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E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
190 Seiten
Deutsch
Ernst Reinhardt Verlagerschienen am02.09.20242. Auflage
Traumatisierte Menschen spalten ihre schlimmen Erfahrungen häufig ab, um nicht überwältigt zu werden. Hier können therapeutische Geschichten einen Zugang schaffen und verborgene Blockaden lösen. Mit Metaphern führen sie behutsam an die Erinnerung der traumatisierenden Ereignisse heran und vermitteln einen Moment des Innehaltens und der Fürsorge. Angelehnt an die Erickson'sche Hypnotherapie können mit inneren Bildern Symptome symbolhaft aufgelöst werden: Eiskalte Füße schmerzen beim langsamen Auftauen, bevor sie sich wieder gut anfühlen können. Das Bild des von Steinen befreiten Rucksacks lässt Erleichterung spürbar werden. Jede Geschichte wird umrahmt von Anregungen für den therapeutischen Einsatz. Stichworte aus einem breiten Symptom- und Erlebensspektrum ermöglichen die Suche nach spezifischen Themen.

Katharina Lamprecht, Bruchköbel bei Frankfurt a. M., ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Coach und Erzählerin mit eigener Praxis. Stefan Hammel arbeitet als Klinik- und Psychiatriepfarrer, Kinder-, Familien- und Hypnotherapeut sowie als Ausbilder für Psychotherapie und leitet das Institut für Hypnosystemische Beratung in Kaiserslautern. Adrian Hürzeler, Coach, Krisenpädagoge und Achtsamkeitstrainer mit eigener Praxis für Einzel- und Paargespräche in Lenzburg und Reinach (AG), Schweiz. Martin Niedermann, Bern / Schweiz, ist Geschichtenerzähler, Coach, Heilpädagoge. Auftritte in Formationen mit Musik, Liedern, Geschichten.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
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Produkt

KlappentextTraumatisierte Menschen spalten ihre schlimmen Erfahrungen häufig ab, um nicht überwältigt zu werden. Hier können therapeutische Geschichten einen Zugang schaffen und verborgene Blockaden lösen. Mit Metaphern führen sie behutsam an die Erinnerung der traumatisierenden Ereignisse heran und vermitteln einen Moment des Innehaltens und der Fürsorge. Angelehnt an die Erickson'sche Hypnotherapie können mit inneren Bildern Symptome symbolhaft aufgelöst werden: Eiskalte Füße schmerzen beim langsamen Auftauen, bevor sie sich wieder gut anfühlen können. Das Bild des von Steinen befreiten Rucksacks lässt Erleichterung spürbar werden. Jede Geschichte wird umrahmt von Anregungen für den therapeutischen Einsatz. Stichworte aus einem breiten Symptom- und Erlebensspektrum ermöglichen die Suche nach spezifischen Themen.

Katharina Lamprecht, Bruchköbel bei Frankfurt a. M., ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Coach und Erzählerin mit eigener Praxis. Stefan Hammel arbeitet als Klinik- und Psychiatriepfarrer, Kinder-, Familien- und Hypnotherapeut sowie als Ausbilder für Psychotherapie und leitet das Institut für Hypnosystemische Beratung in Kaiserslautern. Adrian Hürzeler, Coach, Krisenpädagoge und Achtsamkeitstrainer mit eigener Praxis für Einzel- und Paargespräche in Lenzburg und Reinach (AG), Schweiz. Martin Niedermann, Bern / Schweiz, ist Geschichtenerzähler, Coach, Heilpädagoge. Auftritte in Formationen mit Musik, Liedern, Geschichten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783497619368
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum02.09.2024
Auflage2. Auflage
Seiten190 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1238 Kbytes
Artikel-Nr.17494467
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1 Traumaprävention

Situationen mit traumatischem Potenzial lassen sich zuweilen schon vorhersehen. Das schon erwähnte Vorgehen des Neuropsychiaters Boris Cyrulnik mit französischen Soldaten in Afghanistan bildet eine präventive Maßnahme auf der Basis einer solchen Voraussicht. Auch ob eine bestimmte Person durch ein Ereignis leicht oder weniger leicht traumatisiert werden kann, lässt sich zu einem gewissen Grad im Voraus einschätzen, wenn man weiß, welche Erfahrungen von Verlust, Ausgeschlossensein und Bedrohung diese Person in ihrer Kindheit und insgesamt im Leben gemacht hat - oder wenn man weiß, welche Eindrücke bisher regelmäßig Stressreaktionen ausgelöst haben.

Zuweilen kommen Menschen in die Beratung oder Therapie mit dem Wunsch, die Angst vor einem unabwendbar bevorstehenden Ereignis besser zu bewältigen. Das kann ein sich abzeichnender Todesfall oder eine anstehende medizinische Behandlung sein, es könnte sich aber auch um eine wichtige Prüfung handeln. In solchen Fällen kann es darum gehen, einer Traumatisierung oder Retraumatisierung vorzubeugen beziehungsweise, positiv gesprochen, die Fähigkeit des Klienten, der Belastung standzuhalten und sich anschließend zu regenerieren (also die Resilienz des Klienten im Umgang mit diesem Ereignis) zu erhöhen.

