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Das grünäugige Mädchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.05.20151. Auflage
Dieser Roman der Bestsellerautorin Catherine Gaskin ist halb Abenteuer-, halb Frauenroman. Er ist »ein herrlicher Schmöker aus den Goldrausch-Tagen Australiens« um die Mitte des 19. Jahrhunderts. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Catherine Gaskin wurde 1929 in Irland geboren. Nach dem Studium in Sydney ging sie in die USA. Ihre zahlreichen Gesellschafts- und Frauenromane machten sie als Romanautorin international bekannt. Sie starb 2009 in Sydney.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDieser Roman der Bestsellerautorin Catherine Gaskin ist halb Abenteuer-, halb Frauenroman. Er ist »ein herrlicher Schmöker aus den Goldrausch-Tagen Australiens« um die Mitte des 19. Jahrhunderts. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Catherine Gaskin wurde 1929 in Irland geboren. Nach dem Studium in Sydney ging sie in die USA. Ihre zahlreichen Gesellschafts- und Frauenromane machten sie als Romanautorin international bekannt. Sie starb 2009 in Sydney.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105602560
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum15.05.2015
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1496 Kbytes
Artikel-Nr.1704461
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2

Wir langten gerade vor Einbruch der Dunkelheit in Ballarat an - die blaudunstigen Berge färbten sich in der Dämmerung violett. Es war ein großes Tal, durch das sich ein kleiner Fluß hindurchschlängelte. Die Berge ringsum waren nicht sehr hoch. Das Tal wurde von den grob geschaufelten Gräben wie von Adern durchzogen; dort lag das Gold, wenn man es finden konnte. An manchen Stellen war das Land spärlich bewaldet, doch wo die Menschen Besitz von ihm ergriffen hatten, war es kahl und bloß. Die grasbewachsenen Hänge unter den Eukalyptusbäumen wichen dem nackten Erdboden, der von Fußtritten festgetrampelt und unfruchtbar geworden war - oder furchtbar entstellt von den endlosen Erdhaufen, die sie aus dem Boden heraufschaufeln mußten, bevor sie auf den Quarz stießen, der das Gold barg.

Es lebten damals, nur drei Jahre, nachdem man hier zum erstenmal Gold entdeckt hatte, vierzigtausend Menschen in diesem Tal. Es war eine Zeltstadt, in Schlamm gebettet; die schmalen Zeltstraßen folgten den Hauptgräben nach Westen und dem gelben Schlammfluß, den sie Yarrowee nannten. Bis zum heutigen Tage schweben mir die Namen jener goldenen Schlammgräben noch auf der Zunge; wie jeder, der einmal dort war, werde ich sie nie vergessen - Golden Point, an dem sie zuerst Gold fanden, den Canadian, den Eureka, den Italian - - -

Doch einen Teil der Main Road säumten auf beiden Seiten die Unternehmen jener, die wie Larry gekommen waren, um den Menschen das Gold aus den Taschen zu holen. Hier waren die Kneipen und die Läden - wackelige Baracken aus Schalbrettern und Segeltuch, bereit, sofort zu verschwinden, sobald das Gold versiegte. Nur ein Gebäude war aus Stein - die Bank. Und etliche von den vierzigtausend Menschen, die jeden Tag in dem Erdboden unter ihren Füßen auf der Jagd nach dem Gold waren, verspielten es jede Nacht wieder oder stießen es über die Theken, um ihren Whisky zu bezahlen. Es gab streunende Hunde und barfüßige Kinder und Frauen, die in Eimern Wasser herbeischleppten. Es gab auch schöne Stiefel aus marokkanischem Leder zu kaufen und Seidenschals aus Hongkong. Aus den Wirtshäusern drang das Geräusch der Tag und Nacht klimpernden Klaviere, und hinten an den Straßen und Gräben hörte man die Winden knarren und, wenn der Wind umsprang, das Knattern der Windrohre. Die Katholiken hatten ihre Kapelle auf Bakery Hill gebaut; die Presbyterianer hielten ihre Gottesdienste in der gälischen[3] auf Specimen Hill. In diesem Tal wurde jede Sprache gesprochen. Seit drei Jahren war es der reichste Fleck auf der Erde.

