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Das Spiel der Götter (6)

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am31.05.2012
Die erbittert um die Macht ringenden Schwestern Tavore und Sha´ik bereiten sich mit ihrem Gefolge auf eine kriegerische Konfrontation vor. Beide ahnen nicht, dass weit entfernt ein Geschehen seinen Anfang genommen hat, dass dem Spiel der Mächte eine völlig neue Wendung geben wird ...

Steven Erikson, in Kanada geboren, lebt heute in Cornwall. Der Anthropologe und Archäologe feierte 1999 mit dem ersten Band seines Zyklus Das Spiel der Götter nach einer sechsjährigen akribischen Vorbereitungsphase seinen weltweit beachteten Einstieg in die Liga der großen Fantasy-Autoren.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie erbittert um die Macht ringenden Schwestern Tavore und Sha´ik bereiten sich mit ihrem Gefolge auf eine kriegerische Konfrontation vor. Beide ahnen nicht, dass weit entfernt ein Geschehen seinen Anfang genommen hat, dass dem Spiel der Mächte eine völlig neue Wendung geben wird ...

Steven Erikson, in Kanada geboren, lebt heute in Cornwall. Der Anthropologe und Archäologe feierte 1999 mit dem ersten Band seines Zyklus Das Spiel der Götter nach einer sechsjährigen akribischen Vorbereitungsphase seinen weltweit beachteten Einstieg in die Liga der großen Fantasy-Autoren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641089788
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum31.05.2012
Reihen-Nr.6
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2764 Kbytes
Artikel-Nr.1176891
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Am Rande des Entstehenden, am 943sten Tag der Suche
Im Jahre 1159 von Brands Schlaf

 


Grau, aufgedunsen und narbenübersät lagen die Leichen entlang des salzverkrusteten Ufers, so weit das Auge reichte. Das verwesende Fleisch - wie Treibholz vom ansteigenden Wasser aufgetürmt, das an den Rändern wogte, sich hob und senkte - wimmelte von schwarz gepanzerten, zehnbeinigen Krabben. Die münzgroßen Kreaturen hatten gerade erst begonnen, sich über das mehr als reichhaltige Festmahl herzumachen, welches das Zerbrechen des Gewirrs vor ihnen ausgebreitet hatte.

Das Meer spiegelte den Farbton des tief hängenden Himmels. Trübes, fleckiges Zinngrau oben und unten, nur unterbrochen vom dunkleren Grau des Schlicks und den schmierigen Ockertönen der dreißig Ruderschläge entfernt gelegenen, kaum sichtbaren Obergeschosse der Häuser einer überschwemmten Stadt. Die Stürme waren weitergezogen, die Wasser hatten sich inmitten der Trümmer einer ertrunkenen Welt beruhigt.

Klein und untersetzt waren ihre Einwohner gewesen. Mit breiten, flächigen Gesichtszügen und langen blonden Haaren, die sie offen getragen hatten. Ihre Welt war kalt gewesen, das ließ sich aus ihrer dick wattierten Kleidung schließen. Aber mit dem Zerbrechen des Gewirrs hatte sich alles grundlegend geändert. Die Luft war schwül und feucht und roch jetzt faulig, nach Verfall und Verwesung.

Das Meer war einst - in einer anderen Sphäre - ein Fluss gewesen, eine gewaltige, breite, sich wahrscheinlich über Kontinente erstreckende Arterie aus frischem Wasser, schwer mit dem Schlamm einer Ebene beladen, die dunklen Tiefen das Heim großer Welse und wagenradgroßer Spinnen, die Untiefen von Krabben und Fleisch fressenden, wurzellosen Pflanzen wimmelnd. Wie ein Sturzbach hatte sich der Fluss in diese weite, flache Landschaft ergossen. Tage, Wochen, Monate.

Stürme, die durch den lebhaften Zusammenprall tropischer Luftströmungen mit dem hier herrschenden, gemäßigten Klima entstanden waren, hatten die Flut mit heulenden Winden vorangetrieben, und noch vor den unaufhaltsam steigenden Wassermassen kamen tödliche Seuchen und rafften diejenigen hinweg, die bis dahin noch nicht ertrunken waren.

Irgendwie hatte der Riss sich irgendwann in der vergangenen Nacht wieder geschlossen. Der Fluss aus einer anderen Sphäre war in sein ursprüngliches Bett zurückgekehrt.