Gelegentlich kommen Klienten sehr kurz nach einem schwer belastenden Ereignis in die Beratung, wenn noch nicht absehbar ist, wie sie es mittelfristig bearbeiten werden. Man könnte hier von traumatherapeutischer Frühversorgung sprechen. In einer solchen Situation sind oft die gleichen Geschichten nützlich, die auch bei der Prävention traumatischer Reaktionen eingesetzt werden können.

Die folgenden Geschichten sind besonders für Situationen gedacht, in denen eine mögliche Belastungsreaktion bereits im Entstehen abgebaut werden soll. Natürlich können sie auch zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt werden.


Selber atmen

Abhängigkeit, Ablösung, Angst, Depression, Flucht (Migration), Gewalt, Selbständigkeit (Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit), Sucht, Suizidalität, Trennung, Trauer


Einmal hat es bei uns auf der Intensivstation gebrannt , erzählte mir eine Krankenschwester. Wir mussten alle Patienten evakuieren. Die meisten beatmungspflichtigen Patienten waren an mobilen Geräten angeschlossen, aber eine Patientin hing an einem Beatmungsgerät, das in der Wand verankert war. Die Frau war bei Bewusstsein, also sprach ich sie an: Wir gehen jetzt hier raus. Ich mache die Beatmungsschläuche ab. Sie müssen jetzt selber atmen. Ich zog die Schläuche heraus, und wir schoben das Bett aus der Station. Drei Minuten später waren wir auf einer anderen Station mit Beatmungsmöglichkeit. Wir wollten die Frau wieder anschließen, aber das brauchten wir nicht mehr. Die Frau atmete in vollen Zügen.

 

Das war aber ganz schön hart gegenüber der Patientin , äußerte ich zu der Schwester, die mir diese Episode erzählte. Es gab da keine Wahl , erwiderte sie. Keine Wahl zu haben heißt aber nicht, dass alles aus ist. Das Leben nach der Katastrophe muss nicht katastrophal weitergehen; es muss auch nicht enden. Manchmal geht es undramatisch weiter, und manchmal gibt es eine Wende zum Guten. Die Geschichte kann Menschen erzählt werden, die keine Zukunft sehen - wenn wir die Chance sehen, dass es sich auch gut entwickeln kann.


Geheimnisvolle Fremde

Angst, Autismusspektrum-Störung, Selbstbild, Ungewissheit, Vertrauen, Zuversicht


Ob ihr es glaubt oder nicht, aber genauso war es. Ich saß im Hotelfrühstücksraum bei einem Kaffee. Da setzte sich jemand mir gegenüber an den Tisch. Ich kannte mein Gegenüber nicht und es sprach mich an: Ich bin ein Alien, auch wenn man es mir nicht ansieht; ich komme in friedlicher Mission und suche die Menschen zu verstehen. Ehrlich gesagt, ich verstehe euch nicht. Wenn ich auf meinen Planeten zurückkomme und nicht erklären kann, wie der Mensch funktioniert, muss ich in die kryptonische Verbannung. Helfen Sie mir, ich bin total überfordert. Ich bekomme Panik.

Ja, ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann. Sehen Sie, Ihr Problem ist manchmal auch meines und, soweit ich das beurteilen kann, ist es das von vielen, vermutlich sogar von allen Menschen. Doch es gibt vielleicht einen Zauberspruch , damit Sie nicht verzweifeln müssen. Er ist für alle hilfreich, welche die Menschen nicht verstehen. Der Alien und ich zogen gemeinsam in die Stadt.

Ich erkläre Ihnen jeden Schritt, jede Handbewegung, welche Sie machen müssen. Ich werde beschreiben, wie Sie es am besten tun und Sie werden bemerken, dass es manchmal Probleme unter den Fremden geben kann. Auch die Reaktionen der Fremden werde ich einfach kommentieren, ohne zu werten. Der eine regt sich auf, das ist normal, das machen diese Menschen. Der andere verzieht keine Miene, auch das ist normal, das machen Menschen. Der dritte schaut um sich, der schimpft, der hustet. Fremde schauen Sie an, zeigen auf Sie, sprechen mit Ihnen, das ist normal.

Nach einem anstrengenden Tag saßen wir im Hotel. Ich glaube, ich werde nicht in die kryptonische Verbannung gehen müssen. Ich weiß den Zauberspruch! , meinte der Alien. Ich habe ihn oft gehört: Das ist normal, Menschen tun das .

