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Der Notarzt 466

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
64 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am27.01.20241. Aufl. 2024
Eigentlich freut sich Dr. Peter Kersten, wenn seine Mitarbeiter gute Laune haben, doch das ständige Geträller der neuen Pflegepraktikantin Lina geht dem Leiter der Notaufnahme gehörig auf die Nerven. Überall ist ihre laute Stimme zu hören, jeden spricht sie an, ständig lacht sie, und immer steht sie im Mittelpunkt. Die Welt ist für sie das reinste Paradies, in ihren Augen ist alles wunderschön und dazu geeignet, überschwänglich gefeiert zu werden.
Das absolute Gegenteil dazu ist der junge Arzt Felix. Er läuft immer mit einer düsteren Miene herum, bringt kaum ein Wort heraus und sieht in allem nur das Negative, sodass man schon selbst missmutig wird, wenn man sich zu lange in seiner Gegenwart befindet.
Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, beschließt Peter Kersten, die beiden zusammenarbeiten zu lassen. Vielleicht schneiden sie sich ja gegenseitig eine Scheibe voneinander ab? Doch dann kommt alles ganz anders als gedacht ...

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Produkt

KlappentextEigentlich freut sich Dr. Peter Kersten, wenn seine Mitarbeiter gute Laune haben, doch das ständige Geträller der neuen Pflegepraktikantin Lina geht dem Leiter der Notaufnahme gehörig auf die Nerven. Überall ist ihre laute Stimme zu hören, jeden spricht sie an, ständig lacht sie, und immer steht sie im Mittelpunkt. Die Welt ist für sie das reinste Paradies, in ihren Augen ist alles wunderschön und dazu geeignet, überschwänglich gefeiert zu werden.
Das absolute Gegenteil dazu ist der junge Arzt Felix. Er läuft immer mit einer düsteren Miene herum, bringt kaum ein Wort heraus und sieht in allem nur das Negative, sodass man schon selbst missmutig wird, wenn man sich zu lange in seiner Gegenwart befindet.
Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, beschließt Peter Kersten, die beiden zusammenarbeiten zu lassen. Vielleicht schneiden sie sich ja gegenseitig eine Scheibe voneinander ab? Doch dann kommt alles ganz anders als gedacht ...

Details
Weitere ISBN/GTIN9783751763882
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum27.01.2024
Auflage1. Aufl. 2024
Reihen-Nr.466
Seiten64 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse673 Kbytes
Artikel-Nr.13202848
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Bühne frei für mich!

Lina steht im Mittelpunkt, bis etwas Furchtbares geschieht

Karin Graf

Eigentlich freut sich Dr. Peter Kersten, wenn seine Mitarbeiter gute Laune haben, doch das ständige Geträller der neuen Pflegepraktikantin Lina geht dem Leiter der Notaufnahme gehörig auf die Nerven. Überall ist ihre laute Stimme zu hören, jeden spricht sie an, ständig lacht sie, und immer steht sie im Mittelpunkt. Die Welt ist für sie das reinste Paradies, in ihren Augen ist alles wunderschön und dazu geeignet, überschwänglich gefeiert zu werden.

Das absolute Gegenteil dazu ist der junge Arzt Felix. Er läuft immer mit einer düsteren Miene herum, bringt kaum ein Wort heraus und sieht in allem nur das Negative, sodass man schon selbst missmutig wird, wenn man sich zu lange in seiner Gegenwart befindet.

Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, beschließt Peter Kersten, die beiden zusammenarbeiten zu lassen. Vielleicht schneiden sie sich ja gegenseitig eine Scheibe voneinander ab? Doch dann kommt alles ganz anders als gedacht ...

»Bühne frei für Lina Hofstätter«, murmelte Dr. Hannes Fischer, der sechzigjährige Anästhesist der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik.

Es lagen zwei dicke Türen und sechs Stufen zwischen der Notaufnahme und der einen Halbstock höher gelegenen großen Eingangshalle. Dennoch konnte man die Stimme der Achtzehnjährigen bis in den Bereitschaftsraum hören.

Guten Morgen, Schwester Barbara! Ist das nicht ein wundervoller Morgen? Die Sonne kommt langsam durch, und es riecht schon irgendwie total nach Frühling! Gut sehen Sie heute wieder aus! Waren Sie beim Friseur? Die neue Frisur steht Ihnen hervorragend!

