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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am15.02.2010Auflage
Eigentlich sollte es nur ein harmloses Spiel sein: wildfremde Leute beobachten. Aber der Mann im grauen Anzug, dem Gudrun quer durch Berlin folgt, wird direkt vor dem Pergamonmuseum entführt! Für Gudrun und ihre Freunde Dags und Olaf steht fest: Sie müssen dem Mann irgendwie helfen. Als die Polizei ihre Aussage für ein Hirngespinst hält, wird ihnen klar, dass sie ganz auf sich allein gestellt sind. Und so beginnt für die drei Kinder eine aufregende Jagd durch die Hauptstadt.

Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Produzent von Kinderfilmen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEigentlich sollte es nur ein harmloses Spiel sein: wildfremde Leute beobachten. Aber der Mann im grauen Anzug, dem Gudrun quer durch Berlin folgt, wird direkt vor dem Pergamonmuseum entführt! Für Gudrun und ihre Freunde Dags und Olaf steht fest: Sie müssen dem Mann irgendwie helfen. Als die Polizei ihre Aussage für ein Hirngespinst hält, wird ihnen klar, dass sie ganz auf sich allein gestellt sind. Und so beginnt für die drei Kinder eine aufregende Jagd durch die Hauptstadt.

Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Produzent von Kinderfilmen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646920826
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum15.02.2010
AuflageAuflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse685 Kbytes
Artikel-Nr.1012788
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



MITTWOCH

Kapitel 1

Sommerstadt

Romeo saß bewegungslos zwischen Pippi Langstrumpf und Kalle Blomquist unter dem Tisch. Seine feinen Schnurrhaare zitterten kaum merklich, als er witternd die Nase in die Luft hob.

»Füller«, sagte Dags leise und eindringlich. »Wo ist der Füller, Romeo?«

Die schwarzen Knopfaugen der Ratte blitzten, während ihr nackter Schwanz unruhig über den Parkettboden schlug. Winzige Staubpartikel wirbelten auf und schimmerten im Sonnenlicht, das durch das hohe weiße Fenster fiel.

Dags hatte den Füller am Ende eines kunstvoll verschachtelten Labyrinths versteckt. Die Seitenwände der Gänge, die sich durch das ganze Zimmer erstreckten, bestanden aus aufgestapelten Büchern, Musikkassetten, CD-Hüllen und Comic-Alben. Romeo hatte bereits zwei erfolglose Anläufe unternommen, den Irrgarten zu durchqueren, und es sah nicht so aus, als wäre er dazu bereit, auch noch einen dritten Versuch zu starten. Er kratzte sich hinter den Ohren und zuckte zusammen, als aus dem Flur das Klingeln des Telefons ertönte.

»Füller«, wiederholte Dags ungeduldig. »Jetzt mach endlich! Ich hab dir das verdammte Ding schon mindestens zehnmal unter die Nase gehalten!«

Dagmars Vater hatte Romeo aus dem Labor mitgebracht, als die Ratte kaum sechs Wochen alt gewesen war, und ihn damit vor dem traurigen Schicksal seiner dort gezüchteten Artgenossen bewahrt, die als Versuchstiere für Krebsexperimente dienten. Dags hatte das kleine schwarzweiß gefleckte Knäuel vom ersten Augenblick an gemocht und Romeo hatte ihre Zuneigung ebenso rasch erwidert. Ihre gegenseitige Liebe war zum Ausgangspunkt einer Reihe von Experimenten geworden, von denen bisher leider keines zum Erfolg geführt hatte. Das einzige Kunststück, das Romeo beherrschte, bestand darin, sich auf die Hinterbeine zu stellen und seinen Oberkörper hin und her zu wiegen, wenn man ihm etwas zu fressen anbot. Dags fand, er wirke dabei ungefähr so graziös wie ein besoffener Balletttänzer.

Sie seufzte und beugte sich zu Romeo herab. Er sprang auf ihre rechte Hand, lief wieselflink den Arm hinauf und kuschelte sich, auf der Schulter angekommen, an ihren Hals. Vorsichtig balancierte sie über das Labyrinth hinweg zur Fensterbank, wo der Rattenkäfig stand, und hielt Romeo dabei einen Käsecracker unter die Nase.

Wiegen, wiegen, wiegen ... Dann griffen die zierlichen Pfoten zu und ein Sprühregen aus Krümeln rieselte auf den Boden herab.

