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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
215 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am15.06.20231. Auflage
Jung, reich und tot: Als das Musikgenie Hendrik Ek auf dem Schulhof verblutet, verdächtigen die Kommissare Hanna Lundqvist und Gunnar Nyberg Jonas Bakke, sich mit dem Mord an seinem ehemaligen Arbeitgeber Vincent Ek gerächt zu haben. Die Ermittlungen stagnieren, da Hanna und Gunnar ihre gescheiterte Beziehung im Weg steht. Doch dem ehemaligen Dream-Team läuft die Zeit davon. Die Presse wittert eine lukrative Schlagzeile hinter dem Tod des Unternehmenssohns. Zudem ist Hendriks Tutor, ein gescheiterter Musiker, nach dem Tod des Schülers verschwunden. Noch etwas bereitet Hanna und Gunnar heftiges Kopfzerbrechen: Hendrik hat vor seinem Tod mit vier Personen telefoniert - und eine davon ist der wahre Mörder.mehr

Produkt

KlappentextJung, reich und tot: Als das Musikgenie Hendrik Ek auf dem Schulhof verblutet, verdächtigen die Kommissare Hanna Lundqvist und Gunnar Nyberg Jonas Bakke, sich mit dem Mord an seinem ehemaligen Arbeitgeber Vincent Ek gerächt zu haben. Die Ermittlungen stagnieren, da Hanna und Gunnar ihre gescheiterte Beziehung im Weg steht. Doch dem ehemaligen Dream-Team läuft die Zeit davon. Die Presse wittert eine lukrative Schlagzeile hinter dem Tod des Unternehmenssohns. Zudem ist Hendriks Tutor, ein gescheiterter Musiker, nach dem Tod des Schülers verschwunden. Noch etwas bereitet Hanna und Gunnar heftiges Kopfzerbrechen: Hendrik hat vor seinem Tod mit vier Personen telefoniert - und eine davon ist der wahre Mörder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757805890
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.06.2023
Auflage1. Auflage
Seiten215 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11764425
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Auch das noch. 

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Gunnar Nyberg die Hände vom Lenkrad löste. Kurz dachte er darüber nach, ob er sich einen Eintrag in der Personalakte einhandelte, wenn er ohne Bescheid zu sagen wieder wegfuhr. Dann beschloss er, dass er dieses Theater nicht nötig hatte, besser: dass er es sich weniger als andere leisten konnte, jetzt abzuhauen. Sein Chef Björn Hansson hatte ihn sowieso schon auf dem Kieker. 

Genau wie Hanna Lundqvist, die gerade in der nächsten Reihe einparkte. Auch sie nahm sich ein paar Sekunden Zeit, ihn so ausdruckslos wie möglich anzustarren, bevor sie energisch die Fahrertür aufstieß. 

Etwas steif in der Hüfte stieg auch Gunnar aus und streckte sich, um sich vor Hanna demonstrativ lässig zu geben.

»Guten Morgen.« Ihre Worte bildeten Wolken in der klaren Luft.

»Ja ⦠Morgen.« Nervosität war eigentlich nicht nötig, fand Gunnar, denn die gemeinsame Zeit mit Hanna hatte schon vor Wochen ein unschönes Ende gefunden. Ihre Liebe - oder war es die Gier nach Sex gewesen? - hätte etwas Lebenslanges werden können, wenn er nur einmal über seinen Schatten gesprungen wäre. Genau wie Hanna.

»Hast du schon was herausgefunden?« 

Hanna fragte kühl und unaufgeregt. Ihre innere Distanz zu Gunnar war schon groß genug, um die Fassung zu wahren. Sie hatte ihn nach dem Ende ihrer Beziehung abgelegt wie einen alten Mantel. In der Gerüchteküche munkelte man, dass sie derzeit sowieso nichts Festes wollte. Dafür konnte man sie an ihren freien Abenden in irgendwelchen Clubs antreffen, wo sie was auch immer tat, schob Gunnar den Gedanken verärgert beiseite. Hanna war nicht mehr seine Freundin. Und sie waren hier, um einen Todesfall aufzuklären.

Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur das, was Björn mir am Telefon gesagt hat.«

»Dann los.« Natürlich ging Hanna einen halben Schritt vor Gunnar, aber das war in Ordnung. Wenn er ihr den Vortritt ließ, hatte er sie wenigstens nicht im Rücken. 

