Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am14.08.20231. Auflage
Immer wieder tauchen neue Fragen auf. Der Tote im Wald bei Gebüg ist auf eine noch nie dagewesene Weise umgekommen. Warum wurde er umgebracht, warum gerade dort und warum so? Wo sind seine Frau und die Kinder geblieben? Und was hat es mit der einen Million Euro auf sich, die er ein paar Tage vor seinem Tod ins Ausland überwiesen hat? Die Pirmasenser Kriminalkommissare, Pfarrerin Barbara Fouquet und der emeritierte Professor Alfred von Boyen machen sich auf die Suche, die sie bis nach Paris und in die Karibik führt. Der dritte Felsenland-Krimi.

Dr. Michael Gärtner, geboren 1955 in Hamburg, aufgewachsen in Wuppertal, lebte ab 1975 an verschiedenen Orten in der Pfalz, seit 1990 in Ludwigshafen, schreibt Regionalkrimis für die Südwestpfalz, historische Romane, Satirisches und Anders. www.michaelgaertner.info
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextImmer wieder tauchen neue Fragen auf. Der Tote im Wald bei Gebüg ist auf eine noch nie dagewesene Weise umgekommen. Warum wurde er umgebracht, warum gerade dort und warum so? Wo sind seine Frau und die Kinder geblieben? Und was hat es mit der einen Million Euro auf sich, die er ein paar Tage vor seinem Tod ins Ausland überwiesen hat? Die Pirmasenser Kriminalkommissare, Pfarrerin Barbara Fouquet und der emeritierte Professor Alfred von Boyen machen sich auf die Suche, die sie bis nach Paris und in die Karibik führt. Der dritte Felsenland-Krimi.

Dr. Michael Gärtner, geboren 1955 in Hamburg, aufgewachsen in Wuppertal, lebte ab 1975 an verschiedenen Orten in der Pfalz, seit 1990 in Ludwigshafen, schreibt Regionalkrimis für die Südwestpfalz, historische Romane, Satirisches und Anders. www.michaelgaertner.info
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757857455
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum14.08.2023
Auflage1. Auflage
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12249955
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

In dem ehemaligen Köhlerdorf Gebüg begann jener Tag wie jeder andere. Die Berufstätigen verließen am frühen Morgen den Ort mit dem Auto, manche bildeten Fahrgemeinschaften, die Schulkinder wurden vom Bus abgeholt, die Kindergartenkinder von den Eltern nach Fischbach gebracht. Die Älteren schliefen länger und ließen den Jungen den Vortritt auf den Straßen. Es war schon sehr lange her, dass an dieser Stelle im Wald nur ein paar Hütten standen, in denen die Köhler mit ihren Familien hausten. Die Holzkohle wurde zur Verhüttung des Eisenerzes gebraucht, das man an einigen Stellen der Gegend mithilfe mühsam in die Berge getriebener Stollen schürfte. Dort oben am Fuße des Maimont befand sich ein Buchenwald, den man ausbeutete, solange das Eisenerz geborgen und die Holzkohle benötigt wurde. Von »Buche« soll auch der Name stammen: das Gebüg.

Alfred von Boyen hatte diesen Tag wie jeden Tag begonnen - er war den Weg des Bogens gegangen. Die alte Kunst des Kyu-Do hatte er bei einem Meister in New York gelernt und sie hatte ihn fortan begleitet. Seit er sich vor einigen Jahren in die Stille des Gebüg zurückgezogen hatte, konnte er dieser Übung des meditativen Bogenschießens ungestört jeden Morgen nachgehen. Das hatte ihm sehr dabei geholfen, über die Brüche in seinem Leben, die ungewollten und die selbst gewählten, hinwegzukommen. Das ehemalige Köhlerdorf bestand aus nur wenigen Häusern. Was an einem Ende gerufen wurde, konnte man am anderen hören, oft sogar verstehen.

