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Günther Steiner - Surviving to Drive

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Egoth Verlagerschienen am24.01.20241. Auflage
Der Bestseller nun endlich auch in deutscher Sprache! Der Südtiroler Günther Steiner erzählt frei von der Leber, was im täglichen Formel 1-Business Sache ist, blickt auf seine Vergangenheit im Rallysport zurück, plaudert von Zusammenarbeiten mit Niki Lauda, Bernie Ecclestone und anderen und gibt Einblicke in diese Szene, die man zuvor noch nie erhalten hat: 'Man sagt immer, Fußballmanager stünden unter enormem Druck. Glauben Sie mir, das ist noch gar nichts. Druck ist es, wenn man sieht, wie einer seiner Fahrer mit 300 km/h mit der Bande kollidiert und der Wagen in Flammen aufgeht.'mehr

Produkt

KlappentextDer Bestseller nun endlich auch in deutscher Sprache! Der Südtiroler Günther Steiner erzählt frei von der Leber, was im täglichen Formel 1-Business Sache ist, blickt auf seine Vergangenheit im Rallysport zurück, plaudert von Zusammenarbeiten mit Niki Lauda, Bernie Ecclestone und anderen und gibt Einblicke in diese Szene, die man zuvor noch nie erhalten hat: 'Man sagt immer, Fußballmanager stünden unter enormem Druck. Glauben Sie mir, das ist noch gar nichts. Druck ist es, wenn man sieht, wie einer seiner Fahrer mit 300 km/h mit der Bande kollidiert und der Wagen in Flammen aufgeht.'
Details
Weitere ISBN/GTIN9783903376748
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum24.01.2024
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1103 Kbytes
Artikel-Nr.13475256
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

NEBENSAISON
Montag, 13. Dezember 2021 -
Yas Marina Circuit, Yas Island, Abu Dhabi

Es wird vermutlich nicht viele Menschen überraschen, dass ich mein Buch mit einem Kraftausdruck beginne, aber ich kann einfach nur sagen: Wie gut, dass diese Saison vorbei ist. Thank fok! Sie war ein Alptraum vom Anfang bis zum Ende. Ich trinke normalerweise nicht sehr viel, aber dieses Jahr hätte nicht viel gefehlt, dass ich meine Karriere gewechselt hätte und zum professionellen Trinker geworden wäre. An einem mit Whisky gefüllten Tropf zu hängen war manchmal genau das, was ich am ehesten gebraucht hätte.

Dabei war es nicht einmal nur dieses Jahr. Der ganze Mist ging schon viel früher los, vermutlich Anfang 2020, als wir in Melbourne raus gekickt wurden. Wir dachten, dass wir in spätestens zwei Wochen wieder im Rennen sein würden, aber stattdessen lagen lange Monate der Ungewissheit vor uns. Werden wir überleben? Werden wir überhaupt jemals wieder Rennen fahren? Niemand wusste Bescheid. Es ist kein Geheimnis, dass es bis zu vier Teams gab, die zu dieser Zeit dem Untergang geweiht waren, unseres inklusive. Pete Crolla, unser Teammanager, hatte zwei bis drei Treffen pro Woche mit der FIA und Formel 1 und während er Gene Haas und mich ständig auf dem Laufenden hielt, versuchten wir, das Schiff auf Kurs zu halten. Sogar der Sport selbst war eine Zeitlang bedroht, da wir nicht wussten, wie lange die Pandemie dauern würde. Würden es drei Monate sein? Drei Jahre? Drei Generationen?

Schlussendlich war es so, dass die Formel 1 rund 90 Tage lang mehr oder weniger außer Gefecht gesetzt war. Ziemlich unglaublich, wenn man sich das genau überlegt, vor allem, wenn man bedenkt, dass dieser Sport von der Progression - also vom Gegenteil des Stillstands - lebt. Die einzige Zeit, in der so gut wie nichts passiert, ist während der Sommerpause und über Weihnachten. Doch selbst dann drehen sich die Räder im Hintergrund weiter. Räder wie ich. Denken Sie etwa, dass ich im Sommer und über Weihnachten abschalte? Machen Sie sich nicht lächerlich! Ich habe Arbeit zu erledigen. Diese 90 Tage aber, die waren ziemlich beschissen.

