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Täler in Flammen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
132 Seiten
Deutsch
Um das Jahr 1622 gerieten die Täler Montafon, Paznaun, Prättigau, Unterengadin sowie der Walgau und das heutige Liechtenstein, die seit jeher nachbarschaftlich über Rätikon und Silvretta hinweg miteinander verbunden waren, ins Fadenkreuz der beiden Großmächte Habsburg und Frankreich. Die Täler an den Herrschaftsgrenzen mit ihren wichtigen Gebirgspässen wurden zum Kriegsschauplatz. Auch an religiösen Bruchlinien zwischen katholischen und reformierten Gläubigen entzündeten sich immer wieder Konflikte. Die Publikation rückt in detaillierten Einzelbeiträgen die Ereignisse sowie deren schwerwiegende Folgen in den jeweiligen Talschaften in den Fokus. Ein Gesamtüberblick rundet den Band ab. Durch eine genaue Analyse von Quellen und bisheriger Literatur wird ein fundierter Blick auf die Geschehnisse möglich und wirkt der Weitergabe einiger Sagen und Legenden entgegen, die sich in den nachfolgenden Jahrhunderten bildeten und sich teils bis heute halten.

Michael Kasper, MMag. Dr., Doktoratsstudium Geschichte, Lehramtsstudien Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung, Geographie und Wirtschaftskunde sowie Katholische Religion in Innsbruck. Seit 2011 kulturwissenschaftlicher Bereichsleiter beim Stand Montafon (Montafoner Museen, Montafon Archiv, kulturgeschichtliche Projekte). Sophie Maier, Dr.in, Doktoratsstudium Geschichte in Frankfurt am Main, London und Düsseldorf, Lehramtsstudium Geschichte und Latein in Frankfurt am Main und Rom, seit 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Montafoner Museen. Johannes Flury, Studium der Theologie, erste Pfarrstelle in Sent/Unterengadin, vielfältige Tätigkeiten im Bildungswesen, zuletzt als Rektor der Pädagogischen Hochschule Graubünden.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR29,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR26,99

Produkt

KlappentextUm das Jahr 1622 gerieten die Täler Montafon, Paznaun, Prättigau, Unterengadin sowie der Walgau und das heutige Liechtenstein, die seit jeher nachbarschaftlich über Rätikon und Silvretta hinweg miteinander verbunden waren, ins Fadenkreuz der beiden Großmächte Habsburg und Frankreich. Die Täler an den Herrschaftsgrenzen mit ihren wichtigen Gebirgspässen wurden zum Kriegsschauplatz. Auch an religiösen Bruchlinien zwischen katholischen und reformierten Gläubigen entzündeten sich immer wieder Konflikte. Die Publikation rückt in detaillierten Einzelbeiträgen die Ereignisse sowie deren schwerwiegende Folgen in den jeweiligen Talschaften in den Fokus. Ein Gesamtüberblick rundet den Band ab. Durch eine genaue Analyse von Quellen und bisheriger Literatur wird ein fundierter Blick auf die Geschehnisse möglich und wirkt der Weitergabe einiger Sagen und Legenden entgegen, die sich in den nachfolgenden Jahrhunderten bildeten und sich teils bis heute halten.

Michael Kasper, MMag. Dr., Doktoratsstudium Geschichte, Lehramtsstudien Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung, Geographie und Wirtschaftskunde sowie Katholische Religion in Innsbruck. Seit 2011 kulturwissenschaftlicher Bereichsleiter beim Stand Montafon (Montafoner Museen, Montafon Archiv, kulturgeschichtliche Projekte). Sophie Maier, Dr.in, Doktoratsstudium Geschichte in Frankfurt am Main, London und Düsseldorf, Lehramtsstudium Geschichte und Latein in Frankfurt am Main und Rom, seit 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Montafoner Museen. Johannes Flury, Studium der Theologie, erste Pfarrstelle in Sent/Unterengadin, vielfältige Tätigkeiten im Bildungswesen, zuletzt als Rektor der Pädagogischen Hochschule Graubünden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783703066191
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum19.04.2024
Seiten132 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse12655 Kbytes
Artikel-Nr.14447685
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Krieg, Politik und Religion um Rätikon und Silvretta in den Jahren 1621/22 - die benachbarten Täler als Schauplatz großmachtpolitischer Interessen

