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Inhalt/Kritik

Leseprobe
Ferien ohne ihn (S. 6-7)

Als Edina zum blitzblauen Sommerhimmel aufschaute, formierte sich eine der kleinen weißen Schönwetterwolken eben zu einem ganz eindeutigen Umriss. Vom Kosmos extra für sie ins Blau gestellt, um sie an ihre Schwachstelle zu erinnern. Klare Sache. So ging das dauernd in letzter Zeit. Es gab ihr an symbolisch entsprechender Stelle einen Stich. Sie blieb stehen und starrte zum Himmel. Eine Frau mit einem dicken weißen Hund blieb neben ihr stehen und wollte sehen, was es zu sehen gab. Der Hund schnaufte hörbar. Die unerforschlichen Gesetze der Stratosphäre hatten mittlerweile die klar definierte Herzform in eine fransige Sache ohne emotionale Nebenwirkungen aufgelöst. Die Frau mit dem dicken weißen Hund warf Edina einen irritierten Blick zu.

Dann schaute sie diskret in die Runde, offenbar um festzustellen, ob irgendwo eine versteckte Kamera lauerte, die vorhatte, sie öffentlichem Spott preiszugeben. Noch ein letzter prüfender Blick zum Himmel, dann ging sie rasch weiter. Das Schnaufen des kleinen Hundes wurde ein Keuchen, als er versuchte, mit ihr Schritt zu halten. Herzprobleme, verursacht durch Fettleibigkeit, dachte Edina ganz automatisch. Das nächste Herz kam Edina direkt entgegen.

Es prangte auf einem mikroskopisch kleinen weißen Tanktop, das knapp unter den sich deutlich abzeichnenden Brüsten endete und ein weitläufiges Bauchgebiet mit eingebettetem Nabel freigab. Gegen die bin ich Giselle Bündchen, dachte Edina. Oder wer immer das derzeit angesagteste Model ist. Sie beneidete die Nabelfreie um ihre Unbekümmertheit. Die schwitzte ganz bestimmt nicht. So wie sie selbst mit ihrer klassischen Baumwollbluse, die unter Rockbund und Gürtel an ihrer Haut klebte. Gregors Kritik hatte sich in ihr Selbstbewusstsein dauerhaft eingemeißelt.

Also das kannst du dir nun wirklich nicht leisten. Ich finde deinen Babyspeck ja irgendwie niedlich, aber völlig ungeeignet für nabelfrei. Seine kritischen Blicke hatten ihr sogar Bikinis verleidet. »Du möchtest einen - was?« Fassungslose mütterliche Frage. »Einen einteiligen Badeanzug? Du bist sechzehn und hast eine supersüße Figur!« Gab es eigentlich so etwas wie eine objektive Mutter? »Das ist irgendwie …« Ja, was denn eigentlich? Wie sollte sie ihrer Mutter erklären, dass sie sich dick fühlte? »… viel praktischer beim Sport.« »Ich habe eine praktische Tochter«, hatte ihre Mutter gemurmelt, als handelte es sich dabei um eine Behinderung, die sie zur Kenntnis nehmen musste, aber für die sie auf keinen Fall die genetische Verantwortung übernehmen wollte.
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Autor

Edith Schreiber-Wicke: geboren in Steyr/Oberösterreich, Studium in Wien (Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte). Schrieb zunächst Werbetexte, dann Geschichten, die auf ihre Art auch werben - vor allem für Fantasie, Toleranz und Mut zu sich selbst. Ihre Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach mit literarischen Preisen ausgezeichnet worden. Edith Schreiber-Wicke lebt und arbeitet in Grundlsee, Wien und Venedig.Cora Gofferjé, Jahrgang 1965, lebt mit ihrem Mann und Sohn in Essen. Mit einem Magister-Abschluss in Englisch, Kommunikationswissenschaften und Psychologie startete sie schon während des Studiums ihre Medienlaufbahn. Doch Redakteurin, Producerin und Lektorin waren ihr nicht genug. Es muss noch etwas anderes geben!, dachte sie sich und erinnerte sich an den Spruch ihrer Mutter: "Unsere Cora hat Fantasie mit Schneegestöber!" Es war an der Zeit, herauszufinden, was damit gemeint war. Die Reise in die Welt der Fantasie führte sie über die Internationale Filmschule Köln, wo sie das Drehbuchschreiben lernte, nach Amerika und von dort kehrte sie mit vielen spannenden Geschichten im Gepäck zurück.Rasende Reporterin für eine Tageszeitung, Studium der Germanistik und Anglistik, ein Volontariat beim Verlag und mehrere Jahre als angestellte Lektorin - Martina Sahlers Leben drehte sich immer schon ums Schreiben und um Bücher. Heute arbeitet sie als freie Lektorin, Ghostwriterin und Autorin von Jugendbüchern. "Mein Traum", wie sie sagt, "weil das junge Mädchen in mir noch sehr lebendig ist und ich mich manchmal in einen Rausch hineinschreibe, der mich selbst überrascht." Auf die Frage, wie sie zu ihren Stoffen kommt, antwortet Martina Sahler lachend: "Ich komme nicht zu Stoffen - sie kommen zu mir. Ich höre sehr genau hin, wenn Leute Geschichten von sich erzählen - und spinne sie auf meine Art fort." Fürs Schreiben selbst braucht die Autorin absolute Ruhe: "Kein Rufen im Haus, kein Rasenmäher vor dem Fenster, keine Musik aus den Boxen. Nur das Getacker der Tastatur ist zu hören, wenn ich arbeite." So wirft die Muse ihr einen Kuss zu, an dem dann monatelang gearbeitet, gefeilt und geschliffen wird, bis Martina Sahler mit dem Ergebnis zufrieden ist. Sie trifft genau das Lebensgefühl ihrer Leserinnen, wie ihr ein Fan bestätigte: "Ein Mädchen wollte nicht glauben, dass ich schon über 40 bin, weil ich mich nach ihrer Meinung so unglaublich gut in Jugendliche hineinversetzen könne."Barbara Bollwahn, Jahrgang 1964, studierte in Leipzig Spanisch und Englisch. Nach der Wende begann sie als Journalistin zu arbeiten. Sie ist Reporterin bei der "taz" und schreibt dort regelmäßig eine Ost-West-Kolumne. Für "Der Klassenfeind + ich" hat sie ihre alten Tagebücher ausgegraben und vieles, was sie bereits selbst vergessen hatte, wieder ans Tageslicht geholt.Michaela Hanauer, 1969 geboren, konnte schon als Kind von Büchern nicht genug kriegen. Ursprünglich studierte sie Jura, tauschte dann aber sehr schnell die Gesetzestexte gegen Kinder- und Jugendliteratur und arbeitete in einem Verlag. Heute lebt sie als freie Autorin in München, wenn sie nicht gerade auf ausgiebigen Wanderungen die grüne Insel Irland erkundet.Als kleines Mädchen will Lene März vor allem Tänzerin werden. Später brachte sie ihrem Vogel das Sprechen bei, studierte mit ihm Italienisch und Betriebswirtschaftslehre und begann zu arbeiten: in der Fabrik, auf Messen und in Werbeagenturen und im Kleintierzoo. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie in Zürich.Sabine Both, Jahrgang 1970, lebt und arbeitet als freie Autorin in Neuss. Eine rabaukige Kindheit, eine rebellische Pubertät und ein paar turbulente Jahre als Sozialarbeiterin haben genügend Stoff für jede Menge frecher Bücher angehäuft. Wenn Sabine Both gerade nicht mit ihren Zwillingen spielt, beackert sie ihren Garten und kocht für ihre Freunde.