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Totennacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
500 Seiten
Deutsch
Art Skript Phantastik Verlagerschienen am21.10.2023
Die Ewigkeit kann lang sein, wenn man nicht mehr angebetet wird. Als vergessener, ägyptischer Totengott hat Mafed kein Problem mit dem Sterben, denn der Tod findet den ehemaligen Rechtsmediziner überall. Als Mafed nach New York zurückkehrt, hat sich alles verändert - er, die Stadt und vor allem Detective Ian Barnell. Ein grausamer Serienmörder vergreift sich an jungen Frauen und raubt ihnen die Augen. Um ihn zu stoppen, muss das ungleiche Duo wieder zusammenarbeiten, doch Ian scheint dem Gott nicht mehr zu vertrauen. Mafed kämpft nicht nur mit seinen Gefühlen, einem ambitionierten Staatsanwalt und der Zeit, sondern auch mit Ängsten, von denen er nie zu träumen gewagt hat.

Jenny Wood lebt - seit sie 1985 geboren wurde - im schönen Ruhrgebiet. Ihr Heim teilt sie mit einem verrückten Schlagzeuger und jede Menge Büchern. Seitdem sie ein Teenager war, schlägt ihr Herz für phantastische Literatur. Da sie nie den Ring ins Feuer werfen sollte und Drachentöterinnen auch nicht mehr gebraucht werden, entschied sie sich nach einer längeren Findungsphase für den öffentlichen Dienst. Die Arbeit mit Menschen bereitet ihr große Freude und die Literatur ist der perfekte Ausgleich zur harten Realität.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDie Ewigkeit kann lang sein, wenn man nicht mehr angebetet wird. Als vergessener, ägyptischer Totengott hat Mafed kein Problem mit dem Sterben, denn der Tod findet den ehemaligen Rechtsmediziner überall. Als Mafed nach New York zurückkehrt, hat sich alles verändert - er, die Stadt und vor allem Detective Ian Barnell. Ein grausamer Serienmörder vergreift sich an jungen Frauen und raubt ihnen die Augen. Um ihn zu stoppen, muss das ungleiche Duo wieder zusammenarbeiten, doch Ian scheint dem Gott nicht mehr zu vertrauen. Mafed kämpft nicht nur mit seinen Gefühlen, einem ambitionierten Staatsanwalt und der Zeit, sondern auch mit Ängsten, von denen er nie zu träumen gewagt hat.

Jenny Wood lebt - seit sie 1985 geboren wurde - im schönen Ruhrgebiet. Ihr Heim teilt sie mit einem verrückten Schlagzeuger und jede Menge Büchern. Seitdem sie ein Teenager war, schlägt ihr Herz für phantastische Literatur. Da sie nie den Ring ins Feuer werfen sollte und Drachentöterinnen auch nicht mehr gebraucht werden, entschied sie sich nach einer längeren Findungsphase für den öffentlichen Dienst. Die Arbeit mit Menschen bereitet ihr große Freude und die Literatur ist der perfekte Ausgleich zur harten Realität.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783949880537
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.10.2023
ReiheKemet
Seiten500 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2376 Kbytes
Artikel-Nr.12581079
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

New York, vor fast fünf Jahren

 

Der Central Park roch nach feuchter Erde und frisch geschnittenem Gras. Die Wege wirkten verlassen und der Lärm der Stadt, die niemals schläft, drang nur gedämpft herüber. Irgendwo hinter den Hochhäusern Manhattans kündigte sich der Sonnenaufgang an und tauchte den Himmel in ein zartes Blau.

Mafed war erst vor wenigen Tagen nach New York gezogen und hatte noch keine Zeit gehabt, sich die Stadt genauer anzusehen. Er war nicht zum ersten Mal hier, doch sein letzter Aufenthalt lag schon einige Jahrzehnte zurück. Seitdem hatte sich vieles verändert, aber das Lied der Stadt war immer noch dasselbe und summte in Mafeds Ohren wie Sirenengesang. Allerdings würde er den lockenden Versuchungen des Big Apple erst später nachgeben können. Er war nicht ohne Grund an die Ostküste zurückgekehrt.

Achtlos duckte er sich unter dem gelben Absperrband der Polizei hindurch und näherte sich dem Tatort. Seine Bewegungen wirkten so selbstbewusst, dass sogar der wachhabende Officer nicht daran zu zweifeln schien, dass der Totengott sich hier aufhalten durfte. Und im Prinzip tat er das auch - oder zumindest Doctor Jahi Mafed, die Identität, die er sich für seinen neuen Lebensabschnitt ausgesucht hatte.

Der Schatten einer Baumreihe malte sich gegen das Dämmerlicht ab. Etwas Schweres baumelte von einem der dicken Äste und schwang leicht hin und her, als wäre einer der anwesenden Ermittelnden dagegen gestoßen. Auf den ersten Blick hätte man es für eine große Marionette halten können, die jemand dort aufgehängt hatte. Aber Mafed wusste es besser. Er witterte den süßlichen Geruch von Urin und Schweiß, nur fehlte der Herzschlag.

