Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Ladyparts

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.07.2024
Mal wahnsinnig komisch, mal anklagend: Deborah Copakens Memoiren sind ein schonungsloses Inventar des weiblichen Körpers und der weiblichen Körperpolitik.
Was bedeutet es, im Amerika des 21. Jahrhunderts mit weiblichen Organen zu leben? Wieso wird man nur aufgrund dieser Organe nicht gesehen, nicht fair bezahlt und nicht angemessen medizinisch behandelt? Deborah Copaken erzählt von persönlichen, gesundheitlichen und politischen Krisen und deckt dabei den Sexismus in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft auf, vom Gesundheitswesen bis zum Dating. Copaken war Kriegsfotografin in Afghanistan, Israel und Simbabwe. Doch abseits dieser Schauplätze kämpft sie eine andere, unsichtbare Schlacht, im ganz normalen Alltag: die Schlacht mit und für ihren Körper. Denn in einem weiblichen Körper zu leben, kann auch im Amerika des 21.Jahrhunderts mitunter blutig und gefährlich sein, andererseits aber auch wunderschön. Eine packende weibliche Biografie in Körperteilen, die zeigt: Das Persönliche ist politisch.

Deborah Copaken, geboren 1966, ist Journalistin, Kriegsfotografin, Drehbuch- und New-York-Times-Bestsellerautorin. Für ihren Roman The Red Book war sie 2013 für den Women's Prize for Fiction nominiert. Als Drehbuchautorin schrieb sie an der Serie Emily in Paris mit, als Fernsehjournalistin bei ABC News gewann sie einen Emmy. Copaken lebt in Brooklyn.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextMal wahnsinnig komisch, mal anklagend: Deborah Copakens Memoiren sind ein schonungsloses Inventar des weiblichen Körpers und der weiblichen Körperpolitik.
Was bedeutet es, im Amerika des 21. Jahrhunderts mit weiblichen Organen zu leben? Wieso wird man nur aufgrund dieser Organe nicht gesehen, nicht fair bezahlt und nicht angemessen medizinisch behandelt? Deborah Copaken erzählt von persönlichen, gesundheitlichen und politischen Krisen und deckt dabei den Sexismus in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft auf, vom Gesundheitswesen bis zum Dating. Copaken war Kriegsfotografin in Afghanistan, Israel und Simbabwe. Doch abseits dieser Schauplätze kämpft sie eine andere, unsichtbare Schlacht, im ganz normalen Alltag: die Schlacht mit und für ihren Körper. Denn in einem weiblichen Körper zu leben, kann auch im Amerika des 21.Jahrhunderts mitunter blutig und gefährlich sein, andererseits aber auch wunderschön. Eine packende weibliche Biografie in Körperteilen, die zeigt: Das Persönliche ist politisch.

Deborah Copaken, geboren 1966, ist Journalistin, Kriegsfotografin, Drehbuch- und New-York-Times-Bestsellerautorin. Für ihren Roman The Red Book war sie 2013 für den Women's Prize for Fiction nominiert. Als Drehbuchautorin schrieb sie an der Serie Emily in Paris mit, als Fernsehjournalistin bei ABC News gewann sie einen Emmy. Copaken lebt in Brooklyn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641291563
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.07.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse3138 Kbytes
Artikel-Nr.12747874
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Lunch mit Nora, Freds

Mai 2011

»Irgendwann ist die Gebärmutter nur noch dafür gut, Schmerzen zu erzeugen und dich umzubringen. Warum reden wir überhaupt darüber?« Nora rammt die Gabel in ihren Hühnchensalat, zu dem sie mich auch überredet hat. »Wenn dein Arzt sagt, sie soll raus, dann lass sie rausnehmen.« Ein Vierteljahrhundert älter als ich, ganz in Schwarz mit einem Schal um den Hals, tut Nora ihre Meinung kund, so wie andere atmen: ein unwillkürlicher Reflex, keine bewusste Entscheidung.

»Aber die Gebärmutter ...«, sage ich und spieße eine Scheibe Ei auf. »Sie ist so ...«

»Symbolisch?«

»Ja. Verdreh nicht die Augen.«

»Ich verdrehe die Augen nicht.« Sie beugt sich vor. »Ich versuche dich dazu zu bringen, den harten Fakten ins Gesicht zu sehen. Die Lösung ist einfach. Versprich mir, dass du gleich nach dem Mittagessen zum Telefon greifst und dir einen Termin für eine Hysterektomie geben lässt. Nicht morgen. Heute.«

»Warum die Eile?«

»Warum zögern?« Nora hat Leukämie. Sie weiß es. Ich nicht. »Warte - sag nicht, dass du noch mehr Kinder willst?«

»Ha!«, lache ich. Ich bin 45. »Nein. Natürlich nicht. Ich könnte keine Kinder mehr kriegen, selbst wenn ich wollte.«

Sie legt den Kopf schief. Zieht die Augenbrauen hoch.

