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Ernst Jünger

Die Biographie
BuchGebunden
717 Seiten
Deutsch
Pantheonerschienen am08.06.20092. Aufl.
Ernst Jünger - Jahrhundertgestalt und Reizfigur

Der Schriftsteller Ernst Jünger (1895 -1998) war eine Jahrhundertgestalt. Geboren im Kaiserreich und gestorben erst nach der Wiedervereinigung, spiegelt sein Leben wie kaum ein zweites die zentralen Wendungen und Widersprüche der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Lebendig und kenntnisreich schildert Kiesel Jüngers Leben und Werk im Kontext seiner Zeit.

Ernst Jünger (1895-1998) hat stets polarisiert und fasziniert, weil er sich in kein Schema fügt: Er war ein typischer Bildungsbürger und zugleich ein Feind des Bürgertums. Er war ein unermüdlicher Arbeiter und experimentierte mit Drogen. Er galt als der Exponent des rechten Konservatismus und wurde trotzdem für manche Achtundsechziger »eine Art Geheimtipp, umgeben von der Aura des intellektuell Obszönen«, wie Joschka Fischer einmal bemerkte.
Berühmt und berüchtigt sind Jüngers ästhetisierende Darstellungen von Krieg und Gewalt, die ihm den Ruf einbrachten, ein Militarist zu sein und dem Nationalsozialismus den Weg bereitet zu haben. In der Tat vertrat Jünger in den zwanziger Jahren extreme nationalistische und anti-liberale Positionen, vom NS-Regime distanzierte er sich jedoch schon vor Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933. In seiner Biographie entwirft Helmuth Kiesel ein neues Bild dieser großen Reizfigur des 20. Jahrhunderts. Er führt die intellektuelle und ästhetische Reichhaltigkeit seiner Schriften vor Augen, ohne deren brisante politische Implikationen zu unterschlagen. Die erste Biographie, die den umstrittensten deutschen Autor weder hofiert noch verteufelt - sondern ihm im wahrsten Sinne des Wortes gerecht wird.

Die Biographie des umstrittensten Schriftstellers des 20. Jahrhunderts.

Ausstattung: mit Abbildungen
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextErnst Jünger - Jahrhundertgestalt und Reizfigur

Der Schriftsteller Ernst Jünger (1895 -1998) war eine Jahrhundertgestalt. Geboren im Kaiserreich und gestorben erst nach der Wiedervereinigung, spiegelt sein Leben wie kaum ein zweites die zentralen Wendungen und Widersprüche der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Lebendig und kenntnisreich schildert Kiesel Jüngers Leben und Werk im Kontext seiner Zeit.

Ernst Jünger (1895-1998) hat stets polarisiert und fasziniert, weil er sich in kein Schema fügt: Er war ein typischer Bildungsbürger und zugleich ein Feind des Bürgertums. Er war ein unermüdlicher Arbeiter und experimentierte mit Drogen. Er galt als der Exponent des rechten Konservatismus und wurde trotzdem für manche Achtundsechziger »eine Art Geheimtipp, umgeben von der Aura des intellektuell Obszönen«, wie Joschka Fischer einmal bemerkte.
Berühmt und berüchtigt sind Jüngers ästhetisierende Darstellungen von Krieg und Gewalt, die ihm den Ruf einbrachten, ein Militarist zu sein und dem Nationalsozialismus den Weg bereitet zu haben. In der Tat vertrat Jünger in den zwanziger Jahren extreme nationalistische und anti-liberale Positionen, vom NS-Regime distanzierte er sich jedoch schon vor Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933. In seiner Biographie entwirft Helmuth Kiesel ein neues Bild dieser großen Reizfigur des 20. Jahrhunderts. Er führt die intellektuelle und ästhetische Reichhaltigkeit seiner Schriften vor Augen, ohne deren brisante politische Implikationen zu unterschlagen. Die erste Biographie, die den umstrittensten deutschen Autor weder hofiert noch verteufelt - sondern ihm im wahrsten Sinne des Wortes gerecht wird.

Die Biographie des umstrittensten Schriftstellers des 20. Jahrhunderts.

