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Kalte Schüsse

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am01.01.2017
Kurz nach Weihnachten wird eine Kickboxerin in ihrem Badezimmer tot gefunden, wenig später wird die Leiche einer älteren Frau entdeckt, beide mit einem Deformationsgeschoss getötet. Und doch suchen die Ermittler Staatsanwältin Regina Flint und Kriminalpolizist Bruno Cavalli zunächst vergeblich nach weiteren Gemeinsamkeiten zwischen den Mordfällen. Einzig Lukasch, ein ukrainischer Bekannter der Kickboxerin, zieht mit seinem Schweigen Verdacht auf sich. Führt die Spur in den Osten? Als man den »Adler« auf offener Straße erschießt, wird klar: Der Täter schreckt vor nichts zurück. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Petra Ivanov verbrachte ihre Kindheit in New York. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie die Dolmetscherschule und arbeitete als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Journalistin. Heute ist sie als Autorin tätig und gibt Schreibkurse an Schulen und anderen Institutionen. Ihr Debütroman Fremde Hände erschien 2005. Ihr Werk umfasst Kriminalromane, Thriller, Liebesromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Kolumnen. Petra Ivanov hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. zweimal den Zürcher Krimipreis (2010 und 2022).
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextKurz nach Weihnachten wird eine Kickboxerin in ihrem Badezimmer tot gefunden, wenig später wird die Leiche einer älteren Frau entdeckt, beide mit einem Deformationsgeschoss getötet. Und doch suchen die Ermittler Staatsanwältin Regina Flint und Kriminalpolizist Bruno Cavalli zunächst vergeblich nach weiteren Gemeinsamkeiten zwischen den Mordfällen. Einzig Lukasch, ein ukrainischer Bekannter der Kickboxerin, zieht mit seinem Schweigen Verdacht auf sich. Führt die Spur in den Osten? Als man den »Adler« auf offener Straße erschießt, wird klar: Der Täter schreckt vor nichts zurück. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Petra Ivanov verbrachte ihre Kindheit in New York. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie die Dolmetscherschule und arbeitete als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Journalistin. Heute ist sie als Autorin tätig und gibt Schreibkurse an Schulen und anderen Institutionen. Ihr Debütroman Fremde Hände erschien 2005. Ihr Werk umfasst Kriminalromane, Thriller, Liebesromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Kolumnen. Petra Ivanov hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. zweimal den Zürcher Krimipreis (2010 und 2022).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293306363
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum01.01.2017
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3608 Kbytes
Artikel-Nr.3421512
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1


Regina Flint umfasste den Griff der P228. Das Metall fühlte sich kalt an. Nebelfetzen krochen in die Ärmel ihrer Jacke. Sie fröstelte. Konzentriert baute sie ihr Gleichgewicht von unten auf. Erst dann nahm sie die linke Hand zu Hilfe, um die rechte zu stützen.

Ein eisiger Luftzug streifte ihr Haar und wehte ihr eine helle Strähne ins Gesicht. Sie blies sie weg und hob die Pistole. Während sie mit dem Finger den Abzug suchte, atmete sie langsam aus.

Es begann zu schneien. Feine Flocken, kaum von Regen zu unterscheiden, tauchten aus der Dunkelheit in den Kegel des Flutlichts ein. Dort führten sie einen hektischen Tanz auf und verschwanden anschließend wieder im Nichts.

Regina fixierte das Korn und fasste den Druckpunkt. Vorsichtig zog sie den Abzug. Als ein lauter Knall den Dezemberabend erfüllte, zuckte sie unweigerlich zusammen.

»Gut gemacht!«, sagte Tobias Fahrni. Mit seinen geröteten Wangen sah der Polizist aus wie ein Junge, der sich im Schnee vergnügte.

»Ich habe schon wieder abgerissen«, sagte Regina.

»Das kommt noch. Versuch den Druckpunkt ganz langsam zu fassen und dann schön durchzuziehen. Willst du es noch einmal mit Flobertpatronen probieren?« Das Schießen mit Kleinkalibermunition war sanfter, die Sportpistole leichter als die P228.

Regina nahm das leere Magazin heraus und reichte Fahrni seine SIG-Sauer. »Das reicht für heute, danke. Ich hole Cavalli vor der Feier am Bahnhof ab.« Bruno Cavalli war Fahrnis Vorgesetzter beim Kapitalverbrechen II, kurz KV.