Für die erste Nacht schlug Dan Maguire die Zelte ein wenig abseits des Zentrums auf - er hatte ja noch kein eigenes Stück Land - und wählte deshalb einen Platz, um den niemand sich zu reißen schien. Ich machte mich sogleich an die Arbeit, half beim Abladen, beim Auspacken des Kochgeschirrs und zündete ein Feuer von dem Holz an, das Pat herbeitrug. Ich merkte sofort, daß die Maguires nicht gewohnt waren, in dieser Weise für sich zu sorgen. Sie arbeiteten mit großem Eifer, doch mir schien, sie waren sich selbst ein wenig im Wege. Kate Maguire behauptete, eine gute Köchin zu sein; doch ich brachte die Würste in der Pfanne zum Brutzeln und den Wasserkessel für ihren Tee zum Kochen. Ich rollte die meisten Bettdecken auseinander, während Rose mit ihrer eigenen Kiste beschäftigt war, die mit allen möglichen, hier gänzlich ungeeigneten Kleidern vollgestopft war. Ich war froh, daß sie so liebenswert, aber ihrer selbst nicht so ganz sicher waren; dadurch kamen meine eigenen Leistungen besser zur Geltung; doch hatte ich keine schlechten Hintergedanken bei meinem Tun. Ich wollte mich als unentbehrlich für Kate erweisen - oder vielmehr für sie alle -, und ich hatte nur diese eine Chance. Ich machte keinerlei Anstalten, meine Segeltuchtasche zu ergreifen und abzuziehen, um irgendwo anders eine Unterkunft zu finden. Und es ehrt sie, daß keiner von ihnen - auch nicht mit einem Blick - mir bedeutete, es zu tun. Als es Zeit war, die Zinnteller und Becher auszuteilen, reichte man mir einen mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als wäre ich schon immer dort gewesen. Ich aß das Brot und die Wurst und trank den dunklen, heißen Tee - und verhielt mich ganz still, denn ich hatte Angst, den Mund aufzumachen, weil dadurch vielleicht einer von ihnen sich daran erinnern könnte, daß meine Anwesenheit nicht Teil der Abmachung war. Aber ich vermute, sie waren sich dessen trotzdem bewußt. Pat blickte zu mir herüber - ich entsinne mich dessen genau - und blinzelte mir zu, halb lachend und halb von Bewunderung erfüllt, als wäre ich mit etwas durchgekommen.

Sogar in jener ersten Nacht zogen sie einige Besucher an. Es sollte das Muster für alle weiteren Nächte in Ballarat werden. Con brachte ein anderes Kind mit an das Feuer, einen Jungen in seinem Alter etwa, Eddie O´Donnell. Ein wenig später kam dann sein Vater von einem nahe gelegenen Lagerplatz, um ihn zu holen; anstatt das Kind nun schnell zurückzuscheuchen, blieb er, um sich ein wenig zu unterhalten, und ich glaube, es war nicht nur wegen des Whiskys, den Dan ihm anbot. So waren die Leute auf den Goldfeldern - meistens! -, freundlich und jederzeit bereit zu helfen, wenn sie es vermochten. Doch ich hing nun einmal an dem Gedanken, es sei etwas Besonderes um die Maguires. Vielleicht war es Kate.

Der Mann stellte sich als Tim O´Donnell vor. »Wirklich zu nett, Sie kennenzulernen, Mr. O´Donnell«, begrüßte sie ihn und machte eine Bewegung, die halb Knicks, halb ein Kopfneigen des Willkommens war, und ihr ganzer Körper schien die Freude an diesem Kennenlernen auszustrahlen. Ich mußte mir Tim O´Donnell noch ein zweites Mal anschauen, um zu sehen, was an ihm eine solche Wirkung haben könnte. Er war ein schmächtiger Mann mit einem struppigen Schnurrbart, ängstlich und nicht sehr anziehend. Kate aber gab ihm das Gefühl, ein König zu sein - oder zumindest ein weiser und erfahrener Mann, wie er nun dasaß und diesen Neuankömmlingen gute Ratschläge erteilte. Kurz darauf kamen auch seine Frau und Tochter Lucy herüber. Lucy O´Donnell war ein hübsches Mädchen, jedoch keineswegs eine so aufsehenerregende Schönheit wie Rose. Für mich war es interessant zu beobachten, daß sie in etwa derselben Weise auf Rose reagierte, wie ich es getan hatte - sie wollte sie nicht nett finden und konnte doch nicht anders, als sie gern mögen.

