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Eiskalte Lippen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
236 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.01.20161. Auflage
Der Informatik-Professor Joe Mancuso glaubt, keine größeren Probleme zu haben, als sich der amourösen Avancen seiner Studentinnen zu erwehren. Das ändert sich, als die Studentin Ilona nach einem Abendessen bei Joe ermordet und übel zugerichtet aufgefunden wird ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.
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Produkt

KlappentextDer Informatik-Professor Joe Mancuso glaubt, keine größeren Probleme zu haben, als sich der amourösen Avancen seiner Studentinnen zu erwehren. Das ändert sich, als die Studentin Ilona nach einem Abendessen bei Joe ermordet und übel zugerichtet aufgefunden wird ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105606148
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.01.2016
Auflage1. Auflage
Seiten236 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse822 Kbytes
Artikel-Nr.1882742
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Fast wie Ilonas Haarfarbe, dachte Joe Mancuso mürrisch und zerrte an den schweren Vorhängen, um sie fester zu schließen und den hellen Strahl der bleichen Morgensonne auszusperren. Diese schimmernde Mähne hatte Ilona in einer »Das-wird-dir-noch-leid-tun«-Geste zurückgeworfen, als sie am Samstag abend davongestapft war. Und es traf zu - es tat ihm leid, er fühlte sich schuldig oder was auch immer. Er straffte die Schultern, drückte auf die Tasten des Telefons und räusperte sich, als sein Gehirn schließlich registrierte, was sein Ohr hörte: tut-tut-tut-tut.

Besetzt. Um - wieviel Uhr? Halb neun an einem Montagmorgen? Offenbar arbeitete Ilona von zu Hause aus. Joe zog den Telefonstecker heraus und schloß das Modem seines AT an. Was jetzt anstand, war die Rückführung dieser Beziehung zu ihrer ordnungsgemäßen, professionellen Basis, Lehrer und Schülerin. Er würde ihr per elektronischer Post eine höfliche Nachfrage schicken - mit ein paar aufmunternden Worten -, und sie konnte darauf antworten oder es bleibenlassen; wie es ihr beliebte. Er drückte die Einschalttaste des Rechners und stellte den Monitor an; dabei fragte er sich, ob er vielleicht zu alt dafür wurde, all diese Hacker und kleinen Genies zu betreuen. Vor allem dann, wenn sie blond, schön und reich waren.

Bernsteinfarbene Zeichen leuchteten auf: Datum, Uhrzeit, > C. Er beugte sich über die Tastatur, rief callvera auf und hörte zu, wie das Modem die Nummer anwählte, beobachtete, wie die Prompts und Antworten auf dem Bildschirm erschienen, als ein Programm ihn mit VAX 11/785 der Universität von Port Silva verband. Welcome to VERA. Log in: JOMAN. Paßwort. Klick, surr, surr. Bulletin board: Rechner wird am Dienstag von 6 bis 9 Uhr für Wartungsarbeiten abgeschaltet. Dann sein eigener System-Prompt: Hi, Daddy.

 

Er ließ den Rechner an und die Tür offen, als er über den Flur ging, am Wohnzimmer vorbei, und eine Schwingtür aufstieß. Blinzelnd stand er in seiner hellen, geräumigen Küche. Er gähnte, daß der Kiefer knackte, kämmte sich mit den Fingern durch das feuchte Haar, verschränkte die Hände im Nacken und streckte sich. Dann ein weiteres Gähnen und ein Grinsen des reinen Wohlbehagens, als er die Sonne auf den Terrassentüren glitzern sah und dahinter das Grün von Garten und Bäumen, in verschiedenen Schattierungen. Als er vor fünf Jahren in diese Gegend nördlich von San Francisco gezogen war, ein neuer Assistenzprofessor am jüngsten und kleinsten Campus der kalifornischen Universitäten, hatte er fast sein halbes Gehalt gezahlt als Miete für ein verwittertes Häuschen, das auf einer nebelträchtigen Klippe über dem Pazifik thronte. Jetzt besaß er ein schönes, stabiles Haus und ein großes Stück schönes, flaches Land am äußersten Ortsrand von Port Silva, und wenn ihn das Bedürfnis dazu überkam, stattete er dem Meer einen Besuch ab.

