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Sula

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am12.12.20231. Auflage
Zwei Mädchen, die zu Frauen heranwachsen. Zwei Freundinnen, die zu schlimmsten Feindinnen werden: Die fügsame Nel und die Rebellin Sula sind als junge Mädchen unzertrennlich, als sie in ärmlichen Verhältnissen in einer Kleinstadt in Ohio aufwachsen, die ausgerechnet «Bottom» heißt. Während Nel dort eine Familie gründet, flieht Sula zu den fortschrittlichen Idealen der Großstadt. Als sie nach zehn Jahren zurückkehrt, hat sich zwischen den beiden alles verändert. Nel und Sula müssen sich mit den Folgen ihres Handelns und dem schrecklichen Geheimnis aus ihrer Kindheit auseinandersetzen. Erschreckend, komisch und tragisch - «Sula» ist ein Buch voller Liebe und Leben, Freundschaft und Verrat.

Toni Morrison wurde 1931 in Lorain, Ohio, geboren. Sie studierte an der renommierten Cornell University Anglistik und hatte an der Princeton University eine Professur für afroamerikanische Literatur inne. Zu ihren bedeutendsten Werken zählen «Sehr blaue Augen», «Solomons Lied», «Beloved», «Jazz» und ihr essayistisches Schaffen. Sie war Mitglied des National Council on the Arts und der American Academy of Arts and Letters. Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, u. a. mit dem National Book Critics' Circle Award und dem American-Academy-and-Institute-of-Arts-and-Letters Award für Erzählliteratur. 1993 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur, und 2012 zeichnete Barack Obama sie mit der Presidential Medal of Freedom aus. Toni Morrison starb am 5. August 2019.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextZwei Mädchen, die zu Frauen heranwachsen. Zwei Freundinnen, die zu schlimmsten Feindinnen werden: Die fügsame Nel und die Rebellin Sula sind als junge Mädchen unzertrennlich, als sie in ärmlichen Verhältnissen in einer Kleinstadt in Ohio aufwachsen, die ausgerechnet «Bottom» heißt. Während Nel dort eine Familie gründet, flieht Sula zu den fortschrittlichen Idealen der Großstadt. Als sie nach zehn Jahren zurückkehrt, hat sich zwischen den beiden alles verändert. Nel und Sula müssen sich mit den Folgen ihres Handelns und dem schrecklichen Geheimnis aus ihrer Kindheit auseinandersetzen. Erschreckend, komisch und tragisch - «Sula» ist ein Buch voller Liebe und Leben, Freundschaft und Verrat.

Toni Morrison wurde 1931 in Lorain, Ohio, geboren. Sie studierte an der renommierten Cornell University Anglistik und hatte an der Princeton University eine Professur für afroamerikanische Literatur inne. Zu ihren bedeutendsten Werken zählen «Sehr blaue Augen», «Solomons Lied», «Beloved», «Jazz» und ihr essayistisches Schaffen. Sie war Mitglied des National Council on the Arts und der American Academy of Arts and Letters. Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, u. a. mit dem National Book Critics' Circle Award und dem American-Academy-and-Institute-of-Arts-and-Letters Award für Erzählliteratur. 1993 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur, und 2012 zeichnete Barack Obama sie mit der Presidential Medal of Freedom aus. Toni Morrison starb am 5. August 2019.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644018655
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.12.2023
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8189 Kbytes
Artikel-Nr.11381225
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorwort

In den fünfziger Jahren, als ich Studentin war, war der Ruf, als politische Autorin zu gelten, mit so viel Scham behaftet, die Angst vor spöttischer Kritik, die die literarische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen nach sich ziehen würde, so groß, dass ich mich fragte: Warum diese Panik? Die Flucht vor dem Vorwurf, schreibend ein politisches Bewusstsein zu zeigen, lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Quelle dieser Panik und die Mittel, mit denen Schriftsteller*innen sie zu lindern versuchten. Was konnte so schlimm daran sein, in der Literatur einen wachen Blick auf die Gesellschaft und politisches Bewusstsein zu zeigen? Der landläufigen Meinung nach kann politische Literatur keine Kunst sein; solche Werke hätten weniger ästhetischen Wert, da Politik - in jeder Form - eine Agenda verfolge und somit den ästhetischen Schaffensprozess verunreinige.

Diese Weisheit, die Chaucer, Dante, Catullus, Sophokles, Shakespeare oder Dickens offenbar nicht besaßen, begleitet uns bis heute und belastete im Jahr 1969 afroamerikanische Schriftsteller*innen besonders stark. Ganz gleich, ob sie an Politik jeglicher Art völlig uninteressiert waren oder ob sie politisch motiviert, bewusst oder aggressiv waren, die Tatsache, dass sie oder ihre Figuren Schwarz waren, verdammte sie zu einer «rein politischen» Bewertung der Relevanz ihrer Werke. Wenn Phillis Wheatley «Der Himmel ist blau» schrieb, war die zentrale Frage, was ein blauer Himmel für eine Schwarze Sklavin bedeuten könne. Wenn Jean Toomer «Das Eisen ist heiß» schrieb, wurde gefragt, wie genau oder unzureichend er die Fesseln der Versklavung ausdrückte. Diese Bürde lastete nicht nur auf den Kritiker*innen, sondern auch auf den Leser*innen. Wie positionieren sich Leser*innen, unabhängig von ihrer Herkunft, um sich der Welt einer Schwarzen Autorin oder eines Schwarzen Autors anzunähern? Schwingt beim Lesen nicht immer ein gewisses Unbehagen mit, was über sie selbst offenbart oder entlarvt werden könnte?