Trotz mangelnder Lichtquellen erkannten seine scharfen Augen den Leichnam eines Mannes, der an einem dicken Strick hing. Er schätzte den Toten auf Mitte vierzig. Sein Haar war grau meliert. Seine geschlossenen Augen und die entspannten Gesichtszüge hätten ihn friedlich wirken lassen, wäre da nicht dieser ungesunde Teint gewesen. Noch in der Betrachtung versunken, zog Mafed Latexhandschuhe aus seiner Umhängetasche und streifte sie über.

»Wissen wir schon, wer der Mann ist?«, fragte er einen vorbeigehenden Mitarbeiter der Spurensicherung, während er seine Tasche abstellte.

»Nein ... Sir«, kam als zögerliche Antwort. »Bisher hat ihn niemand angerührt. Wir warten noch auf die Freigabe durch die Rechtsmedizin.«

»Gut.« Mit einem Wink entließ Mafed den Sterblichen, der nur perplex den Kopf schüttelte und seine Arbeit wieder aufnahm.

Der Unsterbliche schlüpfte aus seiner Jacke, warf sie über seine Tasche und krempelte die Ärmel hoch. Augenblicklich biss die kalte Novemberluft in seine Haut. Mit geübtem Blick musterte er den Baumstamm. Seine Hände fanden wie von selbst Halt in den Rissen der Rinde, sodass er sich langsam hochziehen konnte. Zweimal rutschten die glatten Sohlen seiner Schuhe weg. Elegante Lederstiefletten eigneten sich nicht für ausgedehnte Kletterpartien - aber er konnte auch schlecht als Ägyptische Mau den Baum erklimmen.

Schließlich schwang Mafed sich auf den dicken Ast, der unter dem zusätzlichen Gewicht eines zweiten Körpers protestierend knarrte. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und schaltete die Taschenlampe ein. Obwohl er die Lichtquelle nicht benötigte, wollte er die Maskerade aufrecht erhalten und beleuchtete damit den Knoten vor sich. Kritisch beugte er sich vor.

»Hey! Hey, Spiderman!«, erklang ein lauter Ruf. »Shit! Was soll das? Was machen Sie da oben?«

Ungerührt sah Mafed zu der Quelle der Stimme. Am Fuße des Baumes hatte sich ein blonder Hüne aufgebaut, der ihn verärgert musterte. Der Gott schätzte den Sterblichen auf Anfang dreißig, doch das glattrasierte Gesicht machte es schwierig, sicher zu sein. Er trug einen billigen Anzug von der Stange und einen grauen Wollmantel. Die linke Hand hatte er so in die Seite gestemmt, dass Mafed seine Dienstwaffe im Schulterholster erkennen konnte - eine unterschwellige Drohung. In der anderen hielt er eine brennende Zigarette. Damit deutete er auf den Totengott, als dieser nicht antwortete.

»Sind Sie von der Presse? Bewegen Sie sofort Ihren Arsch hier runter!«

»Sie verunreinigen meinen Tatort«, erwiderte Mafed schlicht und wandte sich wieder dem Leichnam zu.

»Ihren ... was?«

»Tatort, Officer. Nein, ich präzisiere: Leichenfundort. Ich gehe nicht davon aus, dass die Tat hier stattgefunden hat.«

»Tat? Fundort?« Die Wut in der Stimme wich purer Verwirrung. »Wer zur Hölle sind Sie? Wenn Sie nicht sofort Ihren Arsch -«

»Sie sind auffällig auf mein Hinterteil fixiert.«

»Entschuldigung, aber in der Regel lade ich Journalisten, die sich auf Tatorten rumschleichen, nicht vorher zum Essen -«

»Doctor Mafed?« Eine aufgeregte Frauenstimme unterbrach das Gezanke und ließ beide Männer aufschauen. Eine Frau mit kupferrotem, kinnlangem Haar eilte auf sie zu. Nervös lächelnd blieb sie neben dem fremden Mann stehen und rückte ihre überdimensionale Brille zurecht. »Das ist ja eine schöne Überraschung.«

Der Mann zog an seiner Zigarette und schnaubte unwillig, wobei Rauch aus seiner Nase quoll. »Moment mal. Mafed? Der neue Rechtsmediziner? Dieses angebliche Wunderkind, für das du einen Schrein gebaut hast?«

Unwirsch boxte die Frau dem Polizeibeamten gegen den Oberarm. »Ian!« An Mafed gewandt sprach sie sanfter weiter: »Mein Name ist Doctor Jill Turner. Es ist mir wirklich eine große Ehre, mit Ihnen zu arbeiten. Ich habe alle Ihre Veröffentlichungen gelesen und besonders die über natürliche Mumifizierung hat mich sehr beeindruckt.«

Überrascht zog Mafed die Augenbrauen hoch. Die Sterbliche hatte seine Neugierde geweckt und das gelang nicht vielen Menschen. Doch wie konnte man nicht hellhörig werden, wenn sie ihn lobpreiste wie ... nun, einen Gott?

