber seit heute Abend ist es offiziell. Mein Bruder weiß Bescheid. Meine Eltern wissen Bescheid. Die Welt, oder zumindest mein kleiner Teil davon in Ferrivale, weiß Bescheid. Und zu verdanken haben wir das einem lüsternen Perversling an unserer Schule, der uns heimlich mit dem Smartphone aufgenommen und es dann auf Instagram gepostet hat. Wahrscheinlich sollte ich dem netten Pornotyp aus unserer Nachbarschaft wirklich dankbar sein. Seine schäbige Aufnahme hat mir den letzten Schubser gegeben, der noch gefehlt hat. Ich musste in den sauren Apfel beißen und meiner Familie alles gestehen.

El hat nie verstanden, warum es mir so schwerfiel, es meinen Leuten zu erzählen. Für einen Außenstehenden - besonders für einen mit Els Familiengeschichte - muss das schrecklich feige gewirkt haben. Aber die Dinge sind nun mal nicht immer so, wie andere glauben. Da ist zum Beispiel der Blick, den sich meine Eltern zugeworfen haben und von dem El nichts mitbekommen hat.

Tja.

»Aaaaal-sooooo«, bohrt er nach, »können-wir-können-wir-können-wir-können-wir?«

Ich reibe mir verzweifelt übers Gesicht und stöhne. Wenn ich mich jetzt querstellen würde, würde er umdrehen, da bin ich mir sicher, aber es ist nun mal so: Obwohl ich Angst habe - und es ist eine verdammt lähmende Angst -, bin ich irgendwie auch neugierig. Also gebe ich mich geschlagen und nicke.

»Juhu!« Wir stehen gerade an einer Kreuzung und El trommelt mit den Handballen aufs Lenkrad. Dann wühlt er in der Tasche seiner perfekt geschnittenen Secondhandjacke, holt einen Lippenstift raus und macht einen Kussmund. »Ellis geht zum Schulball!«

Wenig später fahren wir mit quietschenden Reifen auf den Schulparkplatz. El ist fast fünf Monate älter als ich und beherrscht sein Auto wie ein Formel-1-Pilot. Er hat dem »unbelehrbaren Dussel« (meiner Wenigkeit) sogar ein paar überdrehte Fahrstunden gegeben. Zu meiner Verteidigung nur so viel: Er ist nicht unbedingt der gewissenhafteste Lehrer. Ich habe noch immer keine Ahnung, wie man seitwärts einparkt oder geschmeidig die Gänge wechselt, aber er hat sein Bestes gegeben und mir gezeigt, wie man mit Handbremse wendet oder von null auf hundert beschleunigt. Unter anderem. Da fällt mir unsere erste Fahrstunde auf dem leeren Supermarktparkplatz am Stadtrand wieder ein und meine Wangen fangen an zu glühen. In jener Nacht habe ich ein paar Dinge gelernt, die in keiner Straßenverkehrsordnung stehen.

Wir rasen durch das Tor und dann legt El einen lässigen Neunziggraddrift hin und hält vor Miss Harper, unserer Grand-High-Dementorin für Geografie. Sie wirft dem Auto einen Blick zu, der einem Muggel auf fünfzig Schritt Entfernung die Seele aussaugen könnte. Doch als sie sieht, wer hinterm Lenkrad sitzt, lächelt sie, als hätte ihr gerade jemand einen Korb voller Kätzchen gereicht. Ich bin mir noch nicht sicher, ob sie die Kleinen hätscheln oder auffressen würde, aber trotzdem.

»Sie sehen hiiiiin-reißend aus, Miss H!« Als wir an ihr vorbeigehen, tänzelt El praktisch um sie herum und sie kichert. Wirklich wahr, sie kichert! Herrje. »Sie haben was mit Ihren Haaren gemacht. Zissssch! Echt heiß.«

Das wilde Gewirr auf ihrem Kopf gehört seit meiner Ankunft an der Ferrivale High vor sieben Jahren zu ihrem Inventar. Wahrscheinlich reicht es sogar noch länger zurück und seine Wurzeln liegen im geheimnisvollen Nebel ihrer Anfänge als Superschurkin.

Wir haben keine Eintrittskarten, aber solche Formalitäten gelten nur für Normalsterbliche. Als wir uns den Türen der Turnhalle nähern, zeigt El...

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William Hussey hat seinen Master im Fach Literarisches Schreiben an der Sheffield Hallam University gemacht. Der preisgekrönte Autor reist und liest viel und hat schon an zahlreichen Schulen in Großbritannien und weltweit mit Jugendlichen über LGBTQ+-Themen gesprochen.