Als ich 1970 Sula zu schreiben begann, hatte ich bereits die deprimierende Erfahrung gemacht, Rezensionen meines ersten Romans, «Sehr blaue Augen», von Schwarzen und weißen Kritiker*innen zu lesen, die - mit zwei Ausnahmen - wenig aussagekräftig waren, da die Bewertung gerade die Kriterien der «reinen Ästhetik», für die sie plädierten, ignorierten. Wenn der Roman für gut befunden wurde, dann deshalb, weil er einer bestimmten politischen Haltung treu war; wurde er für schlecht befunden, dann deshalb, weil er dieser Haltung nicht treu war. Die Beurteilung basierte darauf, ob «Schwarze Menschen so sind - oder nicht». Dieses Mal revanchierte ich mich für das Kompliment, ignorierte die Oberflächlichkeit derartiger Einschätzungen und verwurzelte die Erzählung erneut in einer Landschaft, die bereits durch ihre bloße Existenz befleckt ist. Nur wenige Menschen, so glaubte ich, würden an einem breiteren Ansatz interessiert sein - weniger als die winzige Fraktion der fünfzehnhundert, die das erste Buch gekauft hatte. Doch der Akt des Schreibens war mir persönlich zu wichtig, um ihn aufzugeben, nur weil die Aussichten, ernst genommen zu werden, düster waren. Es mag heute schwer vorstellbar sein, wie es sich anfühlte, als Problem betrachtet zu werden, das es zu lösen, anstatt als Autorin, die es zu lesen galt. James Baldwin, Ralph Ellison, Richard Wright, Zora Neale Hurston - sie alle waren gebeten worden, einen Essay zu schreiben über das «Problem», ein*e «Schwarze*r» Autor*in zu sein. In dieser Situation, in der ich es niemandem recht machen konnte - diejenigen, die eine politisch repräsentative Leinwand suchten, würden meine Texte für nicht authentisch, ja sogar unverantwortlich halten; diejenigen, die den Wert danach beurteilten, wie «moralisch» meine Figuren waren, würden mich herabsetzen -, blieb mir nur die Treue zu meinem eigenen Empfinden. Die weitere Erforschung meiner Interessen, Fragen und Herausforderungen. Und da mein Empfinden hochpolitisch und leidenschaftlich ästhetisch war, würde es meine Arbeit kompromisslos beeinflussen. Ich weigerte mich, das «Problem» als irgendetwas anderes zu erklären oder anzuerkennen als ein künstlerisches Problem. Andere Fragen waren wichtiger. Wie sieht Freundschaft zwischen Frauen aus, wenn sie nicht von Männern beeinflusst wird? Welche Möglichkeiten stehen Schwarzen Frauen zur Verfügung, die von ihrer eigenen Community nicht akzeptiert werden? Welche Risiken birgt Individualismus in einer dezidiert individualistischen, aber in Bezug auf Race homogenen und sozial stagnierenden Gemeinschaft?

Weibliche Freiheit bedeutet immer sexuelle Freiheit, selbst wenn - oder gerade wenn - sie durch das Prisma der wirtschaftlichen Freiheit betrachtet wird. Die sexuelle Freiheit von Hannah Peace war mein Einstieg in die Geschichte, konstruiert aus Erinnerungsfetzen daran, wie die Frauen bei uns eine bestimmte Art von Frau betrachteten - Neid, gepaart mit amüsierter Billigung. Ihren eher bescheidenen Ansprüchen auf persönliche Freiheit stehen konventionelle und anarchische gegenüber: Eva opfert ihren Körper für ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit; Nel passt sich an, um den Schutz der Ehe zu erlangen; Sula verweigert sich sowohl der Aufopferung als auch der Anpassung. Hannahs Ansprüche werden von der Gemeinschaft akzeptiert, da sie nicht finanzieller Art und nicht bedrohlich sind; sie stört und vermindert die Ressourcen der Familie nicht. Da sie von Eva, einer anderen Frau, abhängig ist, die sowohl Geld als auch Autorität besitzt, konkurriert sie mit niemandem. Sula hingegen, obwohl sie nichts so Schreckliches tut wie Eva, wird von den Menschen in der Stadt nicht nur als Konkurrenz, sondern auch als auch vereinnahmend und böse gesehen. Nel, mit ihren bescheidenen Ansprüchen, ist der verhaltene Maßstab.

