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Dicke Lilli - gutes Kind

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
373 Seiten
Deutsch
hockebookserschienen am02.10.2013Überarbeitete Neuausgabe
»Dicke Lilli - gutes Kind« - so lautete die Antwort, wenn man die dreijährige Lilli Palmer, die bereits damals entschlossen war, als Schauspielerin die Welt zu erobern, nach ihrem Namen fragte. In ihrem autobiografischen Roman erzählt Lilli Palmer mit Charme, Weitblick, Humor und entwaffnender Ehrlichkeit von ihrem Lebensweg - über Berlin nach Paris, über London nach Hollywood bis nach New York und schließlich zurück nach Deutschland. Die Reise gleicht einer Achterbahnfahrt, die Lilli Palmer erst alleine, dann mit ihrem ersten Mann Rex Harrison und später an der Seite ihres zweiten Mannes Carlos Thompson bestritt. Ihrem »Stehvermögen« hat Lilli Palmer es zu verdanken, dass sie sich immer wieder aufrappelte, wenn ihr Leben drohte, aus den Bahnen zu geraten.

Lilli Palmer (1914-1986) zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Ihre steile Karriere führte sie 1945 nach Hollywood, wo sie sich schnell durchsetzen konnte. 1954 kehrte sie nach Deutschland zurück und wurde mit Angeboten und Auszeichnungen (u.a. zwei Bundesfilmpreise) überhäuft. 1974 erschienen ihre Memoiren »Dicke Lilli - gutes Kind«, die zu einem internationalen Bestseller wurden. Damit begann Lilli Palmers zweite Karriere als Autorin. Ihre Bücher, Romane wie Sachbücher, wurden allesamt Bestseller. In ihrer Freizeit widmete sie sich mit Erfolg der Malerei. Lilli Palmer starb im Januar 1986.
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Produkt

Klappentext»Dicke Lilli - gutes Kind« - so lautete die Antwort, wenn man die dreijährige Lilli Palmer, die bereits damals entschlossen war, als Schauspielerin die Welt zu erobern, nach ihrem Namen fragte. In ihrem autobiografischen Roman erzählt Lilli Palmer mit Charme, Weitblick, Humor und entwaffnender Ehrlichkeit von ihrem Lebensweg - über Berlin nach Paris, über London nach Hollywood bis nach New York und schließlich zurück nach Deutschland. Die Reise gleicht einer Achterbahnfahrt, die Lilli Palmer erst alleine, dann mit ihrem ersten Mann Rex Harrison und später an der Seite ihres zweiten Mannes Carlos Thompson bestritt. Ihrem »Stehvermögen« hat Lilli Palmer es zu verdanken, dass sie sich immer wieder aufrappelte, wenn ihr Leben drohte, aus den Bahnen zu geraten.

Lilli Palmer (1914-1986) zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Ihre steile Karriere führte sie 1945 nach Hollywood, wo sie sich schnell durchsetzen konnte. 1954 kehrte sie nach Deutschland zurück und wurde mit Angeboten und Auszeichnungen (u.a. zwei Bundesfilmpreise) überhäuft. 1974 erschienen ihre Memoiren »Dicke Lilli - gutes Kind«, die zu einem internationalen Bestseller wurden. Damit begann Lilli Palmers zweite Karriere als Autorin. Ihre Bücher, Romane wie Sachbücher, wurden allesamt Bestseller. In ihrer Freizeit widmete sie sich mit Erfolg der Malerei. Lilli Palmer starb im Januar 1986.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783943824391
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum02.10.2013
AuflageÜberarbeitete Neuausgabe
Seiten373 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse879 Kbytes
Artikel-Nr.2914316
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
VorwortRückkehr»Aus anständiger Familie«PrusiVergiss nicht, wer du bistHeilige Johanna und AlgebraDas eiserne KreuzDas StahlkorsettElseKrieg, Rex, KindHollywoodNew York IGeorge Bernhard ShawDie PartyLunch mit Helen KellerNew York IICarlosDas MalenDeutsche Schauspielerin, »Feuerwerk« und »Anastasia«»Liabi Brutlüt«NoëlDas war'smehr
Leseprobe