Der Fundort war weiträumig mit Flatterband abgesperrt worden. Zwei Schutzpolizisten hielten die zur zweiten Stunde eintreffenden Schüler und die erschütterten Lehrer in Schach und ignorierten die wiederkehrende Frage: »Wissen Sie schon was Neues?« Nein, sie wussten nichts und sie sahen es als Privileg, nicht alles zu erfahren, was mit diesem Fall zusammenhing. 

Der Rechtsmediziner Dr. Persson hatte ein Schutzzelt aufstellen lassen und die Rettungssanitäter bereits zum Schulgebäude geschickt, falls noch jemand umkippte. Ungewöhnlich vorsichtig hatte er die ersten Untersuchungen an dem Leichnam vorgenommen. Den Lebenden ließ er eine wesentlich ruppigere Behandlung angedeihen. 

»Das Kommissariat hat mal wieder alle Zeit der Welt!«, bellte der Doktor, als Hanna die Plane des Zelts zur Seite schob. »Ich bin schon seit einer halben Stunde hier! Immerhin tragen Sie Füßlinge.«

Hanna warf einen Blick auf die dünnen Plastikgamaschen, die sie gerade erst über ihre Schuhe gestülpt hatte, um den Fundort nicht zu verunreinigen. »Guten Morgen übrigens.« Vorsichtig trat sie ein, ohne die Plane für Gunnar hochzuhalten. Er beschwerte sich mit einem ärgerlichen Zischen.

»Guten Morgen«, murmelte auch Gunnar. Ihn schien der Doktor nicht wahrzunehmen.

»Eine halbe Stunde, in der ich wichtige Dinge herausgefunden habe«, präzisierte Dr. Persson. »Sind Sie aufnahmefähig?«

Früher hatte Hanna sich an seiner herablassenden Art gestört. Inzwischen unterdrückte sie ein Gähnen, wenn der Doktor ausholte. »Bereit«, brummte sie. 

Persson hob eine Plastiktüte mit einem Portemonnaie hoch. »Dies ist der Leichnam von Hendrik Ek, siebzehn. So steht es in seinem Ausweis, und so hat es auch die Schülerin Linnea Sjöberg bestätigt. Sie war mit ihm zusammen in der Oberstufe.« Mit dem Kopf wies Persson zum Gebäude hinüber, wo reglose Schüler hinter geschlossenen Fenstern verharrten wie Wachsfiguren. Manche trugen sogar noch ihre dicken Jacken.

»Der Leichnam weist Verletzungen auf, wie man sie sich bei einem heftigen Zusammenprall mit einem fahrenden Auto zuzieht. Den Spuren nach zu urteilen hat der Zusammenprall jedoch nicht auf diesem Schulhof stattgefunden.« Persson atmete scharf aus, als hätte er gerade den schwierigsten Teil hinter sich gebracht. »In einem Radius von fünfzig Metern konnten die Kollegen von der Kriminaltechnik keine entsprechenden Spuren feststellen.«

Gunnar kam sich überflüssig vor, weil der Doktor ausschließlich mit Hanna sprach. 

»Deshalb gehe ich davon aus, dass Hendrik Ek«, Dr. Persson hob unwillkürlich die Stimme, »nach dem Unfall hergeschafft wurde und hier schließlich verstorben ist.«

»Wann?«, fragte Hanna, bevor Gunnar es tun konnte.

»Laut Aussage von Linnea Sjöberg kurz vor halb acht, nachdem sie ihn hier gefunden hat. Dem Zustand der Leiche nach kann das stimmen.« Dr. Persson schien wütend zu sein. Worauf?, fragte Hanna sich. Oder auf wen? Auf den Täter? Die Polizei, weil sie nicht zur Stelle gewesen war, als der Unfall passierte? Und ging der Doktor davon aus, dass es sich um Totschlag oder gar Mord handelte?

Langsam trat Gunnar ein paar Schritte zurück, nahm die Einzelheiten des Fundortes bedächtig in sich auf, schloss die Augen. Atmete tief ein. Für ihn stank der Tod nach Urin und Angst. Es wurde Zeit, sich neben Hanna bemerkbar zu machen. Er öffnete die Augen. 

»Wenn er nicht hier angefahren wurde, können wir die Unfallstelle anhand der Bewegungsdaten seines Handys eingrenzen.«

Dr. Persson schüttelte den Kopf darüber, dass Gunnar diese Standardprozedur überhaupt erwähnte. »Bitte, nur zu. Dann finden Sie es vielleicht auch. Hier ist es nämlich nicht.«

Wäre ja auch zu schön gewesen, dachte Gunnar müde. Also waren sie komplett auf die Auswertung der Telefongesellschaft angewiesen, um zu erfahren, mit wem Hendrik zuletzt telefoniert hatte. Das hielt sie zusätzlich auf. »Was ist das da unter der Bank für ein Fleck?«, fragte er, um mit den greifbaren Spuren weiterzumachen.

