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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Francke-Bucherschienen am01.05.20241. Auflage
In einem der berüchtigtsten Gefängnisse Amerikas sitzt ein junger Mann ein. Sein Vergehen: Mord. Sein Urteil: Lebenslänglich ohne Bewährung. Er weiß: Lebend wird er den Knast nicht mehr verlassen. Als Teenager treibt Ronald Olivier in den Straßen von New Orleans sein Unwesen. Er dealt mit Drogen, knackt Autos und wird schließlich mit sechzehn sogar zum Mörder. Mit den Konsequenzen seiner Tat konfrontiert, erinnert er sich an seine Mutter, die ihm einmal gesagt hat: »Junge, wenn du jemals in echten Schwierigkeiten steckst, die ich für dich nicht lösen kann, dann wende dich an Jesus.« Das tut er. Wie durch ein Wunder findet Ronald zum Glauben und absolviert im Gefängnis später sogar ein Theologiestudium. Und wie durch ein Wunder kann sein Verfahren nach 27 Jahren doch wiederaufgerollt werden und der eigentlich zu lebenslänglich ohne Chance auf Bewährung Inhaftierte kommt frei! Heute ist Ronald Olivier als Gefängnisseelsorger tätig. Seine Mission: der Hoffnungslosigkeit entgegentreten. Sein Motto: »Sag mir nicht, was Gott nicht tun kann!«

Ronald Olivier wurde mit 18 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und verbüßte 27 Jahre seines Lebens im Gefängnis. Hinter Gittern absolvierte er ein Theologiestudium. Heute nutzt er seine Erfahrungen, um ehemals Inhaftierte zu unterstützen und ihnen beim Neuanfang zu helfen. Mit seiner Frau und seinem Sohn lebt er in Baton Rouge, Louisiana. Facebook: Ronald Olivier
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextIn einem der berüchtigtsten Gefängnisse Amerikas sitzt ein junger Mann ein. Sein Vergehen: Mord. Sein Urteil: Lebenslänglich ohne Bewährung. Er weiß: Lebend wird er den Knast nicht mehr verlassen. Als Teenager treibt Ronald Olivier in den Straßen von New Orleans sein Unwesen. Er dealt mit Drogen, knackt Autos und wird schließlich mit sechzehn sogar zum Mörder. Mit den Konsequenzen seiner Tat konfrontiert, erinnert er sich an seine Mutter, die ihm einmal gesagt hat: »Junge, wenn du jemals in echten Schwierigkeiten steckst, die ich für dich nicht lösen kann, dann wende dich an Jesus.« Das tut er. Wie durch ein Wunder findet Ronald zum Glauben und absolviert im Gefängnis später sogar ein Theologiestudium. Und wie durch ein Wunder kann sein Verfahren nach 27 Jahren doch wiederaufgerollt werden und der eigentlich zu lebenslänglich ohne Chance auf Bewährung Inhaftierte kommt frei! Heute ist Ronald Olivier als Gefängnisseelsorger tätig. Seine Mission: der Hoffnungslosigkeit entgegentreten. Sein Motto: »Sag mir nicht, was Gott nicht tun kann!«

Ronald Olivier wurde mit 18 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und verbüßte 27 Jahre seines Lebens im Gefängnis. Hinter Gittern absolvierte er ein Theologiestudium. Heute nutzt er seine Erfahrungen, um ehemals Inhaftierte zu unterstützen und ihnen beim Neuanfang zu helfen. Mit seiner Frau und seinem Sohn lebt er in Baton Rouge, Louisiana. Facebook: Ronald Olivier
Details
Weitere ISBN/GTIN9783963627651
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum01.05.2024
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1045 Kbytes
Artikel-Nr.16082232
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Kapitel 2
Auf der Straße

»Ronnie Slim! Ronnie Slim! Da drüben guckt jemand aus dem Fenster. Lass uns abhauen!«

Leekies Worte erreichten mein Ohr, doch ich hörte nicht hin. Ich blendete einfach aus, was er sagte, so wie ich auch das Heulen der Alarmsirene und das Flackern der Autoscheinwerfer ignorierte.

»Lass mich mal ran!« Das kam von J-Dog, dem Dritten im Bunde. Doch auf ihn hörte ich genauso wenig. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, das Lenkrad des Oldsmobile 98 zu knacken.

Damals in den 90-ern brauchte man nur zwei Dinge, um ein Auto zu stehlen. Da sie einfacher konstruiert waren und noch nicht so viel Sicherheitstechnik in ihnen steckte wie in den heutigen Fahrzeugen, benötigte man nur einen einfachen Schraubenzieher, um hineinzukommen. Dann musste man die Manschette um die Lenksäule herum aufbrechen und an dem Stift ziehen, der sich darunter versteckte, und schon startete der Motor. Anschließend reichte ein kurzer Griff in die Blinker-Box, um das Lenkradschloss zu knacken.

