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Kühlfach Betreten verboten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.01.20121. Auflage
»Einfach geist-reich!« Focus online Pascha, der prollige Autoknacker-Geist, widmet sich mit Hingabe dem Abhören des Polizeifunks und ist sofort bei einem schweren Unfall zur Stelle. Ein Auto ist abends von der Straße abgekommen. Vier Kinder wurden schwer verletzt, die Fahrerin ist verschwunden. Im Krankenhaus werden die Kinder ins künstliche Koma versetzt, sodass ihre Seelen munter durch die Gegend schweifen können. Die Kurzen erzählen Pascha, dass die Lehrerin entführt wurde. Pascha geht der Flohzirkus um ihn herum mächtig auf den Geist. Aber auch kriminalistisch ist er ziemlich in Anspruch genommen, denn gemeinsam mit den Kindern sucht er die verschwundene Lehrerin. Schließlich braucht er die Hilfe von Dr. Gänsewein, der eigentlich ganz anderes im Kopf hat: Er wird Vater!  

Jutta Profijt wurde gegen Ende des Babybooms in eine weitgehend konfliktfreie Familie hineingeboren. Nach einer kurzen Flucht ins Ausland kehrte sie ins Rheinland zurück und arbeitete im  Projektmanagement. Heute schreibt sie sehr erfolgreich Bücher und lebt mit ihrem Mann und diversen Kleintieren auf dem Land.
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Produkt

Klappentext»Einfach geist-reich!« Focus online Pascha, der prollige Autoknacker-Geist, widmet sich mit Hingabe dem Abhören des Polizeifunks und ist sofort bei einem schweren Unfall zur Stelle. Ein Auto ist abends von der Straße abgekommen. Vier Kinder wurden schwer verletzt, die Fahrerin ist verschwunden. Im Krankenhaus werden die Kinder ins künstliche Koma versetzt, sodass ihre Seelen munter durch die Gegend schweifen können. Die Kurzen erzählen Pascha, dass die Lehrerin entführt wurde. Pascha geht der Flohzirkus um ihn herum mächtig auf den Geist. Aber auch kriminalistisch ist er ziemlich in Anspruch genommen, denn gemeinsam mit den Kindern sucht er die verschwundene Lehrerin. Schließlich braucht er die Hilfe von Dr. Gänsewein, der eigentlich ganz anderes im Kopf hat: Er wird Vater!  

Jutta Profijt wurde gegen Ende des Babybooms in eine weitgehend konfliktfreie Familie hineingeboren. Nach einer kurzen Flucht ins Ausland kehrte sie ins Rheinland zurück und arbeitete im  Projektmanagement. Heute schreibt sie sehr erfolgreich Bücher und lebt mit ihrem Mann und diversen Kleintieren auf dem Land.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423409162
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.01.2012
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse419 Kbytes
Artikel-Nr.1045304
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS


Dienstag, 19 Uhr 43

Der Kangoo klebte an dem Brückenpfeiler wie ein Furunkel an der Sitzritze, aber der Fahrersitz war leer. Das war erstaunlich, denn die Faltschachtel sah nicht gut aus. Okay, so ein rollender Schuhkarton sah nie gut aus, aber was ich damit meine, dürfte klar sein: Die Karre war Schrott und der Fahrer hätte eigentlich schlaff im Gurt hängen sollen. Mindestens mit Schleuderhirn, vielleicht sogar einem Knick im Genick. Das käme auf die Geschwindigkeit an, mit der die Karre an den Pfosten gerauscht war. Aber nein, keine Spur vom Pfeilerküsser, nur die vier Beifahrer hingen in ihren Gurten. Und dann haute es mir die Füße weg - virtuell, natürlich: die vier leblosen Gestalten waren Kinder.

 

Innerhalb kürzester Zeit kamen die Bullen, die Sanis und - die Schaulustigen. Diese Glotzgeier finden jeden Unfallort, obwohl dieser hier wirklich ein Geheimtipp war, ebenso wie der unbeleuchtete, aber immerhin grob asphaltierte Weg an der stillgelegten Bahnstrecke entlang, von dem der Kangoo abgekommen war. Für Insider war das eine beliebte Abkürzung, wenn man mehrere große Kreuzungen mit mehreren Ampeln umgehen wollte.

An diesem nasskalten Abend Ende November war es schon nach sieben und der Autoverkehr daher eher sporadisch. Dafür gab es etliche Hundebesitzer, die nach Feierabend mit ihren Viechern über die Brücke dackelten, weil auf der südlichen Seite ein winziger Park die Funktion des örtlichen Hundeklos übernimmt. Die Brücke füllte sich also mit Gaffern. Immer, wenn es um Kinder geht, sind alle besonders angespannt, daher ging der Zoff gleich los.

»Verzieh dich, du krankes Arschloch!«, rief einer der Sanis einem besonders interessierten Sensationsspion zu, der mit seinem Touchscreendildo die Rettungsarbeiten filmte. Der Sani würde sich sicher noch am selben Abend auf YouTube bewundern können.

