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Ein Fall für Esme & Igor 1: Die dritte Stunde nach Mitternacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Thienemann-Esslingererschienen am17.02.2012Auflage
Die 12-jährige Esme träumt davon, Journalistin zu werden. Ihr Cousin Igor ist ein Computerfreak. Zusammen managen sie die Schülerzeitung, immer auf der Suche nach einer abgefahrenen Story! Da kommen die drei Rollenspieler (Zauberer, Zwerg und Dieb), die nachts Botschaften austauschen, gerade recht. Esme beobachtet, wie sie eine Brücke in Brand stecken und im Hafen für Chaos sorgen. Dort liegt auch die Luxusyacht eines amerikanischen Millionärs vor Anker. Und eines Tages verschwindet seine kleine Tochter. Stecken die Rollenspieler dahinter?

Bodil El Jørgensen, geboren 1958, lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen. In Dänemark ist sie bekannt als Schauspielerin und Theaterregisseurin, aber auch als Kinderbuchautorin. Mit der Serie 'Esme & Igor' gewann sie den renommierten Wettbewerb um die beste Detektivgeschichte, ausgeschrieben von dem renommierten Verlag Gyldendal, unter Vorsitz des international bekannten Autors Bjarne Reuter.
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Produkt

KlappentextDie 12-jährige Esme träumt davon, Journalistin zu werden. Ihr Cousin Igor ist ein Computerfreak. Zusammen managen sie die Schülerzeitung, immer auf der Suche nach einer abgefahrenen Story! Da kommen die drei Rollenspieler (Zauberer, Zwerg und Dieb), die nachts Botschaften austauschen, gerade recht. Esme beobachtet, wie sie eine Brücke in Brand stecken und im Hafen für Chaos sorgen. Dort liegt auch die Luxusyacht eines amerikanischen Millionärs vor Anker. Und eines Tages verschwindet seine kleine Tochter. Stecken die Rollenspieler dahinter?

Bodil El Jørgensen, geboren 1958, lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen. In Dänemark ist sie bekannt als Schauspielerin und Theaterregisseurin, aber auch als Kinderbuchautorin. Mit der Serie 'Esme & Igor' gewann sie den renommierten Wettbewerb um die beste Detektivgeschichte, ausgeschrieben von dem renommierten Verlag Gyldendal, unter Vorsitz des international bekannten Autors Bjarne Reuter.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783522610070
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum17.02.2012
AuflageAuflage
Reihen-Nr.1
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1531 Kbytes
Artikel-Nr.1051484
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


 

Kurze Zeit später verließen Kalle und ich das Haus und waren auf dem Weg zur Kinderwelt, einem Spielplatz gleich um die Ecke. Außer den üblichen Schaukeln und Rutschbahnen gibt es große alte Bäume und eine eingezäunte Fläche mit Ziegen. Außerdem kann man dort Käfige mieten, um seine Kaninchen zu halten. Als ich für so was noch klein genug war, hatte ich dort auch Kaninchen. Kalle hat meinen Käfig übernommen.

Kaum waren wir in der Kinderwelt angekommen, stürmte er auch schon Richtung Ställe. Er freute sich wie verrückt auf Petrus und Trunte, so heißen seine beiden Kaninchen.

»Willst du denn nicht aufmachen?«, fragte ich beim Näherkommen erstaunt.

Kalle antwortete nicht, sondern stand mit hängenden Schultern da und blickte stumm auf den Käfig. Da begriff ich endlich, warum. Der Käfig war leer! Keine Kaninchen! Die Gittertür war nur angelehnt, das offene Vorhängeschloss baumelte an einem der beiden kleinen Ringe, durch die normalerweise der Riegel geschoben wird, um das Schloss zu verschließen. Verblüfft starrte ich darauf. Nur wir haben einen Schlüssel und niemand sonst!

»Wo sind Petrus und Trunte?«, fragte Kalle ungläubig. Er hatte eine ganz kleine Stimme.

Ich wusste es nicht. Was sollte ich ihm sagen? Hatte jemand seine Kaninchen gestohlen? Das war doch sehr unwahrscheinlich. Kalle hatte die Kaninchen geschenkt bekommen. Man muss nur Hassan fragen, Hassan, dem der kleine Laden unten in der Parkstraße gehört. Hassan weiß immer, wenn die Kaninchen von irgendwelchen Leuten gerade Junge bekommen haben und die Leute die Kleinen loswerden wollen.

Ich sah Kalle an. Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn mein kleiner Bruder traurig ist. Vielleicht hatte jemand an dem Schloss rumgespielt und die Kaninchen nur zum Spaß freigelassen? Wobei das nicht gerade das ist, was ich unter Spaß verstehe. Aber dann bestand immerhin die Möglichkeit, dass Petrus und Trunte noch irgendwo auf dem Spielplatz waren.

