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Aufbäumen gegen die Dürre

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
oekom verlagerschienen am06.06.2023
»Das Buch zeigt einen ganz neuen Blick auf die Klimakrise. Und eine Handlungsoption: Klimalandschaften!« Dr. Felix Prinz zu Löwenstein Dieses Buch wirft einen völlig neuen Blick auf die Klimakrise: Alle reden nur von CO2, dabei sind Dürre, Hitze und Fluten auch Folgen von massiven Veränderungen der Landschaft, Bodenversiegelungen und gestörten Wasserkreisläufen. Die gute Nachricht: Daran können wir etwas ändern, ohne darauf warten zu müssen, dass die nächste Klimakonferenz endlich Ergebnisse bringt. Lokale Gruppen und engagierte Kommunen können zwar nicht den CO2-Gehalt der Atmosphäre senken, wohl aber die Temperaturen vor Ort. Wasser und Vegetation sind dabei die Lösung: Gelingt es uns, mehr Wasser in der Landschaft zu speichern sowie Städte und Landschaften zu begrünen, kann es mehr regnen und kühler werden, die Überschwemmungsgefahr sinkt. So bekommen wir drei Lösungen zum Preis von einer: Klima-, Arten- und Gesundheitsschutz. Das Buch nimmt uns mit in intakte Flusslandschaften, Acker und Flure, zukunftsfähige Wälder sowie Städte, die Wasser wie Schwämme speichern, statt es in die Kanalisation zu leiten. Ein Buch, das Mut macht und zum Nachmachen inspiriert.

Stefan Schwarzer ist Physischer Geograph und Permakultur-Designer im Ökodorf Schloss Tempelhof. Er hat lange für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gearbeitet und ist Organisator von Tagungen und Webinaren zur aufbauenden Landwirtschaft und zu »Klima-Landschaften«. Gemeinsam mit Ute Scheub veröffentlichte er 2017 das Buch »Humusrevolution«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR25,00
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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR19,99

Produkt

Klappentext»Das Buch zeigt einen ganz neuen Blick auf die Klimakrise. Und eine Handlungsoption: Klimalandschaften!« Dr. Felix Prinz zu Löwenstein Dieses Buch wirft einen völlig neuen Blick auf die Klimakrise: Alle reden nur von CO2, dabei sind Dürre, Hitze und Fluten auch Folgen von massiven Veränderungen der Landschaft, Bodenversiegelungen und gestörten Wasserkreisläufen. Die gute Nachricht: Daran können wir etwas ändern, ohne darauf warten zu müssen, dass die nächste Klimakonferenz endlich Ergebnisse bringt. Lokale Gruppen und engagierte Kommunen können zwar nicht den CO2-Gehalt der Atmosphäre senken, wohl aber die Temperaturen vor Ort. Wasser und Vegetation sind dabei die Lösung: Gelingt es uns, mehr Wasser in der Landschaft zu speichern sowie Städte und Landschaften zu begrünen, kann es mehr regnen und kühler werden, die Überschwemmungsgefahr sinkt. So bekommen wir drei Lösungen zum Preis von einer: Klima-, Arten- und Gesundheitsschutz. Das Buch nimmt uns mit in intakte Flusslandschaften, Acker und Flure, zukunftsfähige Wälder sowie Städte, die Wasser wie Schwämme speichern, statt es in die Kanalisation zu leiten. Ein Buch, das Mut macht und zum Nachmachen inspiriert.

Stefan Schwarzer ist Physischer Geograph und Permakultur-Designer im Ökodorf Schloss Tempelhof. Er hat lange für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gearbeitet und ist Organisator von Tagungen und Webinaren zur aufbauenden Landwirtschaft und zu »Klima-Landschaften«. Gemeinsam mit Ute Scheub veröffentlichte er 2017 das Buch »Humusrevolution«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987262494
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum06.06.2023
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11726705
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Einleitung

Regeneration ist möglich

»Wenn Sie ein Dichter sind, werden Sie klar erkennen, dass in diesem Blatt Papier eine Wolke schwebt. Ohne eine Wolke gibt es keinen Regen; ohne Regen können die Bäume nicht wachsen; und ohne Bäume können wir kein Papier herstellen. Die Wolke ist notwendig, damit das Papier existieren kann. Wenn die Wolke nicht da ist, kann auch das Blatt Papier nicht da sein. Wir können also sagen, dass die Wolke und das Papier voneinander abhängig sind. Interbeing ist ein Wort, das noch nicht im Wörterbuch steht, aber wenn wir die Vorsilbe inter ( zwischen ) mit dem Verb to be kombinieren, haben wir ein neues Verb, inter-be. Ohne eine Wolke können wir kein Papier haben, also können wir sagen, dass es eine Beziehung zwischen Wolke und Papier gibt.«

Thich Nhat Hanh (1926-2022)

Was wäre, wenn die Erde ein einziges großes Lebewesen wäre? Die weltweit größten Urwälder im Amazonas- und Kongobecken, die Unmengen Sauerstoff produzieren, sind dann ihre beiden Lungenflügel. Die Gewässer sind die Blutadern, die ihren Stoffwechsel regulieren; die Flüsse sind die Venen und das unterirdisch fließende Grundwasser die Arterien. Die Haut der Erde ist der Boden, diese hauchdünne Humusschicht, schwarzbraun gefärbt durch den darin enthaltenen Kohlenstoff. Die Bäume und Pflanzen sind die Schweißdrüsen, die Wasser verdunsten, die Haut damit kühlen und den Kreislauf aufrechterhalten.

