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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am06.04.2018Auflage
Frühling in Monticello, Wohnsitz von Präsident Thomas Jefferson: Archäologe Kimball Haynes macht einen grausigen Fund. In den alten Sklavenquartieren, wo einst die schöne Sklavin Medley Orion lebte, liegt das über hundert Jahre alte Skelett eines reichen Mannes. Sein Schädel wurde zertrümmert. Kurz darauf wird auch Haynes ermordet. Mit Tigerkatze Mrs. Murphy an ihrer Seite taucht Mary Minor »Harry« Haristeen tief in die Vergangenheit Crozets ein.   Alle Fälle der Mrs.-Murphy-Erfolgsserie gibt es jetzt als E-Books bei Ullstein!  

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.
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Produkt

KlappentextFrühling in Monticello, Wohnsitz von Präsident Thomas Jefferson: Archäologe Kimball Haynes macht einen grausigen Fund. In den alten Sklavenquartieren, wo einst die schöne Sklavin Medley Orion lebte, liegt das über hundert Jahre alte Skelett eines reichen Mannes. Sein Schädel wurde zertrümmert. Kurz darauf wird auch Haynes ermordet. Mit Tigerkatze Mrs. Murphy an ihrer Seite taucht Mary Minor »Harry« Haristeen tief in die Vergangenheit Crozets ein.   Alle Fälle der Mrs.-Murphy-Erfolgsserie gibt es jetzt als E-Books bei Ullstein!  

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843715843
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum06.04.2018
AuflageAuflage
Reihen-Nr.3
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7224 Kbytes
Artikel-Nr.2639442
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

Lachend betrachtete Mary Minor Haristeen die Nickelmünze in ihrer Hand. Über dem Abbild von Monticello war das Motto unserer Nation eingeprägt: E Pluribus Unum. Sie reichte das Geldstück an ihre ältere Feundin, Mrs. Miranda Hogendobber, weiter. »Na, was sagen Sie?«

»Dieser Nickel ist keinen roten Heller wert.« Mrs. Hogendobber schürzte die melonenrot geschminkten Lippen. »Auf dem Nickel sieht Monticello so groß und unpersönlich aus, dabei ist das doch nur die Kehrseite der Medaille, wenn Sie mir diesen Scherz gestatten.«

Die zwei Frauen, die eine Mitte Dreißig, die andere in einem Alter, das sie auf keinen Fall preisgeben wollte, blickten von dem Geldstück hoch und zu dem westlichen Säulengang von Monticello. Die Fenster schimmerten vom Kerzenlicht des Salons, während die letzten Strahlen der Frühlingssonne hinter den Blue Ridge Mountains versanken.

Wären die Freundinnen zum Vordereingang in der Mitte des östlichen Säulengangs von Jeffersons Haus und von dort zum Rand des Rasens geschlendert, dann hätten sie ein grünes Meer vor Augen gehabt, die weite ebene Landschaft, die sich bis nach Richmond und schließlich bis hin zum Atlantischen Ozean erstreckt.

Wie die meisten, die in Albemarle County in Mittelvirginia geboren waren, konnten Harry Haristeen, wie sie genannt wurde, und Miranda Hogendobber mit einer fesselnden Führung durch Monticello aufwarten. Miranda gab zu, daß sie schon vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Anwesen vertraut gewesen war, aber mehr verriet sie nicht. Im Laufe der Jahrzehnte waren die Renovierungsarbeiten am Haus, an den Nebengebäuden und an den Gemüse- und Ziergärten so weit gediehen, daß Monticello nun der Stolz der gesamten Vereinigten Staaten war. Über eine Million auswärtige Besucher fuhren jedes Jahr die tückische Gebirgsstraße hinauf, um ihre acht Dollar zu entrichten, in einem kleinen Pendelbus auf einer Serpentinenstraße zur Bergspitze hinaufzukurven und von dort zu dem roten Ziegelgebäude - jeder Stein war handgefertigt, jedes Scharnier handgeschmiedet, jede Glasscheibe sorgfältig von einem schwitzenden, keuchenden Glasbläser geblasen. Das ganze Haus kündete von individuellen Fertigkeiten, Einfallsreichtum, Schlichtheit.

