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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
BoD - Books on Demanderschienen am26.07.20241. Auflage
Winterstimmungen aus der Kindheit werden wachgerufen. Immer wieder wird der spannende Weihnachtsabend erwartet. An besondere Geschenke erinnert man sich viele Jahre später. Eine Exkursion um den Stechlinsee zurück zum Quartier zieht sich ungeahnt in die Länge. Folgen Sie den exotischen Regeln, wie man in der Sowjetunion reisen durfte oder eben aufgehalten wurde. Plötzlich saß man mitten in Sibirien fest in den Fängen der Miliz. Räucherkerzen von besonderer Mixtur entstehen aus einer Strafarbeit heraus, der Sohn hatte sich ungefragt das Auto des Vaters für eine Spritztour geliehen. Nach Kriegsende eine Wohnung zu bekommen war schwer, ein geschenkter Anzug führt zu überraschenden Folgen. Vom dunklen Schattenreich der Weihnachtsgeschenke berichtet eine surreale Geschichte, die Klimagefahr öffnet einen anderen Blick auf unseren Konsum. Einen Protagonisten verschlägt es gar auf die Antarktisstation Neumayer III. Die Nebelgespenster eines Schneesturms dringen in unseren Blick. Der Band enthält neben Erzählungen zahlreiche Gedichte über Winterlandschaften, die Adventszeit und den Heiligen Abend. Hören Sie, der Weihnachtsmann klopft an die Tür!mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWinterstimmungen aus der Kindheit werden wachgerufen. Immer wieder wird der spannende Weihnachtsabend erwartet. An besondere Geschenke erinnert man sich viele Jahre später. Eine Exkursion um den Stechlinsee zurück zum Quartier zieht sich ungeahnt in die Länge. Folgen Sie den exotischen Regeln, wie man in der Sowjetunion reisen durfte oder eben aufgehalten wurde. Plötzlich saß man mitten in Sibirien fest in den Fängen der Miliz. Räucherkerzen von besonderer Mixtur entstehen aus einer Strafarbeit heraus, der Sohn hatte sich ungefragt das Auto des Vaters für eine Spritztour geliehen. Nach Kriegsende eine Wohnung zu bekommen war schwer, ein geschenkter Anzug führt zu überraschenden Folgen. Vom dunklen Schattenreich der Weihnachtsgeschenke berichtet eine surreale Geschichte, die Klimagefahr öffnet einen anderen Blick auf unseren Konsum. Einen Protagonisten verschlägt es gar auf die Antarktisstation Neumayer III. Die Nebelgespenster eines Schneesturms dringen in unseren Blick. Der Band enthält neben Erzählungen zahlreiche Gedichte über Winterlandschaften, die Adventszeit und den Heiligen Abend. Hören Sie, der Weihnachtsmann klopft an die Tür!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759741011
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum26.07.2024
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2335 Kbytes
Artikel-Nr.17234400
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kerstin Werner
Bilder meiner Kindheit

Für meine Eltern

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, erinnere ich mich immer wieder gern an meine Kindheit. Erst heute begreife ich, wie wohlbehütet ich aufgewachsen war, mit wie viel Liebe, Geduld und Konsequenz meine Eltern unser Familienleben gestaltet und ihre vier Kinder großgezogen haben. Meine Eltern gaben uns stets die Gewissheit, dass das Leben gut ist, und ich spüre noch heute dieses Urvertrauen, dass alles im Leben einen Sinn hat. Auch in schweren Krisen habe ich fortwährend mit der Zuversicht gelebt: Alles wird gut! Diese Lebenshaltung hat mich stark geprägt. Alles was ich tue, geschieht mit meinem inneren Glauben an das Gute im Menschen. Meine Eltern konnten uns vier Kindern ein sicheres Heim schenken, was für mich Geborgenheit und Wärme bedeutete. Auf sie konnte ich mich stets verlassen. Ich glaube, dass mir diese Wurzeln einen sicheren Halt in meinem weiteren Leben gegeben haben. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater ließen sich bei der Erziehung ihrer vier Sprösslinge von ihrem Gefühl und gesunden Menschenverstand leiten.

Da wir vier Geschwister kurz hintereinander auf die Welt gekommen waren, fühlten wir uns von Anfang an eng miteinander verbunden. Ich wurde als drittes Kind geboren, orientierte mich oft an meiner älteren Schwester und meinem älteren Bruder, die mich beide beschützten und mir vieles beibrachten. Meine jüngere Schwester wurde bald meine engste Spielkameradin in unserer Familie.

