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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
752 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.11.20181. Auflage
Stefan Hornbach »Schwalbenkönig«, Tracy Letts »Linda Vista«, Daniel Mezger »Edward Snowden steht hinterm Fenster und weckt Birnen ein«, Fiston Mwanza Mujila »Zu der Zeit der Königinmutter«, Yade Yasemin Önder »Kartonage«, Ewald Palmetshofer »Vor Sonnenaufgang«, Roland Schimmelpfennig »100 Songs«, Ferdinand Schmalz »jedermann (stirbt)«, Jen Silverman »Die Mitbewohnerin«, Katherine Soper »Wish List«, Robert Woelfl »Überfluss Wüste«.

Ewald Palmetshofer, geboren 1978 in Linz, studierte in Wien Theologie und Philosophie/Psychologie auf Lehramt. 2008 wurde er in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt und erhielt den Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft. ?wohnen. unter glas? wurde für den Nestroy-Preis 2008 in der Kategorie Bester Nachwuchs nominiert. ?hamlet ist tot. keine schwerkraft? und ?faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete? wurden 2008 bzw. 2010 zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen (uraufgeführt 2007 bzw. 2009, Schauspielhaus Wien, Regie: Felicitas Brucker). 2010 wurde ?tier. man wird doch bitte unterschicht? am Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt (Regie: Simone Blattner). 2011 wurde Palmetshofer mit dem Förderpreis der Stadt Wien in der Sparte Literatur ausgezeichnet. 2012 fand die Uraufführung von ?räuber.schuldengenital? (Regie: Stephan Kimmig) am Wiener Akademietheater statt, wo 2015 auch ?die unverheiratete? uraufgeführt wurde.
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Produkt

KlappentextStefan Hornbach »Schwalbenkönig«, Tracy Letts »Linda Vista«, Daniel Mezger »Edward Snowden steht hinterm Fenster und weckt Birnen ein«, Fiston Mwanza Mujila »Zu der Zeit der Königinmutter«, Yade Yasemin Önder »Kartonage«, Ewald Palmetshofer »Vor Sonnenaufgang«, Roland Schimmelpfennig »100 Songs«, Ferdinand Schmalz »jedermann (stirbt)«, Jen Silverman »Die Mitbewohnerin«, Katherine Soper »Wish List«, Robert Woelfl »Überfluss Wüste«.

Ewald Palmetshofer, geboren 1978 in Linz, studierte in Wien Theologie und Philosophie/Psychologie auf Lehramt. 2008 wurde er in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt und erhielt den Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft. ?wohnen. unter glas? wurde für den Nestroy-Preis 2008 in der Kategorie Bester Nachwuchs nominiert. ?hamlet ist tot. keine schwerkraft? und ?faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete? wurden 2008 bzw. 2010 zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen (uraufgeführt 2007 bzw. 2009, Schauspielhaus Wien, Regie: Felicitas Brucker). 2010 wurde ?tier. man wird doch bitte unterschicht? am Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt (Regie: Simone Blattner). 2011 wurde Palmetshofer mit dem Förderpreis der Stadt Wien in der Sparte Literatur ausgezeichnet. 2012 fand die Uraufführung von ?räuber.schuldengenital? (Regie: Stephan Kimmig) am Wiener Akademietheater statt, wo 2015 auch ?die unverheiratete? uraufgeführt wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104909387
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.11.2018
Auflage1. Auflage
Seiten752 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1758 Kbytes
Artikel-Nr.3411598
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Stefan Hornbach
Schwalbenkönig

(Never walk alone)
Klassenzimmerstück



Philip ist schon vor Beginn der Schulstunde im Klassenzimmer, unterhält sich mit der Lehrperson, gibt sich locker und freundlich. Sobald alle eingetrudelt sind, könnte die Lehrperson die Schulstunde damit eröffnen, ihn kurz als »besonderen Gast« anzukündigen, der nun von seinem Werdegang berichten wird, von seinem »Weg zum Erfolg« - oder Philip fragt einfach unvermittelt:

 

Soll ich einfach anfangen? Also, ich bin Philip. Manche von euch kennen mich vielleicht schon, also die, die sich für Fußball interessieren, denk ich mal. Und ich bin grade etwas ... (äh) na ja, überrascht, weil ich - also, ich wurde angefragt, heute hier zu sein und, ja, so ein bisschen zu erzählen, und das Thema oder Motto sollte sein »Mein Weg zum Erfolg«, soweit ich weiß (stimmt das?) - und jedenfalls, also, ich hab jetzt gar nicht so ´nen Vortrag oder so was vorbereitet, weil; also, ich dachte eigentlich, dass wir so ganz locker in einer Runde sitzen und uns unterhalten und ihr mir Fragen stellt, aber jetzt hab ich grade von eurer*m Lehrer*in (der*dem Frau*Herrn [Name einfügen]) erfahren, dass ich erst mal ein bisschen was erzählen soll - meinen »Weg zum Erfolg«, nämlich, genau, und, ja, das mach ich natürlich gerne, klar; ich muss jetzt eben nur ein bisschen improvisieren, glaub ich. Aber das krieg ich hin. Also!