»Ich habe so viele Fragen an Sie«¸ plapperte Doctor Turner weiter. »Wie kamen Sie -«

»Scheiße, Jill. Warum bewirfst du ihn nicht gleich mit deinem Höschen?«, unterbrach sie der Mann grimmig.

Mafed sah, wie die junge Rechtsmedizinerin errötete. »Das ist rein professionelles Interesse«, schnappte sie, doch sie wirkte ertappt. »Du musst nicht gleich eifersüchtig werden.«

»Dann lass uns mal ganz professionell feststellen, dass das hier ein Selbstmord war«, schlug der Mann vor und verdrehte die Augen. »Dann könnt ihr euch zum Flirten in euren Leichenkeller verziehen und ich kann endlich wieder in mein Bett.« Bei seinen letzten Worten folgte sein Blick auffällig einer Brünetten in Kleidung der Spurensicherung.

»Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen«, mischte Mafed sich ein. »Aber ich fürchte, wir haben weder für das eine noch das andere Zeit.«

»Was soll das heißen?«, knurrte der Ermittler und schnipste seine Kippe ins Gras.

Mafed unterdrückte einen Seufzer. Er schwang sich von dem Ast und landete geschickt auf dem weichen Boden. Mit bemüht gleichgültigen Bewegungen zog er seine Handschuhe aus und trat auf den Mann zu. »Das soll heißen, dass ich nach aktuellem Informationsstand nicht von Suizid ausgehe.«

»Nach aktuellem Informationsstand«, äffte der andere ihn nach.

Mafed hatte in all den Jahrhunderten lernen müssen, dass es unter den Sterblichen einige mit begrenzter Intelligenz gab. Dieses Exemplar schien diesbezüglich sehr begrenzt zu sein und obendrein furchtbar nervig. Mafed rümpfte die Nase. Er hasste es, mit Idioten arbeiten zu müssen. Trotzdem wollte er es versuchen.

»Wissen Sie, wie hoch die Selbstmordrate in New York ist?«, fragte er.

Der Mann gab erneut einen abfälligen Laut von sich. »Nein, aber ich bin mir sicher, dass Sie es mir sagen werden.«

Mafed setzte ein wissendes Lächeln auf. »Die genaue Zahl ist - um ehrlich zu sein - irrelevant, aber sie liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt und das hat einen guten Grund.«

»Über den Sie wahrscheinlich gleich referieren werden«, vermutete der Sterbliche und barg seine Hände in den Manteltaschen. Genervt verlagerte er sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.

Mafed kam nicht umhin, ihn erneut zu mustern. Der billige Anzug sollte vermutlich Eindruck machen, zeigte aber, dass der Mann sich eigentlich nichts aus Mode machte. Unter dem kalten Zigarettenrauch witterte Mafed ein scharfes Aftershave. Das rasierte Gesicht war markant und die Statur erinnerte den Gott an einen Profisportler. Im Stillen musste Mafed sich eingestehen, dass der Mann durchaus attraktiv war, doch sein Charakter war umso abstoßender.

»Bei vielen der Fälle handelt es sich nicht um New Yorker«, schaltete Jill sich ein. Sie zuckte zusammen, als beide Männer sich ihr zuwandten. »New York hat ein Problem mit Selbstmordtourismus«, fuhr sie leise fort. »Dazu gibt es viele Theorien, aber keine validierte.«

Ungläubig schüttelte der Polizeibeamte den Kopf. »Die Leute reisen extra hierher, um sich umzubringen? Was stimmt mit denen nicht?«

»Sie haben recht«, überging Mafed den Kommentar des Sterblichen und schenkte der Medizinerin ein aufbauendes Lächeln. »Sehr gut, Doctor ...?«

»Turner.«

»Turner. Natürlich. Verzeihung.« Mafed reichte ihr die Hand, die sie sichtbar stolz schüttelte.

»Okay, fein. Ihr seid beide wandelnde Klugscheißer«, bemerkte der Mann und deutete harsch auf die baumelnde Leiche. »Aber das alles beweist doch nur, dass es Selbstmord war.«

Mafed straffte die Schultern und blickte herausfordernd zu dem anderen hinauf, der ihn um einen Kopf überragte. Davon ließ er sich nicht einschüchtern. In der modernen Zeit waren die meisten Menschen größer als er. »Das waren bloß...
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Jenny Wood lebt - seit sie 1985 geboren wurde - im schönen Ruhrgebiet. Ihr Heim teilt sie mit einem verrückten Schlagzeuger und jede Menge Büchern. Seitdem sie ein Teenager war, schlägt ihr Herz für phantastische Literatur. Da sie nie den Ring ins Feuer werfen sollte und Drachentöterinnen auch nicht mehr gebraucht werden, entschied sie sich nach einer längeren Findungsphase für den öffentlichen Dienst. Die Arbeit mit Menschen bereitet ihr große Freude und die Literatur ist der perfekte Ausgleich zur harten Realität.

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