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Nicht einen Schritt weiter nach Osten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
398 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am21.09.20231. Auflage
Not one inch eastwards - nicht einen Schritt weiter nach Osten. Mit diesen Worten schlug US-Außenminister James Baker Gorbatschow im Rahmen der Verhandlungen um die deutsche Wiedervereinigung einen hypothetischen Handel vor: Ihr gebt euren Teil Deutschlands frei, wir verrücken die Nato nicht nach Osten. Seitdem ranken sich um dieses Gespräch zahlreiche Legenden und Kontroversen. Gab es ein Versprechen des Westens, sich nicht auszudehnen? Und wie kam es zu der heute so umstrittenen Nato-Osterweiterung? Mary Elise Sarotte hat Unmengen von Archivmaterial durchforstet, um eine der großen politischen Streitfragen unserer Zeit zu klären. In ihrem grundlegenden Buch führt sie in das entscheidende Jahrzehnt zwischen dem Mauerfall und dem Aufstieg Putins. Dabei zeigt sie, warum es nicht zu einer neuen Sicherheitsarchitektur für Europa kam und wie damals die Saat gelegt wurde für die Spannungen, die unsere heutige Welt bestimmen. Nach dem Ende des Kalten Krieges träumten viele von einem «gemeinsamen Haus Europa», vom «Ende der Geschichte» und vom Anbruch eines friedlichen Zeitalters. Doch schon bald verdüsterte sich das Bild. Die Sowjetunion zerfiel im Dezember 1991 und hinterließ ein Machtvakuum. Moskaus blutiger Krieg in Tschetschenien verunsicherte seit 1994 Beobachter im Westen, vor allem aber auch in den Nachfolgestaaten des Warschauer Paktes. So setzten sich in Washington schließlich die Befürworter der Nato-Osterweiterung durch. Am Ende war Europa erneut von einer klaren Trennlinie durchzogen, die Mitglieder von Nicht-Mitgliedern trennte. Nur lag diese Linie jetzt einige hundert Kilometer weiter östlich. Wer es in die Nato geschafft hatte, befand sich in Sicherheit. Doch insbesondere für die Ukraine wurde es dadurch schwieriger, sich aus dem russischen Orbit zu lösen. Mary Elise Sarotte erzählt, wie die Entscheidung für die Nato-Osterweiterung zustande kam, und fragt, ob es Alternativen gegeben hätte. Dabei zeigt sie, wie spannend Geschichte sein kann, wenn man es versteht, sie packend zu erzählen.

Mary E. Sarotte hat den Kravis-Lehrstuhl für Geschichte an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies (SAIS) inne und gehört dem Center for European Studies in Harvard und dem Council on Foreign Relations an. Die englische Originalausgabe von "Not One Inch" wurde in der Süddeutschen Zeitung von Jürgen Osterhammel als eines der besten Bücher des Jahres 2022 bezeichnet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR28,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR21,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR21,99

