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Ein fast perfektes Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.02.2024
Rose Napolitano ist eine Frau, die weiß, was sie will. Sie ist als Professorin und Wissenschaftlerin beruflich erfolgreich, ein Kind zu haben war nie Teil ihres Lebensplans. Ihr Ehemann Luke hat ihr vor der Ehe versprochen, dass auch für ihn ein Kind nicht wichtig sei. Doch nun hat Luke seine Meinung geändert. Er will, dass sie Schwangerschafts-Vitamintabletten nimmt, sie fragt sich nach wie vor, ob sie überhaupt Mutter sein möchte, und nimmt die Tabletten nicht, obwohl sie es Luke versprochen hat. Es kommt zum Streit, und am Ende ist ihre Ehe ein Scherbenhaufen. Doch dann streiten die beiden wieder. Dieses Mal nimmt der Streit einen anderen Verlauf - und damit auch Rose' Zukunft. Kann sie tatsächlich die einzige Gewissheit in ihrem Leben aufgeben? Kann sie sich ein völlig anderes Leben vorstellen? Wie bei einem Blick in ein Kaleidoskop erzählt der Roman neun mögliche Wege, wie das Leben von Rose Napolitano verlaufen könnte - einer Frau, die vor einer Entscheidung steht, von der sie weiß, dass sie ihr Leben für immer verändern wird.
»Ein fast perfektes Leben« ist unter dem Titel »Die neun Leben der Rose Napolitano« bei btb im Hardcover erschienen.

Donna Freitas, Jahrgang 1972, ist Wissenschaftlerin, Professorin und Schriftstellerin. Sie ist Autorin erfolgreicher Kinder- und Jugendbücher und eines Memoirs. Ihre journalistischen Arbeiten erschienen u.a. in The New York Times, The Washington Post und The Boston Globe, zahlreiche Auftritte in Radio und Fernsehen, Vorträge an über 200 US-Colleges zum Thema sexuelle Gewalt. Freitas hat an verschiedenen renommierten US-Universitäten gelehrt und unterrichtet heute Creative Writing an der Fairleigh Dickinson University. »Die neun Leben der Rose Napolitano« ist ihr Debütroman für Erwachsene. Donna Freitas lebt in Brooklyn.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextRose Napolitano ist eine Frau, die weiß, was sie will. Sie ist als Professorin und Wissenschaftlerin beruflich erfolgreich, ein Kind zu haben war nie Teil ihres Lebensplans. Ihr Ehemann Luke hat ihr vor der Ehe versprochen, dass auch für ihn ein Kind nicht wichtig sei. Doch nun hat Luke seine Meinung geändert. Er will, dass sie Schwangerschafts-Vitamintabletten nimmt, sie fragt sich nach wie vor, ob sie überhaupt Mutter sein möchte, und nimmt die Tabletten nicht, obwohl sie es Luke versprochen hat. Es kommt zum Streit, und am Ende ist ihre Ehe ein Scherbenhaufen. Doch dann streiten die beiden wieder. Dieses Mal nimmt der Streit einen anderen Verlauf - und damit auch Rose' Zukunft. Kann sie tatsächlich die einzige Gewissheit in ihrem Leben aufgeben? Kann sie sich ein völlig anderes Leben vorstellen? Wie bei einem Blick in ein Kaleidoskop erzählt der Roman neun mögliche Wege, wie das Leben von Rose Napolitano verlaufen könnte - einer Frau, die vor einer Entscheidung steht, von der sie weiß, dass sie ihr Leben für immer verändern wird.
»Ein fast perfektes Leben« ist unter dem Titel »Die neun Leben der Rose Napolitano« bei btb im Hardcover erschienen.