Kaum hatte er den Bogen und die Pfeile wieder an ihren angestammten Platz zurückgestellt, wurde es laut im Dorf. Immer mehr Stimmen waren zu hören, sie fielen übereinander her und vermischten sich zu einem undeutbaren Rufen und Schreien. Von Boyen hatte sich für diesen Tag - wie immer - ein festes Pensum an Arbeit vorgenommen. Sein jüngstes Projekt war ein populärwissenschaftliches Buch zur Geschichte der Religionen Europas und deren Miteinander, das nicht selten auch ein Gegeneinander gewesen war. Er wollte endlich aufklären, mit alten Vorurteilen aufräumen und damit zu einem guten Zusammenleben der Menschen in der multikulturellen Gesellschaft Europas beitragen. Er war getrieben von dem Wunsch, seinen Teil zu mehr Frieden in Europa und rund um das Mittelmeer zu leisten.

Die Rufe am anderen Ende des Dorfes wurden lauter. Von Boyen ließ sich nicht gerne bei der Arbeit stören. In diesem Moment kam seine Nachbarin angelaufen. Sie klingelte ununterbrochen an der Haustür, ungewöhnlich für die sonst so zurückhaltende Frau.

»Kommen Sie!«, rief sie ihm zu, als er ihr die Tür geöffnet hatte. »Ich denke, das müssen Sie sich anschauen!«

Die Nachbarin konnte sich für manches begeistern und über vieles aufregen, von dem Alfred von Boyen nicht aus der Ruhe zu bringen war. Er hatte schon so viel Schreckliches und Schönes gesehen, dass ihm die kleinen Aufregungen des bundesdeutschen Alltags meist wie Hohn vorkamen gegenüber dem, was andere Menschen auf dieser Erde durchmachen mussten. Er wusste jedoch auch, dass die menschliche Natur täglich ihren Teil an Aufregung und Neuigkeiten brauchte, damit sie in einem wohlgeordneten Leben nicht an Langeweile krank wurde.

Er zog sich schnell eine Jacke an, lief über den Hof auf die lediglich mit Schotter bedeckte Straße vor seinem Haus und suchte nach seiner Nachbarin. Sie stand unten an der Gabelung der beiden Straßen im Gebüg und winkte ihm zu.

Es war noch früh am Vormittag. Die im Ort Zurückgebliebenen, die wenigen Hausfrauen und die Alten, waren aber nun alle auf der Straße und liefen auf den Wald zu. Am Ende des Dorfes, beim letzten Haus in der Maimontstraße, hörte die geteerte Straße auf und ging in einen unbefestigten Wirtschaftsweg über. Da war ein Parkplatz für einige wenige Wagen, begrenzt von dem kleinen Bach auf der einen Seite und dem ansteigenden Hang des Berges auf der anderen. An den Wochenenden konnte man dort gelegentlich die Autos von Wanderern mit Kennzeichen aus den Städten und Landkreisen entlang des Rheines finden. Heute Morgen parkte hier niemand.

Die Nachbarin hatte gewartet. Von Boyen ging mit ihr zum Wald hinauf. Die Menschen vor ihnen blieben bei den ersten Bäumen auf der Straße stehen und schienen heftig miteinander zu diskutieren. Der Anblick erinnerte an eine Herde der kleinen Hochlandrinder auf den umliegenden Wiesen, die mit Empörung ihr Futter einforderten. Der sich anschließende Waldweg war ausgefahren und von den Regenfällen der letzten Tage an einigen Stellen tief zerfurcht. Der Bach, der zur Rechten durch ein kleines Tal hinunter zum Ort floss, war hoch gefüllt. Normalerweise war an dieser Stelle, wenn man die letzten Häuser hinter sich gelassen hatte, nur das Rauschen des Windes in den Bäumen und das Gluckern des kleinen Baches zu hören. Ansonsten umfing den Spaziergänger bereits die wohltuende Stille des Waldes. Heute jedoch gellten die Rufe der Dorfbewohner durch das Unterholz.

»Weshalb haben Sie mich gerufen?«, fragte von Boyen, als er seine Nachbarin erreichte. »Was ist dort los?«

»Dort oben soll ein Mensch liegen. Ein Toter. Mehr weiß ich auch nicht.«

Die alte Frau König aus dem Eckhaus an der Kreisstraße hatte die Leiche entdeckt. Sie war an diesem Tag - wie jeden Morgen - mit ihrem Hund in den Wald gegangen. Sie wartete - auch wie immer - , bis alle Autos den Ort verlassen hatten und ging dann los. So musste sie ihren Hund nicht anleinen und konnte ihm von der Haustür an freien Lauf lassen. Der Hund war eine hübsche Promenadenmischung mit der nachteiligen Begabung, in mehreren Hundesprachen bellen zu können, und dies so laut, dass bei Frau Königs morgendlichem Spaziergang regelmäßig auch die letzten Schläfer des Dorfes geweckt wurden.

