Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Aufklärung in Zeiten der Verdunkelung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Christian Brandstätter Verlagerschienen am18.09.20231. Auflage
Dieses Buch ist der Aufruf zu einer neuen Klarheit des Denkens. Denn die Probleme von morgen können wir nicht mit der Denkweise und Philosophie von gestern bekämpfen. Wenn die wichtigsten politischen und philosophischen Errungenschaften der Aufklärung - Demokratie, Menschenrechte, evidenzbasiertes Denken - überleben sollen, müssen wir eine Lebensweise und ein Verständnis der Welt entwickeln, die dem menschlichen Wohlergehen verpflichtet sind und von planetarischer Gerechtigkeit getragen werden. In existenziellen Krisen der Menschheit ist das Ethos der Aufklärung notwendiger denn je. In seinem kämpferischen Essay zeigt Philipp Blom: Es sind mit theologischem Schutt behaftete Ideen, die von der gemäßigten Hauptströmung der Aufklärung transportiert wurden und unser Denken und Handeln bis heute prägen. Jetzt ist es Zeit für die wahre, radikale Aufklärung!

Philipp Blom, geboren 1970 in Hamburg, studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien. Zu den bekanntesten Büchern des vielfach ausgezeichneten Bestseller-Autors zählen Der taumelnde Kontinent, Die zerrissenen Jahre, Die Welt aus den Angeln, Was auf dem Spiel steht sowie zuletzt Die Unterwerfung. Neben seinen historischen und literarischen Werken ist Philipp Blom journalistisch tätig, moderiert die Sendung Punkt Eins auf dem österreichischen Kultursender Ö1, macht Filme wie die mehrfach preisgekrönte Dokumentarserie Der taumelnde Kontinent und kuratiert Ausstellungen in Europa und den USA.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextDieses Buch ist der Aufruf zu einer neuen Klarheit des Denkens. Denn die Probleme von morgen können wir nicht mit der Denkweise und Philosophie von gestern bekämpfen. Wenn die wichtigsten politischen und philosophischen Errungenschaften der Aufklärung - Demokratie, Menschenrechte, evidenzbasiertes Denken - überleben sollen, müssen wir eine Lebensweise und ein Verständnis der Welt entwickeln, die dem menschlichen Wohlergehen verpflichtet sind und von planetarischer Gerechtigkeit getragen werden. In existenziellen Krisen der Menschheit ist das Ethos der Aufklärung notwendiger denn je. In seinem kämpferischen Essay zeigt Philipp Blom: Es sind mit theologischem Schutt behaftete Ideen, die von der gemäßigten Hauptströmung der Aufklärung transportiert wurden und unser Denken und Handeln bis heute prägen. Jetzt ist es Zeit für die wahre, radikale Aufklärung!

Philipp Blom, geboren 1970 in Hamburg, studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien. Zu den bekanntesten Büchern des vielfach ausgezeichneten Bestseller-Autors zählen Der taumelnde Kontinent, Die zerrissenen Jahre, Die Welt aus den Angeln, Was auf dem Spiel steht sowie zuletzt Die Unterwerfung. Neben seinen historischen und literarischen Werken ist Philipp Blom journalistisch tätig, moderiert die Sendung Punkt Eins auf dem österreichischen Kultursender Ö1, macht Filme wie die mehrfach preisgekrönte Dokumentarserie Der taumelnde Kontinent und kuratiert Ausstellungen in Europa und den USA.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783710607608
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum18.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1115 Kbytes
Artikel-Nr.12463191
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Herausgebers

Vorweg: Im Land der Drachen

1. Gerade jetzt

2. Lebenslügen

3. Von der Autonomie

4. Rechte für Flüsse

5. Die Abschaffung der Natur

6. Geerdet

Zur weiteren Lektüre

Der Autor

Impressum
mehr
Leseprobe

1
Gerade jetzt

Was denn, schon wieder eine neue Aufklärung? Ja, gerade jetzt und notwendiger denn je. Aufklärung in Zeiten der Verdunkelung1 scheint kaum auf das grell beleuchtete 21. Jahrhundert zuzutreffen, aber tatsächlich hat das Licht des luziden Nachdenkens2 kaum eine Chance gegen flimmernde Videowände. Heute3 ist die Verdunkelung nicht mehr optisch, sondern kognitiv und freiwillig, eine Oberfläche aus leuchtenden LEDs.4 Die Welt der existenziellen Verstrickungen fängt dahinter an, im Schlagschatten der endlosen Displays.5

Deswegen beginnt die neue Aufklärung6 in einem Supermarkt. Dort begegnen Stadtbewohner:innen7 den Produkten der Natur8, der Landschaften und Kontinente um sich herum sowie der Menschen, die in ihnen leben und arbeiten.9

