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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
286 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am06.11.20231. Auflage
Wissenschaft und Kunst vor Ort. Diese Choreografie führt verschiedene Erkenntnismethoden in ihrer Eigenlogik an einem Ort zusammen und bringt sie in ein Gespräch. Zugleich kontrastiert und miteinander in Dialog gesetzt werden in diesem Projekt zwei Erinnerungsorte, der eine - die Kokerei Hansa - außer Gebrauch gefallen und grundstürzenden Transformationen unterworfen, der andere - die Kirche St. Urbanus - ein Ort, an dem sich gegenwärtiges kirchliches Leben und die kulturelle Erinnerung an vergangene Epochen, Bekenntnis und säkulares Denkmal durchdringen. An diesen spezifischen Erinnerungsorten treffen sich Stadt- und Raumplanung, Bildungswissenschaften, Kunstgeschichte und Kulturelle Bildung sowie Künstlerisches Arbeiten nicht im strengen Sinn zu einem interdisziplinären Programm. Vielmehr gilt es vorort, Reichweiten von Disziplinen zu kartieren. Ziel ist es, Kontaktzonen und unterschiedliche wissenschaftliche Zuständigkeiten zu verstehen - und doch zugleich gemeinsam auf Erkenntnissuche zu gehen. Mit dieser Publikation werden die Erträge als Beitrag zur Arbeit am Bild des Ruhrgebiets, an seiner Weiterentwicklung sowie als Choreografien der Partizipation vorgestellt - und können vielleicht ihrerseits zu Exkursionen und Bildexperimenten sowie zur mitgestaltenden Partizipation anstiften.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR25,50
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWissenschaft und Kunst vor Ort. Diese Choreografie führt verschiedene Erkenntnismethoden in ihrer Eigenlogik an einem Ort zusammen und bringt sie in ein Gespräch. Zugleich kontrastiert und miteinander in Dialog gesetzt werden in diesem Projekt zwei Erinnerungsorte, der eine - die Kokerei Hansa - außer Gebrauch gefallen und grundstürzenden Transformationen unterworfen, der andere - die Kirche St. Urbanus - ein Ort, an dem sich gegenwärtiges kirchliches Leben und die kulturelle Erinnerung an vergangene Epochen, Bekenntnis und säkulares Denkmal durchdringen. An diesen spezifischen Erinnerungsorten treffen sich Stadt- und Raumplanung, Bildungswissenschaften, Kunstgeschichte und Kulturelle Bildung sowie Künstlerisches Arbeiten nicht im strengen Sinn zu einem interdisziplinären Programm. Vielmehr gilt es vorort, Reichweiten von Disziplinen zu kartieren. Ziel ist es, Kontaktzonen und unterschiedliche wissenschaftliche Zuständigkeiten zu verstehen - und doch zugleich gemeinsam auf Erkenntnissuche zu gehen. Mit dieser Publikation werden die Erträge als Beitrag zur Arbeit am Bild des Ruhrgebiets, an seiner Weiterentwicklung sowie als Choreografien der Partizipation vorgestellt - und können vielleicht ihrerseits zu Exkursionen und Bildexperimenten sowie zur mitgestaltenden Partizipation anstiften.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758388781
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum06.11.2023
Auflage1. Auflage
Seiten286 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12748277
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Barbara Welzel
Doppelt im Visier:
Kokerei Hansa und St. Urbanus


Das Bild der erst seit etwa einem Jahrhundert Ruhrgebiet genannten Region wird bekanntlich sehr weitgehend noch immer durch ein Imaginarium von Industrie und De-Industrialisierung bestimmt. Die Umcodierung von industriellen Produktionsstätten in Industriedenkmale hat bildmächtige Erinnerungsorte geschaffen - etwa das Industriedenkmal der Kokerei Hansa in Dortmund Huckarde.1 Die Bildstrategien der Fotografien von Bernd und Hilla Becher waren wichtige Agenten in diesem Prozess.2 In seiner Einseitigkeit und zeitlichen Verengung auf nicht einmal 150 Jahre verstellt dieses Bild - Image - allerdings den Horizont. Ausgeblendet bleibt beispielsweise sehr weitgehend die Bildungs- und Wissenschaftsregion, die - neben den bedeutenden Aufbrüchen seit den 1960er Jahren - ihrerseits auf eine mehr als 1000-jährige Geschichte zurückblicken kann.3 Und auch die reiche Kulturtradition der Region steht im Schatten einer einseitigen Wahrnehmung.4 Herausragender Ort für Bildung und Kultur war seit der Christianisierung der Region - neben dem Kloster Werden - das Frauenstift Essen, zu dem die Kirche St. Urbanus und das Dorf Huckarde bis 1803 gehörten.5 Zukunftsgestaltung - zu der ganz konkret die Stadt- und Raumplanung gehören und ebenso die Vorbereitungen für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 mit ihrem Motto Wie wollen wir morgen leben? - bedarf daher nicht zuletzt der Arbeit an den Narrativen und an den Bildern.

