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Schwarzer Trüffel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
347 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am15.12.20151. Auflage
Aldo Vincento war der größte und einflussreichste Weinbauer eines kleinen Dorfes im Piemont. Nun ist er tot, offenbar von seinem eigenen Sohn Manlio ermordet. Da somit die Herstellung des von Kennern geschätzten »Barbaresco« gefährdet ist, bittet man Aurelio Zen, den Fall rasch zu klären und allen Hinweisen nachzugehen, die Manlio entlasten könnten - zumal dieser die Tat hartnäckig bestreitet. Der Kommissar stochert in einem Nebel aus falschen Anschuldigen, sorgsam gehüteten Geheimnissen und alten Feindschaften, während sich ihm die Wahrheit immer weiter zu entziehen scheint.

Michael Dibdin, geboren 1947 in Wolverhampton, studierte englische Literatur in England und Kanada. Vier Jahre lehrte er an der Universität von Perugia. Bekannt wurde er durch seine Figur Aurelio Zen, einen in Italien ermittelnden Polizeikommissar. Elf Bände dieser Krimiserie sind erschienen. Michael Dibdin wurde mit dem CWA Gold Dagger und dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet. Seine Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und von der BBC als TV-Serie verfilmt. Er starb 2007 in Seattle.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextAldo Vincento war der größte und einflussreichste Weinbauer eines kleinen Dorfes im Piemont. Nun ist er tot, offenbar von seinem eigenen Sohn Manlio ermordet. Da somit die Herstellung des von Kennern geschätzten »Barbaresco« gefährdet ist, bittet man Aurelio Zen, den Fall rasch zu klären und allen Hinweisen nachzugehen, die Manlio entlasten könnten - zumal dieser die Tat hartnäckig bestreitet. Der Kommissar stochert in einem Nebel aus falschen Anschuldigen, sorgsam gehüteten Geheimnissen und alten Feindschaften, während sich ihm die Wahrheit immer weiter zu entziehen scheint.

Michael Dibdin, geboren 1947 in Wolverhampton, studierte englische Literatur in England und Kanada. Vier Jahre lehrte er an der Universität von Perugia. Bekannt wurde er durch seine Figur Aurelio Zen, einen in Italien ermittelnden Polizeikommissar. Elf Bände dieser Krimiserie sind erschienen. Michael Dibdin wurde mit dem CWA Gold Dagger und dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet. Seine Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und von der BBC als TV-Serie verfilmt. Er starb 2007 in Seattle.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293308879
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum15.12.2015
Auflage1. Auflage
Seiten347 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2634 Kbytes
Artikel-Nr.3421191
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Später - als die Nachricht von dem, was passiert war, die Runde machte und eine Zeitlang, in den unterschiedlichsten Versionen, zum Gesprächsthema der ganzen Nation wurde - errichtete ein Fernsehteam eine Satellitenschüssel auf einer Lichtung am Hang hinter dem Anwesen der Faiganos, wobei man ein kleines Vermögen, zumindest in den Augen der Hiesigen, für die vorübergehenden Nutzungsrechte von ein paar Quadratmetern Land bezahlte, das so öde, so unfruchtbar, ja so ganz und gar nutzlos war, dass es auf der geistigen Landkarte der Einheimischen praktisch nicht mehr existierte. Die Leute kratzten sich am Kopf und murmelten: »Das haben sie bezahlt? Für il Bric Liserdin?«, wobei sie diese Absurdität nicht weniger zu schockieren schien als die Sache selbst.

Die Sache. So sprach man über die Ereignisse, als ob das alles nicht mehr mit ihnen zu tun hätte als die Metallschüssel, die die Fremden aus Mailand anschleppten und gegen eine dicke Gebühr im Gestrüpp dieses steilen Hanges aufstellten, wo sich unentwegt Felsbrocken an die Oberfläche arbeiteten wie Maulwürfe und den Boden immer noch unbrauchbarer machten, auf den die Vorfahren von Gianni und Maurizio so viel vergebliche Mühe verwendet hatten: Seine einzige Frucht waren und blieben die Steine, mit denen man die Terrassen auf der anderen Seite des Hügels anlegte, Weinberge in guter Lage.

Die Fernsehleute jedoch bevorzugten anscheinend - jedem Naturgesetz zuwider - genau die Lage jenes dürren Streifen Ödlands mit Blick auf irgendeinen himmlischen Körper, der, für das nackte Auge unsichtbar, angeblich dort im Raum schwebte wie die Engel auf den Fresken der Dorfkirche, bewegungslos über dem rotierenden Erdball verharrte und den ganzen Klatsch der Dorfbewohner sammelte, ihr Geschwätz und ihre Ausflüchte, um alles wieder hinabzusenden, so dass sie sich später selbst dabei zusehen konnten, wie sie live am Ort der Tragödie interviewt worden waren.

