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Kannawoniwasein 1: Kannawoniwasein! Manchmal muss man einfach verduften

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am31.05.2018Auflage
Kannawoniwasein! Da fährt Finn zum ersten Mal alleine mit dem Zug nach Berlin - und wird prompt beklaut. Zu allem Übel schmeißt ihn dann noch der Schaffner raus, mitten im Nirgendwo. Aber so lernt Finn Jola kennen, die immer einen flotten Spruch draufhat und weiß, wie man auf eigene Faust in die »Tzitti« kommt. Eine abenteuerliche Reise durch die Walachei beginnt, auf der die beiden einen Traktor kapern, im Wald übernachten, einem echten Wolf begegnen, Finns Rucksack zurückerobern - und richtig dicke Freunde werden. So spannend wie »Emil und die Detektive« und so cool wie »Tschick«.

Martin Muser ist freier Autor, Dramaturg und Dozent und lebt in Berlin. Neben Drehbüchern für das deutsche Fernsehen schreibt er besonders gerne Kinderbücher. Bei Carlsen erschien 2018 sein hochgelobtes Debüt »Kannawoniwasein - Manchmal muss man einfach verduften«, für das er mehrere Auszeichnungen bekam.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR7,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR8,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextKannawoniwasein! Da fährt Finn zum ersten Mal alleine mit dem Zug nach Berlin - und wird prompt beklaut. Zu allem Übel schmeißt ihn dann noch der Schaffner raus, mitten im Nirgendwo. Aber so lernt Finn Jola kennen, die immer einen flotten Spruch draufhat und weiß, wie man auf eigene Faust in die »Tzitti« kommt. Eine abenteuerliche Reise durch die Walachei beginnt, auf der die beiden einen Traktor kapern, im Wald übernachten, einem echten Wolf begegnen, Finns Rucksack zurückerobern - und richtig dicke Freunde werden. So spannend wie »Emil und die Detektive« und so cool wie »Tschick«.

Martin Muser ist freier Autor, Dramaturg und Dozent und lebt in Berlin. Neben Drehbüchern für das deutsche Fernsehen schreibt er besonders gerne Kinderbücher. Bei Carlsen erschien 2018 sein hochgelobtes Debüt »Kannawoniwasein - Manchmal muss man einfach verduften«, für das er mehrere Auszeichnungen bekam.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646929768
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum31.05.2018
AuflageAuflage
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2169 Kbytes
Artikel-Nr.2532834
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.
Hackmack mit der dicken Tüte

Finn schaut auf den leeren Platz neben sich und ist ein bisschen aufgeregt. Es ist das erste Mal, dass er ganz alleine mit dem Zug fährt. Er hat Mama und Papa schon tausendmal erklärt, dass er das kann. Aber Mama hat immer gesagt: Erst, wenn er zehn ist. Und bis dahin sind es eigentlich noch drei Wochen und zwei Tage. Aber das hier war ein absoluter Notfall: Papa musste ganz schnell ganz viele Bärlauch-Tofu-Buletten machen. Für ein Wellness-Hotel, wo die Gäste ganz viel Geld dafür bezahlen, dass sie nur so gesunde Sachen zu essen kriegen. Und weil das so ein wichtiger Auftrag war, hatte Papa keine Zeit, den ganzen Weg mit nach Berlin zu fahren wie sonst.

Papa hat Mama angerufen und sie haben gleich wieder rumgestritten und Papa hat ins Telefon geschrien: »Warum soll ich ihn immer bringen? Du könntest ihn ja auch mal abholen!« Und dann war es schon fast zu spät und sie mussten ganz schnell zum Bahnhof in Neustrelitz rasen.

Der Regionalexpress mit den Doppelstockwagen stand schon da. Papa ist kurz mit eingestiegen. Oben war noch fast alles frei und Finn hat sich gleich in die erste Vierergruppe gesetzt. Papa hat ihn umarmt und Keine-Angst-das-klappt-schon-alles gesagt. Dann ist er ganz schnell wieder ausgestiegen. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Türen zugegangen sind und der Zug losgefahren ist.

Finn hatte auch gar keine Angst. Ihm war höchstens ein bisschen mulmig im Bauch, weil alles so schnell gehen musste und er gar nicht richtig Tschüss sagen konnte. Draußen auf dem Bahnsteig ist Papa dann noch ein Stück neben dem anfahrenden Zug hergelaufen und hat gewinkt, bis Finn ihn nicht mehr sehen konnte.

