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Märchenmord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am01.06.2012
Eigentlich hatte Gina nur gelangweilt aus dem Fenster gesehen. Doch als sie dann im Haus gegenüber einen Mord beobachtet, steht ihre Welt plötzlich Kopf. Denn die Leiche ist kurz darauf auf mysteriöse Weise verschwunden und niemand glaubt ihr. Keine Leiche, kein Mörder, nur eine Zeugin - die einzige Zeugin. Bildet sie sich die Schatten, die ihr folgen, nur ein?

Krystyna Kuhn wurde 1960 als siebtes von acht Kindern in Würzburg geboren. Sie studierte Slawistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Würzburg und Göttingen sowie zeitweise in Moskau und Krakau. Sie arbeitete als Redakteurin und Herausgeberin. Seit 1998 ist sie freischaffende Autorin und schreibt mit Vorliebe Thriller und Krimis. 'Schneewittchenfalle' war Krystyna Kuhns erster Jugendroman. Für ihr literarisches Werk wurde Krystyna Kuhn bereits zweifach für den Frauenkrimipreis nominiert.
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Produkt

KlappentextEigentlich hatte Gina nur gelangweilt aus dem Fenster gesehen. Doch als sie dann im Haus gegenüber einen Mord beobachtet, steht ihre Welt plötzlich Kopf. Denn die Leiche ist kurz darauf auf mysteriöse Weise verschwunden und niemand glaubt ihr. Keine Leiche, kein Mörder, nur eine Zeugin - die einzige Zeugin. Bildet sie sich die Schatten, die ihr folgen, nur ein?

Krystyna Kuhn wurde 1960 als siebtes von acht Kindern in Würzburg geboren. Sie studierte Slawistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Würzburg und Göttingen sowie zeitweise in Moskau und Krakau. Sie arbeitete als Redakteurin und Herausgeberin. Seit 1998 ist sie freischaffende Autorin und schreibt mit Vorliebe Thriller und Krimis. 'Schneewittchenfalle' war Krystyna Kuhns erster Jugendroman. Für ihr literarisches Werk wurde Krystyna Kuhn bereits zweifach für den Frauenkrimipreis nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401800684
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.06.2012
SpracheDeutsch
Dateigrösse672 Kbytes
Artikel-Nr.1230391
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

Es war Sonntagabend und ein schwüler Tag in Paris. Eine aufgeheizte Stadt unter Wolken, die sich zusammenzogen. Gina war sicher. Das war ein böses Omen, ein schlechtes Vorzeichen. Denn Paris und Gina - Gina und Paris waren einmal Seelenverwandte gewesen. Jetzt aber war die Stadt für sie eine Fremde. Ihre Schönheit Betrug. Die Häuser nur Theaterkulisse. »Gleich fahren wir durch den Tunnel de l´Alma«, hörte sie ihre Mutter sagen, »du weißt schon, in dem Prinzessin Diana vor zehn Jahren verunglückt ist.« Aha. Sehr interessant. Dennoch klappte Gina das Handy auf und begann zu filmen. »Ja«, flüsterte sie, »jetzt geht es hinein in den Tunnel des Todes, in dem Lady Di am 31. August 1997 um Mitternacht von den Paparazzi zu Tode gehetzt wurde. Mit Dodi, ihrem Geliebten.«

»Was flüsterst du da?« Gina beantwortete die Frage ihrer Mutter nicht, sondern wischte mit der Hand die schmutzige Scheibe sauber und presste das Handy ans Fenster. Wenn sie schon den Sommer in Paris verbringen musste, war wenigstens das Nokia ein Trost. Platz eins auf der Topliste der Handys. Ihr Vater hatte es ihr geschenkt, als er auszog, was wiederum bei ihrer Mutter ein spöttisches Lächeln hervorgerufen hatte. »Aha, beginnt er schon, sich mit Geschenken bei dir einzuschmeicheln? Das kann er gut, dein Vater.«

»Er weiß eben, was ich wirklich brauche«, hatte Gina geantwortet und gedacht: Im Gegensatz zu dir! »Du meinst wohl im Gegensatz zu mir?«, hatte ihre Mutter ihre Gedanken gelesen. »Aber meiner Meinung nach brauchst du einen Vater, der in den Ferien etwas mit dir unternimmt, anstatt die Zeit mit seiner neuen Flamme zu verbringen. Und so ein teures Handy noch dazu.« »Du bist nur eifersüchtig!« »Ich? Eifersüchtig? Auf keinen Fall!« Bis vor einem halben Jahr war Gina der festen Überzeugung gewesen, dass ihre Eltern sich liebten. Von wegen! Sie hassten sich. Sie waren wie Hund und Katze, wie Feuer und Wasser, wie...wie...wie Eis und... Wüste! Eltern, die sich scheiden ließen, brachten das Leben ihrer Kinder ganz schön durcheinander. Das war, als wenn die Erdkugel sich plötzlich in die falsche Richtung drehte und man das Gleichgewicht verlor. Das Gefühl zu schwanken verließ einen nicht mehr. Das Handy piepste dreimal laut. Endlich eine Nachricht von Tom. Nein. Zum x-ten Mal Marie. ZDI ER LIDINI

Zu deiner Information. Er liebt dich nicht.