Er selbst konnte natürlich nicht gefragt werden, auch später nicht. Der Mann, dem sie weit mehr bezahlt hätten als den Faigano-Brüdern, um ihn nach seinen Erlebnissen und entsprechenden Empfindungen zu fragen, musste zusehen bei dieser Farce, musste sich jeden Kommentar verkneifen und so tun, als wisse er nicht mehr als das, was er auf der Straße gehört und im Fernsehen gesehen hatte. Er war frustriert, und das nagte an ihm, quälte ihn wie Bauchschmerzen, verdarb ihm jede Freude und legte sich wie eine schwere Last auf all den anderen Kummer. Hätte irgendjemand etwas von seinem Zustand geahnt, so hätte das vielleicht helfen können, die späteren Ereignisse zu erklären - vielleicht sogar zu verhindern -, die, wenn auch auf ganz andere Art und Weise als la Cosa, trotzdem zur einmaligen, traurigen Berühmtheit beigetragen hatten, zu der die Gemeinde inzwischen gelangt war.

Aber all das kam später. Damals nahm er nichts wahr als das schwache, trübe Licht im Osten, die fetten Lehmklumpen unter den Füßen, den Dunst, der aus dem Flusstal heraufquoll, und das eifrige Hecheln des Hundes, der gehorsam bei Fuß blieb. Er nahm dies und auch alles andere in seiner unmittelbaren Umgebung sehr intensiv wahr, als er zwischen den Rebstöcken den Hang hinaufging, in einer Hand einen großen Strauß weißer Blumen. Er hielt sich geduckt, um nicht über das rotbraune und goldene Laubwerk hinauszuragen, das aus uralten, durch intensives Beschneiden kurz gehaltenen Stümpfen spross. Mit all dem Geld, das die Vincenzos verdienten, konnten sie die traditionellen Stangen für die Spalierdrähte durch Betonpfeiler ersetzen, die fein säuberlich über den ganzen Hang gesetzt waren wie die Reihen der Grabkreuze auf dem Soldatenfriedhof am Rande des Dorfes.

Er hatte seine Route sorgfältig gewählt. Zwar schützten ihn die Weinstöcke nur auf zwei Seiten vor Blicken, doch waren die entscheidend. Zu seiner Rechten lag die Straße, die den Hügelkamm entlang nach Alba führte. Seit er durch ein gut verborgenes Loch, das er in den Zaun geschnitten hatte, aufs Feld geschlüpft war, war nur ein einziger Wagen vorbeigekommen, der aber weitergefahren war, ohne die Geschwindigkeit zu drosseln. Die größere Gefahr lag auf der anderen Seite, wo auf einem Nachbarhang in etwa einer Meile Entfernung die Vincenzo-Villa mit den dazugehörigen Nebengebäuden lag. Wäre ihr Besitzer zu dieser Stunde schon wach gewesen und hätte beobachtet, wie der Dunst durch seine Weinstöcke trieb wie der Rauch einer Zigarre, so hätte er gut und gerne dort draußen etwas ausmachen können, das sich bewegte, und er wäre nach drinnen gegangen, um Fernglas und Gewehr zu holen. Selbst in fortgeschrittenem Alter war Aldo Vincenzos Sehschärfe noch ebenso legendär wie sein Misstrauen und seine Unnachgiebigkeit. Doch der Eindringling war ziemlich sicher, dass an diesem Morgen noch niemand auf den Beinen war, denn er hatte nicht nur seinen Weg, sondern auch den Zeitpunkt sorgfältig bedacht.

Der Preis, den er für den Sichtschutz auf beiden Seiten durch die Rebstöcke zahlte, war die fast vollständige Schutzlosigkeit in die beiden anderen Richtungen, doch hatte er hier noch weniger Bedenken, unbeobachtet passieren zu können. In seinem Rücken fiel das Gelände ab zu einer Schneise für die Bahngleise, die so tief lag, dass in dieser Richtung nichts zu sehen war, mit Ausnahme der schwachen Silhouette von Palazzuole, das sich in der Ferne oben auf seinem Hügel aus dem Dunst erhob. Vor ihm, auf dem Bergkamm, lag ein kleiner, dichtbewaldeter Abhang, den man sich selbst überließ, ein kümmerliches, nach Norden gelegenes Stück Land voller Gestrüpp, das selbst Aldo für unkultivierbar hielt. Die Straße von Alba nach Acqui war eine einzige befestigte Kurve über diesen Hügel, so steil und eng, dass die Fahrer auch heute noch vom Gas gehen, herunterschalten und sich ernsthaft auf das Lenkrad konzentrieren mussten. Damals, 1944, hatte die Steigung die schwachen, überladenen und schwerfälligen Lastwagen beinahe zum Stehen gebracht, meist noch bevor der Fahrer den Baum bemerkt hatte, der quer über der Straße lag ...

