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Der Nahostkonflikt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
C.H. Beckerschienen am21.08.202412. Auflage
Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern sowie seinen arabischen Nachbarn hält seit Jahrzehnten die Welt in Atem. Seit Oktober 2023 ist er mit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen in zuvor unvorstellbarer Weise eskaliert. Die Autoren zeichnen die Geschichte des Konflikts nach, beschreiben die wichtigsten Streitpunkte - von Jerusalem über den Zugang zu Wasser bis zum Grenzverlauf - und erklären, warum Frieden und Sicherheit für alle Seiten in so weite Ferne gerückt sind.

MURIEL ASSEBURG Dr. rer. pol., ist Nahostexpertin an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Bei C.H.Beck erschien von ihr außerdem "Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart" (5. Aflg. 2023).

JAN BUSSE Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft an der Universität der Bundeswehr München.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDer Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern sowie seinen arabischen Nachbarn hält seit Jahrzehnten die Welt in Atem. Seit Oktober 2023 ist er mit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen in zuvor unvorstellbarer Weise eskaliert. Die Autoren zeichnen die Geschichte des Konflikts nach, beschreiben die wichtigsten Streitpunkte - von Jerusalem über den Zugang zu Wasser bis zum Grenzverlauf - und erklären, warum Frieden und Sicherheit für alle Seiten in so weite Ferne gerückt sind.

MURIEL ASSEBURG Dr. rer. pol., ist Nahostexpertin an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Bei C.H.Beck erschien von ihr außerdem "Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart" (5. Aflg. 2023).

JAN BUSSE Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft an der Universität der Bundeswehr München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406825507
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum21.08.2024
Auflage12. Auflage
Reihen-Nr.2858
SpracheDeutsch
Dateigrösse2472 Kbytes
Illustrationenmit 5 Karten
Artikel-Nr.17201596
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


I. Einführung


Die Angriffe der Hamas und anderer militanter Gruppierungen auf Israel am 7. Oktober 2023 und der nachfolgende Krieg im Gazastreifen haben den Nahostkonflikt einmal mehr ins Zentrum der Weltöffentlichkeit gerückt. Dabei ist der Kern des Nahostkonflikts, also des israelisch-arabischen Konflikts, die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern. Er ist in den letzten Jahren wieder in eine existentielle Auseinandersetzung zurückgefallen, nachdem alle Bemühungen um eine Konfliktregelung gescheitert waren.

Die internationale Aufmerksamkeit rührt daher, dass der Nahe Osten das Zentrum dreier Weltreligionen ist. In Jerusalem befinden sich zentrale heilige Stätten von Judentum, Islam und Christentum. Auch sind die Entwicklungen im «Heiligen Land» schon seit Jahrhunderten eng mit denen in Europa verknüpft: Für die europäischen Herrscher war die «Befreiung Jerusalems von der muslimischen Fremdherrschaft» seit dem späten 11. Jahrhundert ein wichtiges Ziel der Kreuzzüge. Die jüdische Einwanderung nach Palästina ab Ende des 19. Jahrhunderts war eine Folge von Nationalismus, Antisemitismus und Pogromen in Europa und Russland. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Nahe Osten zunehmend von einer randständigen Region des Osmanischen Reichs zum Schauplatz von Rivalitäten der europäischen Großmächte Frankreich und England. Die Judenverfolgung der Nationalsozialisten stärkte die internationale Akzeptanz für die Etablierung des Staates Israel. Im Kalten Krieg suchten die USA und die Sowjetunion durch Unterstützung von Partnern nicht nur in Europa, sondern auch im Nahen Osten ihre Einflusssphären auszuweiten. Und selbst heute wird Israel oft als Repräsentant des «Westens» in einer muslimisch geprägten Umgebung gesehen.

1. Schlüsselkonflikt im Nahen und Mittleren Osten?


Der Nahostkonflikt gilt als Schlüsselkonflikt im Nahen und Mittleren Osten, also in den Ländern des südlichen und östlichen Mittelmeerraums sowie der arabischen Halbinsel. Erst die Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern, so die weit verbreitete Annahme, würde die Lösung anderer Konflikte in der Region ermöglichen. Dass diese Annahme jedoch nur bedingt trägt, wurde nicht zuletzt im Zuge des Arabischen Frühlings deutlich, der Ende 2010 begann: Bei den Protestbewegungen und Aufständen spielte die Palästinafrage keine Rolle. Vielmehr ging es den Protestierenden um ein Leben in Würde, um ein Ende von Polizeiwillkür, Korruption und Vetternwirtschaft sowie um politische Teilhabe und sozio-ökonomische Perspektiven.

Der Nahe und Mittlere Osten ist durch mehrere zwischen- und innerstaatliche Konflikte geprägt, die sich überlagern und gegenseitig verstärken. Dabei stand im sogenannten Arabischen Kalten Krieg der 1950er- bis 1980er-Jahre die Systemkonkurrenz zwischen sozialistisch orientierten Republiken und konservativen Monarchien - insbesondere zwischen Ägypten und Saudi-Arabien - im Vordergrund. Heute ist es vor allem der Hegemonialkonflikt am Persischen Golf zwischen Iran und Saudi-Arabien, der die Region dominiert. Zusätzlich gibt es eine Reihe von Konflikten, die sich diesen Großkonflikten nicht zuordnen lassen, etwa der Westsahara-Konflikt.