Die Formel 1 hat während dieser 90 Tage allerdings auch etwas richtig gemacht und in dem Glauben, dass sich die Lage irgendwann verbessern würde, einfach so gut es ging weitergemacht. Damit konnten wir sicherstellen, dass wir startbereit sein würden, sobald die Lage sich entspannt hätte und Rennen wieder möglich wären. Jede Menge Leute arbeiteten hart an diesem Ziel, auch wenn es ein großes Risiko war. Man kann einen Motor schließlich nicht endlos in Betrieb halten - irgendwann wird der Sprit knapp oder es geht sonst etwas schief. Kurzum: Es war eine unsichere Zeit.

Als Team mussten wir viele Umstrukturierungen vornehmen, um das Getriebe am Laufen zu halten. Es war also nicht so, dass wir in der Hoffnung auf bessere Tage einfach weitermachen konnten wie gehabt. Niemand konnte das. Ein Element, das sich die FIA und die Formel 1 als Bestandteil des Return to Racing -Programms ausgedacht hatten, war es, die bestehenden Vorschriften und Bestimmungen beizubehalten. Anstatt ein brandneues Konzept für die Folgesaison zu entwerfen, waren wir gezwungen, an der Weiterentwicklung der bestehenden Fahrzeuge zu arbeiten. Aus Gründen, auf die ich bald näher eingehen werde, war unser 2020er-Bolide alles andere als großartig, daher trafen wir die Entscheidung, ihn mehr oder weniger im Ist-Zustand wiederzuverwenden anstatt für den Rest des Jahres 2020 und auch 2021 weiter an seiner Entwicklung zu arbeiten, denn das wäre einem Haufen Mist gleichkommen, wenn ich das so ganz frei heraus sagen darf. Stattdessen wollten wir uns mit dem Entwurf eines neuen Fahrzeugkonzepts ins Zeug legen, sobald die neuen Vorschriften und Reglements in Kraft treten würden.

Ich muss hier Gene Anerkennung zollen, denn er hätte ganz einfach einen anderen Standpunkt einnehmen können. Ich glaube, angesichts der Unsicherheit, mit der sich unser Sport nach wie vor konfrontiert sah, hätten das viele andere in seiner Situation wahrscheinlich auch gemacht. Selbst, als wir wieder die ersten Rennen fuhren, wusste niemand, wie lange diese Phase anhalten würde. Jeden Tag lasen wir über neue Covid-Varianten und so waren wir nie ganz unbeschwert und gelassen.

In all meinen Jahren im Motorsport war die Entscheidung, die Saison 2021 abzusagen, die schwierigste, an der ich je beteiligt war. Wir zeichnen uns alle durch einen angeborenen Wettkampfgeist aus und Stillstand ist das genaue Gegenteil all dessen, wofür wir stehen und woran wir glauben. Jedes einzelne Rennwochenende war für das Team wie eine Abwärtsspirale. Bei der Ankunft am Ring versuchten alle stets, zuversichtlich zu sein, aber die Stimmung brach über das Wochenende immer unweigerlich ein Was machen wir hier eigentlich überhaupt? , sagten sie. Das ist doch Scheiße! Meine vorrangige Aufgabe während dieser Saison war es, das Team immer wieder daran zu erinnern, warum genau wir taten, was wir taten und dass wir eines Tages wieder Licht am Ende des Tunnels sehen würden. Oder sollte ich eher sagen, am Ende des Windkanals? Ich kann ein echter Komiker sein, ob Sie es glauben oder nicht.

Hört zu, Jungs, es werden wieder bessere Zeiten kommen , trichterte ich ihnen wieder und wieder ein. Daran müsst ihr einfach glauben. Das haben sie zum Glück gemacht - sie haben den Glauben nicht aufgegeben und beharrlich weitergearbeitet. Momentan haben wir eine wirklich tolle Belegschaft. 60 Prozent unserer Jungs sind seit vier, fünf Jahren oder noch länger bei uns, was ziemlich bemerkenswert ist. Wir mögen nicht immer in der Lage sein, unsere Form und Leistung auf demselben Niveau zu halten, doch mit unserer Mannschaft schaut es anders aus.