Heute kein Meer; heute stand Gartenarbeit auf dem Plan. Nach dem Frühstück. Er nahm ein Stück Schinkenspeck aus dem Kühlschrank und eine Packung Eier und stellte alles auf den Tisch, den er zum Arbeiten benutzte, legte ein Bund Frühlingszwiebeln dazu, zwei kalte gebackene Kartoffeln und ein Schälchen mit geriebenem Parmesan.

Er füllte den Wasserkessel, stellte ihn auf den Herd und kehrte zum Spülbecken zurück, um aus dem Fenster zu sehen. Die Eingangstür des winzigen Häuschens war immer noch fest verschlossen, die Vorhänge am Seitenfenster zugezogen. Gestern abend, am Sonntag, war Cat Smith, seine junge Mieterin, in ihrem uralten VW-Bus davongefahren, zusammen mit ihrer Gruppe, bei der Joe immer an die Bremer Stadtmusikanten denken mußte. Sie war vermutlich erst spät nach Hause gekommen.

Er zog ein großes Küchenmesser aus dem Block hinten am Tisch, schnitt drei Scheiben Schinkenspeck ab, zuckte mit den Schultern und säbelte drei weitere Scheiben herunter. Falls sie beim Aufwachen Hunger hatte - er kochte ohnehin, und sie wußte, daß sie willkommen war. Andernfalls bekam Arthur ein Festmahl. Joe schnitt die Kartoffeln in Scheiben, mit Pelle und allem Drum und Dran, hackte Zwiebeln, wendete den bräunenden Schinkenspeck.

»Riecht ja irre, Joey!«

Der Bratenwender fiel klappernd auf den Herd, als Joe herumfuhr, um sich der Gestalt zuzuwenden, die im Türrahmen stand.

»George! Woher zum Teufel ...? Ich hab dich nicht kommen gehört.«

»Heute nacht, großer Bruder, sehr spät und leise wie ein Mäuschen. Ich hab auf dem Sofa geschlafen.« George grinste, zuckte mit den Schultern und schlenderte in die Küche, um Arbeitstisch und Herd zu inspizieren. »Wann essen wir?«

Im klaren Morgenlicht gaben die beiden ein höchst ungleiches Brüderpaar ab. Joe, um zehn Jahre älter, war einsfünfundsiebzig groß, mit kräftigen Armen, stämmigem Oberkörper und einem so flachen Hintern, daß selbst Jeans an seiner Rückseite schlaff herunterhingen. Struppiges, dichtes schwarzes Haar umrahmte sein rundes Gesicht mit dem dunklen Teint, braune Augen mit schweren Lidern bildeten eine schläfrige Schräge über der hervorspringenden römischen Nase. Wenn Joe als Lastwagenfahrer oder vielleicht als Klempner gelten konnte, so war George ein Tennisspieler oder der erste Baseman einer Baseballmannschaft, ein Yankee. Einsachtundachtzig, geschmeidig und breitschultrig, mit heller, sonnengebräunter Haut, ziemlich langen rotblonden Haaren, von der Sonne streifig gebleicht, und großen grauen Augen mit dunklen, gebogenen Wimpern.

Joe sah noch einmal aus dem Fenster und war nicht überrascht, als er das Häuschen immer noch still und verschlossen vorfand. Cat war eine zurückhaltende Einzelgängerin, wie die Katze, nach der sie benannt war. Solange George hier war, würde sie nicht ins Haus kommen.

»In etwa zehn Minuten«, teilte er seinem Bruder mit. Er schlug sechs Eier auf, rührte eine Handvoll Käse darunter, fügte die grünen Zwiebeln hinzu und getrocknete Kräuter. »Du kannst Toast machen«, sagte er, als er diese Mixtur langsam über den Schinkenspeck und die gebräunten Kartoffeln goß. »Und den Tisch decken.«

»Hab ich richtig gehört, daß du schon am Terminal warst? An deinem freien Tag?« George sprach über die Schulter nach hinten, während er Platzdeckchen und Servietten zurechtlegte.