»Aus anständiger Familie«

Gegen sechs Uhr abends sagte mein Vater gewöhnlich: »Komm, gehen wir ums Eck!« Dann ließ meine Mutter alles stehen und liegen, hängte sich in seinen Arm wie der kleine Schnörkel am großen Q, und sie gingen die Heerstraße hinunter, am Bahnhof vorbei, in den Wald. Einen halben Kilometer weiter kamen sie dann an das große hölzerne Tor, durch das ich jeden Morgen zur Schule radelte. Dort blieben sie gerne stehen und sahen durch den Eingang in das Grün hinein. Kiefern, Birken, Buchen, darunter ein paar bunte Baracken, ein Fußballplatz, ein Schwimmbecken, in dem die Jungen und Mädchen - selbstverständlich getrennt - im Sommer schwimmen durften. Das war meine Schule, die Waldschule Charlottenburg, im Grunewald, in Berlin.

Vor diesem Tor, so erzählte meine Mutter, hat mein Vater jedes Mal gesagt: »Wenn ich an meine Kindheit denke! Die dunklen Schulräume in dem alten, modrigen Kasernenkasten! Wie gut hat's das Kind!« Manchmal klappte es dann gerade, die Schulglocke schlug halb sieben, und »das Kind« radelte krakeelend, mitten unter den anderen Beräderten, durch das Tor und winkte den Eltern zu. Mein Vater und meine Mutter winkten zurück und gingen weiter durch den Wald.

Ich war vorsichtig in der Wahl meiner Eltern. Sie waren in Wesens- und Denkungsart grundverschieden, offerierten daher eine bunte Speisekarte, und ich bediente mich. Mein Vater war ernst, spröde, sorgfältig bis zur Pedanterie, manchmal heftig, immer ungeduldig. Meine Mutter war heiter, vergesslich, mitteilsam und tolerant.

Ich wanderte größtenteils in Richtung meines Vaters, äußerlich wie innerlich. Was wohl auch der Grund sein muss, dass ich vom ersten Augenblick an meine Mutter liebte. Genau wie er.

Sie war ein rheinisches Kind, geboren in der kleinen Festungsstadt Ehrenbreitstein. Mein Großvater, Weinhändler, ein kleiner, lebhafter Mann, hatte sich von Anfang an leidenschaftlich einen Sohn gewünscht. Jedes Mal, wenn meine Großmutter ein Mädchen zur Welt brachte, wurden seine Klagen lauter, bis die Hebamme sich weigerte, ins Haus zu kommen, da sie sich der emotionellen Belastung nicht gewachsen fühlte. Es gab bereits vier Mädchen im Kinderzimmer, aber Großvater gab nicht auf. Er musste einfach einen Sohn haben. Großmutter sprang heimlich vom Küchentisch, um eine Fehlgeburt zu provozieren, brach sich ein Bein, blieb aber hartnäckig schwanger. Als die gefürchtete Stunde ihrer Niederkunft kam, sanken alle erwachsenen Einwohner von Ehrenbreitstein zu ernstem Gebet auf die Knie. Es half nichts.

Die zitternde Stimme der Hebamme war kaum noch zu hören, als sie das fünfte Mädchen ankündigte. Großmutter drehte das Gesicht zur Wand. Großvaters Jammern konnte man durch ganz Ehrenbreitstein hören. Das Kind, winzig und durch den Mangel an herzlicher Begrüßung verschreckt, gab keinen Laut von sich. Nicht einmal das traditionelle Ankunftsweinen. Es verzog das Gesicht, als ob es lachen wollte. Das war der erste Auftritt meiner Mutter, Rose Lissmann.

