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Bitterkaltes Land

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am14.02.20242024
Auf dem Heimweg von einer Feier kommen Banu Kurto?lu und Stella Brandes zufällig an einem brennenden Waldhäuschen vorbei. Die Journalistin Viktoria Beck kommt darin um. Der erste Verdacht fällt auf Becks Ex-Mann. Doch auch ihre Arbeit gerät in den Fokus der Ermittlungen, denn diese führte sie ins Alte Land zu einer Familie, die glaubt, von Dämonen heimgesucht zu werden. Als sich ein Zusammenhang zwischen dem Flammentod und der Familie abzeichnet, müssen die Kommissarinnen erkennen, dass das Grauen erst begonnen hat.

Regine Seemann, 1968 in Hamburg geboren, lebt mit Ehemann, Sohn und einem Rudel Katzen nahe der Fischbeker Heide, dem südwestlichsten Teil Hamburgs. Sie hat Deutsch und Biologie auf Lehramt studiert und arbeitet seit mehreren Jahren als Schulleiterin einer Hamburger Grundschule, was ähnlich spannend ist wie Krimis schreiben. Ihr Interesse an der Geschichte ihrer Heimatstadt spiegelt sich in ihren Krimis wider, die neben der Handlung in der Gegenwart auch immer ein Stück Hamburger Vergangenheit aufgreifen. Mehr Informationen zur Autorin finden Sie auf der Facebook-Seite: Regine Seemann Autorin
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAuf dem Heimweg von einer Feier kommen Banu Kurto?lu und Stella Brandes zufällig an einem brennenden Waldhäuschen vorbei. Die Journalistin Viktoria Beck kommt darin um. Der erste Verdacht fällt auf Becks Ex-Mann. Doch auch ihre Arbeit gerät in den Fokus der Ermittlungen, denn diese führte sie ins Alte Land zu einer Familie, die glaubt, von Dämonen heimgesucht zu werden. Als sich ein Zusammenhang zwischen dem Flammentod und der Familie abzeichnet, müssen die Kommissarinnen erkennen, dass das Grauen erst begonnen hat.

Regine Seemann, 1968 in Hamburg geboren, lebt mit Ehemann, Sohn und einem Rudel Katzen nahe der Fischbeker Heide, dem südwestlichsten Teil Hamburgs. Sie hat Deutsch und Biologie auf Lehramt studiert und arbeitet seit mehreren Jahren als Schulleiterin einer Hamburger Grundschule, was ähnlich spannend ist wie Krimis schreiben. Ihr Interesse an der Geschichte ihrer Heimatstadt spiegelt sich in ihren Krimis wider, die neben der Handlung in der Gegenwart auch immer ein Stück Hamburger Vergangenheit aufgreifen. Mehr Informationen zur Autorin finden Sie auf der Facebook-Seite: Regine Seemann Autorin
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839278345
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum14.02.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.5
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12608341
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Montag, der 30. April 2018

Kriminalkommissarin Stella Brandes legte ein Küchlein auf ihren Teller und stach mit der Gabel hinein. Sofort ergoss sich ein See geschmolzener Schokolade aus seinem Inneren. Stella konnte nicht anders, als den Finger hineinzutauchen und ihn genüsslich abzulecken. Von der rechten Seite hörte sie das missbilligende Schnalzen ihrer Kollegin Banu KurtoÄlu.

»Eigentlich dachte ich, dass ich heute davon verschont bleiben würde, jemanden auf Tischmanieren hinweisen zu müssen, aber ist wohl Fehlanzeige.«

»Du meinst, weil du deinen Sohn gerade nicht damit nerven kannst, nervst du mich?«

Banu grinste. »Was soll´s?«, sagte sie, nahm ihre Gabel, teilte ein kleines Stück von Stellas Schokokuchen ab und steckte es sich in den Mund. »Einen ganzen Kuchen schaffe ich nicht.«

»Das glaube ich dir sogar. Du bist nur noch ein Strich in der Landschaft.« Stella musterte ihre Kollegin amüsiert. Trotz ihrer fast täglichen und langjährigen Zusammenarbeit hatte sie Banu bisher selten auf feierlichen Anlässen gesehen. Im Alltag hatte ihre Kollegin kein sicheres Händchen für das Kombinieren von Farben. Bestenfalls konnte man viele ihrer verwegenen Farbzusammenstellungen als Colour Blocking durchgehen lassen. Geschminkt war sie hingegen meistens eher schlicht.

Aber heute, auf der Hochzeitsfeier ihres Chefs, hatte Banu mit Sicherheit völlig unbewusst ihr figurbetontes dunkelrotes Paillettenkleid stilsicher mit einem schlichten schwarzen Bolero kombiniert. Zudem hatte sie alles aufs Gesicht getan, was die Schminktasche hergegeben hatte. Und das zeigte Wirkung. Stella war aufgefallen, dass einige ihrer männlichen Kollegen Banu verwundert ansahen und vor allem Theo vom Verfassungsschutz einen so langen und verzückten Blick auf Banus Dekolleté warf, dass seine Frau ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen stieß. Banu allerdings schien von alledem nichts mitzukriegen. Sie hatte neuerdings aufgehört, ihre streichholzkurzen Haare zu färben, und der silbrige Grannylook hob ihre großen braunen Augen mit den dichten Wimpern äußerst vorteilhaft hervor.