SOPHIE MAIER
Die Ausgangslage

Im Dreißigjährigen Krieg kämpften vor allem zwei Großmächte um die Vorherrschaft in Europa. Ausgetragen wurde dieser Konflikt im mittleren Alpenraum insbesondere auf den Schultern der Grenzregionen, die aufgrund ihrer geographischen Lage mehr als andere unter dem Krieg zu leiden hatten. Dabei lebte man in den Regionen sonst in nachbarschaftlicher Verbundenheit. Zwar gab es immer wieder Spannungen und Streitigkeiten, aber diese legte man in der Regel lösungsorientiert bei.1 Der Handel spielte eine wichtige Rolle: Durch das südliche Vorarlberg und Tirol wurde Salz ins Engadin und Prättigau importiert. Umgekehrt gelangte z. B. Wein zu den Umschlagplätzen im Montafon, dem Walgau und dem Paznaun.

In diesem Beitrag sei einerseits ein Gesamtüberblick über die Ereignisse 1621/22 und die Auswirkungen in den Talschaften gegeben, andererseits die Situation im heutigen Liechtenstein näher beleuchtet, das mit seinen Grenzen zur alten Eidgenossenschaft, zum Freistaat der Drei Bünde und zu den habsburgischen Territorien vor dem Arlberg sowie durch die habsburgische Burg Gutenberg in Balzers besonders zwischen die Fronten geriet.

Für die Habsburger waren die Pässe in Graubünden strategisch sehr bedeutsam, vor allem als Verbindung zur spanischen Linie in Mailand. Außerdem besaßen die Habsburger die Landesherrschaft in einigen Gemeinden des Prättigaus sowie die Gerichtsbarkeit im Unterengadin und Münstertal.2 Das französische Königshaus, die Bourbonen, sah in der Verbündung mit der Republik Venedig und in der Unterstützung protestantischer Kräfte in Graubünden ein geeignetes Mittel, seine Machtstellung auszubauen und jene der Habsburger einzudämmen. So hatten sich in Europa geographisch zwei Achsen gebildet: Die Habsburger mit den deutschen Territorien, Tirol und den Vorlanden (das Land vor dem Arlberg) sowie Mailand-Spanien einerseits, und das französische Königshaus mit der verbündeten Republik Venedig andererseits. Das heutige Graubünden mit seinen Pässen zu den benachbarten Regionen geriet nun ins Fadenkreuz dieser Achsenmächte. Die Großmächte trugen ihre Konflikte in die Täler und erschütterten die nachbarschaftlichen Verhältnisse.

Im August 1620 wurde ein Embargo über die protestantischen Gebiete des heutigen Graubünden verhängt und Militär im Montafon einquartiert, Spione und Wachen wurden an den Pässen stationiert.3 Argwohn und Misstrauen breiteten sich in der Bevölkerung der jeweiligen Talschaften aus. An das Embargo hielt man sich im Montafon indes nicht.