»Er könnte dir das Schießen viel besser beibringen«, sagte Fahrni zum wiederholten Mal. »Ich bin wirklich nicht besonders gut.«

»Ich möchte nicht, dass er davon erfährt! Du hast es versprochen.«

»Ich verrate nichts! Ich verstehe einfach nicht, warum du es ausgerechnet von mir lernen willst.«

Regina wusste genau, warum. Cavalli war zu gut. Vermutlich würde er mit geschlossenen Augen ins Schwarze treffen und damit die Latte zu hoch legen. Zudem setzte er Regina seit Jahren unter Druck, sich endlich eine Waffe anzuschaffen. Er war der Meinung, als Bezirksanwältin sei sie besonderen Gefahren ausgesetzt. Regina hatte sich geweigert, teils aus Abneigung gegenüber Schusswaffen, teils aus Trotz gegenüber Cavalli. Schließlich hatte sie sich jedoch eingestehen müssen, dass Schießkenntnisse ihr Sicherheit verliehen.

»Weil ich dich mag«, erklärte Regina.

Fahrni sah zweifelnd zu ihr hoch, während er Patronenhülsen einsammelte. »Was schenkst du Juri und Irina?«

Regina seufzte. »Wenn ich das wüsste. Ich werde mich am Hauptbahnhof umsehen. Auf dem Weihnachtsmarkt finde ich bestimmt etwas.« Der bevorstehende Hochzeitsapéro des Kriminalpolizisten Juri Pilecki schlug ihr aufs Gemüt. Vor zwei Jahren hatte sie im Zusammenhang mit einem Mordfall eine Razzia in einem Nachtlokal angeordnet. Gemeinsam mit anderen Frauen war Irina Kyrytschuk dem Migrationsamt vorgeführt worden, weil sie ohne Bewilligung als Tänzerin gearbeitet hatte. Regina hatte zwar von der Beziehung zwischen Pilecki und der Ukrainerin gewusst, sie war aber davon ausgegangen, dass sich Kyrytschuk legal in der Schweiz aufhielt. Während der Einvernahme hatte sich Kyrytschuk über die Schweizer Justiz geärgert, die zwar an ihrer Aussage im Zusammenhang mit einem Mordfall interessiert war, ihr im Gegenzug aber keine Arbeitsbewilligung ausstellte.

»Warum hat sie mich überhaupt eingeladen? Irina mag mich nicht.«

»Vermutlich, damit sie die erste Begegnung mit dir hinter sich bringen kann. Früher oder später werdet ihr euch über den Weg laufen. Besser früher, denke ich.« Fahrni war aufgestanden und warf die Hülsen in einen Eimer. Er löschte die Flutlichter und fügte hinzu: »Sie wird es nicht einfach haben.«

Regina folgte ihm zum Parkplatz. An der Windschutzscheibe seines Opels klebte Schnee. Fahrni ballte die Masse zu einem schweren Klumpen und zielte auf eine Straßenlaterne.

»Freust du dich auf deine neue Stelle?«, fragte er und sah dem Schneeball, der sein Ziel weit verfehlte, enttäuscht nach.

»Und wie. Ich war lange bei der Bezirksanwaltschaft. Es wird Zeit für etwas Neues. Allerdings nehme ich alle meine pendenten Fälle mit, so ganz neu wird es also nicht.«

»Aber du darfst dich Staatsanwältin nennen!« Aus Fahrnis Mund klang die Berufsbezeichnung wie ein Adelstitel.

Regina lachte. »Ja, aber das könnte ich auf der BAZ auch.« Die Reform der Zürcher Untersuchungsbehörden sah vor, die Bezeichnung Bezirksanwalt demnächst abzuschaffen. Regina wechselte zur Staatsanwaltschaft IV für Gewaltdelikte. Als sie sich beworben hatte, hatte sie sich keine großen Chancen ausgerechnet. Stellen bei der STA IV waren begehrt, da die Fälle interessant und komplex waren. Das Anforderungsprofil war hoch. Doch Regina gehörte bereits nach der ersten Vorstellungsrunde zu den Favoritinnen. Als sie schließlich die Zusage erhielt, konnte sie ihr Glück kaum fassen.

Vor ihnen tauchte der Bahnhof auf. Fahrni hielt an der Bushaltestelle und vergewisserte sich, dass Regina wirklich die S-Bahn nehmen wollte. Sie versicherte ihm, dass sie schneller am Hauptbahnhof wäre, und stapfte durch den Schneematsch.

Neben dem gigantischen Swarovski-Weihnachtsbaum sahen die Stände wie Zwerghütten aus. Regina reihte sich in den Strom der Besucher ein und wurde in den schmalen Durchgang geschwemmt. Eine halbe Stunde später tauchte sie ohne Geschenk am anderen Ende der Bahnhofshalle wieder auf. Sie sah auf die Uhr. Noch dreißig Minuten, bis Cavallis Zug ankam.