»Wir finden sie«, sagte ich bestimmt und nahm Kalle an die Hand. Wir begannen zu suchen. Oder genauer, ich zog Kalle hinter mir her. Der Kleine war wie versteinert. Kreidebleich und völlig stumm. Die Zeit verging. Langsam wurde es dunkel.

»Sie sind weg«, sagte Kalle traurig. »Petrus und Trunte sind weg.« Im nächsten Moment liefen ihm die Tränen übers Gesicht. Ich setzte mich auf eine Schaukel und nahm ihn auf den Schoß.

»Kalle, Kalle, mein Äffchen«, murmelte ich in seine Haare. Das hilft eigentlich immer. Eigentlich bin ich sogar richtig gut darin, ihn zu trösten. Aber diesmal half es nicht. Er schluchzte und zitterte, und auch ich spürte einen Kloß im Hals. Armer kleiner Junge. Er hatte keine Mutter. Und nun auch keine Kaninchen mehr.

Unsere Mutter ist im Himmel, seit Kalle ein Jahr alt war und ich acht. Jedenfalls glaubt er das. Was ich glaube, weiß ich nicht so genau. Also, falls sie im Himmel ist, glaube ich nicht, dass es der Himmel über Arhus ist. Ich glaube, das ist dann der Himmel über Korea. Denn dort in Korea kam sie auf die Welt, unsere Mutter wurde in Korea geboren und als Baby von unseren Großeltern adoptiert. Deshalb sind Kalle und ich halb koreanisch. Das erklärt vermutlich eine Menge. Die geringe Größe. Die schiefen Augen. Gewisse Essgewohnheiten. Und sonderbar klingende Ausdrücke.

Ich saß lange mit meinem kleinen Bruder auf der Schaukel und hielt ihn ganz fest im Arm. Wer war dieser Megamistkerl, der es witzig findet, die Kaninchen kleiner Kinder aus ihren Käfigen zu lassen? Das hätte ich zu gern gewusst.

Schließlich war es dunkel geworden und wir gingen nach Hause. Krampfhaft hielt Kalle die Tüte mit dem Kaninchenfutter fest. Er weinte immer noch.

 

Als Torbjörn hörte, was passiert war, sagte dieser Esel doch zu Kalle, er solle nicht traurig sein, er könnte ja andere Kaninchen bekommen. Wie dumm darf man eigentlich sein? Kalle schrie, dass er keine anderen Kaninchen wolle, er wolle nur Petrus und Trunte, und sofort begann er wieder zu schluchzen. Das Abendbrot verweigerte er.

Ich dagegen aß drei Portionen Tomatensuppe mit Knoblauchbrot, obwohl die Stimmung nicht besonders war. Ich war total sauer auf Torbjörn, weil er Kalle wieder zum Weinen gebracht hatte.

Meinen Appetit kann so schnell aber nichts verderben.

Torbjörn hatte den aufgelösten Kalle auf den Schoß genommen. »Wie kannst du nur so viel essen, wo du doch so klein bist?«, fragte er mich. »Ich begreife es nicht.«

Mein Vater ist 1,77 Meter und bekommt einen kleinen Bauch, während ich jederzeit mehr selbst gemachte Frühlingsrollen in mich hineinstopfen kann als er, ohne dicker zu werden.

»Ich bin noch in der Wachstumsphase«, antwortete ich und hoffte, dass das stimmte. Ich würde nämlich schrecklich gern wachsen ... Schließlich leckte ich meinen Teller ab und lächelte. Ich hatte keine Lust, noch länger auf meinen Vater sauer zu sein, dafür hatte ich viel zu gute Laune. So wirkt Essen nun mal auf mich.

Außerdem beruhigte Kalle sich wieder. Kaum hatte Torbjörn ihm eine Gutenachtgeschichte vorgelesen, schlief mein Bruder ein - und Torbjörn setzte sich vor den Fernseher, um Nachrichten zu sehen.

Ich sagte Tschüss und stelzte davon. Ich hatte vor, Igor vom Bildschirm wegzulocken, weil ich mit ihm die Themen der nächsten Nummer unserer Schülerzeitung besprechen wollte. Doch auf halber Treppe änderte ich meine Meinung. Ich ging wieder nach unten, zog meine Jacke vom Haken und nahm die Taschenlampe aus der kleinen Kommode im Flur an mich. Dann verließ ich still und heimlich das Haus.

Mir war eingefallen, dass Petrus und Trunte vielleicht auf der eingezäunten Ziegenweide waren. Dort gibt es viele Büsche, in denen sich zwei pelzige Kerlchen leicht verstecken können.