Doch es gab noch einen anderen Faktor, der darüber entschied, ob man bei Raubzügen erfolgreich war, und den konnte man nicht in einem Werkzeugladen kaufen oder sich aneignen, indem man in irgendwelchen herrenlosen Autos am Straßenrand übte. Man musste verflixt schnell sein, sonst endete so etwas tödlich.

Viele Autos, die damals in unserer Nachbarschaft herumstanden, waren mit Alarmsystemen ausgestattet, denn da, wo wir lebten, waren die Leute auf ihr Auto angewiesen. Deshalb hüteten sie es wie ihren Augapfel und reagierten in der Regel blitzschnell, wenn ihre Karren zu hupen anfingen. Die Zeit, die nach dem Aufheulen der Sirenen verging, bis der Besitzer am Fenster auftauchte und das Feuer auf dich eröffnete, war knapp bemessen. Wie knapp, war schwer zu sagen. Wir hatten ausgerechnet, dass es maximal zehn Sekunden waren.

Das wussten wir aus Erfahrung - Leekie, J-Dog und ich. Immerhin waren wir bereits kurz, nachdem mein Vater weggezogen war, ins Autoknacker-Geschäft eingestiegen. Wir hatten uns wochenlang überlegt, wie man es am klügsten anstellte, und geprüft, wer von uns der Geschickteste war. Es hatte sich herausgestellt, dass ich ein wahres Talent auf diesem Gebiet war, und bislang war mir auch noch keine Lenkradmanschette untergekommen, die ich nicht aufgekriegt hätte.

Zumindest bis zu jener besonderen Nacht und jenem speziellen Auto. Zum ersten Mal versuchte ich mein Glück bei einem Oldsmobile 98 und merkte, dass mein vielfach bewährter Schraubenzieher zu klein war, um die Manschette aufzustemmen. Ich konnte ihn zwar mühelos hineinstoßen, doch das Material wollte einfach nicht brechen. Je mehr ich mich reinhängte, desto schweißnasser wurden meine Hände.

»Wir sind schon bei zwölf Sekun...«

Leekies Stimme ging unter in dem Knall, mit dem die erste Kugel einen Mülleimer direkt hinter uns durchlöcherte. Der nächste Schuss folgte unmittelbar danach und verfehlte sein Ziel nur um wenige Zentimeter. Bevor das dritte Geschoss einschlug, gelang es mir endlich, die Manschette zu knacken. Zwei, drei Sekunden später war der Stift gezogen und das Lenkrad entsperrt. Wir gaben mächtig Gummi und schossen die Straße entlang.

Ich war nicht nur ein begabter Autoknacker, ich hatte auch schon mehrfach mein Talent als Rennfahrer bewiesen. Wenn ich mit einem Affenzahn um die scharfen Kurven raste, bereuten meine Kumpels, dass sie sich nicht angeschnallt hatten. So schaffte ich es, serienweise an roten Ampeln oder Stoppschildern vorbeizufahren, ohne mit anderen Autos zu kollidieren. Und was noch wichtiger war - ich schien einen sechsten Sinn zu haben für Gefahren jeder Art. War ein Auto zu gut bewacht, als dass wir es problemlos hätten stehlen können, dann merkte ich das. Wartete irgendwo an unserem Fluchtweg ein Polizeiwagen, dann ahnte ich das. Ich hatte keinen blassen Schimmer warum, aber ich wusste es einfach.

Leekie und J-Dog hatten wiederum andere Stärken. Sie waren beide älter als ich, Leekie etwa ein Jahr und J-Dog zwei. Leekie war zweifellos der Klügste von uns und wahrscheinlich auch der Besonnenste. Sobald wir ein Auto ausgemacht hatten, das wie eine leichte Beute aussah, beruhigte er erst mal die Gemüter. Dann nahm er sich Zeit, um die Umgebung zu checken und einzuschätzen, wie hoch dort die Gefahr war, unter Beschuss zu geraten, so wie er es auch getan hatte, als uns das Oldsmobile 98 ins Auge gefallen war.

J-Dog war ein Hitzkopf. Er ging schnell in die Luft und war der Risikofreudigste unter uns. Im Gegensatz zu Leekie und mir, die bis dahin ihr ganzes Leben in der immer gleichen Straße im 8. Bezirk zugebracht hatten, stammte er aus einem üblen Stadtteil, den man »Desire Project« nannte. Auch wenn dieser Bezirk in seiner alten Form heute nicht mehr existiert, so weiß jeder, der die 80er- und 90er-Jahre in New Orleans verbracht hat, wie verrufen und gefährlich diese Gegend seinerzeit war. Es war ein Dschungel, in dem die Gewalt herrschte und das Gesetz nichts galt. Entweder man tötete oder man wurde getötet. Nur die Starken überlebten.