Hannah, Nel, Eva und Sula waren Punkte eines Kreuzes - jede von ihnen die Wahl einer Figur, die durch Geschlecht und Race gebunden ist. Der Nexus dieses Kreuzes wäre eine schwer zu erreichende Verbindung von Verantwortung und Freiheit, ein Kampf unter Frauen, von denen angenommen wird, dass sie am wenigsten in der Lage sind, ihn zu gewinnen. Um die Arme des Kreuzes wickelten sich Drähte anderer Kämpfe - der Kriegsveteran, die Waisen, der Ehemann, die Arbeiter, sie alle werden von denselben Mächten, die den Kampf angeordnet haben, in einem Dorf gefangen gehalten. Und der einzige mögliche Triumph liegt in der Vorstellungskraft.

Meine Aufgabe bestand natürlich darin, diese Wahrnehmungen in einer Sprache heraufzubeschwören, die sie zu vermitteln vermag. Sula forderte mich heraus, Sprache zu manipulieren, glaubwürdig und möglicherweise sogar elegant mit einem diskreditierten Wortschatz zu arbeiten. Die Sprache der Menschen, ihren Dialekt, auf eine Art zu verwenden, die weder exotistisch noch komisch wirkt, weder minstrelartig noch mikroskopisch analysierend. Ich wollte die politischen, kulturellen und künstlerischen Urteile, die afroamerikanischen Schriftsteller*innen auferlegt werden, umlenken und neu definieren.

 

Während ich Sula schrieb, lebte ich in Queens, pendelte zu einem Bürojob in Manhattan, ließ meine Kinder im Herbst und Winter von Tagesmüttern und dem Schulsystem betreuen und im Sommer von meinen Eltern, und war so knapp bei Kasse, dass der lähmende Stress meiner Lage mich in Heiterkeit ausbrechen ließ. Jede Mietzahlung war ein Ereignis; jeder Einkauf ein Triumph der Vorsicht über den leichtsinnigen Kauf eines Grundnahrungsmittels. Das Beste daran war, dass so das Leben aller anderen alleinerziehenden/getrennt lebenden weiblichen Elternteile aussah, die ich kannte. Was haben wir nicht alles ausgetauscht! Zeit, Essen, Geld, Kleidung, Lachen, Erinnerungen - und Kühnheit. Vor allem aber Kühnheit, denn in den späten Sechzigern, als so viele tot oder inhaftiert waren oder zum Schweigen gebracht wurden, gab es kein Zurück mehr, einfach weil es kein «Zurück» gab. Wir befanden uns in einem frei schwebenden Zustand, konnten uns Dinge ausdenken, Dinge ausprobieren, auf Erkundung gehen. Das Bekannte und Bewährte nutzen und das Unbekannte erforschen. Ein Stück schreiben, eine Theatergruppe gründen, Kleidung entwerfen, Bücher schreiben, unbelastet von den Erwartungen anderer Leute. Niemand schenkte uns Aufmerksamkeit, also schenkten wir uns selbst Aufmerksamkeit. In dieser Atmosphäre des «Was würdest du tun oder denken, wenn es keinen Blick oder keine Hand gäbe, die dich aufhält?» begann ich darüber nachzudenken, wie diese Art von Selbstermächtigung für Schwarze Frauen vierzig Jahre zuvor ausgesehen haben könnte. Wir wurden ermutigt, uns selbst als unsere eigene Rettung zu betrachten, unsere eigenen besten Freundinnen zu sein. Was könnte das 1969 bedeuten, was es in den 1920er Jahren nicht bedeutet hatte? Das Bild einer Frau, die einerseits beneidet und vor der andererseits gewarnt wird, kam mir in den Sinn.

An anderer Stelle (in meinem Essay Das unausgesprochene Unaussprechliche) habe ich meine Gedanken zur Entwicklung der Struktur von Sula erläutert. «Ursprünglich begann Sula mit dem Satz Mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs störte nichts je den Nationalen Selbstmordtag . Nach einiger Ermunterung erkannte ich, dass dieser Satz ein falscher Anfang war.»[1] Falsch bedeutet in diesem Fall abrupt. Es gab keinen Raum, in den die Leser*innen hätten eintreten können, bevor sie in die Welt der Figuren eingeführt wurden. Wie ich in dem Essay schrieb: «Die Schwelle zwischen den Leser*innen und dem...
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Autor

Toni Morrison wurde 1931 in Lorain, Ohio, geboren. Sie studierte an der renommierten Cornell University Anglistik und hatte an der Princeton University eine Professur für afroamerikanische Literatur inne. Zu ihren bedeutendsten Werken zählen «Sehr blaue Augen», «Solomons Lied», «Beloved», «Jazz» und ihr essayistisches Schaffen. Sie war Mitglied des National Council on the Arts und der American Academy of Arts and Letters. Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, u. a. mit dem National Book Critics' Circle Award und dem American-Academy-and-Institute-of-Arts-and-Letters Award für Erzählliteratur. 1993 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur, und 2012 zeichnete Barack Obama sie mit der Presidential Medal of Freedom aus. Toni Morrison starb am 5. August 2019.