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Ausmanövriert

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
338 Seiten
Deutsch
Ruhrkrimi-Verlagerschienen am22.02.2022
Auf einer Luxusyacht wird eine brutal ermordete Studentin entdeckt. Der Tatverdächtige ist rasch ermittelt: Benedict von Barneck, reich, attraktiv, umschwärmt und Sportstudent. Er wird verhaftet und verurteilt. Ein weiterer Mord begünstigt sein Wiederaufnahmeverfahren, und er erhält seine Freiheit zurück. Doch diese währt nur kurz.

Uschi Gassler, 1957 in Kronach/Oberfranken geboren, lebt mit ihrer Familie im badischen Königsbach. Nach 40 Jahren Angestelltendasein bei der Pforzheimer Sparkasse vollzieht die gelernte Industriekauffrau 2018 den Schritt in die Eigenständigkeit, um sich vorrangig der Schriftstellerei zu widmen. Seit frühester Jugend dem Geschichtenerfinden verfallen, absolvierte sie diverse Fernstudiengänge im kreativen Schreiben. Ihre erste Publikation erfolgte 2009, seither sind von ihr mehrere Kurzkrimis in Verlagsanthologien sowie drei Thriller erschienen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextAuf einer Luxusyacht wird eine brutal ermordete Studentin entdeckt. Der Tatverdächtige ist rasch ermittelt: Benedict von Barneck, reich, attraktiv, umschwärmt und Sportstudent. Er wird verhaftet und verurteilt. Ein weiterer Mord begünstigt sein Wiederaufnahmeverfahren, und er erhält seine Freiheit zurück. Doch diese währt nur kurz.

Uschi Gassler, 1957 in Kronach/Oberfranken geboren, lebt mit ihrer Familie im badischen Königsbach. Nach 40 Jahren Angestelltendasein bei der Pforzheimer Sparkasse vollzieht die gelernte Industriekauffrau 2018 den Schritt in die Eigenständigkeit, um sich vorrangig der Schriftstellerei zu widmen. Seit frühester Jugend dem Geschichtenerfinden verfallen, absolvierte sie diverse Fernstudiengänge im kreativen Schreiben. Ihre erste Publikation erfolgte 2009, seither sind von ihr mehrere Kurzkrimis in Verlagsanthologien sowie drei Thriller erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783947848454
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum22.02.2022
Seiten338 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8947869
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4 | JULI 2019

Mittwoch, 03.07.

 

Geld spielt bei uns keine Rolle. Hat es noch nie. Also wurde bei einer stadtbekannten Anwaltskanzlei für allgemeines Strafrecht, die bereits große Erfahrungen in Kapitaldelikten vorwies und glücklicherweise noch freie Kapazitäten zur Verfügung hatte, ein kurzfristiger Termin vereinbart.

Obwohl, wenn mein Vater anklingelt, hat jeder freie Kapazitäten. Vater ist nicht nur der Nachkomme eines ehemaligen Staranwalts und einer anerkannten Architektin, sondern auch Inhaber einer international agierenden Immobilienfirma. An Grundstücken, Häusern, Kapitalanlagen und Barvermögen mangelt es in unserer Familie nicht. Hinzu kommt, dass meine Mutter mütterlicherseits aus einer vermögenden hanseatischen Kaufmannsfamilie und väterlicherseits aus einer alteingesessenen Hamburger Reeder-Familie stammt und selbst als Fotografin und Journalistin in den Bereichen Mode, Immobilien und Lifestyle eines weltweit agierenden deutschen Medienkonzerns reichlich Knete nach Hause bringt.

Folglich: Geld spielte keine Rolle. Allein was fehlte, war ein Alibi.

Ich hatte keines für die Mordnacht. Wie auch, wenn man einsam daheim herumhängt, Filme guckt oder fürs Studium büffelt.

Hinzu kam, dass wir zwar einen Offroader besaßen, ich ihn aber schon Ewigkeiten nicht gefahren hatte - was mir keiner glauben wollte, weil ich seine Existenz dummerweise bei der Zweitbefragung unterschlagen hatte -, und er zur besten Frühstückszeit mit einem gewaltigen Aufgebot für eine kriminaltechnische Untersuchung beschlagnahmt und wegtransportiert wurde. Ein wunderbares Schauspiel für die Nachbarn. Und natürlich würden die Spurensucher darin Unmengen DNA-Material von mir finden. Logisch. Aber was sollte das beweisen?

Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, gab es laut Kriminalhauptkommissarin Steiner, die sich nach der Beschlagnahme unseres Rovers noch eine Weile bei uns aufhielt, den Angestellten einer Autovermietung, der vehement behauptete, ich hätte einen schwarzen Suzuki Grand Vitara mit fünf Türen gemietet. Klar war der bei der Abholung durch die KTU längst geputzt worden, aber das spielte heutzutage ja keine Rolle mehr für die Spezialisten.

Egal, was in dem Vitara aus den kleinsten Ritzen hervorgepuhlt werden würde, von mir durfte jedenfalls nichts stammen. Was ich der Kriminalbeamtin auch nachdrücklich klarlegte. Woraufhin sie mich belehrte, mich baldmöglichst mit einem Anwalt zu besprechen, und ich ihr - zugegebenermaßen ein wenig zu ruppig - konterte, dass sie dessen versichert sein konnte.

 

Unser erster Besprechungstermin in der Kanzlei Dr. Clemens Lohmann & Partner im Karlsruher Stadtzentrum war auf dreizehn Uhr angesetzt. Eine überaus freundliche Empfangsdame geleitete meinen Vater und mich in ein hochmodern eingerichtetes Büro. Zwar nicht sehr groß, doch auf dem nahezu leeren Schreibtisch stand ein Apple-Notebook und daneben lag ein DIN-A4-Notizblock. Die zwei halbhohen Schränke waren verschlossen.

Mutter war nicht dabei, sie weilte schon seit gestern wieder auf einer ihrer Fotosessions irgendwo in der Karibik. »Das packt ihr auch ohne mich«, hatte sie zum Abschied gesagt. Und Vaters Koffer war auch schon wieder frisch gepackt, er wollte gleich morgen Früh in die Bretagne fahren, eine neue Immobilie stand zum Vermitteln an.

Kaum saßen wir, tauchte ein hagerer, nicht sehr großer Brillenträger auf, ich schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Er stellte sich als Andreas Lohmann vor und huschte auf seinen Platz. Sein dunkelblondes Haar wirkte etwas ungepflegt und zottelig, Kinn und Oberlippenbereich hingegen waren glattrasiert, auch der graue Anzug und das taubenblaue Hemd machten einen seriösen Eindruck. Eine Krawatte trug er nicht.

Der Anwalt tippte auf dem Notebook herum, linste immer wieder aus hellbraunen Augen zu uns herüber.

»Ich möchte gleich vorneweg ehrlich zu Ihnen sein. Ihr Auftrag bedeutet für mich viel. Er ist der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben nach einer längeren gesundheitsbedingten Auszeit. Nach den knappen Informationen zu urteilen, die ich von meinem Bruder und Kanzleiinhaber Dr. Clemens Lohmann erhalten habe, scheinen wir ein leichtes Spiel zu haben, da Sie ja«, er sah mich jetzt eindringlich an, »offensichtlich nichts mit der Tat zu tun haben.«

Er nahm einen Kugelschreiber in die Hand, ich bemerkte ein leichtes Zittern. Sofort kam mir der Gedanke, einen trockengelegten Trinker vor uns sitzen zu haben. Das konnte ja heiter werden. Aber wenn dessen Bruder und Vorgesetzter, den wiederum mein Vater sehr schätzte, ihn mit unserem Fall betraute, sollte auch ich mich möglichst unvoreingenommen zeigen.

Lohmann schrieb ein paar Zeilen auf den Block, nestelte mit der linken Hand nervös an seiner Brille herum.

»Dennoch wäre es dringend angeraten gewesen, wenn Sie uns sofort hinzugezogen hätten. Es ist seit dem Tatgeschehen wertvolle Zeit verstrichen, die ungenutzt den ermittelnden Beamten überlassen wurde.«

Empört über seinen unterschwelligen Tadel wollte ich ihm kontern, dass gerademal eineinhalb Wochen vergangen waren. Und außerdem hatte er vor wenigen Augenblicken noch von einem leichten Spiel geredet.

Mein Vater warf mir allerdings einen zurechtweisenden Blick zu, also wartete ich ab.

»Ja, ich gebe Ihnen Recht«, sagte mein Vater mit gleichmütigem Tonfall. »Aber meine Frau und ich waren geschäftlich auf Reisen, und unser Sohn ist diese Angelegenheit leider etwas zu leichtfertig angegangen. Deshalb konnten wir erst vorgestern unseren Termin bei Ihnen in die Wege leiten. Heute Morgen haben sich die Dinge unverhofft zugespitzt, die Polizei hat unser Auto beschlagnahmt, irgendein angeblicher Zeuge stellt dumme Behauptungen in den Raum, und Benedict kann kein Alibi vorweisen.«

Ich holte Luft, setzte erneut zu einem Beitrag an, aber mein Vater gab mir mit einem energischen Handzeichen zu verstehen, dass ich schweigen sollte, und klärte selbst Lohmann über die uns bisher bekannten Details auf.