Bis zu meinem siebten Lebensjahr wohnten wir in Landsberg, einem Ort unweit von Halle an der Saale. Ich liebte diese Kleinstadt; sie war so überschaubar, dass wir schon im Vorschulalter allein durch die Stadt laufen durften, ob zum Kindergarten, zum Einkaufen, ins Kino, zum Rodeln oder ins Felsenbad - unsere Eltern wussten, was sie uns bereits zutrauen konnten. Sie schenkten uns ein Stück Freiheit, das wir schon als Kinder zu schätzen wussten und deshalb unsere Eltern nur selten enttäuschten. Auf diese Weise lernten wir schon recht früh, Selbstverantwortung zu übernehmen. Da wir Geschwister häufig gemeinsam loszogen, kamen wir auch zur rechten Zeit wieder nach Hause.

Einen besonderen Platz in unserem Familienleben nahmen die jahreszeitlichen Feste ein - wie Ostern, Nikolaus und Weihnachten. Doch das Weihnachtsfest war mir von allen traditionellen Festen das Liebste. Nie habe ich mich als Kind so glücklich gefühlt wie zu Heiligabend. Wenn ich all die vielen Erinnerungsbilder wieder vor mir aufleben lasse, wird mir innerlich ganz warm ums Herz, und noch heute spüre ich diese geheimnisvolle und feierliche Atmosphäre, die ich als Kind an Heiligabend empfunden habe.

Schon Tage vorher schmückten wir unseren Weihnachtsbaum, der auf mich eine magische Anziehungskraft ausübte. Sein strahlender Glanz mit all den bunt glänzenden Weihnachtskugeln, den Lichterkerzen und dem silbernen Lametta beglückte mich so sehr, dass ich diesen wundersamen Anblick noch immer vor mir sehe. Für mich war es jedes Jahr aufs Neue der schönste Weihnachtsbaum, den ich je gesehen hatte, und ich hielt mich gern in seiner Nähe auf.

Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest begann für mich in all den Jahren bereits Mitte November, am Geburtstag meines Bruders. Meine Eltern nahmen diesen Tag zum Anlass, jedem von uns Kindern einen Adventskalender zu schenken. Dies war für uns ein ganz besonderer Augenblick. Aufgeregt hielten wir die Kalender in den Händen und betrachteten die stimmungsvollen Bilder und rätselten, was sich wohl hinter jedem der vierundzwanzig Türchen verbergen könnte. Diese Bilder regten so stark meine Phantasie an, dass meine kindliche Seele bald selbst in die Geschichte meines Adventskalenders hineinschlüpfte. Doch nie öffneten wir ein Türchen schon vorher, sondern wir warteten geduldig jeden Tag ab und freuten uns, gleich am Morgen nach dem Aufstehen unser Kalendertürchen zu öffnen.

Als wir älter wurden und schon gut zeichnen konnten, begannen wir selbst solche Kalender zu malen. Wir fertigten kleine Papierlose an, die darüber entschieden, wer für wen einen Adventskalender gestalten würde, aber niemand durfte etwas verraten. Jeder von uns malte und bastelte seinen Kalender heimlich, und erst als der 1. Dezember näher rückte und wir mit unseren Arbeiten fertig waren, überreichten wir uns gegenseitig die selbstgestalteten Adventskalender. Von Jahr zu Jahr wuchsen unsere Ansprüche und wir entwickelten eine Kreativität, die mich noch heute zum Erstaunen bringt. Wir malten Bilder, die meist eine Schneelandschaft darstellten. Einmal gestaltete meine ältere Schwester mit Pinsel und Farbe einen Winterwald, und für den Schnee klebte sie weiße Watte auf das Papier. Überall auf ihrem Bild lugten Waldtiere hervor, hinter oder auf einem Baum, unter einer Wurzel oder in einer Erdhöhle - alles wirkte sehr geheimnisvoll.

Mit Leidenschaft und Ausdauer entstanden in all den Jahren die schönsten Kunstwerke. Als ich etwa zwölf Jahre alt war, bastelte mein Bruder für mich einen räumlichen Adventskalender und zauberte aus einem Schuhkarton und mehreren Streichholzschachteln ein winterliches Stillleben hervor. Wir alle, auch unsere Eltern, waren beeindruckt, denn so etwas Schönes hatten wir noch nicht gesehen. Ich selbst malte auf meinen Bilderkalendern am liebsten Kinder, die draußen im Schnee spielten, umgeben von Häusern und Bäumen, wo ich recht schnell und geschickt ein Türchen hineinzeichnen konnte. Die verborgenen Bilder, die wir hinter die Türchen auf ein zweites Blatt malten, mussten sich gut in das vordere Gesamtbild einfügen, das war unser Anspruch. Beim Zeichnen der Figuren orientierten wir uns gern an den Illustrationen unserer Kinderbücher, die wir so manches Mal auch abgepaust haben; ein kleiner Trick, den uns unser Vater beigebracht hatte.

