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E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
330 Seiten
Deutsch
Polar Verlagerschienen am17.10.2018
Rechtsanwalt Charlie Jardim hat seine Karriere verspielt. Bei Gericht ist er wegen eines Richters ausgerastet. Er ist sich sicher, dass seine Karriere einen nicht wiedergutzumachenden Schaden erlitten hat. Zumal auch seine Verlobte genug von ihm hat und ihn verlässt, erscheint ihm sein Leben wie ein Trümmerhaufen. Sein alter Mentor und Freund, Harlan Weir, wirft ihm eine Rettungsleine zu. In der Küstenstadt Dauphin, wenige Stunden von Melbourne entfernt, wurde ein brennendes Boot mit einer Leiche an Bord gefunden. Nach Angaben des Bruders des Opfers waren der Tote und die beiden Verdächtigen in den illegalen Handel mit Abalone (Seeohren) und Drogen verwickelt. Der Großstadt-Jurist Jardim trifft in dem Küstenort Dauphin auf das Misstrauen der Einheimischen und steht vor der unmöglichen Aufgabe, ihr Vertrauen gewinnen zu müssen, um die Unschuld der beiden Verdächtigen zu beweisen. Für 'Fischzug' erhielt Jock Serongs 2015 den Ned Kelly Award für das beste Debüt. Der Roman bietet vor der Kulisse eines Gerichtsdramas einen Blick in das Leben einer Kleinstadt Australiens, wie wir es

Jock Serong lebt und arbeitet an der äußersten Südwest- küste von Victoria. Er ist Anwalt und Autor, Herausgeber von 'Great Ocean Quarterly' und schreibt für australische Zeitschriften wie Surfing World, Australian Surf Business und Slow. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Außerdem veröffentlichte er 'The Rules of Backyard Cricket' und 'On the Java Ridge'.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextRechtsanwalt Charlie Jardim hat seine Karriere verspielt. Bei Gericht ist er wegen eines Richters ausgerastet. Er ist sich sicher, dass seine Karriere einen nicht wiedergutzumachenden Schaden erlitten hat. Zumal auch seine Verlobte genug von ihm hat und ihn verlässt, erscheint ihm sein Leben wie ein Trümmerhaufen. Sein alter Mentor und Freund, Harlan Weir, wirft ihm eine Rettungsleine zu. In der Küstenstadt Dauphin, wenige Stunden von Melbourne entfernt, wurde ein brennendes Boot mit einer Leiche an Bord gefunden. Nach Angaben des Bruders des Opfers waren der Tote und die beiden Verdächtigen in den illegalen Handel mit Abalone (Seeohren) und Drogen verwickelt. Der Großstadt-Jurist Jardim trifft in dem Küstenort Dauphin auf das Misstrauen der Einheimischen und steht vor der unmöglichen Aufgabe, ihr Vertrauen gewinnen zu müssen, um die Unschuld der beiden Verdächtigen zu beweisen. Für 'Fischzug' erhielt Jock Serongs 2015 den Ned Kelly Award für das beste Debüt. Der Roman bietet vor der Kulisse eines Gerichtsdramas einen Blick in das Leben einer Kleinstadt Australiens, wie wir es

Jock Serong lebt und arbeitet an der äußersten Südwest- küste von Victoria. Er ist Anwalt und Autor, Herausgeber von 'Great Ocean Quarterly' und schreibt für australische Zeitschriften wie Surfing World, Australian Surf Business und Slow. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Außerdem veröffentlichte er 'The Rules of Backyard Cricket' und 'On the Java Ridge'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783945133705
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum17.10.2018
Seiten330 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse837 Kbytes
Artikel-Nr.4013920
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
DAUPHIN

Er konnte sich erst wieder entspannen, als er auf der Geelong Road war, wo er eine der linken Spuren wählte, damit der Saab seinen eigenen Rhythmus finden konnte. Er trank den Rest des Kaffees, den er in der Anwaltskammer aufgebrüht hatte, bevor er losgefahren war, und warf die leere Tasse auf den Boden vor den Beifahrersitz. Der Kaffeesatz klebte trocken auf seiner Zunge. Großartig. Eine belegte Zunge und vier Stunden Albtraum vor sich.

Er schob eine CD in die Stereoanlage und fummelte am Temporegler herum. Ein paar Kilometer Klimaanlage, dann weiter mit offenen Fenstern. Anna hatte einen ihrer fürsorglichen Anrufe gemacht, bevor er losgefahren war. Sie hatte sich ziemlich deutlich ausgedrückt - fahr nicht gleich nach der Arbeit dort hin. Auf der Straße wird die Hölle los sein, weil alle übers verlängerte Wochenende ans Meer wollen, hatte sie gesagt. Außerdem wirst du gegen die Abendsonne fahren. Aber jetzt lag eine dicke Wolkenschicht über dem westlichen Horizont. Die Sonne hing als blässliche, runde Scheibe hinter der Wolkendecke, nachdem sie tagsüber eine schwüle Hitze verbreitet hatte. Charlie beugte sich vor, um sein Kreuz zu lüften und wünschte sich, er hätte das Hemd gewechselt.

