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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am18.04.2012Auflage
Den Rockmusiker Johnny ödet es an, nur auf Schützenfesten rund um Paderborn zu spielen. Von der Tournee, die ihm ein Konzertagent anbietet, erhofft er sich den Durchbruch. Als sie platzt, will er den Agenten zur Rede stellen, doch zu spät: Balhorn liegt tot in seiner Wohnung - und Johnny ist der Hauptverdächtige. Zum Glück hat seine Vermieterin Hilde Auffenberg genug Kontakte, um ihn verschwinden zu lassen ...

Jürgen Reitemeier, geboren 1957 im westfälischen Warburg, studierte nach einer Ausbildung zum Elektromaschinenbauer Elektrotechnik, Wirtschaft und Sozialpädagogik in Paderborn und Bielefeld. Er arbeitet als Coach und Erwachsenenbildner in seinem Unternehmen modul b in Detmold. Zusammen mit Wolfram Tewes verfasst er erfolgreiche Lippe-Krimis um ein Detmolder Ermittlerteam. »Schweinebande« ist nach »Schützenfest« und »Totensonntag« der dritte Teil einer ihrer Krimireihe, die in Paderborn und dem westfälischen Umfeld spielt.
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Produkt

KlappentextDen Rockmusiker Johnny ödet es an, nur auf Schützenfesten rund um Paderborn zu spielen. Von der Tournee, die ihm ein Konzertagent anbietet, erhofft er sich den Durchbruch. Als sie platzt, will er den Agenten zur Rede stellen, doch zu spät: Balhorn liegt tot in seiner Wohnung - und Johnny ist der Hauptverdächtige. Zum Glück hat seine Vermieterin Hilde Auffenberg genug Kontakte, um ihn verschwinden zu lassen ...

Jürgen Reitemeier, geboren 1957 im westfälischen Warburg, studierte nach einer Ausbildung zum Elektromaschinenbauer Elektrotechnik, Wirtschaft und Sozialpädagogik in Paderborn und Bielefeld. Er arbeitet als Coach und Erwachsenenbildner in seinem Unternehmen modul b in Detmold. Zusammen mit Wolfram Tewes verfasst er erfolgreiche Lippe-Krimis um ein Detmolder Ermittlerteam. »Schweinebande« ist nach »Schützenfest« und »Totensonntag« der dritte Teil einer ihrer Krimireihe, die in Paderborn und dem westfälischen Umfeld spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492954860
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum18.04.2012
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2097 Kbytes
Artikel-Nr.1041772
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Weinrote Jacke, gelbes Hemd. Johannes Winter fasste die Klamotten nur mit spitzen Fingern an. Es war die Dienstkleidung der Tanzkapelle »Ramona«. Wie er dieses Outfit hasste. Mindestens ebenso wie die Tanzmucke, die diese Band spielte. Aber was blieb ihm anderes übrig? Irgendwoher musste ja das Geld für die Brötchen kommen.

Widerwillig schlüpfte er in die Verkleidung. Die Smokinghose ließ er achtlos auf dem Bett liegen. Stattdessen zog er sich seine knallenge schwarze Lederhose an. Sie spannte zwar mittlerweile über dem Bauch, aber das ließ sich mit der Jacke hervorragend kaschieren. Winter war eben ein Rocker und kein Tanzmusikfuzzi. Auch wenn er heute auf dem Vogelschießen in Wewer in der Schützenfestcombo »Ramona« spielen musste.

Als er eine Stunde zu spät zum Soundcheck in das Festzelt kam, das der Schützenverein aufgestellt hatte, gab es gleich den ersten Ärger. Egon, der Bandleader von »Ramona«, ein fetter aufgedunsener Mann von etwa sechzig Jahren, steuerte direkt auf ihn zu.

»Mann, Johnny, warum kommst du so spät? Wir mussten den ganzen Kram allein reintragen. Und wie du aussiehst! Ich hab dir schon tausendmal erklärt, dass hier Smoking angesagt ist. Keine Lederhose, wir sind hier nicht bei den Stones! Wir machen Tanzmucke! Und eine Krawatte hast du auch nicht um. Das geht so nicht, Johnny. Du bist zwar nur Ersatz, aber wenn du dich nicht an die Regeln hältst, bist du ganz raus. Ist das klar?«

»Nun mach aber mal halblang, Egon, du hast gesagt, um siebzehn Uhr geht es los. Und?« Winter streckte dem Chefmusiker seine Armbanduhr hin. »Wie spät ist es? Punkt siebzehn Uhr! Also pünktlich wie die Maurer.«

Winter wusste, dass der Dicke ziemlich vergesslich war. Wahrscheinlich hatte er sich schon einen Großteil seines Hirns weggesoffen. Daher ließ er sich durch den Gitarristen schnell verunsichern.