Ausstattung: mit Abbildungen
Details
ISBN/GTIN978-3-570-55083-0
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum08.06.2009
Auflage2. Aufl.
Seiten717 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht754 g
Illustrationenm. Abb.
Artikel-Nr.10966035
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Zwei Mal Halley oder Die Verdüsterung der WeltApril 1986. Ernst Jünger hat am 29. März seinen einundneunzigsten Geburtstag gefeiert und ist wenige Tage später, begleitet von seiner Frau, zu einer Reise nach Malaysia aufgebrochen. Er will seine Käfersammlung komplettieren, und er hofft, in der klaren Luft des malaiischen Berglands einen besonders guten Blick auf den Halleyschen Kometen zu haben. Dieser zieht nach sechsundsiebzig Jahren wieder einmal an der Erde vorüber: zum zweiten Mal in Jüngers Leben. Wie immer wird Tagebuch geführt, werden die Stationen der Reise festgehalten, allerlei Beobachtungen notiert und mit manchmal weit ausgreifenden Reflexionen verbunden. Am 8. April trifft Jünger in Kuala Lumpur ein und wird von Wolfram Dufner, dem deutschen Botschafter, mit dem Jünger seit 1954 bekannt ist, in Empfang genommen. Am 11. April fahren die Ehepaare Dufner und Jünger nach Frazer's Hill. Dort liegt - auf 1600 Meter Höhe über dem mehr als hundert Millionen Jahre alten malaiischen Urwald - die ehemalige Bergresidenz des englischen Gouverneurs, die nun als Erholungs- und Gästehaus der Regierung dient. Täglich klingelt der Wecker um fünf Uhr, weil der Komet kurz danach über den Baumwipfeln auftauchen müßte. In den ersten drei Nächten ist jedoch der Himmel bedeckt, und die Hoffnung, den Kometen ein zweites Mal sehen zu können, schmilzt, weil die Rückreise schon für den 15. April geplant ist. Aber dann kommt es doch zu einem "Wiedersehen". Unter dem Datum des 15. April vermerkt das Reisetagebuch, das 1987 unter dem Titel Zwei Mal Halley als Monographie erscheint und 1995 die Tagebuchfolge Siebzig verweht IV eröffnet:Wolfram Dufner klopfte an - um, wie ich dachte, uns zur Abfahrt zu wecken, aber es war noch dunkel, und er rief: "Der Komet ist da!" Das war kaum zu glauben - wir stürzten in sein Zimmer, ich mit dem Feldstecher in der Hand. In der Tat - Halley stand ebenso deutlich am Himmel wie damals zu Rehburg vor sechsundsiebzig Jahren, als ich ihn mit Eltern und Geschwistern gesehn hatte. (21,41)"Damals zu Rehburg": Das dürfte um den 18. Mai 1910 gewesen sein, als der Halleysche Komet der Erde am nächsten kam und viele Menschen von Untergangsängsten ergriffen wurden; Jakob van Hoddis hat damals sein epochal wirkendes Gedicht Weltende geschrieben. Die Familie Jünger, durch die Apothekertätigkeit des Vaters und eine Beteiligung am Kalibergbau wohlhabend, bewohnte in Bad Rehburg, einem kleinen Kurort am Steinhuder Meer nordwestlich von Hannover, eine schöne Villa. In einer der Nächte, in denen der Komet zu sehen war, muß der Vater die Familie vors Haus gerufen haben, um ihr die Erscheinung zu zeigen. Daran erinnert sich nun der Tagebuchschreiber in Kuala Lumpur, und er verbindet mit dieser Erinnerung eine Reflexion auf die geschichtliche Erfahrung, die ihm seitdem zuteil wurde, und auf die epochale Differenz zwischen der Zeit um 1910 und der Gegenwart von 1986:Ich glaube, es war Ranke, der sagte, als Historiker müsse man alt werden, denn nur, wenn man große Veränderungen persönlich erlebt habe, könne man solche wirklich verstehen. Er wird damit wohl weniger den einzelnen Vorgang als den Gewinn an Erfahrung gemeint haben. Das Verhältnis ähnelt dem des Soldaten, der nur auf dem Exerzierplatz geübt, zu jenem, der auch im Gefecht gestanden hat.Wieviel Zeit muß verfließen, ehe man den eigenen Vater versteht. Wenn ich an ihn zurückdenke, um