Großvater war kein guter Geschäftsmann, und fünf Kinder kosteten Geld. Zunächst musste sein Weingeschäft und damit auch Ehrenbreitstein aufgegeben werden. Dann begann er in Dresden ein neues Leben als Besitzer einer kleinen Hutfabrik. Seine fünf Mädchen wurden in die Volksschule gesteckt. Sie lernten Schönschreiben - die Handschrift meiner Mutter war »wie gestochen« -, Lesen, Zählen, das Einmaleins. Im Geschichtsunterricht lernte sie nur, was mit dem Königreich Sachsen zusammenhing. Was Erdkunde anbetraf, so kannte sie von der Welt lediglich die Grenzen, Städte und Flüsse dieses Landes. Selbst im hohen Alter konnte sie noch die Namen der sächsischen Könige und ihre Regierungszeiten vorwärts wie rückwärts hersagen.

Sie sprach ihr Leben lang von ihrer glücklichen Jugend, aber für unsere Begriffe war es eine Jugend voller Entbehrungen. Das Essen war spartanisch einfach, trockenes Brot, Wasserkakao ohne Zucker am Nachmittag. Nachtisch nur sonntags. Keinerlei Spielzeug außer einer einzigen Puppe, die weder Haare noch Arme hatte, als sie schließlich von meiner Mutter geerbt wurde. In den Ferien verreiste man nicht. Man ging im öffentlichen Park spazieren, das war alles.

Aber es gab ein Dienstmädchen! Das kostete beinah nichts außer der Verpflegung und reinigte, kochte und nähte für acht Personen. Es hatte, zur Empörung meiner Großmutter, zwei volle Tage im Jahr frei.

Doch für meine Mutter sowie für ihre Schwestern waren die Kindheitstage aus purem Gold. »Ach, weißt du, wir waren so gesund, und wir hatten so viel zu lachen ⦫

Von den fünf Schwestern, die um die Jahrhundertwende jeden Sonntag in Dresden durch den Park liefen, war Hannah die Älteste und meine Mutter Rose die Jüngste. Dazwischen kamen Cilly, Ella und Marta, je im Abstand von einem Jahr. Ella, die dritte, war die Schönste, Hannah die Hässlichste, Marta die Amüsanteste, Rose die Begabteste. Cilly, die zweite Schwester, war von Anfang an die Mutter von ihnen allen.

Sie besaß schon als junges Mädchen eine solche ruhige Autorität, eine solche humorvolle Gelassenheit, dass sie ihr Leben lang alles sofort betreute und vorwärtsbrachte, was ihr unter die Augen kam. Der Mann, der ihr vom Vater zwecks Heirat zugeführt wurde, hatte zu Anfang gar keinen schlechten Eindruck gemacht. Aber als er noch in jungen Jahren das Gehör verlor, begann er sich für seine wachsende Isolation an den Mädchen schadlos zu halten, die in seinem Kaufhaus angestellt waren. Tante Cillys Aufgabe war es dann, zu den Behörden der kleinen bayerischen Stadt, in der sie lebten, zu gehen, um ihren Mann vor dem Gefängnis zu bewahren. Diese Bittgänge waren schwer. Aber die Einwohner der Stadt taten, als wüssten sie von nichts. Man liebte sie.

Das Band zwischen den fünf Schwestern war derart, dass sie sich nie ganz voneinander trennen konnten, auch als jede längst verheiratet war. Und so führten sie die »Schwesternreise« ein. Jedes Jahr im Frühling trafen sich alle fünf auf zwei Wochen in einem kleinen Kurort, der nicht zu elegant sein durfte und gewöhnlich irgendwo in den bayerischen Alpen lag. Ehemänner und Kinder waren nicht zugelassen. Make-up war streng verpönt. Sie wollten wieder so sein wie damals in Dresden bei ihren täglichen Spaziergängen, wanderten in festen Schuhen durch die Landschaft, alle fünf einander ähnlich, Arm in Arm, laut lachend und immer wieder stehenbleibend, um aufgeregt über etwas zu debattieren, ganz gleich, wo sie sich befanden.

Ein einziges Mal wurde die Schwesternreise vorzeitig abgebrochen: Großmutter Julie war gestorben. Die fünf Töchter trauerten, ließen sie einäschern, und Hannah, die Älteste, nahm die Urne in Empfang. Alle fünf bestiegen den Zug, der sie von Frankfurt, wo die Trauerfeierlichkeiten stattgefunden hatten, nach Landshut bei München zurückbringen sollte, wo sich alle in Tante Cillys Haus erholen wollten.

