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Liebe geht anders

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am19.10.2010
Wie geht Liebe? Und was kann der Panda dafür?
Die Liebe ist schuld. An allem. Daran, dass der türkische Gemüsehändler sie mit dem Landsmann vom 99-Cent-Laden verkuppeln will. Daran, dass sie bei dem Anblick von Tomatenstrünken am liebsten losheulen würde. Und daran, dass sie nun wieder Farbeimer nach Hause schleppen muss, um ihr Badezimmer zu streichen. Das tut Daphne immer, wenn sich einer aus dem Staub macht. Deshalb reichen ihr die Farbeimer schon bis unters Kinn. Dabei ist sie doch jung, hübsch, intelligent und lustig. Liebe geht anders - und sie wird es ihr zeigen. Ihr und diesem Plüschpanda!

Katarina Fischer wurde 1982 in Hamburg geboren. Nach zwei lehrreichen Jahren in London lebt sie seit 2006 wieder in der Hansestadt, arbeitet als Fotoredakteurin, Gelegenheits-DJ und schreibt. Mehr Katarina Fischer im Internet unter katarinafischer.blogspot.com.
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Produkt

KlappentextWie geht Liebe? Und was kann der Panda dafür?
Die Liebe ist schuld. An allem. Daran, dass der türkische Gemüsehändler sie mit dem Landsmann vom 99-Cent-Laden verkuppeln will. Daran, dass sie bei dem Anblick von Tomatenstrünken am liebsten losheulen würde. Und daran, dass sie nun wieder Farbeimer nach Hause schleppen muss, um ihr Badezimmer zu streichen. Das tut Daphne immer, wenn sich einer aus dem Staub macht. Deshalb reichen ihr die Farbeimer schon bis unters Kinn. Dabei ist sie doch jung, hübsch, intelligent und lustig. Liebe geht anders - und sie wird es ihr zeigen. Ihr und diesem Plüschpanda!

Katarina Fischer wurde 1982 in Hamburg geboren. Nach zwei lehrreichen Jahren in London lebt sie seit 2006 wieder in der Hansestadt, arbeitet als Fotoredakteurin, Gelegenheits-DJ und schreibt. Mehr Katarina Fischer im Internet unter katarinafischer.blogspot.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641049379
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum19.10.2010
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse650 Kbytes
Artikel-Nr.1003822
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

PROLOG - DER HÖFLICHE TÜRKE

In meiner Straße gibt es einen türkischen Gemüseladen, dessen Besitzer ich immer den höflichen Türken nenne. Der Grund dafür ist, dass er, sobald ich sein Geschäft betreten habe, hinter seinem Tresen hervorkommt, sich eines der Plastikkörbchen von dem Stapel neben der Tür greift und fragt: »Was wünschen Sie?« Zur Unterstreichung seiner Höflichkeit lächelt er, anscheinend ehrlich erfreut. Ich sage ihm, was ich brauche, und er wählt alles höchstpersönlich aus und legt es in meinen Korb, den er für mich trägt. Das ist sehr höflich von ihm.

Trotzdem wäre es mir eigentlich lieber, wenn er mich selbst meine Karotten, Kartoffeln und Tomaten aussuchen ließe. Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich eine Wahl, ich würde keinen Korb für meinen Einkauf benutzen. Das ist nämlich in etwa so, als würde man mit dem Auto in den Keller fahren. Umständlich und unnötig. Weil ich lächerlich wenig einkaufe. Ein Bund Radieschen und eine Birne zum Beispiel, oder eine Zehe Knoblauch und eine Aubergine. Ich kaufe nicht etwa so wenig ein, weil ich kein Gemüse mag. Ich brauche nur einfach nicht so viel davon. Ich koche schließlich für mich allein. Ich bin Single.

Das geht vielen Menschen so. Manchmal habe ich das Gefühl, es gibt mehr von unserer Sorte als von den anderen. Den Beziehungsleuten. Die bedauern uns und wir beneiden sie, so geht das Spiel. Es ist allgemein bekannt und akzeptiert, wer besser dran ist. Die anderen nämlich. Beziehung - gut, Single sein - schlecht. Ich glaub inzwischen schon selbst daran.

Ich hätte gern einen Mann. Aber ich finde keinen. Ich glaube, es gibt zwei mögliche Gründe dafür, dass eine Frau Single ist. Grund eins: Sie hat Pech mit sich selbst. Sie ist hässlich wie die Nacht, langweilig wie das Sommerloch, hat keinen Sinn für Humor oder Charme oder die Fähigkeit geradeaus zu denken, ist ein Mauerblümchen, eine graue Maus ... Okay, nicht jede von uns kann Audrey Hepburn sein, aber meistens ist das Problem doch ein anderes. Grund zwei, warum eine Frau Single ist: Sie hat Pech mit Männern.

