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MATADERO

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Luzifer-Verlagerschienen am26.05.2023
Colmar, ein alter Krieger, Polizist und Soldat, hat jedes Maß für Gut und Böse verloren. Wie ein alttestamentarischer Racheengel zieht er übers Land, die Schwarzwaldhöhen und das Rheintal, an seiner Seite ein schwarzer Hund, der ihm wie zufällig über den Weg gelaufen war. Während des Krieges diente Colmar in der Wehrmacht. An seinen Händen klebt das Blut Unschuldiger. Nach der Niederlage floh er in die Fremdenlegion, doch auch dort erwarb er sich zweifelhaften Ruhm. Nun holen ihn die Gespenster der Vergangenheit wieder ein. Alte Gegner gewinnen mit neuen Methoden die Oberhand. Und dann taucht Ava auf, Colmars Leidenschaft aus seiner Zeit in der Fremdenlegion. Zuletzt hatte er sie unter mysteriösen Umständen in Algier gesehen. Und er ist nicht allein auf ihrer Spur. Denn für einen Mann wie ihn gibt es keine Gnade, keine Absolution ...

Friedemann Hahn, Maler und Dichter, geboren 1949 nahe der Schweizer Grenze in Singen am Hohentwiel, wuchs im Schwarzwald auf. Dieser Landschaft widmete er seinen ersten Kriminalroman 'Foresta Nera'. Nach seinem Schulabbruch 1969 versuchte er sich kurzzeitig als Balletteleve, studierte dann aber Malerei in Freiburg im Breisgau, Karlsruhe und Düsseldorf. Als Maler wurde er mit den wichtigsten deutschen Kunstpreisen und Stipendien ausgezeichnet und ist berühmt für seine Filmbilder. Neben seiner künstlerischen Arbeit lehrte er an verschiedenen Hochschulen, zuletzt als Professor für Malerei an der Kunsthochschule Mainz. Er lebte in Rom, Florenz und Paris, baute ein Haus auf über 900 Metern im Schwarzwald und zog im tiefsten Schnee mit seinen Hunden über einsame Berge und durch die schwarzen Wälder. Ende 2017 ließ er sich mit seiner Frau Doris nahe der dänischen Grenze in Südschleswig nieder.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR14,95

Produkt

KlappentextColmar, ein alter Krieger, Polizist und Soldat, hat jedes Maß für Gut und Böse verloren. Wie ein alttestamentarischer Racheengel zieht er übers Land, die Schwarzwaldhöhen und das Rheintal, an seiner Seite ein schwarzer Hund, der ihm wie zufällig über den Weg gelaufen war. Während des Krieges diente Colmar in der Wehrmacht. An seinen Händen klebt das Blut Unschuldiger. Nach der Niederlage floh er in die Fremdenlegion, doch auch dort erwarb er sich zweifelhaften Ruhm. Nun holen ihn die Gespenster der Vergangenheit wieder ein. Alte Gegner gewinnen mit neuen Methoden die Oberhand. Und dann taucht Ava auf, Colmars Leidenschaft aus seiner Zeit in der Fremdenlegion. Zuletzt hatte er sie unter mysteriösen Umständen in Algier gesehen. Und er ist nicht allein auf ihrer Spur. Denn für einen Mann wie ihn gibt es keine Gnade, keine Absolution ...

Friedemann Hahn, Maler und Dichter, geboren 1949 nahe der Schweizer Grenze in Singen am Hohentwiel, wuchs im Schwarzwald auf. Dieser Landschaft widmete er seinen ersten Kriminalroman 'Foresta Nera'. Nach seinem Schulabbruch 1969 versuchte er sich kurzzeitig als Balletteleve, studierte dann aber Malerei in Freiburg im Breisgau, Karlsruhe und Düsseldorf. Als Maler wurde er mit den wichtigsten deutschen Kunstpreisen und Stipendien ausgezeichnet und ist berühmt für seine Filmbilder. Neben seiner künstlerischen Arbeit lehrte er an verschiedenen Hochschulen, zuletzt als Professor für Malerei an der Kunsthochschule Mainz. Er lebte in Rom, Florenz und Paris, baute ein Haus auf über 900 Metern im Schwarzwald und zog im tiefsten Schnee mit seinen Hunden über einsame Berge und durch die schwarzen Wälder. Ende 2017 ließ er sich mit seiner Frau Doris nahe der dänischen Grenze in Südschleswig nieder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958357839
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.05.2023
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1501 Kbytes
Artikel-Nr.11772990
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

6

 

»Plötzlich hörte ich Motorengeräusche vom Tal hochkommen und sah auch gleichzeitig ein Flugzeug, eine Cessna, die kam das Tal hoch.