Der Anwalt reckte den Kopf, die Stirn gekraust. »Daraus folgere ich, dass sich Ihr Sohn nun wider Erwarten die größten Schwierigkeiten eingehandelt hat«, proklamierte er wichtigtuerisch.

»Hören Sie -«, setzte ich an, doch Vater fuhr dazwischen.

»Mein Sohn hat dieses Verbrechen nicht begangen. Die Polizei befindet sich auf dem Irrweg, wenn sie diesem Autovermieter Glauben schenkt. Bei der Abholung des Leihwagens wurde offenbar nicht einmal ein Ausweis verlangt. Und einen Führerschein kann jeder halbwegs intelligente Mensch nachmachen, damit er kopiert einigermaßen echt aussieht.«

»Ganz so einfach ist das auch nicht.« Lohmann ruckte sich im Sessel zurecht. »Dazu bräuchte man schon ein identisches Passbild wie auf dem Original. Und außerdem haben die neueren Führerscheine Hologramme, die beim Kopieren oder Einscannen die Echtheit unter Beweis stellen. Wer - bitteschön, sollte sich so eine Arbeit machen, um Ihrem Sohn das anhängen zu wollen? Davon abgesehen kann es vorkommen, dass ein Auto ohne Vorlage des Ausweises herausgegeben wird, wenn der Führerschein vorliegt.«

»Aber er hat ja nicht im Original vorgelegen«, warf ich schnell ein, bevor mir wieder das Wort verboten wurde.

Der Anwalt fuhr sich über die Stirn und richtete seinen Blick auf mich. Nicht unfreundlich. Nur etwas selbstgefällig. »Und da werde ich auch ansetzen.« Er hüstelte leise. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir alleine weiterreden, Herr von Barneck?«

Obwohl mich das Bevormunden meines Vaters störte, war ich doch froh, ihn an meiner Seite zu haben. Deshalb konnte ich mein Entsetzen nicht unterdrücken. »Weshalb?«

»Nun ja, meiner Erfahrung nach verhalten sich Mandanten freier, offener, wenn kein Familienmitglied mithört.«

Lohmann senkte den Blick, als wäre ihm sein Anliegen peinlich.

Mein Vater erhob sich, schlug mir auf die Schulter. »Ist schon okay, Benni. Ich warte draußen.«

Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete Lohmann durch, sah mich an. Eindringlich. Suchte wohl passende Worte. Dann holte er Luft.

»So, und nun sagen Sie mir alles, was dem Fall dienlich ist. Alles, was Sie mir jetzt verheimlichen, kann später zu einem Fallstrick werden.« Er legte ein kleines Tonaufnahmegerät in die Tischmitte. »Darf ich?«

Ich nickte, und er aktivierte es. »Bitte, beginnen Sie. Schildern Sie mir Ihr Verhältnis zu Larissa Rotfleck.«

Ich tat ihm den Gefallen und berichtete jede Einzelheit, die mir spontan einfiel, vom Tag ihres Auffindens auf unserem Boot, über die polizeilichen Befragungen, betonte, in der Mordnacht zuhause gewesen zu sein und so weiter. Das meiste war die Wiederholung von bereits zuvor Gesagtem, und es erstaunte mich, dass der Anwalt mit Eselsgeduld meinen Worten lauschte, sich Notizen machte und mit Zwischenfragen meine Angaben zu intensivieren versuchte.

Nach über einer Stunde war ich mental ausgelaugt und körperlich erschlagen, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.

 

Donnerstag, 04.07.

»Weshalb kann dieser Idiot so einfach behaupten, ich hätte diesen verfluchten Scheißwagen gemietet?«

Meine Beherrschung war mir abhandengekommen. Seit zwei Stunden hielt mich Hauptkommissarin Steiner in ihrem muffigen Verhörzimmer nun schon fest. Zwischendurch hatte ich mich mit mehreren anderen Männern in meinem Alter und einer blöden Zahlentafel vor meinen Bauch vor eine verspiegelte Fensterwand stellen und von jemandem begaffen lassen müssen. Was in einer unfassbaren Absurdität gipfelte - die Wahl des Unbekannten war auf mich gefallen. Ein kaum zu toppender Albtraum.

Frau Steiner sah mich an. Blitzte da...
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