Gleichzeitig ist ein Supermarkt auch ein Ort der Abschottung10, welcher eine Barriere zwischen Mensch und Land errichtet, eine Barriere, auf die bunte Bilder projiziert werden, eine marktkonforme Version der Welt da draußen.11 Dort leben Bauern auf idyllischen Höfen, Kaffee wird von Indios mit lächelnden Kindern geerntet, Kühe sind lila, Gemüse ist makellos identisch und in Kondome eingeschweißt, Milch kommt von der Alm, Soja ist gut und alles ist stets frisch und immer da. Hunderte von Milliarden werden in diese Fata Morgana investiert12 und niemand glaubt sie wirklich, aber es ist doch bequem, nicht zu sehr daran zu kratzen.13 Denn dann käme die Wirklichkeit der industriellen Landwirtschaft, der Tierfabriken, der Zerstörung, Verödung und des ökologischen Kollapses.14 Also lieber glückliche Kühe und ekstatische Hühner und Schwamm drüber.15

Die Aufklärung ist dazu da, durch diese Wand durchzustoßen, den Blick nach draußen zu öffnen, in die sogenannte Wirklichkeit16. Auch wenn die niemand sehen will. Gerade dann.17 Denn ohne diesen Blick kann es nicht nur keine Gerechtigkeit geben, es kann auch kein Handeln geben, das sich an der Wirklichkeit orientiert.18 Und das ist in Zeiten der Klimakrise19 wirklich eine beschissene20 Idee.
1 Aufklärung in Zeiten der Verdunkelung Im Englischen poetischer: Endarkenment als Gegensatz zum Enlightenment. Dieses Buch fängt an mit einem Kompromiss, weil die Sprache nicht hergibt, was sie soll und ihre eigenen Bilder mitbringt - mit einer Übersetzung. Das ist eigentlich passend, denn Sprache formt und verformt Denken; das wird im Folgenden immer wieder wichtig sein. Und natürlich ist das eine ziemlich radikale Ansage, aber heben wir uns diese Diskussion noch etwas auf, wir haben noch so viel zu besprechen.
2 Das Licht des luziden Nachdenkens Noch eine Anleihe aus dem Englischen, David Humes wunderbar poetischer »calm sunshine of the mind«.
3 Heute Ja, es ist irritierend, wenn Autoren über »heute« schreiben und damit einen ganz anderen Zeitpunkt meinen, aber dieses historische »heute« ist der Moment, an dem deutlich wird, dass der sogenannte Fortschritt der Menschheit um den Preis der natürlichen Überlebensgrundlagen erkauft wurde. Dieses »heute« ist ein neuralgischer Punkt in der Geschichte von Homo sapiens, eines der letzten Jahrzehnte, in denen dieser Primat sein Schicksal und das so ziemlich aller anderer Lebewesen auf dramatische Weise positiv oder negativ beeinflussen kann. Deswegen scheint es gerechtfertigt, mit einem so irritierenden Wort zu beginnen.
4 LEDs Immerhin ist unsere Scheinwelt inzwischen energiesparend, wenn auch nur zum Schein, denn tatsächlich bedeutet jede technologische Einsparung und Verbesserung ein Ansteigen des Verbrauchs (der sogenannte Rebound-Effekt). Wird elektrisches Licht effizienter und billiger, wird auch mehr beleuchtet. Sparen Autos mehr Sprit, werden größere gebaut, eine neue Umgehungsstraße führt zu mehr Autos und damit zu mehr Staus. Die Idee der klugen Selbstbeschränkung ist im Kontext einer Konsumgesellschaft, nun ja, eine schöne Idee.
5 Displays Die grellbunte Verdunkelung macht es schwer bis unmöglich, die Welt dahinter überhaupt wahrzunehmen, so sehr knallen die Lichter durch die Dämmerung. Was dahinter liegt, bleibt im kognitiven Dunkel, bleibt unbekannt. Inzwischen können die bunten Bilder uns völlig darüber hinwegtäuschen, dass wir mit der Welt da draußen verbunden sind, dass wir sie verändern, sie die Bedingung unserer Existenz ist. Hinter den Lichtern ist irgendwann überhaupt keine Wirklichkeit mehr, denn die bunten Bilder zischen direkt ins Kleinhirn, da, wo die unreflektierten Emotionen sitzen. Dort lebt auch das Bedürfnis, dass die bunten Bilder recht haben, denn dann ist alles gut.
In Bezug auf die grellbunte Verdunkelung ist das Ganze allerdings kein zufälliger Zustand, sondern das Resultat langer psychologischer Versuchsreihen mit dem Ziel herauszufinden, wie Konsument:innen sich am effektivsten und am lukrativsten verunsichern, abhängig machen und infantilisieren lassen. Mit jedem Erfolg, Aufmerksamkeit länger zu fesseln, verbessern sich die neuronalen Pfade der selbstlernenden Systeme - nicht aber die neuronalen Pfade der Endverbraucher:innen. Auf Dauer ist das ein ungleiches Spiel.