Donna Freitas, Jahrgang 1972, ist Wissenschaftlerin, Professorin und Schriftstellerin. Sie ist Autorin erfolgreicher Kinder- und Jugendbücher und eines Memoirs. Ihre journalistischen Arbeiten erschienen u.a. in The New York Times, The Washington Post und The Boston Globe, zahlreiche Auftritte in Radio und Fernsehen, Vorträge an über 200 US-Colleges zum Thema sexuelle Gewalt. Freitas hat an verschiedenen renommierten US-Universitäten gelehrt und unterrichtet heute Creative Writing an der Fairleigh Dickinson University. »Die neun Leben der Rose Napolitano« ist ihr Debütroman für Erwachsene. Donna Freitas lebt in Brooklyn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641311827
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum14.02.2024
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1614 Kbytes
Artikel-Nr.11382846
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Vier

22. September 2004
Rose, Leben 1-9

»Rose, es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss.«

Das sagt Luke, nachdem er sich ein Stück Tuna Roll in den Mund geschoben hat. Er kaut, nimmt dann ein weiteres Sushi mit den Stäbchen auf. Thunfisch-Maki mag er am liebsten. Spicy und knusprig, nicht knusprig, Inside out, Outside in. Luke bestellt sich immer nur Sushi mit Thunfisch. »Eins Spicy, eins normal, noch eins normal«, sagt er dann zum Kellner. Ich mache mich über seine immer gleiche Wahl lustig, und dann lachen wir. Es ist eine von diesen Marotten, die man irgendwann an einem Menschen lieben lernt, einfach weil man diesen Menschen am allerliebsten auf der Welt hat.

Ich bin so sehr mit meiner eigenen Sushiplatte beschäftigt - jede Menge Lachs, ein bisschen Aal, ein bisschen Yellowtail -, dass mir Lukes ernster Ton zuerst nicht auffällt. »He, kann ich was von deinem Thunfisch abhaben?«, frage ich zerstreut und zeige mit den Stäbchen auf seinen Teller. »Du hast doch an die zwanzig Stück davon.«

Luke schnappt sich ein Spicy-Crunchy-Teil und legt es auf meinen Teller. »Rose, hast du eigentlich gehört, was ich gerade gesagt habe?«

Ich lächele. »Ja, äh ...« Ich bin entspannt und genieße das Essen, weil wir heute etwas zu feiern haben. Letzte Woche hat Luke das erste Mal landesweit ein Foto in der Zeitung gehabt. Seither trudeln immer mehr anspruchsvolle Aufträge ein. »Tut mir leid, was wolltest du sagen?«

»Ich denke in letzter Zeit viel über Kinder nach«, sagt er.

Ich lehne mich ruckartig in meinem Stuhl zurück. »Kinder?« Ich bin erschrocken, als wäre allein die Erwähnung dieser kleinen Wesen gleichbedeutend mit der Sichtung eines Einhorns unter den anderen Gästen. Unglaublich.

Luke legt seine Stäbchen quer über die winzige Schale mit der Sojasauce. »Kannst du dir irgendwie vorstellen, dass du es dir doch noch anders überlegst mit dem Kinderkriegen? Ich meine, dass es für uns im Leben was anderes geben könnte als Arbeit und Freunde? Vielleicht könnten wir ja ... äh ... noch mal drüber reden, was meinst du?«

Ein ziemlich holpriger Versuch seinerseits, und auffallend wortreich dazu; wenn einer meiner Studenten in einem Seminar einen solchen Vortrag halten würde, müsste ich ihn bitten, das Ganze noch einmal zu überarbeiten.

Am allerschlimmsten ist jedoch, dass ich es hasse, wenn man mir solche Fragen stellt.

Luke weiß, wie sehr ich es hasse.

Wann immer ich jemandem sage, dass ich keine Kinder will, dass Luke und ich nicht vorhaben, welche zu kriegen, schauen mich die Leute auf diese ganz bestimmte Weise an, und dann sagen sie irgendwas Herablassendes nach dem Motto, ich würde meine wahre Bestimmung erst erkennen, wenn ich Mutter geworden bin. Als wären wir Frauen qua Definition Mütter im Standby-Modus. Als erfolgte das Frauwerden zeitgleich mit dem Mutterwerden, eine Art latente genetische Veranlagung, die sich erst zeigt, wenn eine Frau ein bestimmtes Alter erreicht hat. Irgendwann merken Frauen, dass diese Veranlagung die ganze Zeit vorhanden war und sich nur noch nicht gezeigt hat.