Der Vierbeiner stürmte auf die Straße vor dem kleinen Haus von Frau König und markierte mit lautem Kläffen sein Revier. Dabei drehte er sich um sich selbst, als gelte es, eine ganze Herde Wölfe zu verscheuchen. Er war jedoch völlig allein, lediglich zwei alte Spatzen betrachteten ihn mit wohlwollender Gleichgültigkeit. Er wartete, bis Frauchen die Haustür abgeschlossen hatte, und stürmte dem Ende der Straße zu. Dort, an dem kleinen Parkplatz, blieb er stehen. Er ging nie ohne die alte Frau in den Wald hinein. Vermutlich hatte er Respekt vor den vielen fremden Gerüchen, die dort auf ihn eindrangen. Die machten ihn andererseits neugierig, und als Frau König ihn erreicht hatte, wagte er sich in ihrem Schutz in den Wald hinein.

An diesem Morgen kamen sie nicht sehr weit. Sie waren vielleicht fünfzig Meter gegangen - wobei der Hund diesen Weg mehrmals hin- und zurückgelaufen war - als er plötzlich stehen blieb und sein Kläffen einstellte. Frau König rätselte eine Weile herum, was ihren Hund so plötzlich zum Schweigen gebracht hatte. Dann entdeckte sie einen Hut und eine Hand und wagte sich nur noch langsam an das Etwas heran, vor dem der Hund still Haltung angenommen hatte.

Das seltsame Geräusch, das sie nun wahrnahm, kam aus der Richtung des Menschen, der dort lag. Es waren Hunderte Fliegen, die um den Körper herum schwirrten, sich auf ihm niederließen und wieder davonflogen. Frau König bekam Angst und auch der Hund blieb respektvoll auf Distanz. Allein wollten sie nicht näher an die Leiche herangehen - denn, dass es sich um eine solche handelte, war Frau König vom ersten Moment an klar. Also machten beide auf dem Absatz kehrt und gingen so schnell wie möglich ins Dorf zurück.

Dort angekommen, klingelte sie an der Tür des ersten Hauses. Jedoch, wie schon befürchtet, war niemand da. Verzweifelt lief sie auf die Straße zurück und begann zu rufen: »Hilfe!«

Es rührte sich nichts. Sie musste zu einer wenig geschätzten Nachbarin gehen und dort läuten. Als diese die Tür öffnete und Frau König etwas von einer Leiche im Wald sagte, war sich die Frau in der Kittelschürze nicht sicher, ob es die komische Alte aus dem Haus unten an der Kreisstraße nun endgültig erwischt hatte, oder ob das wieder eine von deren gelegentlich skurrilen Geschichten war. Bei ihr siegte jedoch die Neugierde, sie ging zusammen mit Frau König ein Haus weiter und klingelte den jungen Rentner aus seiner Wohnung.

Noch im vergangenen Jahr war er zum Briefträger des Jahres von den Anwohnern seines Zustellbezirks in Pirmasens gewählt worden. Sechzig bis achtzig Kilo Briefe und Broschüren hatte er jeden Tag ausgefahren, zwölf bis fünfzehn Kilometer legte er täglich zurück. Dann hatte eines Tages der alte Französischlehrer aus der Reihenhaussiedlung den Rückwärtsgang seines Wagens mit dem Vorwärtsgang verwechselt und den Briefträger des Jahres überfahren. Monate im Krankenhaus, dienstunfähig. Nun war er den ganzen Tag in seinem kleinen Haus und wusste nicht so recht, was er mit dem Leben anfangen sollte. Er hielt noch die Kaffeetasse in der Hand, als er an die Tür trat, und war dann sofort bereit, die beiden alten Damen zu begleiten. So...
mehr