 

Speziell Menschen, welche an Autismusspektrum-Störungen leiden, können sich nicht einfach an ihrer Umwelt orientieren. Auch wenn wir unsicher sind, Übergänge von einer Welt in die andere betrachten, kann die Angst uns packen. Das fortwährende Beschreiben der Situation schafft Klarheit und weckt Vertrauen.


Benennen können

Abhängigkeit, Hilflosigkeit (Opfer- und Täterkonstrukte), Gefangenschaft, Gewalt, Missbrauch, Ungewissheit, Verzweiflung, Wut


Für die Teilnehmer einer Fortbildung habe ich das Märchen Rumpelstilzchen erzählt. Eine furchtbare Geschichte , fasste jemand das Märchen zusammen, eine Müllerstochter muss wegen des Vaters beim König Gold spinnen. Sie wird von ihm dreimal unter Todesdrohungen eingesperrt, damit sie Stroh zu Gold spinnt. Nur mit Hilfe eines zauberischen Männleins schafft sie die Aufgaben und rettet ihr Leben. Doch der Preis der Hilfe ist hoch. Denn beim dritten Mal muss sie, sollte sie als Königin den Namen des Männleins nicht erraten, mit ihrem ersten Kind bezahlen. Wie kann die Müllerstochter in diesen dramatischen Situationen überhaupt bestehen? Ein anderer Teilnehmer wollte wissen, wer im Märchen der Gute und wer der Böse ist? Wir diskutierten lange und kamen trotzdem auf keine befriedigende Antwort. Das Wichtigste war wahrscheinlich, dass sie dem Ding, also dem Männchen, einen Namen geben konnte , meinte jemand beim Hinausgehen, und einen Diener hatte, wer auch immer das gewesen sein mag.

 

Viele erleben große Verunsicherung nach belastenden Situationen und können nicht darüber reden. Andere fragen nach einer Moral und finden keine Antwort. Das Märchen Rumpelstilzchen gibt diesbezüglich keine Auskunft. Doch die Suche nach einem Namen kann Erlösung bringen. Wird keiner gefunden, Rumpelstilzchen passt meistens.


Igelstachelumstülphülle

Aggression, Konflikt, Mobbing, Verfolgung, Wut


Tom war zehn. Er hatte viel zu kämpfen - mit seinen Klassenkameraden, die ihn hänselten und mit seinen Eltern, die streng und manchmal ungerecht zu ihm waren. Weißt du , erzählte er, ich habe eine besondere Haut, eine Hülle um mich herum. Darin verstecke ich Igelstacheln und wenn andere kommen und mich ärgern wollen, dann kann ich die Haut umstülpen, und die Stacheln kommen aus ihrer Schutzhülle - wie diese Lutscher, die man in ein kleines Plastikrohr schieben kann, wenn man sie gerade nicht haben will - und wehren alles ab. Ich stelle mir dann vor, dass sie die blöden Sachen, die die anderen sagen, wie Luftballons piksen, und die platzen dann, und auf dem Boden liegen nur kaputte bunte Gummischnipsel. Sieht eigentlich ganz lustig aus. Ja, und wenn ich mir das so vorstelle, dann raste ich auch gar nicht aus, dann kann ich ganz ruhig bleiben und einfach weggehen. Praktisch, so eine Igelstachelumstulphülle, findest du nicht?

 

Die Idee einer schützenden, oder, wie in dieser Geschichte, abwehrenden Hülle kann auch zur Prävention genutzt werden. In Zeiten großer seelischer Belastung kann es hilfreich sein, sich eine eigene Schutzhülle zu kreieren, die man je nach Anforderung auch jederzeit umgestalten und anpassen kann. Wichtig ist es dann, sie am Leben zu erhalten, indem man auch in ruhigeren Zeiten mit diesem Bild arbeitet, sodass die Schutzhaut wie von selbst in Aktion tritt, wenn sie gebraucht wird.


Aufs Pferd klettern

Angst, Arbeitslosigkeit, Bindungsangst, Burnout, Flucht (Migration), Krise, Mut, Partnersuche (Single), Vertrauen


Als junges Mädchen waren Pferde meine absoluten Lieblingstiere. Ich habe leidenschaftlich...
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Autor

Katharina Lamprecht, Bruchköbel bei Frankfurt a. M., ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Coach und Erzählerin mit eigener Praxis.Stefan Hammel arbeitet als Klinik- und Psychiatriepfarrer, Kinder-, Familien- und Hypnotherapeut sowie als Ausbilder für Psychotherapie und leitet das Institut für Hypnosystemische Beratung in Kaiserslautern.Adrian Hürzeler, Coach, Krisenpädagoge und Achtsamkeitstrainer mit eigener Praxis für Einzel- und Paargespräche in Lenzburg und Reinach (AG), Schweiz.Martin Niedermann, Bern / Schweiz, ist Geschichtenerzähler, Coach, Heilpädagoge. Auftritte in Formationen mit Musik, Liedern, Geschichten.