Das bringt mich auf die Palme.

Zu Luke sagen die Leute nie so etwas.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Ich spüre deutlich, wie sich meine Stirn in Falten legt. »Ich soll es mir mit dem Kinderkriegen anders überlegen?« Meine Stimme klingt eine Oktave höher. »Kennen wir uns nicht irgendwoher?« Ich lache. Ein lahmer Witz. Erst jetzt merke ich, wie ernst es Luke ist. »Wieso, hast du es dir denn anders überlegt?« Auf einmal schwant mir nichts Gutes.

Er nimmt sich lange Zeit für seine Antwort. So lange, dass mir auf einmal ganz flau im Magen wird, dass ich so hastig meine Stäbchen ablege, dass eins davon vom Tisch rollt und zu Boden fällt. Ich lasse es liegen.

»Na ja, ich habe mir gedacht, dass ich doch ganz gern ein Kind hätte«, sagt Luke.

Mir bleibt der Mund offen stehen, wird trocken. »Ganz gern?«

Er zuckt mit den Achseln. »Ich denke einfach, wenn wir älter werden und keine Kinder haben, tut es uns am Ende vielleicht leid.« Das sagt er ganz langsam, betont jede Silbe sorgfältig.

Der Kellner eilt herbei und legt ein frisches Paar Stäbchen auf den Tisch. Auf einmal wird mir ganz heiß. Ich weiß nicht, was ich Luke sagen soll. Genauer gesagt weiß ich es schon, aber wenn ich das laut sage, kriegen wir Krach.

Doch dann sehe ich, wie traurig Luke aussieht, und strecke meine Hand nach ihm aus. »Du weißt doch, was ich darüber denke, Luke. Ich möchte nicht, dass wir heute Abend streiten.« Ich schaue ihm in die Augen. »Ich liebe dich so sehr.«

»Rose.« Luke seufzt so tief, dass ich fast fürchte, er sinkt gleich über dem Tisch zusammen. »Ich will doch auch keinen Streit.«

Was ich wirklich gemeint habe, ist, dass für mich das Thema beendet ist. Aber das hat Luke offenbar ganz anders verstanden.

»Könntest du nicht einfach noch mal drüber nachdenken? Über das Kinderkriegen? Und ob du deine Meinung nicht ändern könntest? Weil damals, als wir uns kennenlernten und ich dir gesagt habe, ich wollte keine Kinder, da war ich wirklich davon überzeugt. Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass ich meine Meinung ändern könnte. Aber dann haben Chris und seine Frau ein Kind bekommen«, fährt Luke fort und erklärt, dass es genau diese Wirkung auf ihn gehabt habe, als er erlebte, wie sein bester College-Freund Vater wurde. »Wenn ich dann diese Fotos für meine anderen Freunde mache, die jetzt alle Kinder haben, denke ich, wie es wohl wäre, wenn ich auch mit dir, Rose, ein Kind hätte. Wäre es nicht wundervoll, so ein kleines Wesen in die Welt zu setzen? Glaubst du nicht, dass wir zusammen ein unglaublich tolles Baby haben würden?«

Nein, nein, nein. Weil ich nie ein Kind haben wollte.

»Willst du das denn nicht auch?«

Nein. Auf keinen Fall. Niemals.

Ich bemühe mich so sehr, meinem Mann Gehör zu schenken und die Argumente in Betracht zu ziehen, warum er seine Meinung geändert hat. Und seine Argumente kommen mir durchaus vernünftig vor. Sie sind vernünftig. Ich kann verstehen, dass man von einer Sache überzeugt ist, wenn man zwanzig ist, und einem im Lauf der Zeit bewusst wird, dass man etwas ganz anderes denkt und seine Meinung geändert hat.