Produkt

KlappentextNot one inch eastwards - nicht einen Schritt weiter nach Osten. Mit diesen Worten schlug US-Außenminister James Baker Gorbatschow im Rahmen der Verhandlungen um die deutsche Wiedervereinigung einen hypothetischen Handel vor: Ihr gebt euren Teil Deutschlands frei, wir verrücken die Nato nicht nach Osten. Seitdem ranken sich um dieses Gespräch zahlreiche Legenden und Kontroversen. Gab es ein Versprechen des Westens, sich nicht auszudehnen? Und wie kam es zu der heute so umstrittenen Nato-Osterweiterung? Mary Elise Sarotte hat Unmengen von Archivmaterial durchforstet, um eine der großen politischen Streitfragen unserer Zeit zu klären. In ihrem grundlegenden Buch führt sie in das entscheidende Jahrzehnt zwischen dem Mauerfall und dem Aufstieg Putins. Dabei zeigt sie, warum es nicht zu einer neuen Sicherheitsarchitektur für Europa kam und wie damals die Saat gelegt wurde für die Spannungen, die unsere heutige Welt bestimmen. Nach dem Ende des Kalten Krieges träumten viele von einem «gemeinsamen Haus Europa», vom «Ende der Geschichte» und vom Anbruch eines friedlichen Zeitalters. Doch schon bald verdüsterte sich das Bild. Die Sowjetunion zerfiel im Dezember 1991 und hinterließ ein Machtvakuum. Moskaus blutiger Krieg in Tschetschenien verunsicherte seit 1994 Beobachter im Westen, vor allem aber auch in den Nachfolgestaaten des Warschauer Paktes. So setzten sich in Washington schließlich die Befürworter der Nato-Osterweiterung durch. Am Ende war Europa erneut von einer klaren Trennlinie durchzogen, die Mitglieder von Nicht-Mitgliedern trennte. Nur lag diese Linie jetzt einige hundert Kilometer weiter östlich. Wer es in die Nato geschafft hatte, befand sich in Sicherheit. Doch insbesondere für die Ukraine wurde es dadurch schwieriger, sich aus dem russischen Orbit zu lösen. Mary Elise Sarotte erzählt, wie die Entscheidung für die Nato-Osterweiterung zustande kam, und fragt, ob es Alternativen gegeben hätte. Dabei zeigt sie, wie spannend Geschichte sein kann, wenn man es versteht, sie packend zu erzählen.

Mary E. Sarotte hat den Kravis-Lehrstuhl für Geschichte an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies (SAIS) inne und gehört dem Center for European Studies in Harvard und dem Council on Foreign Relations an. Die englische Originalausgabe von "Not One Inch" wurde in der Süddeutschen Zeitung von Jürgen Osterhammel als eines der besten Bücher des Jahres 2022 bezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406808326
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten398 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1434 Kbytes
Illustrationenmit 5 Karten
Artikel-Nr.12257625
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Vorwort zur deutschen Ausgabe: Genealogie der Gegenwart


Lange vor Beginn seiner Invasion der Ukraine 2022 war klar geworden, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Anwendung von physischer und virtueller Gewalt aus den geringsten Gründen genoss - auch zur «Feier» von Jubiläen und seines Geburtstags. Die Menschenrechtsaktivistin und Journalisten Anna Politkowskaja wurde auf dem Heimweg vom Einkaufen am 7. Oktober 2006 aus kurzer Entfernung niedergeschossen - an Putins Geburtstag. Die Verbreitung von gestohlenen Emails aus dem Präsidentschaftswahlkampf von Hillary Clinton fand am 7. Oktober 2016 statt - ebenfalls an Putins Geburtstag. Die Cyberattacken zur Unterstützung von Donald Trump im US-Wahlkampf geschahen 2016 - 25 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Es ist unklar, aber auch nebensächlich, ob Putin diese Handlungen selbst anordnete oder nur seinen Untergebenen zu erkennen gab, er wünsche zu wichtigen Terminen reale und virtuelle Angriffe als Ehrung. Und seine Beteiligung an der jüngsten dieser gewaltsamen «Feiern» war unbestreitbar. Kurz vor seinem 70. Geburtstag versuchte Putin sich 2022 selbst mehr als 100.000 Quadratkilometer der Ukraine zu schenken. Bei einer Massenveranstaltung auf dem Roten Platz in Moskau verkündete er die Annexion ukrainischer Gebiete, die das russische Militär nicht einmal kontrollierte.

Dieses Verhaltensmuster hat viele große und kleine Auswirkungen gehabt. Zu letzteren gehört mein Entschluss, die englische Version dieses Buches Ende 2021 zu veröffentlichen. Bis dahin hatte ich einen Großteil der vergangenen zwei Jahrzehnte damit verbracht, um die Freigabe von Dokumenten zur Geschichte der Beziehungen zwischen dem Westen und Russland zu kämpfen. Nach vielen Jahren frustrierender Ablehnungen trugen meine Anstrengungen, Zugang zu diesem Material zu bekommen, Früchte - vor allem 2018, als meine Berufung dazu führte, fast alle Protokolle der Treffen zwischen US-Präsident Bill Clinton und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin freizugeben.