Ein Stand mit Matrioschkas zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Der Verkäuferin entging Reginas Blick nicht, und sie streckte ihr eine blaue Puppe entgegen.

»Eine Spezialanfertigung. Dieses tiefe Blau finden Sie sonst nirgendwo.«

Regina musterte das großzügige Lachen auf dem Holzgesicht.

Die Verkäuferin legte Regina die Matrioschka in die Hand. »Sie kostet nur vierzig Franken.«

Sie war schwer. Im Gegensatz zu ihren filigran verzierten Artgenossinnen war sie grob, wie Schweizer Holzspielzeug. Es wurde ihr bewusst, dass sie auch für Irinas Tochter Katja ein Geschenk brauchte. Kurz entschlossen kaufte sie die Matrioschka.

Die Verkäuferin lobte ihre Wahl und holte Seidenpapier hervor. »Im Rossija erhalten Sie übrigens das ganze Jahr hindurch Matrioschkas. Kennen Sie den Laden?« Als Regina verneinte, erklärte sie: »Er liegt im Seefeld, Tramhaltestelle Höschgasse. Wenn Sie sich auf dieser Liste mit Name und Adresse eintragen, halten wir Sie über unsere Produkte auf dem Laufenden.«

»Nein, danke.«

»Dann frohe Weihnachten.« Die Verkäuferin reichte Regina die Plastiktüte.

»Danke, das wünsche« Ein heftiger Stoß in die Rippen verschlug Regina die Sprache. Sie stolperte und verlor das Gleichgewicht. Im selben Augenblick wurde ihr die Tüte entrissen.

»Was soll das!«

Ein Passant griff ihr unter die Arme. »Alles in Ordnung? Haben Sie sich wehgetan?«

Regina stand auf und sah, wie ein Polizist in Zivil dem Dieb hinterherspurtete.

»Es geht schon, danke.«

Der Passant deutete auf ihre Handtasche. »Wenigstens hat er die nicht erwischt.«

Die Verkäuferin baute sich hinter ihrer Ware auf, als könnte sie so weitere Diebe abschrecken.

Regina wandte sich genervt dem Stand zu. »Haben Sie noch eine ähnliche Matrioschka?«

Mitleidig schüttelte die Verkäuferin den Kopf. »Das war die letzte, aber ich ...« Sie fixierte etwas hinter Regina, und ein Lachen hellte ihr breites Gesicht auf.

Regina drehte sich um. Der Polizist kam mit der Plastiktüte in der Hand zurück.

»Der Kerl ist über alle Berge, aber die Tüte habe ich erwischt.« Er streckte sie Regina hin.

»Vielen Dank!«, sagte sie. »Es ging so schnell.«

»Diese Diebe sind geübt. Sie tauchen aus dem Nichts auf und sind im Nu wieder weg. Da haben Sie gar keine Chance.«

»Und erwischt werden sie nie.« Regina reichte ihm die Hand. »Regina Flint. Ich bin - war - bei der BAZ.«

»Dann kennen Sie sich ja bestens aus. Marko Simonovic.« Er musterte sie mit ernsten, tief liegenden Augen. »Die Diebe werden immer dreister. Es ist ihnen egal, ob sie Spuren hinterlassen. Sie kommen in die Schweiz, gehen zwei, drei Wochen ihren Geschäften nach und verschwinden wieder nach Rumänien, Georgien, wo immer sie herkommen.«

Regina hatte den Eindruck, dass der Polizist sich persönlich für die Taten der Kriminaltouristen verantwortlich fühle. »Diesem Dieb haben Sie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nochmals vielen Dank!«

»Passen Sie auf Ihre Handtasche auf!« Simonovic richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Menschenmenge in der Bahnhofshalle.

Regina sah auf die Uhr. Cavallis Zug würde bald eintreffen. Rasch kaufte sie im Shopville eine Flasche Champagner und eine Glückwunschkarte für das Hochzeitspaar und kritzelte »Gutschein« unter das Bild der zwei Champagnergläser. Wofür? Einen Opernbesuch? Ein romantisches Essen? Mit Karte und Kugelschreiber in der Hand bahnte sie sich einen Weg durch das Gedränge.

Sie sah Cavalli...


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Autor

Petra Ivanov verbrachte ihre Kindheit in New York. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie die Dolmetscherschule und arbeitete als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Journalistin. Heute ist sie als Autorin tätig und gibt Schreibkurse an Schulen und anderen Institutionen. Ihr Debütroman Fremde Hände erschien 2005. Ihr Werk umfasst Kriminalromane, Thriller, Liebesromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Kolumnen. Petra Ivanov hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. zweimal den Zürcher Krimipreis (2010 und 2022).

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