»Okay, Johnny, lassen wir Gnade vor Recht ergehen. Aber Strafe muss sein. Weil du aus der Reihe getanzt bist, musst du die erste Runde Schnaps holen.« Versöhnlich fügte er hinzu: »Brauchst du nicht selbst zu berappen, zahlt der Schützenverein. Los, mach hinne! Wir müssen den Soundcheck zu Ende bringen und festlegen, welche Lieder wir spielen.«

Schlecht gelaunt ging Winter zur Theke.

»Vier Korn«, bestellte er. »Und ein Schnapsglas mit Wasser.«

Der Mann hinter dem Tresen grinste. Winter zog einen Zehneuroschein aus der Tasche und schob ihn über die Theke.

»Der ist für dich. Sorg dafür, dass ich den ganzen Abend Wasser statt Schnaps bekomme. Aber meine Musikerkollegen dürfen davon nichts merken. Alles klar?«

Der Mann hinter der Theke nickte und steckte das Geld ein.

Ein paar Minuten später kam Egon mit einigen Blättern Papier zur Bühne.

»So, Jungs, ich hab mir schon mal Gedanken gemacht und die Reihenfolge der Stücke zusammengestellt. Wir fangen mit >Schöne MaidHeute haun wir auf die PaukeRamona, zum Abschied sag ich dir goodbye.

Ramona, ein Jahr geht doch so schnell vorbei.

Verzag nicht und frag nicht, denn in Gedanken bin ich bei dir.

Bei Tag bringt die Sonne, bei Nacht der Mond

die Grüße von mir.

Das war zu viel für Winter.

»Ich will ja nichts sagen, Egon, aber ich glaube, die Band schießt sich langsam selbst aus dem Rennen. Die Leute, die so 'ne Musik hören wollen, wie ihr sie spielt, sind euch doch schon längst weggestorben. Ihr habt das nur noch nicht gemerkt.«

Der Bandleader lief rot an, doch Winter fuhr unbeirrt fort: »Sieh dir doch mal das Programm der Schützenfeste in Paderborn und Umgebung an. Nächsten Freitag, hier in Wewer, legt zum Auftakt des Schützenfestes DJ Micky auf, und anschließend spielt Libero5. Die Ramonas spielen doch heute nur, weil es kaum was kostet. Beim Vogelschießen ist eben nicht so viel los wie auf dem eigentlichen Schützenfest. Da kommt weniger Geld in die Kasse. Daher begnügt man sich eben mit euch.«

Mittlerweile kochte der dicke Bandleader vor Wut. Und als der Schlagzeuger sich zu Wort meldete und Winter zustimmte, platzte Egon der Kragen.

»Du bist ab heute auch nur noch Ersatz!«, brüllte er den Drummer an. Am liebsten hätte er die beiden Aufmüpfigen gleich nach Hause geschickt, aber im Moment brauchte er sie noch. Deshalb versuchte er die Kurve zu kriegen.

»Okay, okay, ganz ruhig, Männer! Wir sind Profis. Über die Zukunft reden wir später. Jetzt müssen wir uns auf unseren Auftritt konzentrieren. Johnny, los, bring endlich den Schnaps.«

Winter machte sich erneut auf den Weg zur Theke. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt. In dieser Sekunde schwor er sich: Das ist mein letztes Schützenfest.

»Verdammt! Verdammt! Verdammt!«, fluchte Feldmann und schlug mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch. Gleichzeitig mit dem klatschenden Geräusch, das diese Kollision hervorbrachte, bereute er seine Gefühlsexplosion. Der unkontrollierte Wutausbruch verursachte ihm höllische Schmerzen. Solche Aktionen brachten einfach nichts. Das hatte er schon mehrfach leidvoll erfahren. Wut frisst nun mal Hirn. Diese Erkenntnis war nicht neu für ihn, und dennoch gingen hin und wieder die Pferde mit ihm durch. Ich muss unbedingt einen klaren Kopf bewahren, versuchte er sich einzubläuen.

Nachdenklich rieb sich Feldmann seine schmerzende Handfläche. Die Zeit wurde langsam knapp. Das gesamte Projekt hing mittlerweile am seidenen Faden. Die geplanten Transaktionen zogen sich weitaus länger hin als erwartet. Wenn es ihm jetzt nicht gelingen würde, Druck auf den Kessel zu bringen, könnte sein gesamter Plan scheitern. Einige Investoren drohten schon damit, aus den Verträgen auszusteigen. Wenn die ihre Warnung wirklich in die Tat umsetzten, würde das nicht nur bedeuten, dass seine Karriere beendet war, nein, er wäre persönlich ruiniert. Und auch die Geschicke der Bank waren ungewiss.