Während der Stapel freigegebener Dokumente auf meinem Schreibtisch und meinem Computer wuchs, fragte ich mich, wann ich die Ergebnisse meiner Forschung veröffentlichen solle. Ich erkannte, dass Putin angesichts seiner Gewohnheit, wichtige Jahrestage durch Gewalt zu begehen, das Jahr 2021-22, 30 Jahre nach dem sowjetischen Zusammenbruch und seinen chaotischen Auswirkungen, wohl nicht unbeachtet vorübergehen lassen würde.

Besonders verabscheute Putin die Trennung der Ukraine von der Sowjetunion nach einer Volksabstimmung am 1. Dezember 1991. Obwohl ich nicht ahnte, dass er so weit gehen würde, Kyiv in drei Tagen erobern zu wollen, war ich überzeugt, es werde irgendwelche von Moskau inspirierten gewaltsamen Aktionen um die Zeit dieser 30. Jahrestage geben. Ich verpflichtete mich deshalb, mein Buch im Dezember 2021 in den USA und im Februar 2022 in England erscheinen zu lassen.

Ich schloss das Manuskript im Sommer 2021 ab. Während das Buch aber seinen langsamen Weg zur Veröffentlichung nahm, versuchte ich eine schnellere Art zu finden, um Alarm zu schlagen. Ich schickte einen Artikel mit dem Titel «Todbringender Jahrestag einer Scheidung» an diverse Zeitungsredakteure. Er beleuchtete, wie Putin sowohl vom Untergang der Sowjetunion als auch von der ukrainischen Befreiung von der Kontrolle Moskaus besessen war. Der Artikel endete folgendermaßen: Putin «handelt wie ein Mann, der drei Jahrzehnte nach einer bitteren Trennung noch nicht losgelassen hat und sich zurückholen will, was er für sein rechtmäßiges Eigentum hält. Putin will sein Imperium zurück.»

Mein Versuch, Alarm zu schlagen, schlug fehl. Alle Redakteure lehnten einen Kommentar ab, der ihnen übermäßig pessimistisch vorkam. Schließlich war ich der Ablehnungen müde und schickte ihn niemandem mehr. Neben diesem Scheitern gab es aber auch einen Lichtblick. Der Verlag C.H.Beck glaubte an das Buch und erwarb die deutschen Rechte.

Dann kam der Schrecken des 24. Februar 2022. Meine Bewunderung für die ukrainische Reaktion auf die unsäglichen russischen Handlungen an jenem Tag und seitdem ist grenzenlos. Die Ukrainer und ihr Präsident Wolodymyr Selenskyj haben erstaunlichen Mut und Wiederstandsfähigkeit angesichts einer großen Übermacht gezeigt.

Die wichtigsten Folgen dieser tragischen Ereignisse erlebten die Ukrainer. Zu den weniger wichtigen Folgen des 24. Februar 2022 gehörte das plötzliche Überquellen meines Emailkontos mit Nachrichten von Redakteuren, die meinen Artikel nun doch drucken wollten. Seitdem habe ich eine gewaltige Zahl von Anfragen nach Kommentaren erhalten.

Weil C.H.Beck schon früh an dieses Buch glaubte, werde ich dem Verlag und meinem Lektor Dr. Detlef Felken stets dankbar sein. Ich bin Beck noch aus drei anderen Gründen dankbar: zunächst für die Chance, ein Buch in Deutschland zu veröffentlichen, wo ich zu verschiedenen Zeiten insgesamt über vier Jahre gelebt habe. Mein wichtigster Aufenthalt war als Austauschstudentin im damaligen West-Berlin 1989.

Zweitens bin ich dankbar für die Bereitschaft des Verlags, den Text des Buches weitgehend beizubehalten, abgesehen von einigen Kürzungen vor allem im Anmerkungsteil. Die deutsche Ausgabe ist also die gekürzte, aber nicht neu geschriebene Version des Buches, das zum 30. Jahrestag des Endes der Sowjetunion erschien.