Eine zweite folgte ihr kurz danach, vielleicht einige hundert Meter hinterher, und ich sah, die waren so tief, dass man die Männer einzeln sah. Ein Pilot in der ersten Maschine, zwei in der zweiten. Ich hab das Taschentuch herausgezogen und gewunken. Und die haben nicht reagiert und sind dann weitergeflogen, immer der Straße entlang, auf Sicht sozusagen. Auf einmal haben sie die Maschinen hochgezogen, und sind im Nebel verschwunden.«

Cremer steht mit dem Förster vor der Absturzstelle. Hier kreuzt sich der Pfad, der in das Fahler Loch hinabführt, mit dem Höhenweg unterhalb der Sprungschanze. Die Flugzeuge müssen aus Richtung Rheinstadt gekommen und über Kaltental abgebogen sein, in Richtung Feldberg. Da Sportflugzeuge mit Instrumenten nur spärlich ausgestattet sind, orientieren sich die Piloten hauptsächlich an besonderen Geländemerkmalen wie an hohen Bergen, Flussläufen, Seen, Eisenbahnlinien, also Sichtflug. So viel versteht Cremer selbst vom Fliegen. Dennoch hört er dem Förster gespannt zu.

Für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich, herrscht eine schlechte Wetterlage. Eine dicke Nebel- und Wolkendecke hängt niedrig in den Tälern und, als wollte das Schicksal den Fliegern übel, zog die Nebelsuppe wohl ohne Umschweife mit den Flugzeugen mit, begleitete sie, bis sie die Tannenwipfel streiften und abstürzten. Trotz einer Nebelwarnung waren die Maschinen aufgestiegen und entzogen sich der Flugsicherung im Tiefflug.

»Und Sie können eine Cessna von einem anderen Flugzeug unterscheiden?«, fragt Cremer, er will dem forschen Förster auf den Zahn fühlen.

»Ich glaube schon«, der Förster wird kleinlaut, dann erlangt er seine Sicherheit zurück, »ja, das weiß ich genau, der Typ Skyhawk wird in Frankreich gebaut, und wir hier haben alles aus Frankreich.«

Hans Cremer notiert sich, was der Förster, so klar und schlüssig erklärt, als sei die Fliegerei sein Steckenpferd, dann murmelt er, mehr vor sich hin. »Sie ham aber ganz schön Ahnung« und etwas lauter: »Sie waren doch nicht zufällig hier, oder?«

»Wie ⦠was meinen Sie?«, der Förster hat nicht richtig verstanden, »um diese Zeit?«

»Beobachten sie die Flieger?«

»Wenn ich welche höre, schon. Ich bin auch immer zu dieser Stunde hier, aber da kommt so gut wie nie ein Flugzeug und schon gar nicht mehrere.«

»Also eher ungewöhnlich«, meint Cremer, »dass Sie hier waren.«

»Ja ⦠nein ⦠also, dass Flugzeuge hier aufkreuzen, ist sehr ungewöhnlich. Dass ich hier bin, um diese Zeit, ist die Regel, so könnte man sagen«, beendet der Förster seine Erklärung.

Krüger, der in der Gegend umherläuft, als gehe ihn das alles nichts an, bleibt abrupt stehen. Dann geht er auf eine vermoderte, entwurzelte Fichte zu. Er scheint sich etwas genauer anzusehen. Gibt Cremer ein Zeichen.

Cremer lässt den Förster stehen und schließt zu Krüger auf.

»Hat 'ne Beobachtungsgabe wie ein Falkenauge«, presst er hervor,

»und ein Gedächtnis wie ein Elefant, wette ich. Der ist doch nicht sauber.« Cremer bemerkt weiter, dass der Zeuge zwar einen entschiedenen, im Verhalten aber zweifelhaften Eindruck hinterlassen habe, trotz der schlechten Sicht will er alles genau beobachtet haben, sogar die Pilotengesichter will er erkannt haben. Außerdem sei noch ein drittes Flugzeug das Tal heraufgekommen, als aber ein Explosionsknall vom Berg zu vernehmen war, sei es Richtung See abgebogen. Die Aussage des Försters erscheint ihm vor dem Hintergrund des wilden Schnee- und Nebelwetters unglaubwürdig, ja geradezu verdächtig. Der Begleiter des angeblichen Zeugen, ein brauner Hund verhalte sich ausgesprochen ruhig, ja desinteressiert, ganz im Gegensatz zu seinem Herrn, der nervös wirkt, belastet irgendwie. Merkwürdig scheint ihm auch, dass der Förster, als Polizei und Feuerwehr an der Absturzstelle eintreffen, in den Trümmern eines der Wracks stöbert, als suche er etwas ganz Bestimmtes. Der Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr machte ihn auf diesen Umstand aufmerksam.