Durchweg haben aber politische Führungen in der Region die Palästinafrage bzw. den Nahostkonflikt als Mittel zur Mobilisierung der Bevölkerung und als Legitimation für die Durchsetzung ihrer Interessen eingesetzt. Auch bot der Kriegszustand mit Israel arabischen Herrschern über lange Zeit eine willkommene Rechtfertigung für die Aufrechterhaltung autoritärer Systeme. Zudem präsentiert sich der Iran als Vorreiter des «anti-zionistischen Widerstands» und unterstützt mit der Hamas und dem Islamischen Dschihad in Palästina, der Hisbollah im Libanon, schiitischen Milizen im Irak und in Syrien sowie den Huthi im Jemen bewaffnete Gruppierungen finanziell sowie durch Training und Waffenlieferungen. Diese Kooperation im Rahmen der sogenannten Achse des Widerstands trat nach dem 7. Oktober 2023 deutlich zutage, als der Hamas und der Islamische Dschihad Israel aus dem Gazastreifen, Hisbollah aus dem Libanon und die Huthi aus dem Jemen angriffen. Die Huthi weiteten ihre Angriffe bald auch auf die zivile Schifffahrt im Golf von Aden und im Roten Meer aus.

Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Einflusses des Iran in der Region seit der US-geführten Irak-Invasion 2003 bildete sich eine Annäherung der Interessen und eine immer offener zutage tretende Kooperation zwischen Saudi-Arabien und den kleineren arabischen Golfmonarchien auf der einen und Israel auf der anderen Seite heraus. Diese Staaten waren zugleich die größten Gegner des im Juli 2015 erzielten Atomabkommens zwischen Iran und der internationalen Gemeinschaft. 2020/21 einigte sich Israel mit vier arabischen Ländern (den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Bahrain, Marokko und Sudan) in den sogenannten Abrahamsabkommen auf eine Normalisierung der Beziehungen - und dies, obwohl Israel nach wie vor arabische Territorien besetzt hält.

Der israelisch-arabische Konflikt wiederum hat Einfluss auf Dynamiken in der gesamten Region des Nahen und Mittleren Ostens. Nicht zuletzt wird der Konflikt durch bewaffnete Gruppierungen - früher in erster Linie säkulare, heute eher islamistische oder dschihadistische - zur Rekrutierung von Kämpfern genutzt, unter dem Vorwand der Solidarität mit den Palästinensern bzw. der Befreiung der heiligen Stätten. Zudem bilden palästinensische Flüchtlinge in vielen Ländern der Region eine große Bevölkerungsgruppe und haben gesellschaftlichen Einfluss. Denn die Mehrzahl der rund 5,9 Millionen palästinensischen Flüchtlinge, die heute beim UN-Hilfswerk registriert sind, lebt in den drei Nachbarstaaten Israels, also in Jordanien, im Libanon und in Syrien. Dabei machen die Flüchtlinge im Libanon über 8 Prozent und in Jordanien sogar 40 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Hinzu kommen vor allem in Jordanien die Flüchtlinge des Krieges von 1967. In beiden Ländern bestand und besteht die Sorge, dass die Flüchtlinge die Bevölkerungszusammensetzung so verändern, dass das jeweilige demographische Gleichgewicht, auf dem die politische Ordnung beruht, gestört wird. Außerdem konnten Palästinenser auch in den arabischen Golfstaaten in den vergangenen Jahrzehnten nicht unerheblichen gesellschaftlichen Einfluss entfalten. Denn viele fanden dort, nicht zuletzt im Bildungssektor, ein Auskommen.

Der Palästinensischen Befreiungsorganisation (Palestine Liberation Organization, PLO) wurde in der Vergangenheit vorgeworfen, in den Ländern, in denen sie ihren Sitz nahm, einen «Staat im Staate» zu errichten. Dies führte in Jordanien und im Libanon zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Der PLO wird dabei auch eine Mitverantwortung für den Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs zugeschrieben. Infolgedessen musste die PLO ihr Hauptquartier 1971 von Amman nach Beirut und 1982 von Beirut nach Tunis verlegen.

Aus all dem ist ersichtlich: Der Nahostkonflikt ist nicht der Schlüsselkonflikt im Nahen und Mittleren Osten. Er hat aber in weiten Teilen der Region nach wie vor erhebliche Wirkungs- und Mobilisierungskraft und verquickt sich immer stärker mit anderen Konflikten, etwa dem im Jemen.

2. Territoriale, ethnische und religiöse Dimensionen


Kern des Nahostkonflikts ist der israelisch-palästinensische Konflikt. Dieser bezieht sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen Israel und den Palästinensern in den palästinensischen Gebieten, sondern hat - aufgrund der palästinensischen Minderheit - in Israel auch eine innenpolitische Komponente. Zudem ist er eng mit dem israelisch-arabischen Konflikt verknüpft, der sich seit der israelischen Staatsgründung 1948 im Wesentlichen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten Ägypten, Jordanien, Libanon und Syrien abspielt (s. Karte auf der vorderen Umschlaginnenseite), selbst wenn auch andere Staaten der Region, etwa Irak, Saudi-Arabien und Iran, immer wieder direkt oder indirekt intervenierten. Der Konflikt hat auch dazu geführt, dass bis heute...
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MURIEL ASSEBURG Dr. rer. pol., ist Nahostexpertin an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Bei C.H.Beck erschien von ihr außerdem "Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart" (5. Aflg. 2023).

JAN BUSSE Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft an der Universität der Bundeswehr München.