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Sprachdenken im Mittelalter

E-BookPDFDRM AdobeE-Book
513 Seiten
Deutsch
De Gruytererschienen am26.05.20101. Auflage

The volume focuses on the Latin tracts produced in Paris around 1270 by the Danes Martinus and Boethius de Dacia on what is known as modistic grammar. The contours of this medieval linguistics become clear in the comparison with two further approaches to linguistic theory - four tracts by medieval Icelandic grammarians and Saussure's Cours de linguistique générale as a fundamental work in modern linguistics. The comparison then leads to a fundamental epistemological reflection on a possible typology of theoretical constructs in linguistics.



Angela Beuerle, Universität Hamburg.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR240,00
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Produkt

Klappentext
The volume focuses on the Latin tracts produced in Paris around 1270 by the Danes Martinus and Boethius de Dacia on what is known as modistic grammar. The contours of this medieval linguistics become clear in the comparison with two further approaches to linguistic theory - four tracts by medieval Icelandic grammarians and Saussure's Cours de linguistique générale as a fundamental work in modern linguistics. The comparison then leads to a fundamental epistemological reflection on a possible typology of theoretical constructs in linguistics.



Angela Beuerle, Universität Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783110215021
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatPDF
Format HinweisDRM Adobe
FormatE107
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum26.05.2010
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.99
Seiten513 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1031571
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Vorwort;8
2;Inhaltsverzeichnis;10
3;Einleitung;16
4;I. Leben, Werk, Kontext;29
4.1;A. Martinus und Boethius de Dacia und die modistische Grammatik;29
4.2;B. Ferdinand de Saussure und der Cours;60
5;II. Bedingungen einer Wissenschaft von der Sprache;80
5.1;A. Boethius de Dacias Definition von Wissenschaft und Sprachwissenschaft;80
5.2;B. Saussures Darstellung der Sprachwissenschaft im Cours;138
6;III. Beschreibungen der Sprache;174
6.1;A. Die modistische Grammatik bei Martinus und Boethius de Dacia;174
6.2;B. Saussures Sprachbeschreibung im Cours im Vergleich mit der modistischen Grammatik bei Martinus und Boethius de Dacia;325
7;IV. Die isländischen Grammatischen Traktate;369
7.1;A. Zum Inhalt der Traktate;369
7.2;B. Die isländischen Traktate: Kontext und Vergleich;417
8;V. Wissenschaft und Grammatik;454
8.1;Eine wissenschaftstheoretische Betrachtung der sprachtheoretischen Ansätze;454
9;VI. Literaturverzeichnis;495
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Leseprobe
III. Beschreibungen der Sprache (S. 159-160)

A. Die modistische Grammatik bei Martinus und Boethius de Dacia

hoc retorquendum est ad modos

1. Einleitung

Im folgenden Kapitel soll es um die Darstellung der modistischen Grammatik gehen. Grundlage der Beschreibung sind die beiden frühesten Traktate der Gattung, die etwa um 1270 von den beiden dänischen Philosophen Martinus und Boethius de Dacia verfasst wurden.

Die modistische Sprachtheorie ist Fortsetzung und Höhepunkt einer Entwicklung, die bereits über hundert Jahre früher begonnen hat - einer kritischen Bearbeitung der Priscian'schen Grammatik vor dem Hintergrund eines zunehmenden Bewusstseins für die Anforderungen der Logik in der wissenschaftlichen Betrachtung (s. folgenden Exkurs). Ergebnis ist ein in sich konsistentes, äußerst differenziertes System der Sprachbeschreibung: die modistische Grammatik. Dass es auch im Rahmen dieser The orie noch Diskussionsbedarf gab, zeigt sich schon zwischen Martinus und Boethius de Dacia, bei denen es immer wieder Differenzen hinsichtlich der Genauigkeit der Beschreibung und der spezifisch linguistischen Perspektive auf den Gegenstand gibt. Boethius gelten dabei die Vorgaben seiner wissenschaftstheoretischen Konzeption als ein größerer Bezugrahmen. Außerdem unternimmt er es, die an manchen Stellen theoretisch noch nicht ganz konsequent ausgearbeiteten Formulierungen bei Martinus im modistischen Sinne zu verfeinern. Martinus hingegen entwickelt in seiner Darstellung Definitionen, die die Originalität, Klarheit und Bildhaftigkeit des ersten Entwurfs zeigen.

Die Grammatik der Modisten entstand vor über 700 Jahren an der Universität von Paris, zu dieser Zeit wohl das wichtigste geistige Zentrum des mittelalterlichen Europa. Obwohl für die Theorie selbst kein unmittelbares, aktives Weiterwirken in der Neuzeit festgestellt werden kann, ist sie doch Teil eines geistigen Kontextes, der, bei allen Entwicklungen und Veränderungen durch die Jahrhunderte, Hintergrund unserer heutigen geistesgeschichtlichen Situation ist. Wohl auch deshalb ist es nicht verwunderlich, dass vieles von dem, was die modistischen Grammatiker über Sprache sagen, Anklänge in Aussagen spä-terer Sprachwissenschaftler bis heute findet - als Beispiel zu nennen wäre etwa die modistische Erklärung des Verhältnisses von Sprache, Denken und Welt, das in seinem dreistufigen Aufbau sowohl an Humboldts als auch an Sapir- Whorfs Beschreibung erinnert. Allerdings ist davon auszugehen, dass das, was unter "Welt", unter "Denken" und unter "Sprache" verstanden wird, in allen dieser drei Fälle verschieden ist - die Veränderlichkeit dieser Kategorien sollte im vorhergehenden Kapitel (II.) deutlich geworden sein.

Bei der Konzeption dieser Arbeit stellte sich daher die Frage, wie die modistische Theorie darzustellen sei, in ihrer Eigenart, geprägt durch das Denken ihrer Zeit und dennoch als Teil einer sprachwissenschaftlichen Tradition, die, in groben Zügen betrachtet, von der Antike bis heute andauert. Die Gefahr, durch vorschnelle Gleichsetzungen Konturen und Inhalte dieser für uns ohnehin nicht mehr immer leicht nachzuvollziehenden mittelalterlichen Theorie zu verwischen, erschien mir schließlich schwerwiegender, als die Möglichkeit, an Verknüpfungen und Parallelen mit Ansätzen der mo dernen Linguistik vorbeizugehen - zumal Letzteres in einem nächsten Schritt jederzeit nachholbar ist bzw. der linguistisch versierte Leser selbst gemäß seiner Ausrichtung die Möglichkeiten solcher Entsprechungen zu ihm nahestehenden Theorien überprüfen wird. So habe ich mich dafür entschieden, den Blick zunächst ganz auf die mittelalterliche Sprachtheorie zu richten, um überhaupt ersteinmal eine nachvollziehbare, differenzierte Grundlage für einen späteren Vergleich zu schaffen.
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