Seit die Finanzmärkte verrücktspielten, gab es für solche Vorhaben wie seines keine verlässlichen Partner mehr. Was heute noch gut und richtig war, konnte schon morgen tödlich enden.

Feldmann fragte sich, wie er mit diesem Dilemma umgehen sollte. Alle bisher getätigten Maßnahmen schienen nicht hinreichend zu sein, um die Vorbereitungen im geplanten Zeitraum zu Ende zu bringen. Besondere Anforderungen bedürfen besonderer Mittel, dachte er.

Dann müssen wir jetzt zum Äußersten greifen. Feierabend mit dem Schmusekurs! Ab jetzt wird mit harten Bandagen gekämpft!, versuchte er sich selbst zu puschen. Die Kreditabteilung sollte noch einmal alle Verträge der betroffenen Anrainer prüfen. Und allen, die sich als nicht liquide Geschäftspartner herausstellten, würde der Stuhl vor die Tür gesetzt, und ihr Häuschen käme unter den Hammer. Alles andere war Zeitverschwendung, das war ihm längst klar geworden. Jede Suche nach Kompromissen würde sein Vorhaben nur weiter in die Länge ziehen und unnötige Kosten verursachen. Nein, jetzt galt es zu handeln!

Feldmann stand auf und ging zum Fenster. Minutenlang starrte er hinaus, ohne etwas zu sehen. Dann ging er zurück zu seinem Schreibtisch. Er und seine Bank würden ihrer Verantwortung gerecht werden. Dafür konnte er garantieren. Doch was war mit den anderen Partnern und seinen Mittelsmännern? Denen musste er noch einmal richtig Dampf machen. Das durfte er nicht auf die lange Bank schieben. Feldmann griff entschlossen zum Telefon.

Zärtlich strich Johnny Winter über seine Gitarre, eine Fender Stratocaster. Sie war so weiß wie die von Jimi Hendrix. Sanft ließ er seine Fingerspitzen über die Saiten gleiten. Dann nahm er sie aus dem Koffer und hängte sie sich um. Er griff ein paar Akkorde, schlug die Saiten an und summte dazu:

Deep down in Louisiana close to New Orleans

way back up in the woods among the evergreens.

Es waren die ersten Zeilen von seinem Lieblingslied »Johnny B. Goode«.

Die Gitarre hatte er sich neu gekauft. Damit hatte er sich einen Traum erfüllt. Das Instrument war eine Anschaffung fürs Leben. Er hatte seinen letzten Cent dafür ausgegeben. Aber die Investition würde sich lohnen. Nächste Woche würde er mit seiner neu zusammengestellten Band auf Tournee gehen. Seine erste große Tour. Johnny Winter würde mit einigen berühmten Musikgruppen auftreten. Endlich hatte er es geschafft. Er hatte immer an sich geglaubt, hatte viele Nackenschläge einstecken müssen, und dennoch, er wollte nach oben, wollte berühmt werden. Jetzt war er diesem Ziel einen gewaltigen Schritt näher gekommen.

Nach dem Streit mit dem Chef der Schützenfestcombo »Ramona« war es ihm endgültig klar gewesen: Er, Johnny Winter, der alle Schützenhallen des Paderborner Landes kannte, wollte dort nicht mehr spielen. Wollte nicht mehr mit den drittklassigen Musikern auf Hunderten von Dorffesten beschissene Tanzmucke machen. Für wenig Geld, wässriges Bier und schlechten Schnaps. Wenn Winter nur an den Geschmack von Doppelkorn dachte, stellten sich ihm vor Abscheu die Haare auf seinen Armen kerzengerade...
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Jürgen Reitemeier, geboren 1957 im westfälischen Warburg, studierte nach einer Ausbildung zum Elektromaschinenbauer Elektrotechnik, Wirtschaft und Sozialpädagogik in Paderborn und Bielefeld. Er arbeitet als Coach und Erwachsenenbildner in seinem Unternehmen modul b in Detmold. Zusammen mit Wolfram Tewes verfasst er erfolgreiche Lippe-Krimis um ein Detmolder Ermittlerteam. "Schweinebande" ist nach "Schützenfest" und "Totensonntag" der dritte Teil einer ihrer Krimireihe, die in Paderborn und dem westfälischen Umfeld spielt.