»Was?«

»Du wirst schwanger, wenn du es nicht willst.«

Ich war fünf Mal schwanger. Zwei der Schwangerschaften waren geplant, drei nicht, und ich hatte keine Fehlgeburt. Mathematisch ausgedrückt: 5 Schwangerschaften - 3 Lebendgeburten = 2 Abtreibungen. Die erste Abtreibung hatte ich mit siebzehn. Ich hatte nach Vorschrift verhütet, aber das Diaphragma, das ich bei Planned Parenthood bekommen hatte, hatte nicht nach Vorschrift verhütet.

Die zweite Abtreibung hatte ich im Jahr 2000, nach der Geburt meiner ersten beiden Kinder. In der Ultraschallpraxis scharte sich die ganze Belegschaft um den Bildschirm, um sich die Blastula neben meiner Spirale anzusehen. »Oh, wow, sieh dir das an! Das ist ungewöhnlich!«, sagten sie, von dem seltenen Anblick offenbar so begeistert, wie ich davon erschüttert war. Ich war 34, ging wöchentlich zur Paartherapie, die keine Früchte trug, und hatte ein Antimyotikum gegen Nagelpilz eingenommen, das bei Schwangerschaften kontraindiziert ist.

Wieder ließ ich eine Ausschabung vornehmen, diesmal im Krankenhaus statt in einer Abtreibungsklinik, weil ich weder Lust auf die kreischenden Demonstranten vor dem Gebäude noch auf die gängelnden Fragen der Ärzte hatte, ob ich mir sicher sei, dass ich mir sicher sei, dass ich mir sicher sei. »Ja, ich bin mir sicher, dass ich mir sicher bin!«, hatte ich mit siebzehn gefühlt zwanzig Mal gesagt. Warum sonst saß ich nackt unter einem Kittel auf einem Stuhl und verpasste einen Schultag, während meine Eltern nebenan auf mich warteten?

Auch meine fünfte Schwangerschaft mit 39 war ungeplant, aber ich traf die bewusste, hoffnungsvolle Entscheidung, das Kind zu behalten, meinen jüngsten Sohn, der 2006, kurz nach meinem vierzigsten Geburtstag, zur Welt kam. Mit meiner Ehe ging es aufwärts, dachte ich wenigstens. Der Vater versprach, mir diesmal zu helfen.

Mit einer Gebärmutter zur Welt zu kommen, heißt, sich ihrer ständig bewusst zu sein. Nicht nur, wenn sich plötzlich ein befruchtetes Ei darin einnistet oder wenn ein Fötus darin wächst oder wenn sie Monat für Monat ein Ei reifen lässt oder blutet. Sondern die ganze Zeit, seit dem Tag, an dem du erfahren hast, was sie tut, wie sie es tut, und dass sie zu einem ungewissen Zeitpunkt in der Zukunft den ersten von vielen nicht auswaschbaren Flecken hinterlassen wird.

Wer bin ich ohne meine Gebärmutter?

»Ach, bitte«, sagt Nora. »Du brauchst sie nicht mehr. Sie hat dir gute Dienste geleistet, aber der Teil deines Lebens ist vorbei. Je früher du das akzeptierst, desto besser. Wie gut ist dieser Hühnchensalat?«

»Köstlich.«

Wir sitzen an ihrem bevorzugten Tisch bei Freds im achten Stock des Kaufhauses Barneys zwischen der Fensterwand und einer breiten Säule. Die Säule schützt uns vor neugierigen Blicken, genau wie die Säule bei E.A.T., unserem anderen Stammlokal. Bei E.A.T. bestellen wir immer die Drei-Salate-Platte: Gurke-Dill plus zwei Überraschungen. Bei Freds nehmen wir den Hühnchensalat. Einmal bin ich ausgeschert und habe das Tagesgericht bestellt, aber nein. Mir wurde schnell klar, dass Noras starke Meinungen daher rühren, dass sie fast immer recht hat: Bei Freds ist der Hühnchensalat das Beste auf der Karte. Warum etwas anderes bestellen?

Bei unseren Lunchverabredungen bringt mir Nora häufig Geschenke mit und gibt mir genaue Anweisungen für ihre Benutzung: Dr. Hauschkas Zitronenöl (»Kipp mindestens die halbe Flasche in die Badewanne. Bloß nicht geizen. Wenn es dir gefällt, besorge ich dir mehr ...«), eine schwarze Strickjacke von Zara (»Ich hab mir fünf davon gekauft, sie waren so günstig. Du kannst sie auf der Lesereise tragen. Schau, die Knöpfe sehen aus wie von Chanel ...«), ein Armband mit bunten Edelsteinen (»Ich bin zu alt dafür, aber du kannst es tragen ...«), einen verspiegelten Bilderrahmen (»Du hast bestimmt ein schönes Schwarzweißfoto, das hübsch darin aussieht, aber es muss schwarzweiß sein. Farbe funktioniert nicht ...«).