Diese Manipulation ist heute vielleicht effektiver als je zuvor, aber ihre Existenz ist einerseits nie ein Geheimnis gewesen und ausgezeichnet dokumentiert, andererseits nicht neu. Die katholische Kirche und mit ihr die meisten Religionen haben hierzu die Vorarbeit geleistet und es schon lange vor der Digitalisierung zu einer Kunstform erhoben. Die Künstliche Intelligenz aber übertrifft ihre manipulativen Fähigkeiten um ein Vielfaches.

Mit jedem Erfolg, Aufmerksamkeit länger zu fesseln, verbessern sich die neuronalen Pfade der selbstlernenden Systeme - nicht aber die neuronalen Pfade der Endverbraucher:innen. Auf Dauer ist das ein ungleiches Spiel.

6 Aufklärung Ein schwieriges und ungenaues Wort, das selbst fast so viel versteckt wie es beschreibt, aber das noch immer beste, das wir haben. Corine Pelluchon nennt die Aufklärung ähnlich wie Foucault »gleichzeitig eine Epoche, einen Prozess und ein Projekt.« (Pelluchon, S. 13) Aber das macht die Sache auch nicht einfacher. Siehe nächstes Kapitel.
7 Stadtbewohner:innen d. h. inzwischen die meisten Menschen.
8 Natur Noch ein schwieriges Wort mit viel historischem Gepäck, eine riesige Debatte, die aufgemacht wird: Was ist Natur? Wir werden darauf zurückkommen, hier nur so viel im Hinblick auf die erste Aufklärung: Für Baruch Spinoza war sie gleichbedeutend mit Gott, im 17. Jahrhundert ein geniales Argument, um Gott abzuschaffen. Auch Gott kann schließlich nicht gegen seine eigenen Gesetze verstoßen, die er als vollkommenes Wesen beschlossen hatte. Und das sind die Naturgesetze, d. h. heimtückischerweise aber auch, dass Gott, seinen eigenen unabänderlichen Gesetzen folgend, selbst nicht in die Geschichte eingreifen kann, dass alle Bittgebete sinnlos sind, wie auch alle Theologie, denn alles Wissenswerte über Gott steckt in den Naturgesetzen, durch die er sich perfekter offenbart als durch irgendein heiliges Buch mit irrationalen Geboten. Das war für das Publikum seiner eigenen Zeit geschrieben. Aber Spinozas Gedanken sind noch heute radikal: Es gibt nichts außerhalb der Natur. Auch nicht uns selbst und unsere Kultur. Was wir »Kultur« nennen, ist nur eine besonders komplexe Ausformung evolutionärer Prozesse. Auch andere Tiere bauen Millionenstädte, nutzen Werkzeuge, zeigen Bewusstsein des eigenen Selbst und Arten von Intelligenz, die noch kaum beschrieben werden können. Männliche Laubenvögel schaffen wunderschöne Konstruktionen aus Zweigen und nach Farben arrangierten objets trouvés, die man nur als Kunstwerke bezeichnen kann, natürlich um ein Weibchen anzulocken, denn ihre Angebeteten sind alle Kunstkritikerinnen. Phänomene, wie Schönheit, Gerechtigkeit, angemessene Gewalt, Rechte innerhalb einer Gruppe, eine moralische Ordnung, die Fähigkeit zu täuschen und zu lügen, sind anderen Tieren nicht fremd. Was also ist Natur? Nach Spinoza umfasst sie alles im Universum und jede Äußerung der Natur, ergo auch alle Träume und Produkte von Homo sapiens.
9 Leben und arbeiten Eine populäre urbane Legende besagt, dass jeder Mensch mit jedem anderen über sechs persönliche Begegnungen, sechs Handschläge verbunden ist. Auch Konsumgüter von Getreide bis hin zu T-Shirts und Hamburgern haben eine ähnlich verbindende Funktion, Kettfäden im Gewebe einer globalen Gesellschaft, in der ein T-Shirt von der Hand einer Arbeiterin in Bangladesch in die einer gleichaltrigen jungen Frau in einem reichen Land gelangt und von dort vielleicht zu einer Frau auf einer der...
mehr

Autor

Philipp Blom, geboren 1970 in Hamburg, studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien. Zu den bekanntesten Büchern des vielfach ausgezeichneten Bestseller-Autors zählen Der taumelnde Kontinent, Die zerrissenen Jahre, Die Welt aus den Angeln, Was auf dem Spiel steht sowie zuletzt Die Unterwerfung. Neben seinen historischen und literarischen Werken ist Philipp Blom journalistisch tätig, moderiert die Sendung Punkt Eins auf dem österreichischen Kultursender Ö1, macht Filme wie die mehrfach preisgekrönte Dokumentarserie Der taumelnde Kontinent und kuratiert Ausstellungen in Europa und den USA.Dr. Hannes Androsch war Finanzminister und Vizekanzler in der Ära Kreisky, Generaldirektor der CA und ist heute als Industrieller tätig. Gemäß seinem Selbstverständnis als Citoyen ist er vielfältig engagiert. Er ist ein gefragter Kommentator zum Zeitgeschehen sowie Herausgeber und Autor zahlreicher Publikationen.