Während nun Leekie ein helles Köpfchen war und J-Dog ein Draufgänger, befand ich mich irgendwo dazwischen. Es gab Tage, da teilte ich Leekies Bedenken und war bereit, auf den einen oder anderen riskanten Coup zu verzichten. Weitaus häufiger aber fand ich Gefallen an den verrückten Ideen von J-Dog und das bedeutete, dass Leekie überstimmt war. In den meisten Fällen war er dann doch mit von der Partie.

Die Straße war so etwas wie unser Spielplatz und wir machten, was wir wollten. Wir stahlen Autos, brausten damit durch die Gegend und stellten sie schließlich verbeult und verwüstet irgendwo mitten auf der Straße ab. Keiner konnte uns aufhalten. Unser Treiben hatte einfach keine Konsequenzen. Das alles war für uns tausendmal besser als jedes Videospiel der Welt. Bald war ich so süchtig nach diesen Adrenalinstößen, dass ich sie Nacht für Nacht suchte.

Einen besonderen Kick hat mir mit Sicherheit die Erfahrung jenes besonderen Abends verpasst, an dem uns der Besitzer des Oldsmobile 98 beinahe ins Jenseits befördert hätte. Ich sah zu, dass wir den 7. Bezirk hinter uns ließen, und jagte mit 130 Sachen die St. Bernard Avenue entlang. Erst als wir die North Claiborne Avenue überquert und auf quietschenden Reifen nach links in die North Robertson Street geschlittert waren, atmete ich auf. Irgendwo hinter uns heulten Polizeisirenen auf.

»Ronnie Slim!«, kreischte Leekie, doch ich sah keinen Redebedarf. Solange ich am Steuer saß, waren Leekie und J-Dog in meiner Hand. Und ich tat, was getan werden musste.

Es wird wohl etwa gegen 3 Uhr morgens gewesen sein, die Straßen waren menschenleer. Ich schlug den kürzesten Weg in den 8. Bezirk ein und verließ mich darauf, dass ich mich in dem Gewirr von Seitenstraßen besser auskannte als die Cops. Zudem war es von Vorteil, dass ich noch keine Ahnung hatte, wo bei einem Oldsmobile 98 der Kipppunkt liegt. Darum nahm ich jede Kurve mit Höchstgeschwindigkeit und sorgte dafür, dass der Drehzahlmesser permanent am Anschlag blieb.

Irgendwann aber schaltete ich runter und suchte eine Stelle, an der wir das Fahrzeug ungestört verlassen konnten. Einen Platz, der so günstig lag, dass ich nur über ein paar Zäune springen musste, um unsere Wohnung zu erreichen. Zwar hatte der Lärm der Sirenen etwas nachgelassen, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie das Auto entdecken würden.

Wir rollten ein paar Augenblicke langsam vor uns hin, dann bog ich nach rechts ab - und blickte ins Scheinwerferlicht einer Polizeistreife. Sie war keine dreißig Meter mehr entfernt. Der Fahrer drückte das Gaspedal durch. Ich riss das Steuer instinktiv nach links. In eine Sackgasse.

Unser Motor heulte auf. Von unserer Straße trennten uns nur noch ein paar Blocks. Die Gasse, in die ich hineinbretterte, endete nach etwa vierhundert Metern vor einem Zaun und auf diesen rasten wir jetzt zu. Mit hundert Stundenkilometern.

»Fertig?«

Keine Antwort. Sie wussten, was nun kommen würde: ein halsbrecherischer Schachzug, der uns erlauben würde, einfach von der Bildfläche zu verschwinden wie die Magier in Las Vegas. Wir hatten diesen Trick schon bei einem unserer letzten Raubzüge ausprobiert, doch damals hatte er nicht richtig funktioniert. Wahrscheinlich waren wir nicht schnell genug gewesen.

Darum holte ich jetzt das Letzte aus der Maschine heraus. Uns blieben nur noch wenige Meter. Hinter uns das Aufheulen der Sirenen und die blauen Blitze, die durch die getönte Heckscheibe zuckten.

Unsere Verfolger jedoch waren mir ziemlich egal, meine Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem Ende der Straße, auf das wir zuflogen.

Noch fünfzig Meter.

Dreißig.

Zwanzig ...

»Jetzt!«, schrie ich. Ich trat noch einmal das Gaspedal durch und drosch gleichzeitig den Schaltknüppel des Automatikgetriebes in die Parkposition. Der Wagen kollabierte regelrecht, im Motorraum brach die Hölle aus und das ganze Fahrzeug zuckte und zappelte wie eine Leiche, die man unter Starkstrom setzt. In Windeseile verbreitete sich der Gestank von verbranntem Öl, schmelzendem Plastik und glühendem Metall und massiver weißer Qualm quoll in dicken Schwaden unter der Motorhaube hervor - ganz so, wie ich es gehofft hatte.

Wenige Sekunden später hatte sich ein beißender Nebel über die ganze Szenerie gelegt, in dessen Schutz wir endgültig entkamen.

Vier Minuten, sieben Zäune und drei...


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