Die Tulpen trotzten dem frischen Westwind, und Harry und Mrs. Hogendobber gingen schaudernd um die Südseite des Geländes herum, vorbei an der erhöhten Terrasse. Ein ehrwürdiger Silberahorn stand tief verwurzelt an der Stelle, wo sie abbogen. An der Vorderseite des Hauses angekommen, blieben sie vor der großen Tür stehen.

»Ich weiß nicht, ob ich das durchstehe.« Harry holte tief Luft.

»Oh, auch dem Teufel muß man sein Recht lassen. Oder sollte ich sagen, der Teufelin?« feixte Mrs. Hogendobber. »Sie hat sich sechs Jahrzehnte lang auf diese Sache vorbereitet. Sie wird sagen, vier, aber ich kenne Mim Sanburne seit Anbeginn der Zeiten.«

»Ist das nicht angeblich der Vorteil, wenn man in einer Kleinstadt lebt? Daß jeder jeden kennt?« Harry rieb sich die hochgezogenen Schultern. Die Temperatur war drastisch gesunken.

»Na schön, auf in den Kampf: Mim, die Jefferson-Expertin.«

Sie öffneten die Tür und traten in dem Moment ein, als der kleine Zeiger der großen Uhr über dem Eingang auf sieben rückte. Die Tagesanzeige, die von der Tür aus gesehen links durch ein Gewicht angezeigt wurde, lautete auf Mittwoch. Die große Uhr war eine der vielen sinnreichen Erfindungen, die Jefferson gemacht hatte, als er sein Haus entwarf. Doch auch große Geister können sich irren. Jefferson hatte die Zugkraft des Gewichtes falsch bemessen, und in der Eingangshalle war nicht genug Platz, um alle Wochentage anzuzeigen. Jeden Freitag rutschte das Tagesgewicht durch ein Loch im Fußboden in den Keller, wo es den Freitagnachmittag und den Samstag markierte. Am Sonntagmorgen, wenn die Uhr aufgezogen wurde, erschien das Gewicht dann wieder in der Halle.

Harry und Mrs. Hogendobber waren gekommen, um einer kleinen Versammlung der »Besten« von Albemarle beizuwohnen, womit diejenigen gemeint waren, deren Vorfahren schon vor der Revolution in Virginia heimisch gewesen waren, ferner jene Größen, die kürzlich aus Hollywood, von Harry Hollydumm getauft, eingetroffen waren, und natürlich die Reichen. Harry fiel in die erste Kategorie, Mrs. Hogendobber ebenso. Als Postvorsteherin - Harry zog die Bezeichnung Posthalterin vor - der Kleinstadt Crozet würde Harry wohl niemals irrtümlich für reich gehalten werden.

Marilyn Sanburne, bekannt als Mim oder Big Marilyn, rang nervös ihre perfekt manikürten Hände. Als Ehefrau des Bürgermeisters und eine der wohlhabenderen Einwohnerinnen von Albemarle hätte sie kühl und gefaßt sein sollen. Doch sie zitterte leicht, als sie den Blick über die erlauchten Anwesenden schweifen ließ, unter ihnen der Direktor von Monticello, der überschwengliche, lebenslustige Oliver Zeve. Kimball Haynes, der Chefarchäologe, mit dreißig Jahren recht jung für so einen Posten, stand im Hintergrund.

»Meine Damen und Herren« - Mim räusperte sich, während ihre Tochter Little Marilyn, zweiunddreißig, ihre Mutter mit gut gespielter Verzückung ansah -, »ich danke Ihnen allen, daß Sie sich trotz Ihrer vollen Terminkalender die Zeit genommen haben, heute abend an dieser für unser geliebtes Monticello so wichtigen Veranstaltung teilzunehmen.«

»So weit, so gut«, flüsterte Mrs. Hogendobber Harry zu.