Die Bremsen quietschen. Der Zug hält in Fürstenberg. Die Lautsprecherstimme sagt: »Sehr geehrte Fahrgäste, bitte achten Sie beim Ausstieg auf den Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteigkante.«

Ein paar Leute steigen aus, ein paar ein. Durchs Fenster sieht Finn einen Mann mit einer Bierdose in der Hand. Er hat es besonders eilig und drängelt sich in den Wagen, bevor die anderen ausgestiegen sind. Die Uhr auf dem Bahnsteig zeigt zehn Minuten nach sieben. Hinter dem Bahnhof leuchtet der Turm der Burg in der Abendsonne. Finn weiß, dass es eigentlich gar keine Burg ist, sondern ein altes Kraftfuttermischwerk. In der DDR wurde da massenweise Futter für Tiere gemacht. Das hat Papa ihm alles erklärt. Auch, dass die DDR eine Hälfte von Deutschland war, bevor beide Hälften wieder zusammenkamen. Das hieß Wiedervereinigung und ist schon ziemlich lange her. Da war Finn noch gar nicht auf der Welt.

Der Mann mit der Bierdose kommt die Treppe hochgepoltert. An seinem Handgelenk schlackert raschelnd eine große graue Plastiktüte. Finn denkt, dass der Mann vielleicht einer von diesen Müllsammlern ist, die manchmal durch die Züge gehen. Aber statt Müll zu sammeln, lässt der Mann seine Tüte auf den Sitz gegenüber von Finn fallen und setzt sich selbst daneben. »Na, Kleener, allet schick?«

Er zieht den Reißverschluss seiner Trainingsjacke auf und prostet Finn über den Tisch zu:

»Hoch die Tassen.«

Finn kann seinen Bier-Atem riechen und schaut schnell wieder aus dem Fenster. Er hasst es, wenn Leute ihn Kleener nennen. Erstens ist er gar nicht klein, sondern der Drittgrößte in der Klasse und zweitens soll er ja auch nicht einfach Hey, Alter zu einem Erwachsenen sagen. Obwohl: So richtig erwachsen sieht der Mann gar nicht aus. Er hängt breitbeinig auf dem Sitz und trägt ein verwaschenes T-Shirt mit dem Aufdruck Hackmack. Soll das ein Name sein?

Verstohlen schaut Finn den Mann weiter an. Er hat so eine komische Frisur, wo die Haare oben lang und an den Seiten ganz kurz sind. Und in den Ohren dicke schwarze Ringe.

Der Mann bemerkt Finns Blick und grinst ihn an. »Fährste hier ganz alleene?«

Finn nickt knapp und versucht, nicht dauernd auf die Ohrläppchen zu starren. Die Löcher in den Ringen sind so groß, dass man durchgucken kann. Die Haut drum herum spannt wie ein Flitzegummi. Das tut bestimmt total weh.

Aber Hackmack scheint sich pudelwohl zu fühlen. Er nimmt einen großen Schluck aus der Dose, bläst die Backen auf und rülpst laut.

»Maulfurz«, sagt er und verzieht das Gesicht. »Sorry, aber der musste raus.« Er lacht und das Lachen klingt selbst wie ein langer Rülpser.

Finn zieht vorsichtshalber seinen Rucksack näher an sich heran. Mama und Papa haben es immer wieder gesagt. Bestimmt hunderttausend Mal: Wenn ihm jemand komisch vorkommt oder so, soll er anrufen. Finn hat nur genervt genickt: Jaha, das weiß er doch seit hunderttausend Jahren. Immer machen sich die Erwachsenen Sorgen, dass irgendwas passieren könnte.

Aber jetzt guckt er zur Sicherheit doch noch mal in seinem Rucksack nach. Alles da. Sein Handy, das Portemonnaie mit der Fahrkarte und die Box mit Papas Spezialstullen. Finn holt das Handy heraus und schaut auf das Display mit dem neuen Hintergrundbild: ein Foto von Teps. Er hat es gemacht, als Teps gegähnt hat, und mit ihren spitzen Zähnen sieht sie ein bisschen aus wie ein Säbelzahntiger.

Teps ... Das ist noch so eine Geschichte: Mama hat sie vor einem Jahr aus dem Tierheim geholt, nachdem Papa ausgezogen ist. Eltern können echt komisch sein: Jahrelang darf man kein Haustier haben. Und dann trennen sie sich und - schwups! - kriegt man eine Katze. Oder sie haben einen dringenden Job, und - schwups! - darf man alleine Zug fahren ...

Finn legt das Handy zurück in den Rucksack und zieht den Reißverschluss mit dem Krokodilanhänger zu. Eine Weile guckt er auf die Zickzackfäden der Oberleitungen draußen. Dann hört er ein metallisches Knacken. Auf der anderen Seite des Tisches drückt Hackmack an der Bierdose herum. Er reckt die Arme und gähnt.

»Ganz schön öde hier, was?«

Finn nickt wieder nur stumm. Hackmack lässt nicht locker.