An ein Weihnachten, das sehr weit zurückliegt, kann ich mich besonders gut erinnern; es muss 1968 gewesen sein, ich war gerade viereinhalb Jahre alt. Zur damaligen Zeit lebten wir noch in Landsberg in einem Mehrfamilienhaus, und unsere Großmutter Rosalie väterlicherseits wohnte eine Etage über uns. Das war für uns Kinder sehr schön. Da wir am Nachmittag des Heiligabends unser Wohnzimmer nicht mehr betreten durften, brachte uns mein Vater zu meiner Oma und erlaubte uns, die Fernsehsendung Zu Besuch im Märchenland anzuschauen. Wir liebten diese Sendung, und an jenem Nachmittag stimmte sie uns besonders auf das Weihnachtsfest ein, denn auch Pittiplatsch und Schnatterinchen, Herr Fuchs und Frau Elster, Onkel Uhu und all die anderen Waldtiere und Kobolde bereiteten sich auf das Weihnachtsfest vor. Auch hier war der Winter eingezogen, die verschneiten Tannen und Hütten verzauberten den Märchenwald und alle Puppenfiguren trugen eine Pudelmütze auf dem Kopf und einen Schal um den Hals. Alles war so schön und gemütlich, wir saßen eng beieinander auf Omas Sofa, mit einem Kribbeln im Bauch, und folgten gebannt der Geschichte im Fernsehen. Wir wussten, bald würde die Bescherung sein. Als die Kindersendung zu Ende war, bat mich meine Oma, nach unten zu gehen und meine Eltern zu fragen, wie lange die Vorbereitungen noch dauern würden. Doch meine Eltern konnte ich nirgends erblicken, ich stand vor der verschlossenen Wohnstubentür und schaute durch die geriffelte Glasscheibe. Auf einmal sah ich bewegte Schatten im gedämpften Licht und vernahm leise Stimmen. Hier darf ich jetzt nicht rein, dachte ich, bestimmt ist gerade der Weihnachtsmann da und bespricht sich mit meinen Eltern. Mein Herz klopfte. Ich hatte ein wenig Angst vor dem Weihnachtsmann und wollte ihm deshalb nicht begegnen. Leise schlich ich mich hinaus, stieg die Treppen wieder hoch und erklärte meiner Oma, dass gerade der Weihnachtsmann da sei und ich niemanden fragen konnte. Meine Oma lächelte und erlaubte uns, noch einen Märchentrickfilm anzuschauen.

Dann endlich kam mein Vater zu uns nach oben, und gemeinsam mit meiner Oma verließen wir ihre Wohnung und stiegen die Treppen hinab. Aufgeregt standen wir nun vor der Wohnstubentür und warteten, bis meine Mutter sie öffnete und uns hineinließ. Wir huschten in das Zimmer und stießen Freudenschreie aus. Wohin ich auch blickte, überall brannten Lichter und Kerzen, der große Weihnachtsbaum leuchtete festlich und unsere Geschenke waren wie von Zauberhand auf den niedrigen Schränken aufgebaut. Da entdeckte ich ein großes Puppenhaus - und als ich begriff, dass es für mich sein sollte, blieb ich staunend davor stehen. Das weiße Haus mit rotem Ziegeldach, einem Balkon und einer Wiese ringsherum sah wunderschön aus. Jedes Zimmerchen war mit Puppenmöbeln eingerichtet und an den Wänden entdeckte ich kleine hellblaue Lichtschalter, mit denen ich die Deckenlampen an- und ausschalten konnte. Im Puppenwohnzimmer schmückten verschiedene Grünpflanzen das große Erkerfenster und mittendrin stand sogar ein kleiner Weihnachtsbaum. In der Küche darüber gab es ebenfalls ein Fenster und rechterhand eine Tür mit rotem Vorhang, die ich für meine Puppen benutzen konnte, um auf den großen Balkon zu gelangen. Besonders hübsch fand ich die vierteilige durchsichtige Eingangstür, die mit...
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