Die alte Arbeitervorstadt mit ihren langweiligen schnurgeraden Straßenzügen im schwindenden rötlichen Tageslicht wurde von den Stahlfassaden der Fabriken abgelöst, riesige Verkehrszeichen sagten ihm, wo er ab- oder auffahren musste. Eigentlich sollte ich mich mit Konfliktmanagement befassen, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Ich bin kein Rechtsanwalt, ich bin ein Babysitter für langwierige Fälle. Die Fabriken machten Fertighaussiedlungen Platz - Kästen, Kästen, Kästen. Neo-georgianisch, fake-viktorianisch, Pseudo-Lofts. Keine Bäume. Blind gekauft vor der Fertigstellung, zum Verkauf angeboten, finanziert vom kollektiven Schuldenberg erfolgsbesoffener junger Spekulanten.

Anna würde ihn jetzt einen Snob schimpfen und ihn fragen, welchem historischen Zufall er sein Urteilsvermögen verdankte. Aber da waren sie nun mal, Hand in Hand, und starrten hoch zu den anämischen Feinschliff-Dachkanten ihrer kleinen Palazzos, allesamt nach Westen ausgerichtet mit Blick auf die Weiden alteingesessener italienischer Pächter, ausgestattet mit Home-Entertainment-Systemen und gepflasterten Innenhöfen, Plasma-Bildschirmen für die langen Abende und Jet-Skis fürs Wochenende.

Die Dämmerung brach herein, entgegenkommende Scheinwerfer auf der Gegenspur. Die Sturmwolken, die gelegentlich von weit entfernten Blitzen erhellt wurden, türmten sich immer höher und nahmen bald die gesamte Windschutzscheibe ein. Die Siedlungen verschwanden und um ihn herum breitete sich das Weideland aus. Er schloss das Seitenfenster, schaltete die Belüftung ein und spürte, wie ihm winzige Partikel Rollsplitt ins Gesicht schlugen. Irgendwo in der Konsole fand er einen Schokoriegel, der von der Hitze geschmolzen war und eine merkwürdig haarige Konsistenz besaß.

Die Straße verengte sich und wurde uneben. Die Abfahrten, die ihn zu irgendwelchen abgelegenen Orten locken wollten, lagen nun hinter ihm. Jetzt kam es nur noch darauf an, den Wagen auf der Straße zu halten, bis er in Dauphin angekommen war. Er hatte jetzt fast vier Stunden Zeit, die Sache mit Annie durchzukauen, und wurde sofort von einer kindlichen Bockigkeit erfasst. Er strengte sich an und fand ein paar ganz gute Argumente. Annie hatte ihn nie geliebt, sie war einfach nur abhängig von ihm gewesen, wie von allem anderen auch. Er musste bevormundet werden, an ihm musste sie sich abarbeiten, er musste gefügig gemacht werden. Er sah ihre Freunde vor sich, wie sie ihre Kleinkinder auf irgendwelche Plastikrutschen setzten, und dankte seinem Glücksstern, dass sie sich nie so ein ständig jammerndes Balg angeschafft hatten.

Allerdings hegte er einen Verdacht, der nicht so leicht zu ertragen war.

Sie war wahrscheinlich einfach richtig gut. Nicht im Sinne von Tugend, sondern von Grund auf. Ein Mensch wie sie war fähig, genau die richtigen Entscheidungen zu treffen, ohne dass jemand es mitbekam.

Seine Augen waren verklebt. Er hatte zwei Städte und eine Nachrichtensendung im Radio überhaupt nicht wahrgenommen. Der Motor heulte laut, weil er nach dem letzten Ort im dritten Gang weitergefahren war. Zwei Drittel des Tanks waren verbraucht. Er nahm das Gas weg und fuhr mit achtzig durch eine Stadt namens Regent, verpasste links eine Tankstelle und bemerkte rechts ein Kriegsdenkmal. Für ihn jetzt nichts weiter als Lichtquellen, Lichter, die nach unten oder nach oben strahlten. Eine Straße der Ehre, Silhouetten, die sich wie Skelette von dem drohenden dunklen Himmel abhoben.

Sie waren nie wirklich miteinander verbunden gewesen, das war es. Noch nicht mal, wenn er ihr an einem Tisch in einem Café gegenübergesessen hatte und sie sich angesehen hatten. Sie waren immer circa zehn Grad voneinander entfernt gewesen, genau wie gestern Abend. Vielleicht war das ja ganz natürlich, dachte er, man ist unzufrieden, quält sich aber weiter miteinander ab und versucht verbissen, jedem neuen Tag mit etwas mehr Ehrlichkeit zu begegnen als dem vorherigen. Wenn sie so weitergemacht und durch bloße Abnutzung herausgefunden hätten, was sie wirklich zusammenhielt, hätte sich die Kluft zwischen ihnen vielleicht geschlossen.