»Ich gehe davon aus, dass es sich um das Blut des Opfers handelt.« Dr. Persson entnahm seinem Stahlkoffer ein Reagenzglas und hielt es Gunnar hin. Das Licht der Morgensonne spiegelte sich in der dünnen Wandung. »Sie bekommen natürlich die Analyseergebnisse.«

»Und wo ist Linnea Sjölund?«, fragte Hanna.

»Sjöberg«, korrigierte Persson sie. »Hoffentlich in der Schule im Lehrerzimmer. Ihre Lehrerin wollte sie dorthin begleiten.«

»Ich übernehme sie«, bestimmte Hanna.

»Warum du?«, fragte Gunnar. 

Hannas starrte ihn an. »Weil sie eine Schülerin ist. Und ich bin eine Frau.« 

»Du meinst, weil sie sonst anfängt, mit mir zu flirten, statt mir zu erzählen, was sie weiß?«, rutschte es Gunnar heraus. Autsch. Beendete Beziehung hin oder her, aber den Satz war dämlich gewesen.

Einen Moment musterte sie ihn. Dann schnaubte sie belustigt. »Schau dich derweil hier noch ein wenig um, bis ich wiederkomme.« 

Damit ließ Hanna ihn stehen. War sie etwa professioneller, wenn sie ihn in der Öffentlichkeit bloßstellte? Oder hatte sein Chef Björn vergessen, ihm zu sagen, dass er Hanna die Leitung des Falles übertragen hatte? Die Gedanken schienen sich hinter Gunnars Stirn zu einem unentwirrbaren Knoten zusammenzuballen. Ein nicht sehr angenehmes Gefühl, das in letzter Zeit öfter mit einem dicken Kopf endete, ausgelöst von einer Flasche Wein oder mehr. 

Ausgerechnet Persson brachte Gunnar dazu, seine Aufmerksamkeit wieder nach außen zu lenken: »Hendrik Ek hatte eine Gitarrenlehrerin, die Sie befragen können.«

Gunnar fühlte sich ertappt. »Danke für den Hinweis«, entgegnete er eine Spur zu gereizt.

»Bitte, keine Ursache.« Persson schloss die Augen und wandte das Gesicht der Sonne zu. »Sie heißt Maja Arvidsson und kommt anscheinend etwas später. Bis dahin könnten Sie sich ihren Kollegen Oskar Forsell vornehmen, der ist auch für das Fach Gitarre zuständig.«

Gunnars Verblüffung darüber, dass Dr. Persson auch ganz umgänglich sein konnte, verschwand. »Wenn Sie so genau Bescheid wissen, hätten Sie die beiden doch auch gleich befragen können.«

»Kein Grund, bissig zu werden«, murmelte Dr. Persson. »Ich will lediglich das Gleiche wie Sie: den Mörder dieses armen jungen Mannes finden.«

Gunnar runzelte die Stirn. »Wie kommen Sie darauf, dass Hendrik Ek ermordet wurde?«

»Ich weiß, dass die Rechtsprechung es anders definiert, aber für mich ist jeder Todesfall durch Fremdeinwirkung Mord.« Dr. Persson beugte sich über die Blutlache unter der Bank und atmete ruhig weiter. Anscheinend konnte er seinen Geruchssinn an- und abschalten, wie es ihm passte. »Derjenige, der ihn angefahren hat, hat ihn jedenfalls nicht ins Krankenhaus gebracht, was meiner Meinung nach an Vorsatz grenzt.«

»Wenn das alle so sehen würden!«

»Das ist nur meine persönliche Meinung. Von mir aus können Sie es auch Schlamperei mit Todesfolge nennen.«

»Es gibt aber kein Gesetz, das Schlamperei bestraft.«

»Höchste Zeit, dieses Gesetz zu schaffen! Und jetzt gehen Sie bitte, ich habe noch zu tun.« Damit war Dr. Perssons Freundlichkeitsvolumen endgültig aufgebraucht. 

Somit war es an der Zeit, sich dem Lehrerkollegium zuzuwenden. Gleich hinter dem Absperrband wurde Gunnar vom nervösen Direktor Karlsson abgefangen. Die wenigen Schüler und die Lehrer, die hier vorher die Hälse gereckt und getuschelt hatten, waren verschwunden. Das Gesicht des Direktors verriet die...
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