Die Montafoner und andere Vorarlberger Miliztruppen weigerten sich zudem, außerhalb der Landesgrenzen eingesetzt zu werden. Sie baten den Landesfürsten in Innsbruck, Frieden zu halten und legten ihre enormen wirtschaftlichen Probleme dar, die durch die Einquartierungen und Missernten entstanden waren. Sie seien daher außer Stande sich zu bewaffnen und wollten ihre Heimat nicht verlassen, um nicht die Bündner zu Überfällen bei ihrer Abwesenheit zu verleiten. Gerüchte gerieten von Bludenz aus in Umlauf, die Montafoner könnten sich im Kriegsfall auf die Seite der Bündner schlagen. Die Montafoner selbst aber, die sich zu dieser Zeit zum Unmut der Herrschaft Bludenz um eine eigene Gerichtsbarkeit bemühten, betonten immer ihre Treue gegenüber den Habsburgern.4

Auch in den Gebieten des heutigen Liechtenstein, damals die Herrschaft Schellenberg und die Grafschaft Vaduz, hielt der europäische Konflikt Einzug. Die beiden Herrschaften waren zwar selbst keine Kriegspartei und reichsunmittelbar, aber seit 1505 bestand der so genannte Öffnungsvertrag (die Öffnung des Schlosses Vaduz für habsburgische Truppen), mit dem die Habsburger die Verteidigung der Grafschaften nach dem Schwabenkrieg übernommen hatten.5 Zwar wurden die Zahlungen 1616 eingestellt, aber Landesherr war seit 1613 Graf Kaspar von Hohenems, als österreichischer Vogt in Feldkirch mit auch weiterhin engen Verbindungen zu den Habsburgern. Strategisch bedeutsam war vor allem die St. Luziensteig zwischen Balzers und dem zum Freistaat der Drei Bünde gehörenden Maienfeld. Sie bildete die einzig sichere rechtsrheinische Verkehrsverbindung, da das Rheintal noch unreguliert, daher versumpft und oft überflutet war - bei Niedrigwasser aber auch problemlos durchwatet und somit zum Einfallstor werden konnte.6

Abb. 1 Karte des oberen Rheintals, ca. 1620. Hans Conrad Gyger (1599-1674) zugeschriebene, aquarellierte Federzeichnung

Auf der anderen Seite der Pässe gab es ebenfalls Konflikte, und zwar langwierige, schwere: Die Gebiete Graubündens waren innenpolitisch sehr zerrissen. Sie bildeten damals den Freistaat der Drei Bünde , der aus dem Grauen/Oberen Bund, dem Zehngerichtebund und dem Gotteshausbund mit jeweils zahlreichen autonomen Gerichtsgemeinden bestand. Mit der Eidgenossenschaft bestanden Bündnisse, die Drei Bünde waren ein so genannter zugewandter Ort der Alten Eidgenossenschaft.7

Es war die Zeit der so genannten Bündner Wirren . Schärfste innenpolitische Gegensätze der Talschaften, verstärkt durch die habsburgische und französisch-venezianische Einflussnahme, Familienfehden der Bündner Führungsschicht und aggressive Konflikte zwischen den österreichisch-spanischen und französisch-venezianischen Sympathisanten bestimmten das Geschehen. Namentlich stand die Familie Planta auf der österreichisch-katholischen Seite, die Familie Salis auf der protestantischen Seite, die von Frankreich aus machtpolitischen Gründen unterstützt wurde. Auch die konfessionellen Gegensätze befeuerten die Konflikte: Die Trennung von Kirche und Staat lag noch in weiter Zukunft. Der Gotteshausbund und der Zehngerichtebund waren überwiegend reformiert, der Graue (Obere) Bund überwiegend katholisch. Selbst ernannte Strafgerichte erließen Todesurteile gegen ihre jeweiligen Gegner und vollstreckten diese auch. Willkür und auch wirtschaftliche Not waren an der Tagesordnung.8

Abb. 2 Der Freistaat der Drei Bünde

Es herrschten also jahrelange, vielschichtige außenpolitische Konflikte und bürgerkriegsähnliche Zustände in den Drei Bünden, als es 1620 im Veltlin zum Aufstand gegen die Bündner Herrschaft kam. Das Veltlin wurde im Zuge dessen wieder spanisch.9

