Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Von Annenheide nach Adelaide

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
154 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am12.03.20241. Auflage
Unerfüllte Lebensträume, optimistische und gescheiterte Pläne, viel Arbeit, ständig neue Aufgaben, häufig andere Standorte. 9 Acres Land in Warburton, Bewirtschaftung des Deutschen Clubs in Melbourne, Tankstellenpächter in Crystal Brook und Palm Beach, Kiosk und Café am Maroondah Dam, Café und Blumengeschäft in Springvale, Melbournes größtem Friedhof. Ein eigenes Haus in Dandenong. Die Kinder und Enkelkinder wachsen heran, der Ehemann stirbt früh. Bescheidener Wohlstand, der auch Urlaubsreisen auf dem Kontinent, nach Europa und in die USA ermöglicht. Der Fundus: 80 Briefe mit über 260 Seiten, eng mit der Schreibmaschine beschrieben, viele Ansichtskarten, ungezählte Fotos. "Ich würde es ein zweites Mal nicht wieder wagen, oder wenn ich gewusst hätte, was mich hier alles erwartet, wäre ich in Deutschland geblieben." (1967). "Ich möchte am liebsten eine Sündflut kommen und ganz Australien verschwinden lassen." (1971).

Klaus Hübner, *1946, hat als Autor, Übersetzer und Herausgeber mehrere Bücher und zahlreiche Buchbeiträge in wissenschaftlichen Jahrbüchern und Heimatjahrbüchern veröffentlicht.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextUnerfüllte Lebensträume, optimistische und gescheiterte Pläne, viel Arbeit, ständig neue Aufgaben, häufig andere Standorte. 9 Acres Land in Warburton, Bewirtschaftung des Deutschen Clubs in Melbourne, Tankstellenpächter in Crystal Brook und Palm Beach, Kiosk und Café am Maroondah Dam, Café und Blumengeschäft in Springvale, Melbournes größtem Friedhof. Ein eigenes Haus in Dandenong. Die Kinder und Enkelkinder wachsen heran, der Ehemann stirbt früh. Bescheidener Wohlstand, der auch Urlaubsreisen auf dem Kontinent, nach Europa und in die USA ermöglicht. Der Fundus: 80 Briefe mit über 260 Seiten, eng mit der Schreibmaschine beschrieben, viele Ansichtskarten, ungezählte Fotos. "Ich würde es ein zweites Mal nicht wieder wagen, oder wenn ich gewusst hätte, was mich hier alles erwartet, wäre ich in Deutschland geblieben." (1967). "Ich möchte am liebsten eine Sündflut kommen und ganz Australien verschwinden lassen." (1971).

Klaus Hübner, *1946, hat als Autor, Übersetzer und Herausgeber mehrere Bücher und zahlreiche Buchbeiträge in wissenschaftlichen Jahrbüchern und Heimatjahrbüchern veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758338939
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.03.2024
Auflage1. Auflage
Seiten154 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.14122472
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Deutscher Klub Tivoli

Nun will ich Euch auch erzählen, was das Jahr 1961 für uns in sich hatte. Wir waren im April letzten Jahres gerade dabei, unseren Garten abzuernten, der sich wirklich von der besten Seite gezeigt hatte. Es gab so viel Bohnen, Erbsen, Tomaten, Maiskorn und Gurken, dass ich wannenweise verschenkt habe. Nur die Kartoffeln haben wir behalten und gelagert. Nie hätte ich mir das träumen lassen. Da kam Gerda mit der Nachricht aus einer Zeitung, dass man in Melbourne im Deutschen Club einen Manager für den Restaurationsbetrieb suchte, und meinte, ob wir uns das nicht mal ansehen wollten. Eilert wollte zuerst nichts davon wissen, denn der Gedanke, Warburton zu verlassen, hatte nichts Verlockendes für ihn, obwohl er selbst einsah, dass unsere Aufbauarbeiten sehr langsam voran gingen. ... Wir haben uns die Angelegenheit durch den Kopf gehen lassen und haben uns den deutschen Club mal angesehen [damals in der 240 Victoria Street, Melbourne], und ehe ich zur Besinnung kam, saßen wir drin in der Patsche. Die Möglichkeit, wieder als freier Mann zu fungieren, selbst zu planen, kalkulieren, einzukaufen und zu verkaufen, hatte für Eilert doch mehr Reiz und Anziehungskraft, als seine Tätigkeit als Bauarbeiter in Warburton. Damit brach für mich am 1. Mai 1961 eine Welt zusammen. Meine Holidayzeit in Warburton hatte endgültig ein Ende gefunden und ich bin als Küchenbulle Nr. 1 in den deutschen Club gezogen. ...