Also eigentlich muss ich jetzt nur das abrufen, was ich mal im Persönlichkeitstraining gelernt hab; das lernst du nämlich auch als Fußballer, wie du dich am besten verkaufst usw., also wie du Interviews gibst und so; kaum zu glauben eigentlich, dass Leute wie Poldi das ernsthaft mal gelernt haben.

So. Also. (Äh.) Ja. Wo fang ich an. Ja, genau, vielleicht am Anfang. Also! - ach, übrigens, wenn ich den hundertsten Satz mit Also anfange, dann dürft ihr mich gerne einfach mit Papierkügelchen oder Radiergummis oder so was abwerfen. Vielleicht kann ja auch jemand Strichliste führen. Also eine Also-Strichliste. Machst du das? Cool, danke. Sag Bescheid, wenn wir bei Hundert sind.

So. Mein Weg zum Erfolg! Fußballer wollte ich eigentlich schon werden, da war ich noch winzig, da war ich grade erst in der Grundschule, erste Klasse, da hat mein Vater mich zum ersten Mal mitgenommen ins Stadion. Der hat mich auf seine Schultern gesetzt, damit ich überhaupt was sehen kann. Für mich war das damals die totale Überforderung, aber eben auch so ein richtiges riesiges Fest, so was hatte ich vorher noch nie erlebt: Wie da alle zusammenhalten und ihre Mannschaft anfeuern, ihre elf besten Freunde, sich in den Armen liegen, singend, heulend, alle gemeinsam als 12. Mann; das hat mich komplett umgehauen. Und dann wollte ich natürlich auch so ´n Trikot haben. Aber das hat mir nicht gereicht. Ich wollte einer von den Elf werden. Also hab ich meine Eltern genervt, bis mein Vater mich im Verein angemeldet hat. Der fand das auch cool, der hat früher selbst mal gespielt, hobbymäßig. Und ich hab mir dann beim Training immer vorgestellt, dass wir in so ´nem riesigen Stadion spielen und angefeuert werden, das hatte ich damals schon vor Augen, dabei waren wir ja noch Zwerge. Aber so unrealistisch war das auch gar nicht, weil selbst bei den Zwergen schon geschaut wird, ob da der nächste Poldi oder Schweini dabei ist. Es gibt da so Scouts, das sind so Agenten, die grasen die Landschaft ab nach jungen Talenten. Wow, das hat sich gereimt. Will einer vielleicht noch so ´ne Reime-Strichliste führen? Du vielleicht? Vielleicht rappe ich den Rest auch einfach. Na ja. Also! Ah, verdammt!! Diese Scouts, die beobachten einen (jedenfalls) oft ´ne ganze Weile, ohne dass du es merkst. Wenn du Glück hast, wirst du zum Vorspielen eingeladen, wenn du noch mehr Glück hast, wirst du ins NLZ geholt, ins Nachwuchsleistungszentrum. Wobei Glück wahrscheinlich das falsche Wort ist. Da musst du schon extrem rausstechen, um da zu landen. Obwohl es von denen richtig viele gibt, die größeren Vereine haben eigentlich alle so eins, zur Nachwuchsförderung eben, und die, die von weiter her kommen, so wie ich damals, die wohnen da auch, also im Internat. Da fangen viele schon mit elf oder zwölf an, ich war mit 13 schon fast zu alt für den Einstieg. Mit 13 von zu Hause ausziehen, das ist natürlich krass. Erst fühlst du dich total cool und erwachsen, dann kriegst du Heimweh, wofür du aber überhaupt keine Zeit hast, und zugeben willst du das natürlich auch nicht. Damit musst du dann auch erst mal klarkommen, also, dass dein komplettes Leben einmal völlig umgekrempelt wird: Du musst noch früher aufstehen als eh schon, bist nur noch unter Jungs, die sich nebenbei auch noch mit Pickeln, Stimmbruch und Wachstumsschüben rumschlagen müssen; dein Tag, deine Woche, dein Leben ist plötzlich ganz genau durchgetaktet: Frühsport, Frühstück, Schule, Training, Mittagessen, Schule, Hausaufgaben, Training, Abendessen, Extratraining, am Wochenende finden dann auch noch Spiele statt. Du siehst deine Eltern eigentlich nur noch, wenn sie zu deinen Spielen kommen. Also, die sehen dich. Klar, das ist auch cool: Die kommen, um dich anzufeuern, und du spielst, als ginge es um dein Leben. Und zwar nicht nur, weil deine Alten extra angefahren kommen, sondern vor allem, damit du weiterkommst. Das lernst du nämlich auch ganz schnell: Dass du immer besser werden musst. Dass es nicht reicht, 100 Prozent zu geben. Das wird zu deiner Mission: Du musst lernen, deine 100 Prozent auszubauen. Ich meine: Wie viele Liegestütze schaffst du in einer Minute? Will das mal jemand ausprobieren? (Gibt es Freiwillige?) Du vielleicht? Wie viele schaffst du? Eher zehn oder eher 30? Probier´s mal aus - und dann probier morgen mal, doppelt so viele zu schaffen. (Das meinen Poldi & Co, wenn sie von 200 Prozent reden.) Klar, das klingt hart, das macht aber auch Spaß: Weil sich das ja auch geil anfühlt, die eigenen Grenzen zu überwinden. Der Weg zum Erfolg, der besteht ja quasi aus ganz vielen kleinen Erfolgssteinchen, der ist ja nicht einfach durchasphaltiert. Wenn du ein Tor geschossen hast, dann musst du immer gleich das nächste schießen wollen. Und wenn du nachlässt, wenn die anderen dich überholen, dann sitzt du eben ganz schnell auf der Ersatzbank. Und kurz drauf auf der Rückbank im Auto deiner Eltern, die dich nach dem vermasselten Spiel direkt wieder mit nach Hause nehmen in dein Kinderzimmerchen, wo du dann bis an dein Lebensende Gedichte schreiben und die dann dem*der Herrn*Frau [Name einfügen] widmen kannst. Oder deinen Idolen auf den (BRAVO-Sport-)Postern an deiner Kinderzimmerwand.