Das Ufer vor ihm verdiente diese Bezeichnung eigentlich nicht, doch Trull Sengar fiel kein anderes Wort ein, als er daran entlanggezerrt wurde. Der Strand bestand nur aus Schlick und Schlamm, der vor einer riesigen Mauer aufgehäuft war, die sich von Horizont zu Horizont zu erstrecken schien. Die Mauer hatte der Flut widerstanden, auch wenn jetzt an der anderen Seite Wasser hinunterlief.

Leichen zu Trulls Linken, ein jäher Absturz von sieben, vielleicht auch acht Mannslängen zu seiner Rechten, die Krone der Mauer selbst etwas weniger als dreißig Schritt breit; dass sie ein ganzes Meer zurückhielt, gemahnte an Zauberei. Die breiten, flachen Steine unter seinen Füßen waren schlammverschmiert, doch sie trockneten bereits in der Hitze; bräunliche Insekten tanzten auf ihrer Oberfläche und sprangen davon, wenn Trull Sengar und seine Häscher herankamen.

Trull hatte immer noch Schwierigkeiten mit dieser Bezeichnung. Seine Häscher. Ein Wort, mit dem er kämpfte. Schließlich waren sie seine Brüder. Seine Verwandten. Gesichter, die er sein ganzes Leben lang gekannt hatte, Gesichter, die er hatte lächeln und lachen sehen, Gesichter, in denen er - manchmal - seinen eigenen Kummer wie in einem Spiegel gesehen hatte. Er hatte immer an ihrer Seite gestanden, hatte alles miterlebt - die ruhmreichen Triumphe ebenso wie die seelenzerreißenden Verluste.

Häscher.

Jetzt gab es kein Lächeln. Kein Lachen. Die Gesichter derjenigen, die ihn hielten, waren kalt und starr.

So weit ist es mit uns gekommen.

Der Marsch endete. Hände stießen Trull Sengar zu Boden, ohne auf seine blauen Flecken zu achten, auf die Schnittwunden und Abschürfungen, aus denen immer noch Blut troff. Aus einem unbekannten Grund waren von den Bewohnern dieser Welt schwere eiserne Ringe in die Mauerkrone eingelassen und fest im Herzen der gewaltigen Steinblöcke verankert worden. Die Ringe zogen sich in gleichmäßigen Abständen - etwa alle fünfzehn Schritt - über die gesamte Länge der Mauer, so weit Trull sehen konnte.

Jetzt bekamen diese Ringe eine neue Aufgabe.

Ketten wurden um Trull Sengar geschlungen, Hand- und Fußschellen um seine Handgelenke und Knöchel gelegt und festgehämmert. Ein beschlagener Gurt wurde schmerzhaft eng um seine Taille gezurrt, die Ketten wurden durch eiserne Schlaufen geführt und dann straff angezogen, um ihn neben einem eisernen Ring festzubinden. Ein mit Scharnieren versehener, aufklappbarer Spanner wurde an seinem Kiefer befestigt, sein Mund gewaltsam geöffnet, die Platte hineingeschoben und über seiner Zunge arretiert.

Dann folgte das Scheren. Ein Dolch beschrieb einen Kreis auf seiner Stirn, gefolgt von einem groben Schnitt, um den Kreis zu brechen. Die Messerspitze drang dabei so tief ein, dass sie seinen Knochen ankratzte. Asche wurde in seine Wunden gerieben. Sein langer Zopf wurde mit groben Schnitten, die aus seinem Nacken eine blutige Masse machten, abgesäbelt. Dann wurde eine dickflüssige, widerliche Salbe in die ihm noch verbliebenen Haare geschmiert und in seine Kopfhaut einmassiert. Binnen weniger Stunden würden ihm auch die restlichen Haare noch ausfallen, und er würde für immer kahl bleiben.

Das Scheren war etwas Absolutes, ein unwiderruflicher Akt der Trennung. Er war jetzt ein Ausgestoßener. Für seine Brüder hatte er aufgehört zu existieren. Er würde nicht betrauert werden. Seine Taten würden genau wie sein Name aus der Erinnerung getilgt werden. Seine Mutter und sein Vater würden einfach ein Kind weniger zur Welt gebracht haben. Bei seinem Volk war dies die grässlichste aller Strafen  - weit schlimmer als eine Hinrichtung.

Doch Trull Sengar hatte kein Verbrechen begangen.

So weit ist es nun also mit uns gekommen.

Sie standen über ihm, begriffen vielleicht erst jetzt, was sie getan hatten.