Tennisplätze, ein Football-Stadion, dritter, vierter Gang. Er schaltete in den fünften, als er ein Tempo 100 Schild passierte. Auf einem grünen Schild standen die Namen von Städten, die er nicht kannte. Dann das bekannte gelbe Zeichen mit dem schwarzen Känguru und beinahe direkt danach - eine Sekunde später? Eine Minute? - die lähmende Monotonie des Autofahrens wurde jäh durch eine Bewegung unterbrochen, gefolgt von einem lauten Aufprall.

Der Gurt schnitt in seine Schulter. Charlie spürte, wie der Wagen nach links ausbrach, hielt dagegen, geriet ins Schleudern. In dem kurzen Moment, als alles in der Schwebe hing, sah er sich schon an einem Baum enden, einem Strommast, einem entgegenkommenden Lastzug, an irgendeinem harten Widerstand, der diesen schwerelosen Zustand abrupt beenden würde. In den wenigen Sekunden des Herumwirbelns versuchte er gegenzulenken, obwohl er wusste, dass es nutzlos war. Er hatte keine Ahnung, ob er bremste oder nicht. Ans Lenkrad geklammert ergab er sich der Situation.

Dann plötzlich Stillstand. Der Wagen hatte aufgehört zu schleudern. Mit einem letzten Rucken und Zucken war er zum Stehen gekommen, umgeben von einer dicken Staubwolke. Die Vorderräder waren in einem Graben auf einer Wiese gelandet. Das Heck befand sich noch auf der Straße. Er hatte den Motor abgewürgt.

Das Radio war ebenfalls ausgegangen, es herrschte absolute Stille. Er schmeckte Kaffee, roch verbranntes Gummi. Die Schweinwerfer strahlten einen Weidezaun an. Insekten flitzten durch die gelblich erleuchtete Staubwolke wie winzige herumtaumelnde Lichtquellen.

Er stieg aus und ging zur Vorderseite des Wagens. Der Scheinwerfer auf der Fahrerseite war abgerissen, übrig geblieben war nur eine zerschmetterte leere Augenhöhle. Der Kotflügel war beinahe bis zum Reifen eingedellt und blutige Schlieren zogen sich über die Karosserie bis zur Fahrertür. Ein Klumpen Fell klebte an einer eingebeulten Stelle. Er ging um den Wagen herum zum Heck und hörte, wie die ersten dicken Regentropfen auf das heiße Metall prasselten.

Plonk ⦠plonk. Erst langsam, dann in einem anwachsenden Stakkato, zischend und trommelnd auf den Asphalt prasselnd. Zuerst schienen die Tropfen ihn zu verfehlen, als würde er gar nicht dazugehören. Dann spürte er einen über der rechten Augenbraue und zwei weitere auf seinem Kopf. Sie landeten auf seinem Hemd, in seinem Gesicht, und dann stürzten sie sich auf ihn herab wie ein ganzes Geschwader: Gesicht, Schulter, Ohr, Kopf, Kinn, Kopf, Brust, Schuhe. Der Sturm erhob sich, schleuderte den Regen gegen das Auto, wehte ihn über den Asphalt. Betäubt und gefühllos stand er im Unwetter, nur mit einem einzigen Gedanken im Kopf. Er hatte etwas gerammt, musste wissen, was es gewesen war, wahrscheinlich ein Tier, das seinen Weg gekreuzt hatte.

Um ihn herum ein Vorhang aus Regen. Zuerst bemerkte er nur diesen unklaren Ton. Dann noch ein Geräusch. Ein Klopfen, Zerren, Kratzen. Auf der Fahrbahn hinter dem Wagen konnte er es im Licht der Scheinwerfer erkennen: Ein großes Känguru, auf der Seite liegend, bäumte sich auf, um von dort wegzukommen. Als er näher kam, folgten ihm seine großen, dunklen, verängstigten Augen. Frisches klebriges Blut hing dem schwer verletzten Tier in einem schaumigen Klumpen vor der Schnauze, es schnappte nach Luft und klang dabei, als würde trockenes Reisig verbrennen. Es war tödlich getroffen worden und schaute ihn an.

Was kommt jetzt?, fragten diese dunklen Augen.

Es wäre kein Problem gewesen, ins Auto zu steigen und davonzufahren. Tausende solche Tiere liefen hier herum ⦠in manchen Gegenden waren sie eine regelrechte Plage, hatte er gehört. Es ist kein Mensch, und das hier ist nicht dein Fehler gewesen. Lass der Natur einfach ihren...
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Autor

Jock Serong lebt und arbeitet an der äußersten Südwest- küste von Victoria. Er ist Anwalt und Autor, Herausgeber von "Great Ocean Quarterly" und schreibt für australische Zeitschriften wie Surfing World, Australian Surf Business und Slow. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Außerdem veröffentlichte er "The Rules of Backyard Cricket" und "On the Java Ridge".