Mehr Bullen wurden angefordert, »um die Spanner auf Abstand zu halten«, wie der Uniformierte in sein Funkgerät brüllte. So laut, dass die Spanner es mithören mussten, wenn sie nicht völlig horchtot waren. Sie rührten sich trotzdem nicht vom Fleck.

Zwei weitere Blaulichtschaukeln kamen, die Streifenhörnchen stiegen aus, zwei schnappten sich eine Rolle Flatterband, um die Unfallstelle abzusperren, zwei stiegen die Treppe zur Brücke hoch.

»Ihre Ausweise, bitte«, sagte der Größere zu den Zuschauern, die sich lässig ans Geländer gelehnt hatten, um nur ja nichts zu verpassen.

»Was soll das?«, fragte der Dokumentarfilmer.

»Sie haben sicher alle etwas gesehen, das Sie uns mitteilen möchten, sonst gäbe es ja für Sie keine Notwenigkeit mehr, hier zu warten. Und die Namen von Zeugen werden selbstverständlich erfasst.«

Einige verpissten sich, andere, wie der Filmer, blieben und begannen eine Diskussion über Bürgerrechte und polizeiliche Willkür mit den Ordnungshütern. Ich wandte meine Aufmerksamkeit von den Hyänen ab und schaute nach den vier Unfallopfern.

Die Sanis hatten sie inzwischen aus dem Kangoo geholt und auf den Boden gelegt. Die Bonsais waren erschreckend still. Ich näherte mich vorsichtig.

Und dann hörte ich sie.

 

Bevor ich weiter berichte, muss ich diejenigen, die mich noch nicht kennen, mal schnell auf die Spur setzen. Mein Name ist Pascha, mein fünfundzwanzigster Geburtstag liegt ein paar Monate zurück, aber da war ich schon tot. Im Februar dieses gerade auf sein Ende zuschlitternden Jahres wurde ich ermordet. Meine Seele verließ den Körper, fand aber den Tunnel mit dem Licht nicht und hängt seitdem als Geistwesen hier auf der Erde herum. Es gibt einen einzigen Menschen, zu dem ich Kontakt aufnehmen kann, und das ist Herr Doktor med. Martin Gänsewein, gelernter und praktizierender Rechtsmediziner, und genau derjenige, der mich anlässlich meiner Obduktion vom Hals bis zum Sack aufschlitzte. Seitdem sind wir so eine Art Freunde. Von beiden Seiten eher unfreiwillig, aber von meiner Seite mangels Alternativen galaktisch loyal.

Andere Seelen kann ich hören und mich mit ihnen unterhalten - sofern sie die Freundlichkeit besitzen, auf meiner Ebene eine Zwischenstation einzulegen. Was sie selten tun. Die meisten Seelchen verlassen im Augenblick des Todes den Körper und rasen auf direktem Weg und ohne Umweg »ins Licht«. Eine kleine, dicke Nonne namens Marlene hatte mir im Frühjahr einige Zeit Gesellschaft geleistet, ansonsten war ich seit meinem Tod allein. Da das Alleinsein auf dieser Existenzebene genauso doof ist wie auf der körperlichen Normalebene, verbrachte ich viel Zeit damit, in Notaufnahmen von Krankenhäusern oder eben an Unfallschauplätzen herumzuhängen, in der Hoffnung, mal wieder eine Seele zu treffen, die mir Gesellschaft leistet.

Deshalb war ich hier.

 

Mit Kindern hatte ich allerdings nicht gerechnet. Ich habe mit solchen Rotznasen auch noch nie was im Sinn gehabt ... Es gab da mal einen Cousin, der genau an meinem achtzehnten Geburtstag geboren wurde und von dem alle Welt annahm, dass ich ihn schon allein deswegen süß finden müsste. Wir zwei, durch ein Band des Schicksals miteinander verbunden. Ha! Ich hab ihm Band des Schicksals gegeben, als ich einmal auf ihn aufpassen musste. Hab ihn am Tischbein festgezurrt. Nackt auf dem Töpfchen, damit ich nicht noch den Kacksack wechseln musste. Hat ziemlichen Ärger gegeben, damals. Dabei war ich sicher, dass dem Knilch eine Nacht auf dem Topf nicht geschadet hat, zumal diese Teppichratten in jeder Haltung pennen können. Aber Eltern befinden sich einfach immer im Zustand höchster Hysterie, was ihren quengelnden Nachwuchs betrifft. Wenigstens musste ich mich nie mehr um den Cousin kümmern. Ziel erreicht.

 

Jetzt hing ich also in einigen Meter Höhe über dem Unfallschauplatz und konnte leises Weinen hören. Oder Wimmern. Keine Ahnung, wie man diese Geräusche, die mich umschwirrten, nennen soll. Erst dachte ich, es käme von den Gaffern, die sich auf ihrer Brückenloge ungefähr auf gleicher Höhe befanden wie ich, aber es kam eindeutig von den Kindern, deren Körper auf dem Asphalt vollkommen reglos nebeneinanderlagen. Ich erstarrte.