Doppelt im Visier. Zugleich kontrastiert und miteinander in Dialog gesetzt werden zwei Erinnerungsorte, der eine - die Kokerei Hansa - außer Gebrauch gefallen und grundstürzenden Transformationen unterworfen, der andere - die Kirche St. Urbanus - ein Ort, an dem sich gegenwärtiges kirchliches Leben und die kulturelle Erinnerung an vergangene Epochen, Bekenntnis und säkulares Denkmal durchdringen.6 Kirchen sind keine Museen im eigentlichen Sinn des Wortes, sie werden nicht besucht, um aus dem Gebrauch genommene Objekte zu besichtigen. In ihnen finden Gottesdienste statt, sie sind weiterhin in Betrieb . Seit dem 19. Jahrhundert sind Kirchen, die Gebäude und ihre Ausstattungen, doppelt codierte Orte. Sie sind Gotteshäuser. Und sie sind zugleich Kulturdenkmale. Dieser Kulturbegriff ist ein säkularer, der besagt, dass diese Monumente neben ihrer Bekenntnisfunktion im christlichen Glauben Erbe aller Menschen sind. Die Anerkennung als Denkmal bedeutet für die Besitzer:innen, also bei den Kirchen für die Gemeinden, immer auch ein Stück Souveränitätsverzicht. In den Kirchengebäuden und ihren Ausstattungen sind Geschichte und Kultur Europas aufsuchbar für alle Menschen. Für eine historische verankerte Topographie sind sie unverzichtbar.

Doppelt im Visier: Wissenschaft und Kunst vor Ort.

Diese Choreografie führt verschiedene Erkenntnismethoden in ihrer Eigenlogik an einem Ort zusammen und bringt sie in ein Gespräch. Ausgangspunkt waren die Studiengänge des Lehramts Kunst an der Technischen Universität Dortmund und die Suche nach einer Möglichkeit, die disziplinär weit auseinanderliegenden Bereiche des Künstlerischen Arbeitens und der Kunstwissenschaft in einen Austausch und ein gemeinsames Tun zu bringen, die die jeweiligen professionellen Standards wahren kann.7 Längst wurde dieser Ansatz ausgeweitet. Hochschuldidaktisch weiterentwickelt wurden die Diversitätsdialoge in Studium und Lehre 8.

Es geht bei einer Begegnung beispielsweise zwischen Fotografie und Physik9 nicht um Interdisziplinarität im klassischen Sinne; auch in diesem Projekt zur Kokerei Hansa und zu St. Urbanus in Huckarde treffen sich Stadt- und Raumplanung, Bildungswissenschaften, Kunstgeschichte und Kulturelle Bildung sowie Künstlerisches Arbeiten nicht im strengen Sinn zu einem interdisziplinären Programm. Vielmehr gilt es, Reichweiten von Disziplinen zu kartieren, sie in ihren differenten epistemischen Zugriffen, in ihren - etwa bis in die Zitierweisen - heterogenen habituellen Ausprägungen kennenzulernen. Ziel ist es, Kontaktzonen und unterschiedliche wissenschaftliche Zuständigkeiten zu verstehen - und doch zugleich gemeinsam auf Erkenntnissuche zu gehen.

Choreografien Kultureller Teilhabe. Die Vielstimmigkeit der Zugangsweisen ist ein Leitmotiv der Konvention von Faro, dem Rahmenübereinkommen über den Wert des Kulturerbes für die Gesellschaft , aus dem Jahr 2005 des Europarats.10 Die Diversitätsdialoge erweisen sich vor dieser Folie als eine Choreografie kultureller Teilhabe. Folgerichtig waren sie eine zentrale Methode für die Arbeitsgruppe Kulturelle Teilhabe in DoProfiL (Dortmunder Profil für inklusionsorientierte Lehrerinnen- und Lehrerbildung), dem Projekt der Technischen Universität Dortmund in der Qualitätsoffensive Lehrerbildung.11