Sie ließen sich mit einem Seufzer der Erleichterung im Abteil nieder, nahmen die Hüte mit den schwarzen Schleiern ab, putzten die Nasen und steckten die Taschentücher endgültig weg. Nach und nach, als der Zug an Geschwindigkeit zunahm, wurden Zigaretten angezündet, und die Lebensgeister erwachten. Man nahm die Unterhaltung wieder auf, und nach kurzer Zeit waren sie so tief und geräuschvoll in Gespräche vertieft wie gewöhnlich.

Als der Zug in München hielt, rafften sie ihr Gepäck zusammen und stiegen in den Zug nach Landshut um. Nach einer weiteren Stunde Fahrt hatten sie endlich ihr Ziel erreicht. Von Weitem konnten sie bereits auf dem Perron zwei wartende Ehemänner erkennen - und in diesem Moment, als sei sie vom Blitz getroffen, wandte sich Tante Cilly an ihre ältere Schwester: »Wo ist die Mama?«

Tante Hannah erstarrte. »Ich hab keine Ahnung - ich hab sie nicht!« Die Schwestern sahen sich entgeistert an.

»Wer hat die Mama?«, rief Tante Cilly fortissimo, Tante Cilly, gewöhnlich so milde und still.

Der Zug hielt mit einem Ruck. Er hatte nur drei Minuten Aufenthalt auf dem kleinen Bahnhof von Landshut, aber das reichte, um alle fünf zu überzeugen, dass sie die Mama tatsächlich nicht bei sich hatten. Wie betäubt stiegen sie aus ihrem Abteil. Die Lokomotive pfiff, der Zug fuhr ab. Auf dem Bahnsteig standen zwei Schwiegersöhne mit Trauermiene und Hut in der Hand. Aber es kam nicht zu einer Familienszene voll wortloser Umarmungen und stillem Händeschütteln; stattdessen riefen fünf schwarze Damen aufgeregt: »Wir haben die Mama verloren!«

Noch auf dem Bahnsteig gingen sie jeden ihrer Schritte wieder durch, und es stellte sich heraus, dass »die Mama« zum letzten Mal im Gepäcknetz des Abteils im Zuge Frankfurt-München gesehen worden war.

Sie trockneten ihre Tränen, nahmen den nächsten Zug zurück nach München, konsultierten den Stationsvorsteher und stöberten die Mama tatsächlich im Gepäcknetz auf, denn der Waggon war in einer entlegenen Ecke des riesigen Münchner Rangierbahnhofs abgestellt worden. Mitten in der Nacht, ohne Hut und Schleier, stolperten die Schwestern über das Gewirr der gefährlichen Gleise, entgegenkommenden Zügen im letzten Moment ausweichend und sich schamlos vor Lachen biegend, bis sie wieder im sicheren Hauptbahnhof angekommen waren, unter Cillys Arm - die Mama. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gehörten Tante Cilly und ihr Mann zu den wohlhabendsten Leuten in der Gegend, aber sie trug jahraus, jahrein dieselben Kleider und fuhr dritter Klasse ins nahegelegene München.

»Cillychen - nimm doch wenigstens ein Billett zweiter Klasse, dann musst du nicht auf den Holzbänken sitzen.«

»Ei, das geht doch nicht. Was würde unser Stationsvorsteher denken!« Kurz vor Kriegsausbruch besuchte...
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Autor

Lilli Palmer (1914-1986) zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Ihre steile Karriere führte sie 1945 nach Hollywood, wo sie sich schnell durchsetzen konnte. 1954 kehrte sie nach Deutschland zurück und wurde mit Angeboten und Auszeichnungen (u.a. zwei Bundesfilmpreise) überhäuft. 1974 erschienen ihre Memoiren »Dicke Lilli - gutes Kind«, die zu einem internationalen Bestseller wurden. Damit begann Lilli Palmers zweite Karriere als Autorin. Ihre Bücher, Romane wie Sachbücher, ...