»Ruhe!«, rief ich laut und, wie ich fand, ziemlich autoritär.

Das Gewimmer verstummte.

»Wer seid ihr?« Hausmeistertonfall. Also so ziemlich die grässlichste Bedrohung, die Kinder in dem Alter kennen.

»Ich seh mich von oben«, jammerte plötzlich eine Stimme direkt neben mir.

»I-i-i-ich auch«, schluchzte eine zweite.

»Weil wir tot sind«, entgegnete eine dritte in einem relativ gefassten, eher etwas klugscheißerischen Tonfall. Eine Mädchenstimme. War ja klar.

Die vierte Stimme winselte einfach weiter.

»Ich will nach Hause«, jammerte die zweite Stimme.

»Ruhe!«, brüllte ich wieder.

Ich konnte spüren, wie die Seelchen zusammenzuckten.

Ich musste mich erst mal sortieren. Das Gejammer kam eindeutig von meiner Ebene, nicht vom Asphalt. Waren die Rotzlöffel etwa schon tot? Die Sanis schienen nicht der Meinung zu sein, denn sie gaben ihnen Spritzen. Tote Leute kriegen keine Spritzen, so viel ist klar, das wäre Verschwendung.

Und trotzdem hingen diese Bonsai-Seelen hier oben bei mir rum. Kapierte ich nicht. Also zurück auf Start und ganz von vorn anfangen.

»Jetzt mal der Reihe nach«, ordnete ich an. »Wer seid ihr und woher kommt ihr?«

»Wir sind aus der 3c. Ich heiße Edeltraud.«

»Edeltraud?«, fragte ich, dann brüllte ich los. Vor Lachen. So einen dämlichen Namen hatte ich ja noch nie gehört.

Ich spürte, dass sie schmollte, und gleichzeitig erschien ihr Gesicht wie ein Nebelschleier vor mir. Der Nebelschleier sah aus wie das feldkaninchenblonde Gör mit den zwei Zöpfen auf der Straße, nur konnte ich jetzt auch noch sehen, dass Ober- und Unterkiefer mit Blitzableitern vernagelt und die Augen hinter dem schiefen Brillengestell voll Wasser waren. Scheiße. Heulende Weiber bedeuten immer Stress.

»Sie mag ihren Namen auch nicht sehr«, murmelte eine Jungenstimme. »Deshalb sage ich Edi zu ihr.«

»Und wie heißt du?«, fragte ich in die Luft.

»Jo.« Der kleinste der drei Jungs tauchte als durchscheinende Gestalt vor mir auf. Geile Vorstellung. Die Kids nennen ihre Namen und dann kann ich sie auf Geisterebene sehen. »Eigentlich Johannes-Marius.«

»Mit abartigen Namen kennst du dich also aus«, stellte ich fest.

»Ich bin Bülent.« Aha, der dunkelhaarige Pummel.

»Niclas.« Größer als die anderen, spindeldürr und rothaarig. Ein Feuermelder. Ich hatte das Wort kaum gedacht, als Niclas auch schon in Tränen ausbrach. Na super. Eine besserwisserische Zahnspange, ein frauenverstehender Knirps, ein knödeldicker Türke und ein feuermelderroter Waschlappen. War die 3c die Ausschussklasse der Sonderschule?

Der kleine Geistertrupp ließ unglücklich und verwirrt die Köpfe hängen und beobachtete mit einer Mischung aus faszinierter Neugier und namenlosem Entsetzen die Vorgänge unten auf dem Asphalt.

»Und euer Fahrer war besoffen und hat sich aus dem Staub gemacht, nachdem er die Karre gegen die Wand gefahren hat«, stellte ich das Offensichtliche fest.

»Nein.« Natürlich kam der Widerspruch von der Zahnspange. »Frau Akiroglu, das ist unsere Lehrerin, wurde absichtlich von der Straße abgedrängt - und dann hat der Mann sie mitgenommen.«

»Welcher Mann?«, fragte ich verwirrt. »Ein Sanitäter?«

»Doch kein Sanitäter, die sind ja weiß! Es war ein schwarzer Mann mit einer Kapuze. Er hat sie entführt.«

Die Göre sah eindeutig zu viel Tatort . Da passieren solche Dinge. In echt nicht. In der Realität werden Autounfälle von...

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Jutta Profijt wurde gegen Ende des Babybooms in eine weitgehend konfliktfreie Familie hineingeboren. Nach einer kurzen Flucht ins Ausland kehrte sie ins Rheinland zurück und arbeitete im  Projektmanagement. Heute schreibt sie sehr erfolgreich Bücher und lebt mit ihrem Mann und diversen Kleintieren auf dem Land.