»Ich habe Ilona eine Nachricht geschickt«, sagte Joe. »Am Samstag, nachdem ihr gegangen wart, hab ich sie mehr oder weniger abgewimmelt. Ich hab ihr gesagt, im Augenblick hätte ich keine Zeit, um mit ihr zu arbeiten, und sie sollte mich am nächsten Tag anrufen. Was sie nicht getan hat. Du hast vermutlich nichts davon gemerkt«, fügte er hinzu, »aber Ilona schien sich schon den ganzen Abend - na ja ...«

»An dich ranzumachen. Ich hab´s gemerkt«, sagte George grinsend. »In der Welt von heute, Joey, muß man eine gewandte Antwort parat haben, wenn eine Frau dich wissen läßt, daß sie unglaublich scharf auf deinen Körper ist.«

»Meiner war nicht so oft gefragt«, sagte Joe. »Und ich glaube nicht ...« Er starrte den Bratenwender an, ohne ihn wahrzunehmen. »Ich glaube, Ilona Berggren gibt sich allzu große Mühe, die Tochter ihres Vaters zu sein. Du weißt schon, alle Medaillen abkassieren, eine Million Dollar verdienen und alles bumsen, was lang genug stillhält. Früher gerieten nur Männer in einen solchen Teufelskreis.«

Der runde Eichentisch stand in der Zimmerecke, nach Osten zu, vor den Terrassentüren. Als Joe die heißen Teller abstellte, sah er seinen Bruder zum erstenmal an diesem Morgen richtig an. George ließ sich mit einiger Vorsicht auf seinem Stuhl nieder; die Hand, mit der er nach dem Salzstreuer griff, war an den Knöcheln aufgeschürft, und über dem rechten Auge hatte er eine dunkle Beule.

»Mehr Salz ist nicht nötig«, sagte Joe automatisch. »George, ist was mit deiner BMW...?«

»He, ich hab´s unserer Mutter versprochen, weißt du nicht mehr? Die Maschine ist ein Prachtstück, kein einziger Kratzer dran.«

»Dafür sind ein paar an dir.«

»Ach, na ja.« George betrachtete seine Hand und krümmte sie. »Das ist etwas peinlich. Meine, äh, Wirtin - wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit wegen der Miete. Ich dachte, sie macht Witze ... daß sie mich rausschmeißen will, meine ich. Aber wie ich heute nacht - oder vielmehr heute morgen - nach Hause kam, hat sie mich nicht reingelassen. Sie hat mir sogar einen Schubs gegeben, und da bin ich die Verandatreppe runtergefallen.«

»Wollte sie die Miete erhöhen?«

»Das auch«, sagte George und legte eine Pause ein, um einen weiteren Happen zu nehmen. »Echt Klasse, Joey. Wenn ich doch nur auch so kochen könnte! Die Sache ist die: Als Nachtwächter im Informatik-Institut verdiene ich nicht soviel, und ich bin dauernd blank. Aber ich hab im Haus allerlei für sie erledigt.«

»Das kann ich mir vorstellen.« Joe griff nach der nächsten Scheibe Toast.

»Und überhaupt, sie möchte einen Untermieter, der mehr da ist, nicht einen Typen, der nachts arbeitet und ein bewegtes Privatleben hat. Und ich muß unbedingt etwas Geld sparen. Deshalb hab ich mir überlegt, ob ich nicht vielleicht hier wohnen kann.« George legte seine Gabel hin und setzte ein hoffnungsvolles, gewinnendes Lächeln auf.

»Du kannst gern für ein paar Tage das Wohnzimmersofa haben, George. Daß das Zimmer nach hinten kein Schlafzimmer mehr ist, weißt du ja; das ist jetzt mein Arbeitszimmer.«

»Ich hatte an das Häuschen gedacht, Joey, das Nebengebäude dort drüben. Weißt du, wenn ich mal eine Zeitlang meine...
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Autor

Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.