»Ich weiß, dass du nicht so blöd bist, wie du tust«, murmelte Dags und kraulte Romeo unter dem Kinn. »Irgendwann wird es klappen.«

Der Kopf ihrer Mutter erschien im Türspalt. »Gudrun ist am Telefon.« Sie ließ den Blick über das Chaos schweifen, das sich zu ihren Füßen ausbreitete. »Was veranstaltest du denn hier schon wieder?«

»Ich versuche Romeo dazu zu bringen, sich an einmal gesehene und benannte Gegenstände zu erinnern und sie dann unter erschwerten Bedingungen wiederzufinden.«

»Aha ...« Frau Kreuzer runzelte die Stirn.

»Es ist vollkommen harmlos«, sagte Dags.

»Das hast du auch behauptet, als du letztes Jahr den Orientteppich im Arbeitszimmer mit deinem selbst entwickelten Fleckenmittel behandelt hast.«

»Falsche Formel«, verteidigte sich Dags schuldbewusst. Das Fleckenmittel hatte tiefe Löcher in den sündhaft teuren Teppich geätzt und ihr den dreimonatigen Verlust ihres Taschengelds beschert.

»Nun ja«, erwiderte Frau Kreuzer. »Ich hoffe, du findest unter diesen erschwerten Bedingungen alles wieder, was du in dem Labyrinth verarbeitet hast. Womit ich sagen will -«

»- dass ich den Krempel schleunigst aufräumen soll, ich weiß.« Dags nahm Romeo von der Schulter, setzte ihn in den Käfig und klappte den Drahtdeckel herab. »Mach ich gleich.«

»Und ... Dagmar?«

»Hmm?«

»Kümmere dich ein bisschen um Gudrun, ja?« Der Kopf ihrer Mutter war verschwunden, bevor Dags antworten konnte.

Einen Moment lang blieb sie noch am Fenster stehen und sah hinaus. Ein Windstoß fuhr durch die Zweige der dicht belaubten Bäume, die den Blick auf die Fassaden der gegenüberliegenden Jugendstilhäuser versperrten.

Ausgerechnet Gudrun ...!

Dags stieß einen leisen Fluch aus. Romeo, der sich am Maschendraht des Käfigs aufgerichtet hatte und sie mit glänzenden Augen beobachtete, gab ein klägliches Fiepen von sich. Kurz entschlossen nahm sie ihn wieder aus seinem Gefängnis, setzte ihn zurück auf ihre Schulter und schlappte hinaus in den Flur, wo das Telefon stand.

Gudrun Berger war ihre Cousine. Vor einem halben Jahr war sie mit ihrer geschiedenen Mutter aus einer westdeutschen Kleinstadt in den Ostteil Berlins gezogen, wo das Bankunternehmen, für das Frau Berger arbeitete, eine Filiale eingerichtet hatte. Seit dem Umzug waren Gudrun und ihre Mutter öfters bei den Kreuzers zu Besuch gewesen, während Dags und ihre Eltern nur einmal den Weg vom Westen in den Osten gemacht hatten. Dags hatte pflichtbewusst versucht sich mit ihrer Cousine anzufreunden, aber Gudrun war schweigsam und in sich zurückgezogen gewesen - eine Folge der Scheidung, wie Dagmars Vater vermutete. Nach einer Weile hatte sie jeden weiteren Annäherungsversuch aufgegeben. Ihr Vater hatte übrigens, wie Dags bei diesen Gelegenheiten festgestellt hatte, nicht viel mit seiner Schwester gemeinsam.

Außer einer Vorliebe für diese bescheuerten altmodischen Namen, dachte sie, als sie den Telefonhörer in die Hand nahm.

»Ja?«

»Hallo, Dagmar. Ich stehe auf dem Ku´damm, in der Nähe vom Café Kranzler?« Gudruns irritierende Art, Feststellungen wie Fragen klingen zu lassen, fiel Dags nicht zum ersten Mal auf und ging ihr gehörig auf die Nerven. »Ich dachte, du hättest vielleicht Lust mitzukommen.«

»Wohin?«

»Na ja, in den Zoo?«

»Da war ich schon mindestens zehnmal.«

»Oh.«

Eine Pause trat ein, in der Dags nichts hörte als Gudruns ruhiges Atmen und das gedämpfte Rauschen des Straßenverkehrs auf dem Kurfürstendamm, Berlins größter Einkaufsstraße und einstiger Promeniermeile. Romeo beschnupperte neugierig ihre Wange. »Warum bist du nicht gleich bis zu uns gekommen?«, unterbrach sie endlich die Stille.