Zürcher Truppen, die bei diesem Aufstand an der Seite der Bündner Truppen gekämpft hatten, um das Veltlin unter Bündner Herrschaft zu halten, besetzten auf ihrem Rückweg in die Eidgenossenschaft Ende 1620 Maienfeld. Dies führte in den Grafschaften Schellenberg und Vaduz zu erhöhter Alarmbereitschaft: Oberst Hans Werner von Raitenau, der Kommandant der Vorarlberger Truppen, schickte 200 Mann auf die Burg Gutenberg und die St. Luziensteig.10 Außerdem wurden Wachen am Rhein positioniert und Wehrschanzen errichtet. Das Schloss Vaduz und die Burg Gutenberg in Balzers, die schon 1314 in den Besitz der Habsburger übergegangen war, wurden stärker befestigt und mit mehreren hundert habsburgischen Soldaten versehen. In Triesen und Schaan wurden Milizsoldaten stationiert.11

Ein Brief des Landvogts Johann Emmerich Rignold von Prosswalden an den Grafen Karl von Hohenems, den Landesherren der Grafschaften Vaduz und Schellenberg, vom 9. Oktober 1620 verdeutlicht, welche Konflikte durch diese Einquartierungen aufkamen. Der Landvogt berichtet von Klagen der Bevölkerung wegen der Verpflegung der auf der Burg Gutenberg stationierten verheirateten Soldaten bzw. deren Frauen und Kinder, die mit ihren Männern und Vätern nach Balzers gekommen waren. Die Bevölkerung nahm die Frauen und Kinder bei sich auf und verpflegte auch sie - man ging davon aus, dass die Einquartierung nur kurze Zeit währen würde, so der Landvogt. Nach einiger Zeit aber hätten eben die Frauen der Soldaten immer noch mehr Salz, Essig, Butter, Holz u. ä. verlangt, was die Schellenberger Bevölkerung, die nicht mehr imstande war, noch mehr Verpflegung bereit zu stellen, angesichts ihrer Gutmütigkeit als vermessen empfand. Ohnehin würden die Soldaten ebensoviel Fleisch, Brot und Schmalz erhalten wie jeder Einheimische. Hierfür verlangte der Landesherr Graf Kaspar von Hohenems auch entsprechende Entschädigung seiner Untertanen. Es ging dem Landvogt in seinem Schreiben auch nicht um einen Abzug der Truppen, sondern er bat darum, die verheirateten Soldaten durch ledige Soldaten zu ersetzen.12 In der Tat wurde die Besatzung infolgedessen vorübergehend wohl etwas reduziert, wenn auch nur geringfügig.13
Der erste Einfall der Habsburger im Oktober 1621

In den Wirren, die dem Aufstand im Veltlin und seiner Rückkehr unter spanische Herrschaft folgten, wurde Pompeius Planta ermordet. Dieser Anlass führte schließlich im Herbst 1621 zum Einmarsch habsburgischer Truppen in den Freistaat der Drei Bünde.14

Oberst Erhard von Brion zog mit seinen Truppen schon im Mai 1621 nach Balzers und stellte Schildwachen auf. Es kam zur Konfrontation mit einigen Bündnern und den noch...
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Autor

Michael Kasper, MMag. Dr., Doktoratsstudium Geschichte, Lehramtsstudien Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung, Geographie und Wirtschaftskunde sowie Katholische Religion in Innsbruck. Seit 2011 kulturwissenschaftlicher Bereichsleiter beim Stand Montafon (Montafoner Museen, Montafon Archiv, kulturgeschichtliche Projekte).

Sophie Maier, Dr.in, Doktoratsstudium Geschichte in Frankfurt am Main, London und Düsseldorf, Lehramtsstudium Geschichte und Latein in Frankfurt am Main und Rom, seit 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Montafoner Museen.

Johannes Flury, Studium der Theologie, erste Pfarrstelle in Sent/Unterengadin, vielfältige Tätigkeiten im Bildungswesen, zuletzt als Rektor der Pädagogischen Hochschule Graubünden.
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