»Willste ´ne Runde zocken?«

Er zieht ein Kartenspiel aus seiner Jacke und lässt die Karten knatternd durch die Luft fliegen. Von einer Hand in die andere.

»Gut, was?«, sagt er und grinst Finn an. »Pass uff, ick zeig dir mal ´n Trick.« Hackmack senkt verschwörerisch die Stimme und beugt sich über den Tisch, sodass Finn wieder seinen Bier-Atem riechen kann: »Ick kann nämlich zaubern.«

Hackmack hält ein paar Karten hoch und fächert sie auf. »Siehste die vier Karten hier? Karo-, Herz-, Pik- und Kreuz-Bube.«

Finn nickt achselzuckend.

»Die sind ´ne Bande. Und zusammen drehen die jetzt ´n richtig großes Ding.«

Hackmack schiebt die vier Buben zusammen und legt sie verdeckt auf den restlichen Kartenstapel.

»Mit dem Heli landen die heimlich oben auf dem KaDeWe ... dit Luxuskaufhaus ... kennste, oder? Der Erste geht ins Erdgeschoss und räumt die Schmuckabteilung aus ... Brillis, Uhren, Gold ...«

Hackmack nimmt die oberste Karte ab und steckt sie unten wieder in den Stapel.

»Der Zweite geht in die Herrenabteilung und klaut ´n schweineteuren Ledermantel ...«

Er nimmt die nächste Karte von oben, steckt sie in den Stapel und macht dann das Gleiche noch mal mit der dritten.

»Der Dritte fährt in die vierte Etage und holt sich ´n riesigen Flachbildfernseher und der Letzte, der geht in´ sechsten Stock ... Schlemmerabteilung ... und trinkt da ´ne Flasche Schampus ...«

Hackmack nimmt die vierte Karte ab und schiebt sie in den Stapel. »Aber, dann plötzlich ...!« Hackmack hebt den Kartenstapel hoch und reißt die Augen auf. »Wiuhwiuhwiuh! geht die Alarmanlage los. Die Bullen rücken an. Lalülala! Nix wie weg hier!«

Er klopft hektisch mit zwei Fingern auf den Stapel, als müsse er die darin versteckten Buben warnen.

»Und eins, zwei, drei, vier, Scharnier! - treffen sich alle Jungs wieder oben auf dem Dach und fliegen mit dem Heli auf und davon.«

Mit großer Geste hebt Hackmack die obersten vier Karten des Stapels ab und hält sie Finn triumphierend hin: Karo-, Herz-, Pik- und Kreuz-Bube.

»Da staunste, was?«

Finn nickt. Dabei staunt er gar nicht. Den Trick kennt er nämlich. Den hat Carlo ihm auch schon mal gezeigt. Nur mit Karstadt statt KaDeWe. Carlo ist Finns bester Freund. Sie kannten sich schon, da waren sie noch gar nicht auf der Welt, sondern noch in den Bäuchen von ihren Mamas. Die haben nämlich zusammen so einen Kurs gemacht, wo man alles übt für die Geburt. Und Mama sagt, dass Finn und Carlo immer gleichzeitig gezappelt haben, als hätten sie sich abgesprochen. Und bestimmt war es auch so, obwohl Finn sich nicht daran erinnern kann. Aber an den Kartentrick kann er sich erinnern. Der ist nämlich ganz einfach: Am Anfang muss man nur vier andere Karten so hinter den Buben verstecken, dass der andere sie beim Hochhalten nicht sehen kann. Wenn man die Karten dann oben auf den Stapel legt und nacheinander reinsteckt, bleiben die Buben die ganze Zeit oben liegen, weil man ja erst die dahinter versteckten Karten nimmt. Leider ist Carlo eine davon runtergefallen und Finn wusste dann gleich, wie es geht.

Finn schaut wieder aus dem Fenster. Draußen steht die Sonne ganz tief. Und der Mond ist auch schon da. Weiß und rund wie eine Pizza ohne Belag hängt er am Himmel. Davor drehen sich langsam Windräder und blinken ab und zu rot. Das ist, damit die Flugzeugpiloten sie sehen können und nicht versehentlich in sie reinfliegen. Die Windräder erzeugen Strom. Und Papa sagt, das ist gut für die Umwelt. Finn mag die Windräder. Er stellt sich vor, dass sie Roboter sind mit rot blinkenden Augen. Und sie winken immer mit den Armen, weil ihnen so...

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Autor

Martin Muser ist freier Autor, Dramaturg und Dozent und lebt in Berlin. Neben Drehbüchern für das deutsche Fernsehen schreibt er besonders gerne Kinderbücher. Bei Carlsen erschien 2018 sein hochgelobtes Debüt »Kannawoniwasein - Manchmal muss man einfach verduften«, für das er mehrere Auszeichnungen bekam.