Eine vertraute Stimme brach das Schweigen. »Wir werden jetzt von ihm sprechen, und wenn wir diesen Ort verlassen, wird er aufgehört haben, unser Bruder zu sein.«

»Wir werden jetzt von ihm sprechen«, intonierten die anderen, und dann fügte einer von ihnen hinzu: »Er hat dich verraten.«

Die erste Stimme war kühl. Der Sprecher ließ sich nichts von seiner hämischen Freude anmerken, die er, wie Trull Sengar wusste, wohl empfand. »Du sagst, er hat mich verraten.«

»Das hat er, Bruder.«

»Welchen Beweis hast du dafür?«

»Seine eigenen Worte.«

»Bist nur du es, der behauptet, solch Worte des Verrats gehört zu haben?«

»Nein, auch ich habe es gehört, Bruder.«

»Und ich.«

»Und was hat unser Bruder zu euch gesagt?«

»Er hat gesagt, dass du dich von uns abgewandt hast.«

»Dass du nun einem verborgenen Herrn dienst.«

»Dass dein Ehrgeiz uns allen den Tod bringen wird -«

»Unserem ganzen Volk.«

»Dann hat er also gegen mich gesprochen.«

»Das hat er.«

»Mit seinen eigenen Worten hat er mich angeklagt, unser Volk zu verraten.«

»Das hat er.«

»Und - habe ich das getan? Lasst uns über diese Vorwürfe nachdenken. Die Südlande stehen in Flammen. Die Armeen der Feinde sind geflohen. Die Feinde knien jetzt vor uns und betteln darum, unsere Sklaven werden zu dürfen. Aus dem Nichts wurde ein Reich geschmiedet. Und unsere Macht wächst weiter. Aber ... um noch stärker zu werden, was müsst ihr, meine Brüder, da tun?«

»Wir müssen suchen.«

»Ja. Und wenn ihr findet, was gesucht werden muss?«

»Müssen wir es übergeben. Dir übergeben, Bruder.«

»Begreift ihr, wie wichtig das ist?«

»Ja, das begreifen wir.«

»Könnt ihr das Opfer ermessen, das ich bringe - für euch, für unser Volk, für unsere Zukunft?«

»Ja, das können wir.«

»Doch - sogar als ihr gesucht habt, hat dieser Mann, euer ehemaliger Bruder, gegen mich gesprochen.«

»Das hat er.«

»Schlimmer noch, er hat mit seinen Worten die neuen Feinde verteidigt, auf die wir gestoßen waren.«

»Das hat er. Er hat sie die Reinen Verwandten genannt und gesagt, dass wir sie nicht töten sollten.«

»Und ... wenn sie tatsächlich die Reinen Verwandten gewesen wären, dann ...«

»Wären sie nicht so leicht gestorben.«

»Also?«

»Er hat dich verraten, Bruder.«

»Er hat uns alle verraten.«

Es wurde still. Oh, jetzt möchtest du sie alle an deinem Verbrechen teilhaben lassen. Und sie zögern.

»Er hat uns alle verraten - das hat er doch, Brüder?«

»Ja.« Das Wort kam rau, leise und undeutlich - ein Chor aus Unsicherheit und Zweifel.

Längere Zeit sprach niemand ein Wort. Dann, wild, mit kaum gezügelter Wut: »Also, Brüder. Sollten wir auf diese Gefahr denn nicht Acht geben? Auf diesen bedrohlichen Verrat, dieses Gift, diese Seuche, die unsere Familie auseinander reißen will? Wird sie sich ausbreiten? Werden wir noch einmal hierher kommen? Wir müssen Acht geben, Brüder. Auf uns selbst. Aufeinander. Nun haben wir von ihm gesprochen. Und nun ist er fort.«

»Er ist fort.«

»Er hat niemals existiert.«

»Er hat niemals existiert.«

»Dann lasst uns diesen Ort verlassen.«

»Ja, lasst uns gehen.«

Trull Sengar lauschte, bis er das...

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Kritik
"Steven Erikson ist ein exzellenter Autor! Er hat einen gewaltigen Rahmen erschaffen, in dem sich komplexe Geschehnisse abspielen, und die werden obendrein unglaublich packend erzählt!"mehr

Autor

Steven Erikson, in Kanada geboren, lebt heute in Cornwall. Der Anthropologe und Archäologe feierte 1999 mit dem ersten Band seines Zyklus Das Spiel der Götter nach einer sechsjährigen akribischen Vorbereitungsphase seinen weltweit beachteten Einstieg in die Liga der großen Fantasy-Autoren.