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Familie in pandemischen Zeiten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
285 Seiten
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am17.07.20241. Auflage
Trotz der verbreiteten Auflösungsmetaphorik ist die Familie eine ?unverwüstliche? Institution, die unersetzbare gesellschaftliche Leistungen erbringt - auch oder gerade in pandemischen Krisenzeiten. Dabei stehen Familien vor der Aufgabe, die infolge der Covid-19-Pandemie aufgekommenen Herausforderungen in ihren privaten Binnenraum zu übersetzen und gemäß der ihr inhärenten Verfasstheit zu verarbeiten. Die Beiträge des Bandes eruieren daher die Auswirkungen der Pandemie auf innerfamiliale (Aus-)Handlungen und Deutungen zur Bewältigung der Pandemie.

Franziska Krüger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet Mikrosoziologie an der FernUniversität in Hagen. Jan Frederik Bossek, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Professur für Allgemeine Erziehungswissenschaft. Christian Gräfe, Dr. phil, ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück sowie Lehrbeauftragter an der FernUniversität in Hagen. Christina Lokk, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim. Elif Y?ld?zl?, M.A. Soziologie, ist promovierte Lehrbeauftragte an der Universität Münster am Institut für Soziologie und Gründerin sowie Sprecherin des internationalen, interdisziplinären Netzwerks Alevi Studies.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR38,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR39,99

Produkt

KlappentextTrotz der verbreiteten Auflösungsmetaphorik ist die Familie eine ?unverwüstliche? Institution, die unersetzbare gesellschaftliche Leistungen erbringt - auch oder gerade in pandemischen Krisenzeiten. Dabei stehen Familien vor der Aufgabe, die infolge der Covid-19-Pandemie aufgekommenen Herausforderungen in ihren privaten Binnenraum zu übersetzen und gemäß der ihr inhärenten Verfasstheit zu verarbeiten. Die Beiträge des Bandes eruieren daher die Auswirkungen der Pandemie auf innerfamiliale (Aus-)Handlungen und Deutungen zur Bewältigung der Pandemie.

Franziska Krüger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet Mikrosoziologie an der FernUniversität in Hagen. Jan Frederik Bossek, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Professur für Allgemeine Erziehungswissenschaft. Christian Gräfe, Dr. phil, ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück sowie Lehrbeauftragter an der FernUniversität in Hagen. Christina Lokk, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim. Elif Y?ld?zl?, M.A. Soziologie, ist promovierte Lehrbeauftragte an der Universität Münster am Institut für Soziologie und Gründerin sowie Sprecherin des internationalen, interdisziplinären Netzwerks Alevi Studies.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783779984931
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum17.07.2024
Auflage1. Auflage
Seiten285 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1020 Kbytes
Artikel-Nr.14342823
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Corona und Familienleben

Qualitative Längsschnittforschung in der Covid-19-Pandemie

Vera Dafert, Ulrike Zartler



1.Einleitung


Die Covid-19-Pandemie veränderte nicht nur die Lebenswelt von Familien, sondern auch die Art und Weise, wie Forschung dazu umgesetzt werden konnte. Laufende Studien mussten pausiert, Samplingprozesse, Forschungsabläufe und Erhebungsmethoden kurzfristig adaptiert werden. Gleichzeitig hatten Forschung, Politik und Gesellschaft großes Interesse daran, die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf unser Leben zu verstehen. Daher wurden innerhalb kurzer Zeit zahlreiche neue Studien konzipiert und durchgeführt, um den Ausnahmezustand des alltäglichen Lebens unmittelbar und nicht erst retrospektiv zu erforschen.

Eine der bereits sehr früh in der Pandemie entstandenen Forschungsarbeiten ist die österreichweite qualitative Längsschnittstudie Corona und Familienleben ,15 die detaillierte Einblicke in die Lebenswelten von Familien im gesamten Verlauf der Pandemie gibt. Die Datenerhebung begann in der ersten Woche des ersten Lockdowns, deckt einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren ab (März 2020 bis Juni 2022), umfasst zwölf Erhebungswellen und inkludiert eine für qualitative Studien sehr hohe Anzahl an Befragten: 98 Eltern von Kindergarten- und Schulkindern wurden mittels telefonisch geführter problemzentrierter Interviews und elektronisch ausgefüllter Tagebucheinträge befragt.

Die Konzeption und Durchführung dieser Studie stellte uns laufend vor Herausforderungen, die wir in diesem Beitrag im Kontext aktueller Erkenntnisse aus anderen Forschungsarbeiten diskutieren. Wir zeigen, welche forschungspraktischen und forschungsethischen Fragen sich für Familienforscher:innen in Zusammenhang mit den Rahmenbedingungen der Covid-19-Pandemie stellten und welche methodischen Problemstellungen dadurch entstanden. Dafür geben wir einen Überblick über die Potenziale qualitativer Längsschnittforschung und adressieren Herausforderungen und Erfahrungen von Forscher:innen im Kontext der Pandemie. Abschließend formulieren wir Empfehlungen für die Durchführung qualitativer Längsschnittstudien unter herausfordernden Rahmenbedingungen.



2.Potenziale qualitativer Längsschnittforschung


Qualitative Längsschnittforschung erweitert die Prinzipien qualitativer Sozialforschung um eine zeitliche Dimension. Sie ermöglicht es, Wandel im Verlauf der Zeit zu erfassen und dahinterliegende Prozesse zu untersuchen (Bernardi/Sánchez-Mira 2021; Neale 2021; Vogl/Zartler 2021; Vogl et al. 2018). Erzählungen und Erkenntnisse aus vorangegangenen Erhebungswellen können mitunter erst im Zusammenhang mit späteren Ereignissen oder Erzählungen relevant und interpretierbar werden. Befragte erzählen etwa im Nachhinein über die Wahrnehmung von Übergängen und Ereignissen, die bereits in einer früheren Erhebungswelle berichtet wurden (Rückblick). Die Erzählungen können aber auch Erwartungen für die Zukunft enthalten (Ausblick), auf die wiederum in späteren Erhebungswellen Bezug genommen werden kann. Dementsprechend oszillieren Erzählungen und ihre zeitliche Verortung zwischen Rückblick, Gegenwart und Ausblick (Bernardi/Sánchez-Mira 2021; Neale 2021).