den wir damals vor unserem Hause standen - die Mutter, vier Söhne und die Tochter -, will es mir scheinen, daß er einerseits typisch die Epoche vertrat, in der er lebte, sich andererseits von ihr kritisch distanzierte und zudem archaische Züge besaß.Typisch für die Epoche war schon das Bild, das wir boten: der Vater inmitten seiner großen Familie. So hielt es der Kaiser, hielten es die meisten unserer Bekannten und die Bauern ringsum. In gewissen Abständen mußten wir, was mir nicht angenehm war, mit ihm nach Hannover fahren - erst zum Friseur, dann zum Photographen, möglichst an einem Tag, an dem im Theater eine Mozartoper gespielt wurde.Das Bild ist zugleich archaisch: die Familie bei der Betrachtung eines ungewöhnlichen Zeichens am Himmel; ein Rest von Ehrfurcht läßt sich nicht abweisen. [...]Was einer glaubt oder nicht glaubt, ist nicht belanglos, doch nebensächlich - es gehört zu den zeitlichen Umständen. Der Vater hielt nicht viel vom Jenseits, und doch habe ich ihn in der Glorie gesehen. Er meinte, daß man in seinen Kindern weiterlebt. Sie würden sich an ihn erinnern, so wie er selbst sich an seine Großeltern, besonders die westfälischen, erinnerte. Es war wohl in dieser Stimmung, in der er sagte, als wir damals beisammenstanden: "Von euch allen wird Wolfgang vielleicht den Kometen noch einmal sehen."Wolfgang war unser Jüngster, doch auch der erste von uns Geschwistern, der starb. So trete ich für ihn ein.Wir betrachteten das Gestirn lange; der Himmel über dem Urwald blieb klar. Wenn etwas bei der Begegnung fehlte, so der Enkel, dem ich den Erinnerungsgruß an Halley hätte weitergeben können - die nächste Wiederkehr wird, wenn ich richtig gezählt habe, im Jahr 2062 stattfinden. Und wenn sich etwas geändert hat, so die Stimmung - vom Optimismus, mit dem der Vater seine Prophezeiung aussprach, blieb keine Spur zurück. ( 21, 42 und 44)In der Tat: Von dem Optimismus, der das Lebensgefühl der Menschen um 1910 - wenn auch nicht unangefochten - bestimmte, war um 1986 nichts mehr zu spüren. Zwei Weltkriege und der Holocaust, die Ost-West-Konfrontation und die atomare Hochrüstung, eine Reihe von Wirtschaftskrisen und die immer deutlicher werdende Beeinträchtigung der natürlichen Umwelt durch das rapide Wachstum der Industriegesellschaft hatten dazu geführt, daß man in der Erwartung von militärisch herbeigeführten oder zivilisatorisch verursachten Katastrophen globalen Ausmaßes lebte. 1986 erschien mit der Rättin von Günter Grass ein Roman, der die "Erziehung des Menschengeschlechts", die von Lessing einst voll aufklärerischer Zuversicht imaginiert und beschworen worden war, in den alles durchdringenden Lichtblitzen einer zufällig ausgelösten atomaren Katastrophe enden sah. Und das war weder das einzige noch das erste Buch dieser Art: Drei Jahre zuvor hatte Christa Wolf mit ihrer ErzählungKassandra und den dazugehörigen Vorlesungen eine ähnliche Prophetie ausgesprochen.mehr
Kritik
»Eine wohltuend sachliche, elegant geschriebene Biographie des renommierten Jünger-Forschers.« DeutschlandRadiomehr

Autor

Helmuth Kiesel, Professor für Neuere Deutsche Literatur in Heidelberg, ist einer der besten Kenner der literarischen Moderne in Deutschland. Er veröffentlichte unter anderem die Bücher "Literarische Trauerarbeit. Das Exil- und Spätwerk Alfred Döblins" (Tübingen 1986), "Wissenschaftliche Diagnose und dichterische Vision der Moderne: Max Weber und Ernst Jünger" (Heidelberg 1994) und "Geschichte der literarischen Moderne: Sprache, Ästhetik, Dichtung im 20. Jahrhundert (München 2004). Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Kiesel vor allem durch seinen Beitrag zur Debatte um Martin Walsers Buch "Tod eines Kritikers" bekannt.