Ich habe weitergehende Änderungen im Text vermieden, weil sein Wert gerade daher rührt, dass er nicht in großer Eile nach dem Februar 2022 geschrieben wurde. Diese Studie ist vielmehr das Resultat vieler Jahre historischer Forschung. Ich habe dafür Hunderte von Interviews geführt und wertvolle authentische Primärquellen in verschiedenen Sprachen in den Archiven mehrerer Länder konsultiert. Das Ergebnis ist eine «Genealogie der Gegenwart». Da ein Verständnis der Gegenwart aus dem Erkennen der Vergangenheit erwächst, wie es das sophokleische Motto ausdrückt, hilft uns dieses Buch detailliert und differenziert zu verstehen, wie wir in unsere heutige Lage geraten sind.

Am wichtigsten in diesem Buch sind daher nicht meine Stärken oder Schwächen als Autorin - die die Leser selbst bewerten werden -, sondern die dabei verfolgte Methode. Diese Studie zeigt nach meiner Auffassung den enormen Wert historischer Methodik als Weg zur Deutung der heutigen Welt. Anders gesagt, dieses Buch ist ein Beispiel dafür, wie historische Methoden uns helfen, den Ursprung gegenwärtiger Krisen zu bestimmen. Sie zeigt, dass eine detaillierte, genaue historische Erzählung zwar nicht exakt die Zukunft vorhersagen, aber auf große Veränderungen am Horizont hindeuten kann.

Eine solche Erzählung kann uns in die Lage versetzen, uns auf ein Spektrum wahrscheinlicher Ausgänge vorzubereiten - auch tragischer und gewaltsamer. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Text macht klar, in welchem Maße die NATO-Erweiterung der 1990er Jahre die Ukraine im Stich ließ. Diese Entwicklung in Kombination mit Putins Entscheidung Anfang des 21. Jahrhunderts, die üble Praxis der Veränderung europäischer Grenzen durch Gewalt wiederaufzunehmen, machte jeden Staat und jede internationale Organisation verletzlich, die ein weitergehendes Interesse an der Ukraine hatten. Wie die hier vorgestellten Belege zeigen, war diese Verletzlichkeit führenden Politikern in den 1990er Jahren bereits ganz klar, doch tragischerweise wurde diese Erkenntnis nicht in politische Maßnahmen übersetzt, die die gegenwärtige Katastrophe womöglich abgemildert hätten.

***

Wenn der Wert dieses Texts darin besteht, dass er vor dem Konflikt erschien, so besteht der Wert dieses Vorworts darin, dass es mir Gelegenheit gibt, die Bedeutung meiner Erkenntnisse nach der Invasion vom Februar 2022 anzusprechen. Tatsächlich ist der dritte Grund für meinen Dank an C.H.Beck die Möglichkeit, der deutschen Ausgabe trotz beschränkten Raums diesen neuen Abschnitt hinzufügen zu können. Obwohl es noch zu früh ist, um die ganze Tragweite der Tragödie von 2022 zu ermessen, erlaubt mir dieses neue Vorwort, dem Buch eine Art Ouvertüre zu geben, die die Hauptargumente zusammenfasst und ihre Bedeutung im Licht der Invasion bewertet.

Einen Großteil meiner Zeit seit der Invasion vom Februar 2022 habe ich damit verbracht, eine solche Zusammenfassung und Bewertung in zahllosen Besprechungs- und Konferenzräumen in verschiedenen Zeitzonen zu geben. Manche dieser Räume waren online bei Teams und Zoom, andere waren große, überfüllte Vortragssäle, wieder andere kleine, abhörsichere, vor russischen Ohren hoffentlich geschützte Regierungsbüros. Sicherlich waren meine Erfahrungen in diesen Räumen viel unwichtiger als die der Ukrainer. Ihr nicht erlahmender Mut angesichts unaussprechlicher Gewalt hat...
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Mary E. Sarotte hat den Kravis-Lehrstuhl für Geschichte an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies (SAIS) inne und gehört dem Center for European Studies in Harvard und dem Council on Foreign Relations an. Die englische Originalausgabe von "Not One Inch" wurde in der Süddeutschen Zeitung von Jürgen Osterhammel als eines der besten Bücher des Jahres 2022 bezeichnet.