Mein großes Ziel war natürlich immer die Nationalelf - da wollen alle hin. Aber wenn du es schon mal in die Regionalliga oder 3. oder 2. Bundesliga oder vielleicht sogar 1. schaffst, also, eigentlich, wenn du es schaffst, dabeizubleiben, nicht rauszufallen, dann kannst du davon ausgehen, dass es ganz gut gelaufen ist für dich. Das Blöde ist nämlich, dass die meisten das gar nicht erst schaffen. Viele verletzen sich, andere kommen mit dem Druck nicht klar, aber selbst wenn du das hinkriegst, dann hört es ja nicht auf: Du musst dich immer wieder aufs Neue behaupten. Ganz oben spielt nur die Crème de la Crème, so hat das unser Schulleiter immer gesagt, da willst du natürlich dazugehören. Und wenn du dich einmal für den Profifußball entschieden hast, dann willst du auch nichts anderes mehr, dann wirst du alles dafür tun, immer wieder diesen Rausch zu erleben. Ich meine, wer von euch hat schon mal ein Tor geschossen? Oder die perfekte Vorlage? Oder in der allerletzten Sekunde ein gegnerisches Tor verhindert? (Keiner? Du vielleicht?) Wie fühlt sich das an? Wenn dich alle anfeuern, deinen Namen rufen. Da bist du dann der König, in dem Moment. Die lieben dich, und du hast dir diese Liebe verdient. Nach dem Gefühl wirst du süchtig.

Ja, und das ist natürlich schon auch geil, wenn man sich seinen Traum verwirklicht hat. (Darf ich das hier sagen, geil?) Na ja, aber der Weg ist ja auch immer irgendwie das Ziel, also, ich bin ja auch noch nicht am Ende angekommen; wie gesagt, viele kleine Steinchen, da kannst du eben auch mal stolpern oder vom Weg abkommen oder so. Ich weiß jetzt aber auch gar nicht, ob man daraus irgendwie was Kluges ableiten kann, also irgendwas, das ich euch mitgeben könnte, ´ne Moral oder Message oder so was, dann vielleicht: Kämpfe für deinen Traum? Gib nicht auf? (Gib niemals auf?) Was soll ich sagen? (Vor dem Spiel ist nach dem Spiel? Das Spiel dauert 90 Minuten? Das Runde muss ins Eckige?) Ich kann ja nur für mich sprechen. Versteht ihr. Ich hoffe, das geht jetzt nicht gegen den pädagogischen Dings, äh, Auftrag, oder am Thema vorbei oder so, aber ich kann ja ganz einfach nur für mich selbst sprechen, und bei mir hat´s eben geklappt. Mein Weg hat zum Erfolg geführt. Und bei vielen anderen eben ... woandershin.

Ja. Und. Eigentlich. Also. Wenn ich jetzt ganz ehrlich sein soll. Soll ich? Ich versteh das jetzt mal als ein Ja. Wir haben ja noch bisschen Zeit, glaub ich. Oder? Wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich schon auch noch. Andere Ideen gehabt. Also. Ich meine, ich wollte das schon immer machen, klar, Fußball, das war mein Kindheitstraum. Aber, das ist ja auch ein Weg, den musst du einschlagen, solange du noch Kind bist; sonst wird das später auch nix mehr. Aber, ich meine, ich kann ja...

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Autor

Ewald Palmetshofer, geboren 1978 in Linz, studierte in Wien Theologie und Philosophie/Psychologie auf Lehramt. 2008 wurde er in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt und erhielt den Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft. >wohnen. unter glashamlet ist tot. keine schwerkraftfaust hat hunger und verschluckt sich an einer gretetier. man wird doch bitte unterschichträuber.schuldengenitaldie unverheiratete