Guten Morgen, Herr Prof. Maertens! Ist das ein neuer Anzug, den Sie da anhaben? Der steht Ihnen aber wahnsinnig gut! Ich wünsche Ihnen einen ganz wundervollen Tag!

»Du meine Güte!« Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, verdrehte schmunzelnd die Augen nach oben. »Es ist ja an und für sich nichts dagegen einzuwenden, dass jemand gute Laune hat«, merkte er an. »Das wäre ja eigentlich etwas Gutes, aber ...«

»Alles, was übertrieben wird, nervt mit der Zeit!« Jens Jankovsky, der fast zwei Meter große junge Sanitäter, stellte einen vollen Kaffeebecher vor Peter auf den Schreibtisch und ging dann zu Dr. Fischer weiter, um ihm ebenfalls einen Kaffee zu bringen.

»Danke!« Peter wärmte sich die klammen Hände an dem heißen Becher. Im Gegensatz zu Lina Hofstätter, deren Gelächter jetzt aus dem Treppenhaus, wo sie schon wieder jemandem eine ganze Komplimente-Salve um die Ohren pfefferte, in den Bereitschaftsraum drang, war er keineswegs der Meinung, dass es nach Frühling roch. Und von Sonnenschein konnte selbst mit sehr viel Fantasie keine Rede sein.

Im Gegenteil, der Himmel war dunkelgrau, die Straßen mit graubraunem Schneematsch überzogen und die Bäume im Klinikpark, die er durch das Fenster des Bereitschaftsraums sehen konnte, waren kahle Gerippe, die noch tief schliefen und nicht im Traum daran dachten, sich bei diesem Mistwetter in frühlingsgrüne Blätter zu kleiden.

Alleine ein Blick aus dem Fenster ließ ihn frösteln, obwohl es hier drinnen mollig warm war.

»Genau das wollte ich auch gerade noch dazu sagen«, stimmte Peter dem Sanitäter zu. »Sie übertreibt es mit ihrer ewig guten Laune. Das kann einem genauso auf die Nerven gehen, wie wenn jemand ständig missmutig ist.«

»Sie übertreibt es mit allem«, bemerkte Oberschwester Nora. »Sie tut fast so, als spielte sie die Hauptrolle in einem Film und wollte unbedingt einen Oscar gewinnen. Sie kommt morgens nicht einfach nur zum Dienst, sie betritt die Bühne oder das Filmset.«

Sie warf dem Anästhesisten einen Blick zu.

»Sie hatten mit Ihrer Bemerkung völlig recht.« Nora intonierte einen Trommelwirbel. »Ta-ta-ta-taaa! Bühne frei für Lina Hofstätter!«

»Und hier ist sie auch schon! Applaus, Applaus!« Lachend betrat Lina den Bereitschaftsraum.

Besser gesagt, sie trat nicht einfach nur ein, sie flatterte wie ein sich aufplusternder Pfau in den Raum, drehte sich ein paarmal im Kreis herum und verbeugte sich dann mehrmals tief und theatralisch.

»Danke für die Ansage, Oberschwester. Ach, und guten Morgen, ihr Lieben! Ist das heute nicht ein wundervoller Morgen? Auf in einen wundervollen neuen Tag voll Freude und Sonnenschein!«

Lina Hofstätter wollte Krankenpflegerin werden. Sie hatte bereits das erste Semester des Pflegestudiums absolviert und nutzte die Semesterferien für das erste Pflichtpraktikum, das vierwöchige sogenannte Orientierungspraktikum.

Diese vier Wochen boten den Studienanfängern die Möglichkeit, sich davon zu überzeugen, ob sie auch wirklich die richtige Berufswahl getroffen hatten und ob sie den oft sehr harten Anforderungen überhaupt gerecht werden konnten.

Lina selbst hatte sich für die Notaufnahme entschieden, weil sie, wie sie betont hatte, sich wirklich nützlich machen wolle, irre belastbar sei und viel Stress bräuchte, um sich nicht schrecklich zu langweilen.

Nun, als tüchtig und belastbar hatte sie sich in ihrer ersten Woche tatsächlich erwiesen. Sie war dazu fähig, weitgehend selbstständig zu arbeiten, wartete nie erst lange auf eine Bitte oder eine Anweisung, sah meistens gleich selbst, was zu tun war, und erledigte auch Arbeiten, die sie als Praktikantin gar nicht zu machen bräuchte.