Damals, während sie warteten, hatte Angelin den Trüffel entdeckt. Sie beide waren an dieser Straßenseite stationiert worden, während sich die anderen tief im Wald versteckt hielten, der damals noch der Cravioli-Familie gehört hatte. Nun war auch er Teil von Aldos Reich, genau wie die dichten, ausgedehnten Weinberge jenseits der Straße.

Es war ein einfacher Plan gewesen. Die Mannschaft des republikanischen Konvois verließ Alba in aller Eile, nachdem es von den Partisanen eingenommen worden war. Sobald sie ausgestiegen waren, um die umgestürzte Birke aus dem Weg zu räumen, sollten die Männer auf dem Abhang darüber mit einem aufgebockten Maschinengewehr, das man vor einigen Wochen einer deutschen Einheit abgenommen hatte, einfach von rechts nach links alles niedermachen. Er und Angelin sollten jeden Fascisti erschießen, der versuchte, sich auf ihrer Seite in die Wälder zu schlagen.

In der Zwischenzeit hatten sie nichts anderes zu tun, als zu warten. Die Menschen heutzutage hatten keine Ahnung, wieviel Zeit man damals mit Warten verbrachte. Sie dachten, Krieg sei immer bloß Gewehrfeuer und Explosionen, Sirenen und Schreie, aber in seiner Erinnerung waren es lange Phasen von Langeweile, die, wie eine Sommernacht durch einen Blitz, von Augenblicken heftigster Erregung unterbrochen wurden, die er bis dahin nie für möglich gehalten hätte. Damals war er fünfzehn gewesen und unsterblich. Der Tod war etwas, das anderen Menschen widerfuhr. Der Gedanke, getötet zu werden kam ihm ebensowenig in den Sinn wie der, dass er schwanger werden könnte.

Wie sich herausstellte, hatte er recht. Alles ging nach Plan, außer dass Angelin von einem Querschläger erwischt wurde, der das bisschen, was er an Gehirn gehabt hatte, über Mulch und Moos des Unterholzes verspritzte. Aber obwohl es niemand so direkt sagte, war Angelin entbehrlich, und in jeder anderen Hinsicht war der Hinterhalt lehrbuchmäßig geglückt. Mussolinis zähe Kämpfer waren in Sekundenschnelle niedergemäht worden - alle bis auf einen Jugendlichen, der seine Waffe wegwarf, stammelnd um sein Leben flehte und aus kurzer Entfernung liquidiert werden musste.

Aber alles, was er während jener endlosen Wartezeit wahrgenommen hatte, war das fahle Licht gewesen, das durch die Bäume fiel, und die rauschende Stille, die nur durch das kratzende Geräusch gestört wurde, das sein Kamerad beim Graben machte. Angelin hatte ein kleines Messer mit einer kurzen Klinge angesetzt und höhlte gewissenhaft den Hang vor der Eiche aus, hinter der sie sich versteckt hielten. Schließlich ging ihm das Schaben auf die Nerven. »Was machst du da?«, flüsterte er gereizt.

Angelin lächelte ausdruckslos, beinahe spöttisch. »Ich rieche was.«

Als Antwort hatte er einen Fluch gemurmelt. Es war nicht nur das Geräusch, das ihm auf die Nerven ging, es war die ganze Situation. Jeder wusste, dass Angelin gleich nach dem Dorftrottel kam, und es war Strafe genug, dass er dazu abgestellt worden war, ihm auf der anderen Straßenseite Gesellschaft zu leisten, wo sowieso nichts passierte. Er konnte sich schon vorstellen, was die anderen gesagt hatten, damals bei dem Vorbereitungstreffen, zu dem er nicht eingeladen worden war. »Stecken wir den Kleinen zu Angelin. Da kann er wenigstens keinen Schaden anrichten.« Sie hatten nie vergessen, dass er irgendwann einmal vor lauter Aufregung das Feuer bereits eröffnet hatte, noch bevor der Befehl dazu ergangen war, und dadurch beinahe die ganze Aktion gefährdet hatte. Letztlich war nichts...


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Autor

Michael Dibdin, geboren 1947 in Wolverhampton, studierte englische Literatur in England und Kanada. Vier Jahre lehrte er an der Universität von Perugia. Bekannt wurde er durch seine Figur Aurelio Zen, einen in Italien ermittelnden Polizeikommissar. Elf Bände dieser Krimiserie sind erschienen.Michael Dibdin wurde mit dem CWA Gold Dagger und dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet. Seine Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und von der BBC als TV-Serie verfilmt. Er starb 2007 in Seattle.

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