Qualitative Längsschnittforschung hat eine lange Tradition, erlangte aber erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten große Popularität. Einige Autor:innen führen dies auf einen temporal turn in den Sozialwissenschaften zurück, durch den Prozesse, im Sinne eines Verständnisses sozialer Phänomene aus einer zeitlichen Perspektive, stärker in den Fokus rücken (Neale 2021; Thomson et al. 2014). Die Planung und Durchführung einer qualitativen Längsschnittstudie ist sehr anspruchsvoll, zeitintensiv und erfordert eine umfassende Auseinandersetzung mit Theorien, Methoden und Forschungsethik.

Eine große Stärke - und gleichzeitig eine Herausforderung - qualitativer Längsschnittforschung ist ihre Flexibilität. Um Veränderungen beobachten zu können, umfasst qualitative Längsschnittforschung zumindest zwei Erhebungszeitpunkte; meist werden jedoch deutlich mehr Erhebungszeitpunkte inkludiert (Saldaña 2003). Die Anzahl der Erhebungswellen und der Abstand dazwischen ist vom Forschungsgegenstand und den Forschungsfragen abhängig (Hollstein 2021). Der Abstand sollte ausreichend groß sein, damit Veränderungen stattfinden können, aber klein genug, um diese auch angemessen erfassen zu können (Vogl 2022). Der prozesshafte Charakter qualitativer Längsschnittforschung spiegelt sich auch im Forschungsablauf wider. Jede Erhebungswelle rekontextualisiert die bisherigen Erhebungen und die darauf basierenden Erkenntnisse neu, was eine Anpassung von Forschungsfragen, Erhebungsmethoden und Analysen erfordern kann. Benötigte finanzielle Mittel und der Zeitaufwand für Forschende und Beforschte sind daher hoch und können bei der Konzeption nur bedingt abgeschätzt werden (Bernardi 2021; Calman et al. 2013).

Ethischen und datenschutzrechtlichen Überlegungen kommt in qualitativer Längsschnittforschung eine besondere Bedeutung zu. Die wiederholten Interaktionen zwischen Forschenden und Befragten gehen mit einem hohen Maß an Nähe einher (Bernardi 2021; Thomson/Holland 2003), und spezifische Auswirkungen auf das Leben von Forscher:innen und Befragten sind erwartbar: The process of walking alongside people, the sense of accompanying them on their life journey, may touch the lives of both participants and researchers (Neale 2021, S.â148). Der teils intensive Kontakt über eine lange Zeitspanne kann es Forscher:innen erschweren, eine professionelle Distanz zu wahren. Es ist daher unerlässlich, regelmäßig die Vorgehensweise und die eigenen Grenzen zu reflektieren und das Ende einer Studie gut vorzubereiten (Calman et al. 2013). Je länger die Studie dauert und je mehr Erhebungswellen es gibt, desto schwieriger gestaltet sich die Anonymisierung, da die Befragten mit jeder Erhebungswelle mehr Informationen und Details preisgeben.



3.Qualitative Längsschnittforschung in der Covid-19-Pandemie


Die Covid-19-Pandemie war ein gesundheitliches und gesellschaftliches Phänomen, dessen Ausmaß und Verlauf zu Beginn nicht abschätzbar waren. Gerade in unbekannten und dynamischen Situationen wie einer globalen Pandemie ist es wichtig, Veränderungen im zeitlichen Verlauf zu erfassen und zu erklären. Qualitative Längsschnittstudien sind aufgrund ihrer flexiblen Dauer und Erhebungszeitpunkte besonders gut dafür geeignet, Prozesse und Entwicklungen abzubilden (Bernardi/Sánchez-Mira 2021; Neale 2021; Tarrant et al. 2021).

Üblicherweise erfordert die Durchführung einer soziologischen Studie langfristige Vorbereitungen: Ein detailliertes Forschungsdesign unter Rückgriff auf erprobte Methoden wird erstellt, Datenmanagement- und Zeitpläne erarbeitet und Forschungsanträge zur Finanzierung verfasst. Dieses Schema ließ sich jedoch in der Forschungssituation während der Pandemie nicht anwenden, was Forschende vor zahlreiche Herausforderungen stellte, die wir nachfolgend diskutieren.


3.1Konzeption und Planung

Da Dauer und Entwicklung der Covid-19-Pandemie zu Beginn nicht abschätzbar waren, konzipierten wir die Studie Corona und Familienleben als qualitative Längsschnittstudie. Die Studie beschäftigt sich mit den kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf Familien mit Kindern im Kindergarten- und Schulalter. Im Fokus stehen die alltägliche Gestaltung des Familienlebens, das Erleben...




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Autor

Franziska Krüger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet Mikrosoziologie an der FernUniversität in Hagen.Jan Frederik Bossek, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Professur für Allgemeine Erziehungswissenschaft.Christian Gräfe, Dr. phil, ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück sowie Lehrbeauftragter an der FernUniversität in Hagen.Christina Lokk, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim.Elif Yildizli, M.A. Soziologie, ist promovierte Lehrbeauftragte an der Universität Münster am Institut für Soziologie und Gründerin sowie Sprecherin des internationalen, interdisziplinären Netzwerks Alevi Studies.