Jetzt, in Zeiten der Klimakrise, hat der Planet Fieber und die Temperatur steigt. Ein Jahr mit Hitze und Dürre toppt das nächste. Wie der Kabarettist und Klimaaktivist Eckart von Hirschhausen auf einer Kundgebung von Fridays for Future sagte, hat die Erde »Multi-Organversagen« und gehört auf die Intensivstation. Denn sie hat »eine schwere Infektion mit Homo sapiens und anderen Rindviechern«.

Das Rindvieh Homo sapiens, auch Menschheit genannt, hat seine Heimat durch die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen so zerstört, dass ihre Heilung fast aussichtslos erscheint. Das Fieber wurde zweifellos durch die Verbrennung der fossilen Energiequellen angeheizt, die Treibhausgase freisetzten. Aber ist das der einzige Grund? Das Fieber wurde auch entfacht durch die Zerstörung der Haut und der Schweißdrüsen - durch die Umwandlung fruchtbarer Muttererde in eine beinah unfruchtbare Substanz, die Versiegelung und Asphaltierung des Bodens, das Niederbrennen und Abholzen der Wälder. Damit verliert die Patientin nach und nach die Fähigkeit, das Fieber selbst herunterzukühlen - mithilfe von Boden, Wasser und Pflanzen. Und wenn sie das nicht mehr kann, wer soll das dann übernehmen?

Viele Forscher und Klimaexpertinnen glauben, dass wir in einem neuen Wetter- und Klimaregime angekommen sind. Seit 2018 fällt in Deutschland und weiten Teilen der Erde Jahr für Jahr weniger Niederschlag als im Durchschnitt, verbunden mit heftigen Hitzewellen. Dieser Trend könnte sich zu beispiellosen Dürren verfestigen, die 10 bis 15 Jahre lang andauern könnten, warnt ein Team vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig.1 Die Trockenheit in Deutschland und der Hälfte Europas betreffe eine sehr viel größere Fläche als in den 250 Jahren zuvor, schreibt das Forscherteam, das Wetterextreme von 1766 bis 2020 untersuchte. Außergewöhnlich findet es auch, dass die Temperaturen in den Trockenjahren im Schnitt 2,8 Grad höher lagen als zuvor. Dabei hatte es noch nicht einmal 2022 einbezogen, das in Deutschland zu den sonnenreichsten und heißesten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gehörte.

Die Europäische Dürre-Beobachtungsstelle bestätigte: Die Trockenheit von 2022, die Hitzewellen, riesige Waldbrände, Ernteschäden und schätzungsweise 100.000 Hitzetote verursachte, könnte die schlimmste seit mindestens 500 Jahren gewesen sein. Europaweit litten 47 Prozent aller Flächen an Trockenheit, vor allem am Mittelmeer.2 Und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) meldete, dass die Temperaturen in Europa in den vergangenen 30 Jahren mehr als doppelt so stark angestiegen seien wie im globalen Durchschnitt. Alpengletscher hätten zwischen 1997 und 2021 rund 30 Meter an Eisdicke verloren. Europa weise die höchste Temperatursteigerung aller Kontinente auf.3

»Fast ein Drittel der nördlichen Hemisphäre war betroffen«, ergänzte Omar Baddour von der WMO in Genf: neben Europa auch Nordamerika, Nordindien, Südpakistan, China und Ostafrika. Es habe zwar schon immer Wetterextreme gegeben, »aber klar ist, dass sie durch den Klimawandel häufiger und in der Intensität stärker werden«.4 Im Westen der USA ging das Wasser in der schlimmsten Dürre seit sogar 1.000 Jahren im Colorado-River und seinen Stauseen zur Neige; Wälder im Yosemite-Nationalpark und anderswo brannten in großem Umfang. In Äthiopien, Somalia und Kenia verdorrten Ernten und hungerten Millionen Menschen. Im Irak trockneten weite Teile der südlichen Sümpfe aus, die als Weltkulturerbe unter Schutz stehen; der Agrarsektor schrumpfte um fast ein Viertel.