Seit ungefähr einem Jahr joggte Banu regelmäßig und hatte vor einigen Monaten auch mit Krafttraining begonnen. Stella kam nicht umhin zu bemerken, dass dies einiges für den Körper ihrer Kollegin getan hatte. »Ach was, ich mache nur Spaß«, sagte sie. »Du siehst toll aus.«

Langsam ging die Sonne unter und warf ihr orangenes Licht auf die Pflanzen des Gartencenters. Thorsten Fock und Katharina Mayer-Paretzki, die seit ziemlich genau zehn Stunden verheiratet waren, hatten eine gemeinsame Leidenschaft: ihr Garten und alles, was in ihm grünte und blühte. Und so war es nur folgerichtig, dass sie ihre Hochzeit in einem Gartencenter kurz hinter der nördlichen Stadtgrenze Hamburgs feierten, das Katharinas Cousin gehörte. Zwischen den Pflanzen im Außenbereich waren Tische unter Pavillons mit transparenten Dächern aufgestellt worden, und Hunderte von Strahlern würden die Szenerie erleuchten, wenn das Tageslicht ganz verschwunden war. Schon jetzt bei Sonnenuntergang hatte das Ganze etwas von einem Märchenwald. Stella fand es sehr praktisch, dass Thorsten alle Gäste, die er von seiner Polizeiarbeit kannte, an einen Tisch gesetzt hatte. Denn sie hatten noch etwas vor. Sie gab ihrem Kollegen Dario Wilks ein Zeichen, dieser bückte sich und griff nach der großen Reisetasche, die er unter dem Tisch versteckt hatte. »Ich verteile die Accessoires, und dann geht´s los«, flüsterte er verschwörerisch.

Es gab Menschen, die Angst hatten, sich nachts im Wald aufzuhalten. Für Viktoria galt das nicht. Gerade im späten Frühjahr war der nächtliche Wald ein Fest für die Sinne. Im Mondlicht schimmerten die verschiedenen Grüntöne der Blätter und Moose und das Unterholz knackte unter dem Gewicht der tierischen Waldbewohner, die nachts auf Beutezug gingen oder vor ihren Jägern flohen. Viktoria sog den erdigen Geruch des vom gestrigen Regen noch nassen Waldbodens ein und stand dann von ihrer Yogamatte auf, um ihre heutige Meditation zu beenden. Es gab noch einiges zu tun und sie hatte das Gefühl, dass ihr die Zeit davonlief. Spätestens Ende der Woche wollte sie ihre Notizen in die richtige Reihenfolge gebracht haben, um einen strukturierten Rahmen für ihre Arbeit zu schaffen. Viktoria griff nach ihrer Wasserflasche, ging die rund fünfzig Schritte zu dem kleinen windschiefen Häuschen und stieß die Tür auf, die nur lose angelehnt war. Während der letzten Stunde war sie vollends in ihr inneres Selbst versunken gewesen und hatte Kraft daraus gezogen. Nun war sie bereit, die Nacht durchzuarbeiten.

*

»Im Präsidium nachts um halb eins«, säuselte Stella und legte ihren Kopf auf die Schultern des Rechtsmediziners Thies Seligmann. Banu bremste scharf, um den Feldhasen zu verschonen, der gerade sehr unbesonnen über die Landstraße hoppelte. Da sie keinen Alkohol trank, musste sie bei jeglichen Festivitäten als Autofahrerin herhalten. Und so natürlich auch heute.

»Wir waren toll«, bemerkte ihr Kollege Gunnar und klopfte Stella auf den Oberschenkel. Und auch Banu war ein kleines bisschen stolz auf ihren Auftritt bei der Hochzeit ihres Chefs. Singen war eigentlich gar nicht ihr Ding. Aber gemeinsam mit den anderen elf Mitarbeitern aus dem Präsidium und drei Kollegen von der Rechtsmedizin hatten sie einen ganz passablen Chor abgegeben und das umgedichtete Hamburger Liedgut recht stimmig präsentiert. Um halb zwei Uhr morgens schien es Banu, als wäre sie die einzig nüchterne Person auf der Feier. Da sie versprochen hatte, ihren Sohn Can am nächsten Mittag zum Flughafen zu bringen, hatte sie um kurz nach zwei rigoros angefangen, ihre Mitfahrer einzusammeln.