Deutscher Club, Klub Tivoli. Established as the Melbourne German Gymnastic Club (Melbourne Deutscher Turnverein), it was in fact one of the first clubs to be established in Melbourne. In 1921 it amalgamated with Club Tivoli and was renamed Club Tivoli Deutscher Verein Melbourne. Over the years the club has had various changes of address, culminating in 1989 with the purchase of the present valuable property at 291 Dandenong Road, Windsor. Today, Club Tivoli proudly maintains the ideals developed by the founders over 150 ago. Those ideals are embodied in the four F´s in the club´s crest: Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei (Bright, Upright, Cheerful, Freedom of living).

Mein Alter war voller Optimismus: Das schaffen wir schon, meinte er. Wir hatten also den Küchenbetrieb auf eigen Regie übernommen, und da der Club aus rund 600 männlichen Mitgliedern besteht, zum großen Teil Junggesellen, versprach Eilert sich davon ein ausbaufähiges Geschäft. Nun, versuchen und wagen muss man schon mal was, wenn man mehr verdienen will, als 17 Pfd. die Woche. Gerd und Doris blieben in Warburton allein zurück, mit einem Berg von Verhaltensmaßregeln, guten Ratschlägen und Gebrauchsanweisungen. Sie mussten das Vieh und sich selbst versorgen. Das allein war schon eine Katastrophe für mich. Unser Empfang im Club war wie die Faust aufs Auge für mich. Gleich am 1. Mai fand die 101. Jahresfeier statt, und ich ahnungsloser Engel, gewohnt, mein Lebtag für 2 oder 4 Personen zu kochen, sollte nun über Nacht einige hundert hungriger Mäuler stopfen. Schon die letzten drei Tage in Warburton haben wir nichts anderes getan, als für die Feier vorgearbeitet und eine Waschwanne voll Kartoffelsalat, eine Wanne voll geschälter Kartoffeln und ähnliche Scherze nach Melbourne geschleppt. Dabei hatten wir nur ein junges Mädchen zum Helfen. Ich weiß heute noch nicht, wie ich überhaupt fertig geworden bin. Aber das war erst der Anfang. Ich hatte mir noch nie eingebildet, gut Kochen zu können und habe nie großen Wert aufs Essen gelegt, ... genauso wenig wusste ich hier mit einem Filet- oder Rumpsteak anzufangen. Aber wozu gibt es Kochbücher? - Der Club ist erst im letzten Jahr umgebaut worden und hat eine sehr schöne, große und saubere Küche, aber es war kein Geschäft mehr, sondern ein Krampf, bankrott und heruntergewirtschaftet, denn es war nie ein Pächter hier gewesen, der etwas vom Gastgewerbe und Küchenbetrieben verstand. ... Wir hatten die undankbare Aufgabe, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. In meiner Unerfahrenheit habe ich natürlich gekocht, wie ich es gewohnt war, einfache Hausmannskost zum Sattessen. Jeden Tag wurde der Küchenfahrplan gewechselt, es gab drei verschiedene Menüs und viele Kleinigkeiten wie Russische Eier, Tatar mit Ei, Rollmops und Hering mit Bratkartoffeln usw. Ich konnte natürlich nicht ahnen, dass diese rein deutsche Kost hier früher nie zu haben war, und es dauerte nicht lange, bis sich das herumgesprochen hatte bei den deutschen Jungs, und unser Küchenbetrieb ein voller Erfolg wurde. Also das Geschäft stieg. Aber alles hat Vor- und Nachteile. Die Küche ist täglich (einschl. Sonntag) von 12 bis 24 Uhr geöffnet, dazu 2 Stunden Vorbereitung und mindestens 2 Stunden Aufräumen, Abwaschen, usw., das macht 14 bis 16 Stunden täglich auf den Beinen sein, und Du kannst Dir denken, das hält keiner lange aus. Zwar hatten wir immer Hilfe, aber auch in Australien will keiner gern Haus- oder Küchenarbeit verrichten, und so muss man oft wechseln und immer wieder von vorne anlernen und dabei sein, und das kostet unheimlich Nerven. Am schlimmsten war es zu den Wochenenden, dann ging es oft durch bis morgens 6 oder 7 Uhr. Ja, ob wir wollten oder nicht, wir mussten unser Privatleben vollkommen an den Nagel hängen. Es gab für uns nur noch Küche und Bett. Morgens 10 Uhr aufstehen, wir