»Förster haben eine gute Beobachtungsgabe, müssen immer auf der Hut sein. Ich kenne diese Typen«, sagt Krüger, dabei hält er eine Hand gegen die Nase, mit der linken Fußspitze kratzt er im Boden. »Hier komme ich mal wieder her, zum Pilze suchen. Das ist genau der richtige Dreck hier, feucht, sauer, leicht bemoost. Und die Sonneneinstrahlung, alles perfekt. Ich sage dir, Hans, jede Menge Pfifferlinge und Reizker und an den vergammelten Baumstümpfen Stockschwämmchen, jede Menge, sage ich dir.«

Cremer interessiert sich nicht für Pilze. Er ist dabei, sich ein Bild von der Lage zu machen. Es passiert zu viel hier oben im Wald, auch in Rheinstadt ⦠Abstürze, Explosionen, Morde, die Aktivitäten geheimer Gruppierungen ⦠und das alles in so kurzen Zeitabständen, oder alles auf einmal ⦠könnte natürlich alles zusammenhängen ⦠die nahe Grenze ⦠könnte alles auch zufällig sein ⦠nein, einen Zufall gibt es nicht ⦠muss er kategorisch ablehnen ⦠die Grenze spielt die entscheidende Rolle ⦠die Lage, der Ort, natürlich die Zeitumstände ⦠wo befinden wir uns â¦? Klar, das Dreiländereck ⦠hier kommt alles zusammen ⦠hier ist das Epizentrum. Cremer schwimmt förmlich in seinen Überlegungen. Aber Enttäuschung schwimmt auch mit. Dass er nicht recht weiterkommen wird, ist ihm klar. Jetzt weiß er so viel wie schon immer. Das Dreiländereck ⦠der Nebel ⦠der ewige Nebel aus dem Rhein ⦠und, das unerforschte Land ⦠seltsam, im Nebel wandern ⦠einsam ist jeder Busch und Stein ⦠kein Baum sieht den andern ⦠seltsam, im Nebel wandern, kein Mensch kennt den andern ⦠jeder ist allein â¦

Cremer sticht der scharfe Brandgeruch in die Schleimhäute, er wühlt ihn auf, macht ihn schwindelig. Mit allem hat er gerechnet heute, doch nicht mit einem Flugzeugabsturz. Wie im Krieg, denkt er. Doch merkwürdig, wie munter Krüger agiert.

Ohne den Kiefer und die Lippen zu bewegen, sagt Krüger zu sich: »Schau, da hinten im Gebüsch, du glaubst es nicht, ich habe es geahnt, da blitzt etwas â¦. Teufel auch, es funkelt.« Wenn es ein Samuraischwert ist, ja dann ⦠nicht zu glauben ⦠dann ist der dazugehörige Samurai nicht weit ⦠tot oder lebendig ⦠vielleicht der Pilot? Das Schwert muss ich mir später holen, jetzt nur kein Aufheben machen. Den Cremer will Krüger nicht einweihen. Ein Katana? Hier im Schwarzwald? Eher ein Shin-Gunto. »Ich kenn mich aus«, brummelt er. Die Schlitzaugen haben ihn seit jeher fasziniert. Er bewundert ihren Stolz. Ihren bedingungslosen Willen zum Sieg.

Krüger schaut sich um. Für den Moment interessiert ihn nur der Förster. Eine Gestalt wie aus dem Bilderbuch. Faltige, wettergegerbte Gesichtshaut, ein gepflegter weißer Kinnbart. Er trägt den graugrün gemischten Walddienstanzug, mit Schulterstücken aus 3 mm breiten Goldgespinststreifen. Dazu eine abgewetzte lederne Kniebundhose.