Doppelt im Visier: Kokerei Hansa und St. Urbanus. Das Projekt hat im Sommersemester 2023 diesen methodischen Zugriff erneut im Kontext der Lehrer:innenbildung - im Dialog zwischen Kunstwissenschaft und Kunstdidaktik12 sowie Künstlerischem Arbeiten13 - durchgespielt und zugleich - auch das ist eine These zu einer gelingenden Lehrer:innenbildung und ebenso zu ihrem Nutzen für andere Wissenschaften - in Dialog gebracht mit weiteren Disziplinen, namentlich den Bildungswissenschaften14 und der Raumplanung15. Unternommen wurden wissenschaftliche und künstlerische Erkundungen. Räume für zahlreiche Gespräche und Begegnungen wurden eröffnet. Mit dieser Publikation werden die Erträge als Beitrag zur Arbeit am Bild der Region, an ihrer Weiterentwicklung sowie als Choreografien der Partizipation vorgestellt - und können vielleicht ihrerseits zu Exkursionen und Bildexperimenten sowie zur mitgestaltenden Partizipation anstiften.

1 Vgl. den Beitrag von Marita Pfeiffer in diesem Band, hier auch weitere Referenzen.

2 Stellvertretend: Bernd und Hilla Becher: Hochöfen. München 2002; dies.: Gasbehälter. München 2002; dies.: Industrielandschaften, München 2008; dies.: Bergwerke und Hütten - zur Ausstellung im Josef Albers Museum Bottrop. München 2010; vgl. auch Barbara Welzel: Kunstgeschichte vor Ort: St. Johann in Brechten als Erinnerungsort des Ruhrgebiets und Europas. In: Thomas Schilp/Barbara Welzel (Hg.): St. Johannes in Brechten als Erinnerungsort des Ruhrgebiets (Dortmunder Mittelalter-Forschungen 14). Bielefeld 2011, S. 12-21.

3 Stefan Berger: Strukturwandel und Bildung. Die Herausbildung eines Wissensregimes im Ruhrgebiet. In: Hans Jürgen Lechtreck/ Wolfgang Sonne/Barbara Welzel (Hg.): Bildung@Stadt_Bauten_Ruhr. Dortmund 2022, S. 44-67.

4 Stellvertretend sei hier für die Moderne genannt: Hans-Jürgen Lechtreck/Wolfgang Sonne/Barbara Welzel (Hg.): Kultur@Stadt_Bauten_Ruhr. Dortmund 2020.

5 Vgl. die Beiträge von Michael Ortwald und, mit weiteren Referenzen, von Barbara Welzel in diesem Band.

6 Vgl. Barbara Welzel: Urban Art History. Cultural Heritage, Flâneurs, and Points of Presence. In: Jens Martin Gurr/Denis Hardt/Rolf Parr (Hg.): Metropolitan Research: Methods and Approaches. Bielefeld 2022, S. 89-109; dies.: Kirchen als kulturelles Erbe: Anders-Orte und diskursive Ermöglichungsräume. In: Claudia Gärtner/Britta Konz/ Andreas Zeising (Hg.): Begegnungsräume // Kontaktzonen (verorten. Räume kultureller Teilhabe). Bielefeld 2022, S. 51-60.

7 Pilotprojekt war: Bettina van Haaren/Barbara Welzel (Hg.): Doppelt im Visier. Kunst und Wissenschaft vor Ort in der Immanuelkirche in Dortmund-Marten und in der Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen. (Dortmunder Schriften zur Kunst/Kataloge und Essays 6) Norderstedt 2009. Seither wurde diese Choreografie immer wieder weiterentwickelt; Meilensteine waren Klaus-Peter Busse und Barbara Welzel et al.: Stadtspäher in Hagen. Baukultur in Schule und Universität. Hg. von der Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg 2013; dies.: Stadtspäher im Dortmunder U. Baukultur in Schule und Universität. Hg. von der Wüstenrot Stiftung. Ludwigsburg 2014; Christopher Kreutchen/Barbara Welzel (Hg.): Gartenspäher in Schwetzingen. Oberhausen 2020, ein Projekt, an dem sich auch Sarah Hübscher und Julius Reinders beteiligt haben.

8 Barbara Welzel: Diversitätsdialoge in Studium und Lehre an der TU Dortmund, in: journal hochschuldidaktik 23, Sept. 2012, S. 8-13; dies.: Kulturelles Erbe inklusiv: Diversitätsdialoge an der Hochschule. In: Cordula Meier/Karoline Spelsberg-Papazoglou (Hg.): Heidi - Diversität in Kunst, Wissenschaft und Institutionen. Bielefeld 2020, S.235-245.

9 Zuletzt etwa Jörg Debus/Niklas Gliesmann/Timo Klos/Barbara Welzel (Hg.): 2x - Physik und Kunst zwischen Zeit und Raum....
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