Besonders dramatisch war die Lage in Zentralchina: Der Wasserstand des riesigen Jangtse-Stroms erreichte den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. »Es gibt nichts in der klimatischen Geschichte der Welt, das auch nur annähernd vergleichbar ist mit dem, was in China passiert«, so der Wetterhistoriker Maximiliano Herrera im »New Scientist«.5 Der Drei-Schluchten-Staudamm und andere Stauseen lieferten kaum mehr Strom für Industrie und Haushalte, Fabriken mussten ihre Produktion drosseln, Ernten verdorrten.6

Global ist die Zahl der Trockenzeiten laut Dürrebericht der Vereinten Nationen seit dem Jahr 2000 um 29 Prozent gestiegen, vor allem in Afrika: Dort ereignen sich fast die Hälfte aller Dürren. Mehr als 2,3 Milliarden Menschen sind demnach von Wassermangel betroffen.7

Und hierzulande? Wasserknappheit im regenreichen Deutschland erschien bis vor kurzem undenkbar. Aber eine durchschnittliche Niederschlagsmenge wurde innerhalb der letzten fünf Jahre nur im Jahr 2021 gemessen. Und dieser Schnitt wurde verzerrt durch Starkregen, der in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu Flutkatastrophen führte.8 Die Dürresommer von 2018 bis 2022 ließen Unterböden so stark austrocknen, dass Bäume und ganze Wälder starben. Im Sommer 2022 litten laut dem Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung bis zu 98 Prozent Deutschlands unter Trockenheit. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz warnt vor längerfristig drohender Knappheit von Trinkwasser, aber auch vor der Unbewohnbarkeit flutgefährdeter Zonen. Ein neues Krisenbewusstsein sei nötig, so sein Chef Ralph Tiesler. Er könne nicht ausschließen, dass es sogar innerhalb Deutschlands »Klimaflüchtlinge« geben könne.9

Allein 2018 und 2019 verursachte die Dürre rund 35 Milliarden Euro Schäden in Land- und Forstwirschaft und die Überschwemmungen von 2021 über 40 Milliarden, vor allem an Gebäuden - so eine Studie im Auftrag der Bundesregierung. Wenn man weitere Zerstörungen durch Sturm und Hagel einrechnet, waren es über 80 Milliarden Euro - mehr als der gesamte Landeshaushalt von NRW. Und darin eingerechnet waren nur die quantifizierbaren Hinterlassenschaften der Extremwetter.10 Ungezählt sind die Schneisen, die das Artensterben schlug, oder auch die Traumata der Hitze- und Flutopfer. Laut einer weiteren Untersuchung sind von 2000 bis 2021 hierzulande insgesamt mindestens 145 Milliarden Euro Schäden entstanden, und bis etwa 2050 werden sich diese auf 280 bis 900 Milliarden steigern.

Meteorologinnen und Klimaexperten sagen, Mitverursacher der Extremwetter seien die abgeschwächten weltweiten Höhenwinde, die Jetstreams, sowie die im globalen Norden früher beginnende Vegetationsperiode. Im Frühjahr werde das Wasser im Boden schneller verbraucht, weil Pflanzen früher austreiben, sodass es im Sommer fehlt.11 »Der Wasserkreislauf verstärkt sich in einem wärmeren Klima, es verdunstet mehr und es fällt weltweit auch mehr Niederschlag«, erklärt Klimaforscher Stefan Rahmstorf. »Leider wird es aber gerade in ohnehin nassen Regionen oft nasser und in trockenen Regionen noch trockener. Und Böden und Vegetation trocknen bei Hitze schneller aus, sodass selbst bei unveränderten Niederschlägen die Wasserbilanz negativ wird, die für die Bodenfeuchte und Grundwasser-Neubildung relevant ist.«12

Das ist sicher richtig, aber nicht alles: Wir werden zeigen, dass Abholzungen, Versiegelungen, Bodenverarmung und falsche Wassernutzung entscheidenden Anteil an Dürren und Fluten haben. Dadurch geht die Bodenfeuchte weltweit zurück, Trockenheit verstetigt sich, ausgetrockneter Boden kann Regen nicht mehr aufnehmen und verarmt weiter an Wasser, was Dürren umso wahrscheinlicher macht. Es ist keine gute Nachricht, dass sonnenreiche Tage etwa in Deutschland immer mehr zunehmen. Wenn über uns weniger Wolken ziehen, ist das auch ein Zeichen, dass das Land austrocknet. Wir Menschen produzieren gewissermaßen das Blaue im Himmel.

Die Forschung spricht von mehreren globalen Kipppunkten für das Klima; etwa das Abschmelzen des Grönlandeises oder das Auftauen der sibirischen Permafrost-Böden. Könnte es sein, dass massive Landnutzungs-Änderungen, ja Landzerstörungen, ab einem bestimmten Ausmaß auch einen Kipppunkt darstellen? Weil sie die Wasserkreisläufe zusammenbrechen lassen? Professor Douglas Sheil von der niederländischen Universität Wageningen ist alarmiert durch die Ergebnisse einer Forschungsarbeit, an der er mitgewirkt hat: »Unsere Untersuchung zeigt, dass wir nahe an einer bedeutenden Unterbrechung...

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