Klein Eddie schlief an die Schulter seiner Mutter gelehnt ein, als die O´Donnells noch blieben und zuhörten, wie Kate von Dublin erzählte und Dan nüchtern, jedoch ohne Bitterkeit, über Politik sprach. Sie lauschten sogar mit Interesse Pats Redeschwall über die Engländer, obwohl das, was er sagte, nichts Neues für einen Iren war. Und Rose sang, um ihrem Vater eine Freude zu bereiten, einen Vers seiner Lieblingsballade, der Ballade über Robert Emmet und Sarah Curran.


»Sie ist fern von dem Land,

wo ihr junger Geliebter schläft ...«


Und dann fühlte ich Cons Gesicht gegen mich sinken; wir saßen nämlich nebeneinander auf einem Holzklotz, den Sean an das Feuer gerollt hatte. Es war die erste der vielen Nächte, in der Con, an meine Schulter gelehnt, einschlummerte, und es war ebenfalls das erstemal, daß ich ihn ins Bett brachte. Ich wußte, Kate hatte nichts dagegen; sie nickte mir leicht zu, als wir aus dem Kreis des Feuerscheins fortschlüpften.

Ich half ihm mit seinem Bettzeug und auch beim Ausziehen; seine Finger waren vor Schläfrigkeit ganz ungeschickt. Er vergaß, daß er beinahe schon ein Mann war und wurde ganz von selbst wieder ein Kind, besonders in dem Augenblick, als er sich emporreckte, um mir die Arme um den Hals zu legen und mir einen Kuß zu geben. »Ich bin froh, daß du gekommen bist, Emmy«, sagte er.

Er schlief augenblicklich ein, doch ich saß noch eine Zeitlang neben ihm, meine Hand dicht neben seiner Wange, und sein leichter Atem strich darüber hin. Ich dachte an den Kuß, den er mir gegeben hatte, an das Gefühl seines an mich gepreßten kindlichen Körpers, und jene Unschuld schien fast das Häßliche der Erlebnisse mit Gribbon von mir zu nehmen. Ich wünschte, dieses Kind gehöre mir anstatt Kate. Zum erstenmal erkannte ich, daß ich Kinder haben wollte. Es war eine reinigende Läuterung, die mir in jener Nacht, als ich an Cons Bett saß, zuteil wurde, eine rettende Gnade nach dem Grauen in »The Digger´s Arms«.

Ich fühlte mich nach Cons Kuß nicht mehr häßlich und arm, sondern plötzlich stark und hatte vorläufig auch keine Angst mehr. Als ich zu den anderen zurückkehrte, brachen die O´Donnells gerade auf zu ihren Zelten. Es hatte keine allgemeine Vorstellung stattgefunden, als sie gekommen waren, sondern sie hatten alle ganz beiläufig ihre Namen erfahren.

Mrs. O´Donnell wies jetzt mit dem Kopf auf mich: »Und dies ist ... noch eine Tochter?« fragte sie zweifelnd. Ich sah nicht wie noch eine Tochter aus. »Nein«, erwiderte Kate. »Dies ist unsere Freundin, Emmy Brown.«

Und das war ich von dem Augenblick an. Sie bereiteten ein Nachtlager für mich auf einer Strohmatratze in dem kleinen Zelt von Rose. Was auch immer ich später von Rose hielt, so darf ich jedoch nicht vergessen, daß sie mich dort in jener Nacht willkommen hieß; sie war eifersüchtig und habgierig, aber auf Menschen, nicht auf Sachen. Ohne darüber nachzudenken, teilte sie mit mir sogar ihre Schätze, die ihr sehr viel bedeutet haben müssen, da sie zur Neige gingen - die parfümierte Seife, das Kölnisch Wasser; ich erinnere mich sogar an das Lavendelbeutelchen, das ich zwischen meine Sachen in...
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Autor

Catherine Gaskin wurde 1929 in Irland geboren. Nach dem Studium in Sydney ging sie in die USA. Ihre zahlreichen Gesellschafts- und Frauenromane machten sie als Romanautorin international bekannt. Sie starb 2009 in Sydney.