Die Landstraße kam ihr endlos vor, und es steigerte nicht gerade ihre Stimmung, als Dario sie bat, rechts ranzufahren, weil er sich übergeben musste. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte eine schlafende Stella, die leise vor sich hin schnarchte. Die Kapitänsmütze, die sie nach ihrem Auftritt nicht mehr hatte absetzen wollen, war ihr vom Kopf gerutscht und auf den Schoß von Thies Seligmann gefallen. Dieser grinste angeheitert, versuchte jedoch, möglichst wenig Körperkontakt zu Stella zu halten. Banu vermutete, er fürchtete die Missbilligung seiner Frau, wenn jemand ihr berichtete, dass er einen Arm um eine der attraktivsten Polizistinnen Norddeutschlands geschlungen hatte. Der Rechtsmediziner hielt seine eigenen Knie umklammert und drückte sich gegen die linke Tür des Autos. Rechts neben Stella saß ihr Kollege Gunnar, dem gerade buntes Konfetti aus dem Haar rieselte. Er schien Banu der Nüchternste von allen ihren Fahrgästen zu sein. Interessant war, dass fast alle Kolleginnen und Kollegen ohne Anhang zu der Feier gekommen waren.

Stellas Lebensgefährte, der Schauspieler Jupiter Jones, drehte gerade eine Folge der Serie »Im Namen der Ahnen« auf einer kleinen nordfriesischen Hallig und war dort nicht abkömmlich. Dario hatte ihnen bereits vor einiger Zeit mitgeteilt, dass er momentan einen männlichen Partner hatte und nicht wusste, wie fortschrittlich das Hamburger Polizeiwesen im Bereich der sexuellen Orientierung sei. Er wollte dies nicht unbedingt auf der Hochzeitsfeier seines Chefs erforschen. Von Thies Seligmann wusste Banu nur, dass er gerade erst aus den USA zurückgekommen war, wo er ein Jahr auf der berühmten Body Farm in Tennessee verbracht hatte, um Leichen in ihren verschiedenen Verwesungszuständen zu studieren. Sie meinte sich allerdings zu erinnern, dass er einige Monate vor seiner Abreise in die Staaten eine deutlich jüngere Frau geheiratet hatte. Aber auch sie fehlte heute auf der Hochzeitsfeier. Und Banu hatte weder Lust gehabt, ihren Ehemann Tim mitzunehmen, noch hatte er sich dafür interessiert, seine Frau zu begleiten. Schon vor längerer Zeit hätten sie sich eingestehen müssen, dass ihre Ehe mittlerweile nicht mehr war als eine Eltern-WG. Banu mochte vieles an Tim und das würde mit Sicherheit immer so bleiben. Aber von der früheren leidenschaftlichen Liebe war nichts geblieben. Sie hatte das Gefühl, dass er ebenso dachte, sie hatten jedoch bisher nicht miteinander darüber gesprochen. Banu war jetzt Mitte fünfzig. Sie war sich nicht sicher, ob ihr ein Leben als sexuell inaktive Mitbewohnerin in einer zugegebenermaßen schönen Altbauwohnung im angesagten Stadtteil Eimsbüttel für den Rest ihres Lebens reichen würde. Gerade in der letzten Zeit, in der sie sich selbst zunehmend attraktiver fand, wuchsen die Zweifel daran.

Dario ließ sich schwer auf den Beifahrersitz fallen, und Banu reichte ihm ein Taschentuch. »Jetzt fühle ich mich auf einen Schlag wieder nüchtern«, sagte er. »Ich weiß genau, den letzten Jägermeister hätte ich nicht mehr trinken sollen.« Er zuckte mit den Schultern. »Na ja, nachher ist man immer schlauer. Ich frage mich nur, warum man dieselben Fehler immer wieder macht.«

Banu startete den Wagen, und eine Weile fuhren sie schweigend die regennasse Landstraße entlang. Der plötzlich gegen Mitternacht begonnene Sturm hatte Zweige und Laub auf die Fahrbahn geweht, und Banu musste phasenweise sehr konzentriert fahren, um Hindernissen in Form von dicken Ästen auszuweichen.

»Liegt da hinten etwa ein Baum auf der Straße?«, fragte Dario und kramte sein Smartphone aus der Tasche.

Banu verdrehte genervt die Augen. »Na toll, das hat gerade noch gefehlt. Was sagt Maps denn zu einer Umleitung?«

»Wir könnten umkehren und dann einen Bogen um das Waldgebiet machen. Das würde die Fahrt allerdings um etwa eine Stunde verlängern.« Banu hielt direkt vor dem Baumstamm, der sie am Weiterfahren hinderte. Leider gab es weder links noch rechts eine Möglichkeit, an dem Hindernis vorbeizukommen, da die...

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Autor

Regine Seemann, 1968 in Hamburg geboren, lebt mit Ehemann, Sohn und einem Rudel Katzen nahe der Fischbeker Heide, dem südwestlichsten Teil Hamburgs. Sie hat Deutsch und Biologie auf Lehramt studiert und arbeitet seit mehreren Jahren als Schulleiterin einer Hamburger Grundschule, was ähnlich spannend ist wie Krimis schreiben. Ihr Interesse an der Geschichte ihrer Heimatstadt spiegelt sich in ihren Krimis wider, die neben der Handlung in der Gegenwart auch immer ein Stück Hamburger Vergangenheit aufgreifen.
Mehr Informationen zur Autorin finden Sie auf der Facebook-Seite: Regine Seemann Autorin