»Dank der Unterstützung jedes einzelnen von Ihnen haben wir fünfhunderttausend Dollar für die Ausgrabung und anschließende Wiederherstellung der Dienstbotenquartiere von Mulberry Row gesammelt.«

Während Mim die Bedeutung des neuen Projekts hervorhob, sann Harry über die fortgesetzte Heuchelei in ihrem Teil der Welt nach. Dienstboten. Ach ja, Dienstboten, nicht Sklaven. Kein Zweifel, einige waren gut behandelt, sogar geliebt worden, aber das Wort überzog eine häßliche Realität mit einem hübschen Glanz - Jeffersons Achillesferse. Er war in den meisten Dingen so ungeheuer fortschrittlich gewesen, da war es vielleicht kleinlich, zu wünschen, er wäre, auch was die Herkunft seiner Arbeitskräfte betraf, fortschrittlicher gewesen. Dann wiederum fragte sich Harry, was wäre geschehen, hätte sie sich in derselben Situation befunden? Hätte sie auf tüchtige Arbeitskräfte verzichten können? Sie hätte sie unterbringen, kleiden, ernähren und für ihre ärztliche Betreuung sorgen müssen. Das alles war nicht billig, und beim heutigen Wert des Dollars würde es sich vielleicht auf mehr als das Existenzminimum belaufen. Trotzdem, das moralische Dilemma, in dem man als Weißer steckte, und Harry war weiß, machte ihr zu schaffen.

Trotz alledem war Mim die treibende Kraft hinter diesem Projekt gewesen, und daß es damit nun vorwärtsging, war ein großer persönlicher Sieg für sie. Sie hatte auch das meiste Geld beigesteuert. Ihr angebeteter einziger Sohn hatte Crozet Hals über Kopf verlassen, um ein kultiviertes Model zu heiraten, eine umwerfende New Yorkerin, die zufällig die Farbe von Milchkaffee hatte. Vier Jahre hatte Mim ihrem Sohn den Zutritt zum Haus seiner Vorfahren verwehrt, aber vor zwei Jahren hatte Big Marilyn, dank einer Familienkrise und der besänftigenden Worte von Menschen wie Miranda Hogendobber, eingewilligt, Stafford und Brenda nach Hause einzuladen. Es ist niemals leicht, mit den eigenen Vorurteilen konfrontiert zu werden, zumal wenn man so hochmütig ist wie Mim, aber sie gab sich Mühe, und die Anstrengungen, die sie für die Ausgrabung dieses Abschnitts von Monticellos Geschichte übernahm, waren durchaus lobenswert.

Harrys Blick schweifte durch den Raum. Mehrere Nachkommen Jeffersons waren anwesend. Seine Töchter Martha und Maria hatten Thomas Jefferson fünfzehn Enkelkinder beschert. Die Überlebenden jener Generation wiederum schenkten ihm achtundvierzig Urenkel. Cary, Coles, Randolph, Eppes, Wayles, Bankhead, Coolidge, Trist, Meikleham, Carr und wie sie alle hießen, trugen Jefferson-Blut in unterschiedlicher Verdünnung ins 20. und bald auch ins 21. Jahrhundert.

Seine Abstammung auf den rothaarigen Ureinwohner von Monticello zurückführen zu wollen, das war so ähnlich, als wollte man die Geschichte aller Vollblutpferde zurückverfolgen bis zu den großen Zuchthengsten: Eclipse 1764, Herod 1758 und Matchem 1748.

Die Leute taten es trotzdem. Mim Sanburne glaubte felsenfest, daß sie mütterlicherseits über die Linie Wayles-Coolidge mit dem großen Mann verwandt war. Angesichts ihres Reichtums und ihres gebieterischen Wesens machte niemand Mim diesen dürftigen Anspruch in Virginias großem Spiel der Ahnenverehrung streitig.

Harrys Vorfahren waren 1640 an der Küste Virginias gelandet, aber eine Verbindung mit Jeffersons Stammbaum hatte nie jemand für sich in Anspruch genommen. Tatsächlich schien sowohl die Familie ihrer Mutter, die Hepworths, als auch die ihres Vaters sich damit begnügt zu haben, hier und heute harte Arbeit zu tun, statt sich einer glorreichen Vergangenheit zu rühmen.

Harrys Verwandte hatten in allen Auseinandersetzungen, von denen mit den...
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Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.Weitere Informationen finden Sie unter: ritamaebrown.com