haben uns hier ein Zimmer gemietet, und rein gings in die Küche. Spät nachts dann wieder todmüde ins Bett. Montags haben wir uns freigenommen und sind für ein paar Stunden nach Warburton gesaust, um nach den Kindern und nach dem Rechten zu sehen. Abends 5 Uhr waren wir aber schon wieder im Club am Wühlen, denn um 6 Uhr kamen die ersten Abendgäste. Es war die Hölle für mich. Es ist klar, wir haben nicht schlecht verdient. Der Durchschnittsverdienst lag bei 50 Pfd. Reinverdienst die Woche, das Höchste war 100 Pfd. Aber da wir auch nur Menschen sind, bleibt solches Wühlen nicht in den Kleidern hängen und auch mit unseren Nerven hingen wir ziemlich schief. Ja, es war so weit, dass Eilert und ich uns nur noch ankotzten, und oft bedurfte es nur noch des letzten Anstoßes, und ich wäre auf und davon gelaufen. Im Geiste sah ich mich manchmal schon im Flugzeug sitzen und in die alte Heimat fahren und malte mir erstaunte Gesichter aus. Erst ein leichter Herzanfall meinerseits hat Eilert wohl vollends die Augen geöffnet, dass jede Maschine einmal abgelaufen ist. Erschwerend kommt für mich noch hinzu, dass es ganz bestimmt eine Tätigkeit ist, die mir ganz bestimmt nicht liegt, ja, die ich buchstäblich hasse, und jeden Morgen muss ich mich immer wieder von vorn Aufraffen und mir regelrecht Gewalt antun bei dem Gedanken, wieder den ganzen Tag in einer Küche zu verbringen. Ich bin bestimmt arbeiten gewohnt, und wir hatten auch gehofft, den Betrieb so zu vergrößern, dass man in drei Schichten arbeiten könnte, aber das ist leider nicht drin, denn die Kehrseite ist folgende: In Australien haben wir ja mindestens 4 Monate Sommerzeit, und das bei Temperaturen, die einem ganz bestimmt das Essen verschlagen. Da der Club aber über eine Bar verfügt, bleibt der Ausschank von Getränken in Clubhänden, während wir lediglich für die Küche zuständig sind und Kaffee, Tee und Eis ausgeben dürfen. Das bedeutet rapiden Geschäftsrückgang für die Sommermonate, und wenn man da im Winter nicht ganz rationell gearbeitet hat, bleibt man am Jahresende ohne Profit. Wir haben uns daher entschlossen, die Augen aufzuhalten nach dem nächsten Job, der sich lohnt, anzufassen. Leider haben wir in diesen 8 Monaten nicht so viel herauswirtschaften können, dass wir unseren eigenen Job in Warburton starten könnten. Die Aufbauarbeiten gehen dort allerdings lustig weiter. Im Augenblick entsteht ein riesiger Stall, 30 Meter lang und 6 Meter breit. Weit genug vom Wohnhaus entfernt, um Vieh, gleich welcher Sorte, dort halten zu können. Demnächst wird eine Sickergrube in Angriff genommen, Rohre und Steinmaterial liegen schon bereit, damit wir endlich die Toilette ins Haus bekommen und einen Abfluss schaffen. Unser Gartenland hat sich verdreifacht. Wir haben alles mit Kartoffeln angepflanzt. Das hat zum größten Teil Gerd gemacht. Da wir ja nun Sommersaison haben, haben wir die Rollen ein wenig vertauscht. Wir haben Doris hierhergeholt, und Eilert geht dafür 4 Tage in der Woche nach Waburton. Doris hilft mir hier, und da sie sehr flott arbeitet, schaffen wir das bequem ohne fremde Hilfe. Wir haben höchsten 20 bis 30 Essen abends, und tagsüber ist es sehr ruhig, Ich koche und gebe aus, und Doris ist im dining-room und serviert. Es klappt prima, und mit Doris kann ich besser arbeiten als mit Eilert. Er sorgt in Warburton für das Rechte und ist nur am Wochenende zu unserer Unterstützung hier. Doris hat am Sonntag ihren freien Tag, das habe ich durchgedrückt. Dafür muss ich verzichten, aber ewig werden wir ja nicht mehr hier sein. So also sieht es in Australien mit den Ripkens aus. Wenn mir früher einer gesagt hätte, dass ich mein Kochbuch noch einmal so eingehend studieren würde, um für ganze Hochzeitsgesellschaften von 30 bis 50 Personen kochen zu können, um für Empfänge und Partys von 20 bis 175 Personen gerüstet zu sein, oder um kalte...
mehr