Ich habe Pech mit Männern.

Der höfliche Türke kannte mich schon eine Weile, als er sich eines Tages räusperte und mich so ansah, als hätte er etwas Wichtiges mit mir zu besprechen. Ich war gerade dabei, eine Gurke und zwei Mandarinen zu bezahlen. Abwartend sah ich ihn an. Es schien ihn etwas Überwindung zu kosten, zu sagen, was er zu sagen hatte. Er war schließlich ausgesprochen höflich. Doch dann traute er sich:

»Warum du kaufen immer nur so wenig?«

»Wie?«

»Du immer kaufen nur wenig, andere kaufen mehr. Du kaufen woanders? Billiger?«

»Nein, nein, ganz sicher nicht.« Und weil er mir offensichtlich nicht glaubte, fügte ich noch hinzu: »Versprochen.«

»Dann warum du nur kaufen so wenig?«

»Das liegt daran, dass ...« Ich zögerte. Es erschien mir bizarr, meine Lebenssituation vor diesem Mann auszubreiten. Dass ich jeden Abend für mich allein am Herd stand und genau eine Portion zubereitete. Dass ich mich dann auf mein Sofa setzte und allein aß, als Gesellschaft nur den Fernseher, meinen einzigen Freund. Dass ich alle traurigen Klischees einer alleinstehenden jungen Frau erfüllte. Abgesehen davon, dass ich keine Katze besaß. Meine war vor vier Jahren gestorben.

Der Gemüsehändler verzog keine Miene. Er wartete. Was sollte ich tun? Weglaufen? Das erschien mir dann doch zu albern.

»Das liegt daran ... ich bin, tja, also ... Single.«

Das Wort kam aus meinem Mund wie der Name einer peinlichen Krankheit. Und das völlig unbeabsichtigt.

»Single?« Er hatte keine Ahnung, was ich meinte.

»Ich habe keinen Freund.«

»Du nicht haben Freunde?«

»Nein, ich meine, ich habe keinen Mann.«

»Oh!« Der höfliche Türke machte einen kleinen Schritt zurück und produzierte missbilligende schnalzende Laute mit seinem Mund. Offensichtlich war er der Meinung, dass ich log. »Das ich nicht glauben. Du sicher haben Mann. Und jetzt du kaufen diese Kilo Rosenkohl hier.«

Diese Reaktion kannte ich schon. Diese Reaktion hätte ich sammeln und für zwei Euro das Stück verkaufen können, dann wäre ich jetzt Millionärin. Ich war schließlich eine attraktive achtundzwanzigjährige Frau. Klar hatte ich einen Freund. Klar sprachen mich jeden Abend ein Dutzend Kerle an und mit der Hälfte davon ging ich dann auch einen Kaffee trinken und später ins Bett. Klar! Aber in der Realität kaufte ich abends nach Feierabend zwei Tomaten beim höflichen Türken und sah mir dann irgendeinen Schrott im Fernsehen an. Allein. Weil ich eben Pech mit Männern hatte.

Warum glaubte mir das niemand, wenn es sogar Menschen gab, die sicher waren, dass Elvis noch lebt. War das denn so viel wahrscheinlicher?

»Nein, vielen Dank, ich brauche keinen Rosenkohl. Ich sage die Wahrheit: Ich bin Single.« Fast entschuldigend zuckte ich mit den Schultern.

Der höfliche Türke nickte verständnisvoll und schenkte mir einen Apfel. Das war auch besser so. Ich mag keinen Rosenkohl.

 


Ein typischer Singleabend ist ziemlich unspektakulär. Ich komme nach Hause, es ist dunkel. Ich mache Licht an, ziehe mir die Schuhe aus und die Jacke. Dann bereite ich das Abendbrot zu. Für mich allein.

Zeitweilig hatte ich mit Tomaten ein Problem, oder vielmehr: mit den Strünken. Das hing natürlich auch mit einem Mann zusammen, mit dem ich Pech gehabt hatte. Dabei ging es mit ihm eine ganze Zeit lang gut. Auch wenn mich seine merkwürdige Vorliebe für Tomatenstrünke irritierte. Ich fand es befremdlich, aber ich gewöhnte mich daran. Kaum hatte ich das getan, ließ er mich sitzen und setzte sich nach Hawaii ab, um dort ein entspanntes Leben am Strand zu führen. Zusammen mit dem dicken Mädchen, mit dem er mich ohnehin schon lange betrogen hatte. Ich blieb zurück mit nichts als einem gebrochenem Herzen und der Frage, was er an mir gefunden hatte, wenn er offensichtlich so etwas wie sie wollte: meinen Anti-Zwilling!