Verwaschene, graue, kratzige Wollstrümpfe mit Zopfmuster ragen aus derben, olivbraunen Jagdstiefeln hervor. Auf dem Kopf eine dunkelgrüne Baschlikmütze. Die schwarzen Kragenpatten weisen ihn als ehemaligen Forstmann einer Armeeeinheit aus. Am linken Oberarm trägt er das Armabzeichen des Deutschen Falkenordens. Es zeigt einen Falken, in der aufgehenden Sonne stehend, in den Fängen ein Spruchband mit den Buchstaben D.F.O. Das Hakenkreuz ist ausgekratzt. Krüger kennt sich mit Abzeichen und Medaillen aus. Er liebt Auszeichnungen jeder Art. D.F.O., geht es ihm durch den Kopf. Kann man da nicht etwas für den BGS machen? Ein Brustabzeichen für verdiente Beamte. In Form eines Kreuzes, in Anlehnung an das Eiserne Kreuz? Vielleicht â¦? Es wäre kaum zu glauben ⦠aber doch auch irgendwie naheliegend ⦠etwas, an dem man sich aufrichten könnte ⦠die alten Werte ⦠die alten Kameraden ⦠man versteht sich doch ⦠ohne viele Worte. Bundespräsident Heinrich Lübke wäre der Ansprechpartner ⦠mal sehen oder auch nicht.

Cremer kneift die Augen zusammen. Trübe Flüssigkeit legt sich über die Pupillen. Er reibt die Lider, dann schnäuzt er sich. Schwarze, nussgroße Rotzflecken auf dem Sacktuch.

Das Cockpit der Cessna ist ausgebrannt. Der Rumpf zerstört. Teile davon hängen in den Tannen. Fetzen der Verkleidung, aus silberfarbenem Stoff, auch Holzteile und Splitter liegen verstreut herum. Der Förster hält einen Teil des Propellers, der aus rotlackiertem Holz besteht, in der Hand. Die Besatzung ist wohl auf der Stelle tot gewesen. Genickbruch, verbrannt. Die verkohlten Reste der Leichen soll die Feuerwehr sichern, bis Polizeiverstärkung eintrifft. Das zweite Wrack findet sich unweit vom ersten. Ein Trümmerhaufen, ein kleines Inferno. Aber keine Pilotenleiche.

»Ja«, sagt Krüger gedankenverloren, »ja ja«, und er sieht auf den Hund des Försters. Braun, mittelgroß und sehr aufmerksam. Ein schöner Hund, mit dem souveränen Gang eines Berglöwen, ein gehorsamer Jagdhund eben. Weit ausgreifend schreitet er neben seinem Herrn daher, der eher mit kleinen Schritten auf Krüger zukommt. Und sich auch schon wieder davonmacht.

»Ja ja«, sagt Krüger, »wer in den Bildern lesen kann, wird auch die Wirklichkeit verstehen ⦫, und er blickt hinauf in die Wipfel der Tannen, »â¦ nichts bleibt verborgen«, so als wolle er den Förster testen.

»Und die Fantasie ⦫, ergänzt der Förster, wie nebenbei im Weggehen, »die Fantasie und die Wirklichkeit ⦫, wiederholt er, wie um letzte Zweifel fortzuwischen, dabei tätschelt er den Kolben seiner Bockdoppelbüchse.

»Ist das eine bestimmte Rasse?«, will Krüger wissen. Er schreit es ihm nach und deutet auf...
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Friedemann Hahn, Maler und Dichter, geboren 1949 nahe der Schweizer Grenze in Singen am Hohentwiel, wuchs im Schwarzwald auf. Dieser Landschaft widmete er seinen ersten Kriminalroman "Foresta Nera". Nach seinem Schulabbruch 1969 versuchte er sich kurzzeitig als Balletteleve, studierte dann aber Malerei in Freiburg im Breisgau, Karlsruhe und Düsseldorf. Als Maler wurde er mit den wichtigsten deutschen Kunstpreisen und Stipendien ausgezeichnet und ist berühmt für seine Filmbilder. Neben seiner künstlerischen Arbeit lehrte er an verschiedenen Hochschulen, zuletzt als Professor für Malerei an der Kunsthochschule Mainz. Er lebte in Rom, Florenz und Paris, baute ein Haus auf über 900 Metern im Schwarzwald und zog im tiefsten Schnee mit seinen Hunden über einsame Berge und durch die schwarzen Wälder. Ende 2017 ließ er sich mit seiner Frau Doris nahe der dänischen Grenze in Südschleswig nieder.