 

Als ich zur Kinderwelt kam, war das Tor abgeschlossen. Und während es auf dem Fußgängerweg vor dem Spielplatz wegen der Straßenlaternen ziemlich hell war, herrschte in der Kinderwelt rabenschwarze Dunkelheit. Doch ich riss mich zusammen und kletterte über das Tor. Dann schaltete ich die Taschenlampe ein und beleuchtete den Weg vor mir. Langsam bewegte ich mich Richtung Ziegenkoppel. Je weiter ich mich von der Straße entfernte, umso dunkler wurde es. In den Baumkronen über mir raschelten die Blätter im Wind. Noch nie war ich so spät hier gewesen. Es war wirklich ziemlich unheimlich. Ich blieb stehen und sah zurück zu dem hell erleuchteten Fußweg.

Genau in diesem Augenblick tauchte im Licht der Straßenlaterne eine Gestalt auf und machte einen Satz über das Tor zum Spielplatz. Ich zuckte zusammen. Wer kam denn noch so spät abends hierher?

Aber dann siegte meine Neugier. Ich knipste meine Taschenlampe aus und versteckte mich hinter einem Baum. In der schemenhaften Gestalt erkannte ich einen erwachsenen Mann. Was wollte der hier?

Auf einmal ging dort, wo er stand, ein Licht an. Das hing ziemlich weit oben in der Luft.

Offenbar hatte er eine Stirnlampe. Jetzt setzte er sich in Bewegung - und nahm Kurs auf die Kaninchenkäfige! War er derjenige gewesen, der Kalles Kaninchen freigelassen hatte?

Vorsichtig schlich ich hinter ihm her. Bei den Kaninchenkäfigen blieb er stehen.

Neben den Käfigen steht ein kleines Spielhaus. Ich schlüpfte hinein, setzte mich auf eine der kleinen Bänke und sah durch ein Fensterchen nach draußen. Von hier aus konnte ich den Fremden gut beobachten. Er war ganz nahe, höchstens zwei Meter von mir entfernt! Ich beobachtete, wie er an dem Schloss eines der Käfige, der direkt neben Kalles Kaninchenkäfig stand, rumfummelte. Das Gesicht des Mannes konnte ich nicht erkennen, dafür sah ich deutlich seine Hände, weil das Licht der Stirnlampe darauffiel. Er hatte einen Schlüssel, mit dem er das Vorhängeschloss öffnete. Vielleicht war er ja der Besitzer und wollte seine Tiere zu dieser sonderbaren Zeit füttern? Da bemerkte ich, dass er etwas aus dem Käfig nahm. Und das war kein Kaninchen, sondern ein längliches braunes Lederetui! Aus einer Tasche fischte er ein weißes Päckchen, das er in dem Etui verstaute. Dann legte er das Etui zurück in den Käfig und sperrte diesen erneut zu. Schließlich marschierte er zurück zum Eingang, sprang über das Tor - und verschwand.

Bizarr!

Sicherheitshalber wartete ich noch ein paar Sekunden. Alles blieb ruhig. Ich schaltete meine Taschenlampe wieder an, schlüpfte aus dem Spielhaus und lief zu dem Käfig. Als ich hineinleuchtete, blinzelten die Kaninchen erschreckt ins Licht. Das längliche Lederetui konnte ich aber nirgends entdecken. Ob er es im Stroh versteckt hatte, mit dem der Boden des Käfigs bedeckt war? Und wenn ja, warum? Warum legte ein erwachsener Mann heimlich etwas in einen Kaninchenkäfig auf einem Spielplatz - und das lange nach Einbruch der Dunkelheit? Was mochte in dem weißen Päckchen sein? Und: Hatte das etwas mit Kalles verschwundenen Kaninchen zu tun?

Mit meiner Taschenlampe beleuchtete ich das Schild, auf dem der Name und die Anschrift des Besitzers dieses Kaninchenstalls zu lesen waren. So ein Schild war an jedem der Käfige angebracht.

Lydia und Amalie Schmied. Starenweg 25.

Die Namen sagten mir nichts ...

Und dann fielen mir wieder Kalles Kaninchen ein. Ich riss mich von dem Käfig los, stapfte zur Ziegenweide und leuchtete hinter jeden Busch. Nichts! Entnervt gab ich auf und wollte gerade zurück zum Eingang gehen, als ich den geheimnisvollen Fremden erneut im Licht der Straßenlaternen entdeckte. Er war zurückgekommen! Was wollte er denn noch hier? Blitzschnell löschte ich meine Taschenlampe. Wieder sprang der Typ über das Tor und lief Richtung Kaninchenställe. Ich huschte ins Spielhaus und schaute erneut aus dem...
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Autor

Bodil El Jørgensen, geboren 1958, lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen. In Dänemark ist sie bekannt als Schauspielerin und Theaterregisseurin, aber auch als Kinderbuchautorin. Mit der Serie "Esme & Igor" gewann sie den renommierten Wettbewerb um die beste Detektivgeschichte, ausgeschrieben von dem renommierten Verlag Gyldendal, unter Vorsitz des international bekannten Autors Bjarne Reuter.