Da war ich, meine dunkelbraunen Haare zu einem kinnlangen Bob geschnitten (Modellschnitt beim Frisör. Wer kein Geld hat, muss mutig sein.), die Haut blass, die Lippen rot wie Schneewittchen, die Beine dünn wie Streichhölzer, keine Kurven am Körper, aber immer ein schönes Kleid. Auf der anderen Seite war sie: einen Kopf kleiner als ich, blond, ein braungebranntes Gesicht, das man vergaß, sobald man es sah, überall rund, Arsch, Brüste, Oberschenkel, in Flip-Flops und khakibraunen Shorts. Und auch, wenn das vermutlich das passende Outfit für eine Insel wie Hawaii ist - was hatte er sich nur dabei gedacht?

Ich heule heute nicht mehr beim Anblick eines Tomatenstrunks. Aber es hat lange gedauert, dahin zu kommen. Männer hinterlassen eben ihre Spuren. Und bei dem sicheren Pech, das ich mit ihnen habe, sollte ich es wohl besser nicht darauf ankommen lassen, andere Lebensmittel wegen emotionaler Unverträglichkeit von meiner Nahrungsliste streichen zu müssen. Ich tu es aber trotzdem.

Warum?

Es ist allgemein bekannt und akzeptiert, dass es ein schönes Gefühl ist, nicht allein durchs Leben zu gehen. Ich finde, das hört sich einleuchtend an. Und erstrebenswert.

 


Als ich ein paar Tage nach unserem Gespräch wieder beim höflichen Türken vorbeischaute, um eine Zucchini und zwei Zwiebeln zu kaufen, war er nicht allein im Laden. Neben ihm stand ein Mann, der ohne weiteres sein Zwillingsbruder hätte sein können: dieselbe untersetzte Figur, derselbe angegraute Haarkranz, dieselbe knubbelige Nase. Ich schloss die Tür hinter mir, nickte den beiden Männern hinter dem Tresen zu und beeilte mich, zu den Einkaufskörben zu kommen. Entgegen jeder Gewohnheit machte der Gemüsehändler aber keine Anstalten, das Gleiche zu tun. Er und sein Zwilling blieben an ihrem Platz hinter dem Tresen stehen und grinsten mich breit an, wie zwei Staubsaugervertreter mit Fladenbrotheiligenscheinen. Irritiert suchte ich mir Zwiebeln und eine Zucchini aus und legte meinen Einkauf auf den Verkaufstresen. Doch der höfliche Türke ignorierte das. Statt die Ware abzuwiegen und Zahlen in seine Registrierkasse zu tippen, machte er eine ausladende Handbewegung in die Richtung seines Zwillings.

»Darf ich vorstellen: Das Herr Yaral!«

Herr Yaral nickte kurz und strahlte mich dann weiter an, als hätte ihm eine grausame Person das Grinsen mit Uhu ins Gesicht geklebt.

Ich versuchte ein Lächeln, was mir in dieser Situation schwerfiel, denn da war etwas im Busch, und ich gehöre nicht zu den Menschen, die sehr gut die Ruhe bewahren können, wenn sie zwar wissen, dass da etwas im Busch ist, aber nicht genau, worum es sich bei dieser Sache im Busch handelt. Wobei das ja meist der Fall ist, solange sich die Sache noch im Busch befindet.

»Guten Abend, Herr Yaral.«

Wieder ein Nicken, und ich hätte schwören können, dass Herr Yarals Grinsen dabei noch um einige Zentimeter gewachsen war - auch wenn das rein anatomisch absolut unmöglich war.

»Herr Yaral ist Geschäftsmann, wie ich. Er besitzen Geschäft an der Ecke, sehr gute Geschäft. Sehr erfolgreich. Er verkaufen viele Dinge.«

»Nur 99 Cent!«, warf Herr Yaral ein.

Beide sahen mich erwartungsfroh an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Also sagte ich: »Wie nett!«

»Herr Yaral fahren VW.«

»Passat!«

»Gut für Wasserkisten«, steuerte ich bei. Das hatte ich zumindest mal irgendwo gehört.

»Er haben zwei Töchter und eine Sohn, aber keine Frau, Frau leider tot.« Der höfliche Türke und Herr Yaral ließen beide wie...
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Katarina Fischer wurde 1982 in Hamburg geboren. Nach zwei lehrreichen Jahren in London lebt sie seit 2006 wieder in der Hansestadt, arbeitet als Fotoredakteurin, Gelegenheits-DJ und schreibt. Mehr Katarina Fischer im Internet unter katarinafischer.blogspot.com.