Am Ende des Tages war es die richtige Entscheidung, die Saison 2021 abzuschreiben. Davon bin ich überzeugt, ebenso wie Gene übrigens. 2020 war in Sachen Ausgaben und Entwicklung eine normale Saison für uns (auch wenn sie sich dank verschiedener Faktoren schlussendlich als schlecht herausstellen sollte). Unser Gesamtbudget betrug in etwa 173 Millionen Dollar. Im Vergleich dazu hatte Ferrari 463 Millionen Dollar und Mercedes sogar noch mehr als das, nämlich fast eine halbe Milliarde, zur Verfügung. Das ist ein verdammt großer Unterschied. Selbst wenn wir die Hälfte der uns zugeschriebenen Zeit mit dem 2021er-Fahrzeug im Windkanal verbracht hätten, wären wir als Letzte über die Ziellinie gefahren. Warum sollten wir das also machen? Ich bin seit 36 Jahren im Motorsport tätig und manchmal muss man die Tatsachen einfach hinnehmen und an Verbesserungen arbeiten, sobald es möglich ist.

Als Teil der neuen Bestimmungen, die dazu gedacht waren, für einen größeren Wettbewerb zu sorgen, wurde 2021 der Budgetanteil für leistungsentscheidende Aspekte wie Design und Entwicklung, Bestandteilfertigung und Tests auf 145 Millionen Dollar pro Team begrenzt. Um von diesem Umstand zu profitieren, beschlossen wir, die Saison 2021 mit dem 2020er-Boliden zu fahren und so viel Geld wie möglich in die Entwicklung eines neuen Fahrzeugs für 2022 zu stecken. Die drei Top-Gehälter eines jeden Teams werden bei dieser Rechnung nicht berücksichtigt, was bedeutet, dass die Herrschaften bei Mercedes, Ferrari und Red Bull einen Vorteil für sich herausholen können, indem sie die besten Leute anheuern. Oder zumindest drei der besten. Damit kann ich leben. Es ist besser als es war.

Wir sind alle von Natur aus auf Wettbewerb aus und jeder einzelne, der für uns in der Startaufstellung arbeitet, möchte selbstverständlich nur das Beste für das Team. Okay, aller Voraussicht nach werden wir so schnell nicht allzu viele Rennen gewinnen. 2018 jedoch, als Haas das kleinste Team war - was es übrigens nach wie vor ist - erreichten wir 93 Punkte und belegten Platz fünf in der Konstrukteursmeisterschaft. Das ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass wir zu jener Zeit erst drei Jahre auf dem Buckel hatten. Wir sind schließlich nicht dumm.

Das einzige, was das Team letzte Saison am Laufen hielt, war die Tatsache, dass wir hinter den Kulissen einen Boliden entwickelt hatten, der uns 2023 hoffentlich wieder wettbewerbsfähig machen wird. In unserer Geschichte hatten wir bis dato zwei vielversprechende Saisonen, nämlich 2016 und 2017, eine verdammt großartige Saison 2018, eine ziemlich schwierige Saison 2019, eine beschissene Saison 2020 und eine tote Saison 2021. Das ist also ziemlich ausgeglichen - drei auf jeder Seite. Es hängt verdammt viel davon ab, was wir aktuell zu erreichen versuchen, ganz zu schweigen von dem, was als nächstes passieren wird.

Aber wie dem auch sei, ich fliege in ein paar Stunden nach Italien, darum muss ich erst mal Schluss machen. Ciao!
Samstag, 18. Dezember 2021 -
Castello Steiner, Norditalien

Würde ich von jedem, der mich gefragt hat, was meiner Meinung nach in den letzten sechs Tagen zwischen Lewis und Max in Abu Dhabi vorgefallen ist, einen Dollar kriegen, wäre ich in der Lage, Adrian Newey abzuwerben! Nicht, dass ich das...
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