»Ich weiß nicht«, sage ich. »Fühle ich mich nicht weniger wie eine Frau, wenn ich keine Gebärmutter mehr habe?«

»Ach, bitte.« Wieder verdreht Nora die Augen. »Was wärst du lieber, gebärmutterlos oder tot? Das ist die Frage, die du dir stellen musst. Ohne Gebärmutter bist du immer noch durch und durch eine Frau, nur dass du nicht mehr deine Tage kriegst, und allein deswegen würde ich sie mir an deiner Stelle morgen rausnehmen lassen. Die machen das inzwischen mit zwei Robotern. Du hast kaum Narben. Was genau ist diese Adeno... - wie heißt diese Krankheit?«

»Adenomyose«, sage ich, nachdem ich noch mal schnell auf dem Smartphone gegoogelt habe, damit ich nichts Falsches sage. Ich lese vom Bildschirm ab: »Eine chronische Erkrankung des Uterus, die durch das Einwandern von gebärmutterschleimhautähnlichem Gewebe in die Muskelschicht gekennzeichnet ist und unter anderem zu starken Menstruationsblutungen, Anämie, schweren Krämpfen und Blähungen führt.«

»Klingt reizend. Jetzt verstehe ich, warum du sie behalten willst.«

Ich lache. Dann seufze ich. Wie die meisten Frauen mit Adenomyose habe ich die Krankheit den Großteil meines Erwachsenenlebens einfach ausgehalten, weil ich keine Ahnung hatte, dass ich sie habe. »Wie ist Ihre Regel?«, fragte mich die Gynäkologin jedes Jahr, und immer antwortete ich: »Stark«, mit einem Schulterzucken, das implizierte, dass alles unter Kontrolle war. Dabei war meine regelmäßig zehn bis fünfzehn Tage lang, und ich überstand keine, ohne mindestens sechzehn Ibuprofen einzuwerfen, die Maximaldosis, und Supertampons nahm ich schon lang nicht mehr, weil sie gegen die Flut machtlos waren. Na und? Das gehört zum Los der Frau, oder?

Um die Situation in den Griff zu kriegen und weniger von meinem Einkommen Procter & Gamble in den Rachen zu werfen, begann ich, eine Menstruationstasse zu benutzen - ein hütchenförmiges, wiederverwendbares Silikongefäß, das man sich wie eine Portiokappe bis unter den Muttermund in die Vagina schiebt, um den Monatsfluss aufzufangen.¶ Eine Menstruationstasse fasst etwa 35 Milliliter Blut. Ich leerte sie im Halbstundentakt, damit sie nicht überlief. Zur Veranschaulichung: Die durchschnittliche Regel dauert etwa vier bis sechs Tage, in denen insgesamt etwa ein bis zwei Menstruationstassen Blut zusammenkommen. Bei mir war die Tasse jede halbe Stunde voll. Im Schnitt zwölf Tage lang. Weil ich die Tasse nachts, wenn ich schlief, nicht leeren konnte, blutete ich durch Maxibinden in der Größe von Nackenrollen und ruinierte Laken im Wert von mehreren Hundert Dollar, bis ich auf die Idee kam, die wasserdichten Unterlagen zu benutzen, die sie einem nach der Geburt mitgeben - die Dinger, die man auch Senioren mit Inkontinenz und Hundewelpen ins Bett legt.

»Wie stark?«, fragte meine Ärztin mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Ach, Sie wissen schon, normal stark. Unangenehm, aber machbar.«

Frauen lernen von klein auf zu untertreiben. Natürlich lernen wir es nicht in der Schule. Die Gesellschaft erzieht uns dazu, unser Leid kleinzureden und den Zweifel anderer an unseren Schmerzen zu internalisieren, damit wir ja nicht als Heulsuse oder als »hysterisch« gebrandmarkt werden, diese unsinnige, sexistische Diagnose unspezifischer weiblicher Beschwerden, die im 19. und 20. Jahrhundert mitunter dazu führte, dass du ohne Klitoris aus der Arztpraxis zurückkamst.[3] Warum sagte ich meiner Ärztin nicht, dass ich unter lähmenden Krämpfen litt, die Hälfte des Monats auf einer Hundepipimatte schlief und bei jeder Regel 500 Mal so stark blutete wie der Durchschnitt? Was sind schon 17 Liter Blut mehr? Peanuts.

Jede Frau, die untenherum nackt vor ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sitzt, weiß, dass sie bewertet wird. Das ist keine Paranoia oder Übertreibung. Es ist eine Tatsache, die von zahlreichen Studien belegt wird. Ich sammle diese Studien, wie andere Leute Glücksbringer für ihr Armband sammeln. Im Durchschnitt warten Frauen in der Notaufnahme 65 Minuten, bis sie ein Schmerzmittel bekommen, Männer nur 49 Minuten.[4] Nach einer Bypass-Operation bekommen Frauen nur halb so häufig Schmerzmittel wie Männer nach dem gleichen Eingriff.[5] Bewertet eine Frau...

mehr

Autor

Deborah Copaken, geboren 1966, ist Journalistin, Kriegsfotografin, Drehbuch- und New-York-Times-Bestsellerautorin. Für ihren Roman The Red Book war sie 2013 für den Women's Prize for Fiction nominiert. Als Drehbuchautorin schrieb sie an der Serie Emily in Paris mit, als Fernsehjournalistin bei ABC News gewann sie einen Emmy. Copaken lebt in Brooklyn.