Es hätte also alles gut sein können, wäre da nicht ihr fast schon krankhafter Drang gewesen, sich ständig lautstark bemerkbar zu machen, zu glänzen und im Mittelpunkt zu stehen.

Außerdem schien sie es als ihre Lebensaufgabe anzusehen, alle Menschen in ihrem Umfeld gewaltsam aufzumuntern. Auch die, die gar nicht aufgemuntert werden wollten. Schon gar nicht um sieben Uhr morgens, wenn man noch dem warmen Bett nachtrauerte, es draußen noch nicht mal richtig hell war und man den Abdruck des Kissenzipfels noch auf der Wange sehen konnte.

Jetzt beobachtete sie die Wirkung ihres Auftritts und wartete offensichtlich auf Applaus oder zumindest ein paar von den Komplimenten, die sie selbst so großzügig an jeden verteilte, der ihr über den Weg lief.

Doch außer einem gemurmelten »Guten Morgen« von Peter, einem flüchtigen Morgen« von Dr. Fischer und einem gemeinsamen »Hallo« von Jens und Nora erhielt sie keine weitere Reaktion.

Doch davon ließ Lina sich nicht abschrecken. Sie lachte hell auf.

»Holla! Wir sind wohl alle miteinander noch ein bisschen grummelig? Zu wenig geschlafen? Oder nicht gut? Ich schlafe immer wie ein Stein. Und wenn ich abends zu Bett gehe, dann freue ich mich immer schon auf den neuen Tag und auf die vielen schönen Überraschungen, die er mir womöglich bringen mag!«

»Was für ein Zufall, Überraschung Nummer eins ist bereits eingetroffen!«, rief Schwester Angelika, die am Anmeldeschalter Dienst hatte, genauso übertrieben fröhlich wie Lina aus, als sie in der offenen Tür auftauchte. »Meine Oma sagte immer, wer Überraschungen erwartet, der wird auch überrascht werden. Oder so ähnlich. Das scheint tatsächlich zu stimmen.«

»Natürlich ist das so!«, stimmte Lina der Pflegerin giggelnd zu. »Man muss immer positiv denken und immer nur das Besondere im Leben erwarten, nur dann zieht man auch das Besondere an.«

»Großartig!« Angelika Kessler blinzelte Peter und den anderen grinsend zu. Dann wandte sie sich wieder an die angehende Kollegin. »Dann also ab ins Wartezimmer mit Ihnen, Lina, und genießen Sie die erste wundervolle Überraschung dieses wundervollen neuen Tages.«

Kopfschüttelnd schaute sie der jungen Frau nach, wie sie den Flur entlang auf den Warteraum zutänzelte.

»Ich hätte nie gedacht, dass einem gute Laune so dermaßen auf den Keks gehen kann.«

»Was ist es denn? Die Überraschung im Wartezimmer meine ich. Kann man es essen?«, erkundigte sich Dr. Elmar Rösner, der rothaarige Assistenzarzt der Notaufnahme.

Elmar hatte sich bis jetzt nicht an der Unterhaltung beteiligt, denn er hatte mit dem Oberkörper im Kühlschrank der kleinen Küchenzeile im hinteren Bereich des Bereitschaftsraums gesteckt und seine allmorgendliche Inspektion durchgeführt.

Er strahlte übers ganze Gesicht, weil er erfolgreich gewesen war und eine Schale voll Wurstsalat gefunden hatte, den vermutlich ein Mitglied des Nachtteams zu essen vergessen oder einfach keine Zeit dazu gehabt hatte.

Schwester Angelika lachte. »Also, ich würde es nicht essen wollen. Ein Patient hat sich im Warteraum übergeben. Er kam direkt aus der Kneipe, hat zu viel getrunken und vermutlich auch zu viel von was auch immer geraucht.«

»Was wollte er denn hier?«, fragte Peter kopfschüttelnd.

»Er dachte, es gibt vielleicht irgendein Medikament, das den Alkohol in seinem Blut neutralisiert. Er sagte, er sei Tankwagenfahrer bei einer Ölraffinerie und müsse in einer Stunde zur Arbeit.«

»Du meine Güte!« Dr. Fischer schauderte. »Da möchte ich nicht auf der...
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