Natürlich liegt das Problem darin, dass Luke mir deshalb seine Gründe darlegt, damit ich meine eigenen Gründe, die dagegensprechen, überdenke. Und dass ich diejenige sein muss, die Kinder für ihn bekommt, damit sich für Luke diese neue Hoffnung auf Kinder erfüllen kann.

Ich hätte wissen sollen, dass dieses Gespräch irgendwann kommt. Schon vor heute Abend hat es Anzeichen dafür gegeben. Im Grunde waren sie offensichtlich gewesen. Aber was hatte ich getan? Ich hatte meine Augen vor ihnen verschlossen, genau das. Aber die Wandlung in ihm war auch graduell gewesen. So subtil, dass ich sie einfach nicht wahrhaben wollte. Wenn Luke das Thema Kinder anschnitt, tat er es indirekt, in Zusammenhängen, die so weit von unserer potenziellen Wirklichkeit entfernt waren, dass ich beschließen konnte, es zu ignorieren - und das hatte ich getan, und zwar schon eine ganze Weile. Aber es verhielt sich so ähnlich wie bei einer Krebspatientin, die meint, wenn sie ihre Krankheit ignoriert, wird sie den Krebs davon abhalten, in ihrem Körper zu streuen und sie umzubringen.

Ich erinnere mich noch, wie Luke und ich damals in Rom Hand in Hand durch Trastevere gingen. Wir waren im Urlaub und hatten den auch dringend nötig. An allen Ecken gab es kleine Restaurants mit Tischen im Freien, an denen Menschen Wein tranken und köstliche Pasta verspeisten. Es war schwülwarm, aber das störte mich nicht. Luke und ich stießen immer mal wieder beim Gehen zusammen, auf die angenehme Art, wie es Paare beim Herumschlendern tun, wenn sie keine Eile haben und einfach den Nachmittag genießen.

Die Wohnung, in der wir abgestiegen waren, war winzig und lag im oberen Stockwerk eines Hauses. Sie bestand praktisch nur aus Terrasse, und wir fanden sie wunderbar. Damals waren wir bereits einige Jahre verheiratet und genossen es sehr, diese Auszeit von der Arbeit zu nehmen und einfach nichts zu tun, außer auf unserer Terrasse mit Büchern und Zeitschriften zu relaxen und den ganzen Nachmittag zu essen und zu trinken, bis wir pappsatt und wie benommen vom Genießen waren. Früher an diesem Tag hatte ich draußen im Schatten gesessen und einen Krimi gelesen, als Luke zu mir herauskam. Aus einem leidenschaftlichen Kuss wurde eine wilde Knutscherei, die dann in ebenso wildem Sex endete. Zuerst hatten wir Angst, jemand würde uns sehen, aber am Ende war es uns einfach egal.

Für mich fühlte es sich so an, als wären wir noch einmal in den Flitterwochen.

»Wir sollten das öfters machen«, sagte ich zu Luke, während wir durch die römischen Straßen schlenderten. So hatten Luke und ich uns schon lange nicht mehr gefühlt. Gerade dachte ich, dass wir ja aus genau diesem Grund diese Reise gemacht hatten - um wieder ein Paar zu sein, das sich am helllichten Tag liebte, wenn ihm danach war. »Wir sollten das jetzt jeden Nachmittag tun, solange wir hier sind.«

Lukes Augen funkelten. »Die Nachbarn sind aber vielleicht nicht so begeistert.«

»Wir können ja versuchen, diskret zu sein. Wir waren doch diskret!«

»Wir müssten noch diskreter sein«, sagte Luke, aber ich sah ihm an, dass er meinen Vorschlag toll fand. Ziemlich toll.

Wir schauten uns die Speisekarte an, die vor einer kleinen Trattoria hing, gingen weiter, betrachteten die...

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