»Das wollte ich. Ich, also, ich bin am Savignyplatz ausgestiegen und dann ... dann hab ich mich verlaufen. Ich könnte aber noch mit dem Bus -«

»Nein, nein! Du bist ja sowieso schon fast am Zoo.« Dags überlegte schnell. »Weißt du, in welche Richtung du gehen musst, um zum Bahnhof zu kommen?«

»Ja.«

»Okay. Direkt am Bahnhofsvorplatz, rechts von den Bushaltestellen, ist ein McDonald´s. Da treffen wir uns in zwanzig Minuten.«

»Ist gut.« Gudruns Stimme klang erleichtert. »Dann also bis gleich.«

Dieser Quatsch wäre mir erspart geblieben, wenn wir in Urlaub gefahren wären, dachte Dags, als sie den Hörer auflegte. Sie erinnerte sich an ihre Enttäuschung, als ihr Vater vor vier Wochen einen lang erwarteten Forschungsauftrag erhalten hatte, mit dem die geplanten Ferien in Ägypten ins Wasser gefallen waren. Herr Kreuzer würde für die nächsten Monate ans Labor gefesselt sein und Dagmars Mutter war durch nichts dazu zu bewegen, ihren Mann sich selbst zu überlassen.

»Du weißt doch, wie er ist«, hatte sie erklärt. »Wenn man nicht auf ihn aufpasst, verhungert er. Oder er geht im Pyjama ins Labor - wenn er überhaupt einen trägt - und wir haben eine Anzeige wegen öffentlicher Erregung am Hals.«

»Erregung öffentlichen Ärgernisses«, hatte Dags sie verbessert und dann vorgeschlagen: »Ich könnte ohne euch nach Ägypten fliegen. Claus fährt doch auch allein an die Atlantikküste.«

»Das ist etwas anderes, dein Bruder ist volljährig. Ich weiß, dass alle deine Freunde in Urlaub gefahren sind. Aber du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich dich mit deinen zwölf Jahren allein durch die Weltgeschichte reisen lasse?«

»Fast dreizehn.«

»Wenn überhaupt, kannst du bei einer dieser Ferienfreizeiten mitmachen. An der Ostsee ist es auch ganz nett.«

Dags hatte dankend abgelehnt. Als ihr Bruder kurz darauf mit seinen Freunden nach Frankreich aufgebrochen war, hatte sie in ihrem Zimmer gesessen, sich mit Schokolade vollgestopft und vor Wut geheult.

Und jetzt das, dachte sie. Statt Nil, Sphinx und Pyramiden unter afrikanischer Sonne ein Haufen Affenkacke im Berliner Zoo - und Gudrun. Schöne Aussichten ...

»Was wollte Gudrun?«, rief ihre Mutter aus der Küche.

»Sich mit mir treffen, um in den Zoo zu gehen. Ich hole sie jetzt ab.«

»Du warst doch schon so oft im Zoo.«

»Soll ich mich nun um sie kümmern oder nicht?«

Der Satz klang gereizter, als sie beabsichtigt hatte. Ihre Mutter gab keine Antwort. Dags ließ Romeo in die geräumige, von ihr selbst angenähte und mit einem Reißverschluss versehene Innentasche ihrer Jeansjacke gleiten und musterte sich in dem Spiegel, der über dem Telefontisch hing. Ein blaues und ein braunes Auge blickten zurück - die einzig wirklich auffälligen Merkmale in ihrem runden Gesicht, das von einem Wust widerspenstiger rotbrauner Locken eingerahmt wurde. Die unterschiedliche Farbe ihrer Augen war ein genetischer Zufall. Die Chance, so auf die Welt zu kommen, hatte ihr Vater ihr irgendwann begeistert erklärt, lag bei eins zu einer Million. Dags fand diese Tatsache wenig tröstend. Sie steckte ihre Haare mit zwei bunten Plastikkämmen nach hinten und bemerkte dabei einen Pickel auf ihrer Stirn.

Scheißgenetik, dachte sie. Scheißsommer!

Die Geldbörse war aus braunem, makellos verarbeitetem Leder. Ohne...


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Autor

Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Produzent von Kinderfilmen.