Darauf gab es nur eine Antwort: LAMIFRI

Lass mich in Frieden.

Sie hatte gedacht, dass Marie ihre beste Freundin sei. Aber als Gina sich in Tom verliebte, da hatte Marie immer wieder gesagt, dass dieser es nicht ernst meinte, dass er nur mit ihr spielte. Dass sie ihm nicht nachlaufen sollte. Mann, Marie war nur eifersüchtig. Mit Sicherheit wollte sie Tom

für sich. Wer wollte das nicht? Tom war der coolste Junge der ganzen Schule. Jeder kannte seinen Namen. Gina betrachtete das Armband an ihrem Handgelenk, das Marie ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. In der Mitte prangte ein rotes Herz aus Glas. Als Zeichen ihrer Freundschaft. Familie, Freundschaft, Liebe. Die größten Flops des letzten halben Jahres. Und ein Talisman war sowieso Betrug! Rote Herzen? Kitsch hoch zehn! »Der Eiffelturm«, hörte sie ihre Mutter. »Aha, steht er also noch!«, spottete Gina. »Welch ein Wunder!« Als ihre Mutter sie ignorierte, hob Gina erneut das Handy und flüsterte übertrieben laut: »Aus der Ferne ist der Eiffelturm zu erkennen! - Ein graues Monster unter grauem Himmel! Der Todesengel der Stadt.«

Ihre Mutter seufzte und Gina richtete nun das Handy auf deren Lippen und filmte, wie diese in ständiger Bewegung waren. Wie der grellrot geschminkte Mund sich zu all diesen spitzen französischen Ö, Ü und Ä formte, während sie mit irgendeinem Philippe telefonierte. »Französisch«, fuhr Gina fort, »die Sprache der blutigen Revolution. Unzählige Häupter fielen in Paris unter dem scharfen Messer der Guillotine. Ludwig XVI. musste hier sterben. Marie Antoinette fand hier ihren Tod.«

»Ach, ist Paris nicht wunderbar?«, seufzte ihre Mutter. »Warum nur war ich so lange nicht mehr hier? Es war ein Fehler.« Paris, mon amour, non, Paris, ma mort. Paris, die Stadt der Liebe? Von wegen, Paris, die Stadt des Todes. Mist! Das rote Licht blinkte. Der Akku war bald leer! »Weil du Grand-père hasst!«, erklärte Gina laut. »Ich hasse ihn nicht«, widersprach ihre Mutter. »Tust du doch!«

»Du übertreibst maßlos! Wir sind einfach nur en désaccord, nicht einer Meinung, verstehst du?« »Und warum kann ich dann Grand-père nicht besuchen, solange ich in Paris bin? Warum wohnen wir nicht bei ihm? Warum weiß er dann nicht einmal, dass wir hier sind? Warum haben wir ihn seit dem Tod von Grand-mère nicht mehr gesehen? Das ist jetzt acht Jahre her! Vielleicht ist er schon tot und wir wissen es nicht.« »Ist er nicht.« »Woher willst du das wissen?« »Weil ich es weiß.« »Weil ich es weiß«, äffte Gina ihre Mutter nach. »Du sollst mich nicht nachäffen«, erwiderte diese. »Das machen nur Papageien.« »Sechs Wochen Paris«, seufzte Gina, »das ist die Ewigkeit!« »Was weißt du schon von der Ewigkeit!« Natürlich. Ihre Mutter war der Meinung, dass nur sie selbst etwas von den wichtigen Dingen im Leben verstand. Aber auch Gina machte sich Gedanken über die Welt, und wenn sie später eine berühmte Regisseurin war, würde ihre Mutter das endlich verstehen. »Wenn du dir einmal einen Vortrag von Herrn Sauer anhören müsstest im Religionsunterricht«, erklärte Gina, »würdest auch du begreifen, was Ewigkeit bedeutet. Gäbe es nicht die Schulglocke, würde er bis zum Jüngsten Tag darüber quatschen, dass jeder Mensch einzigartig ist. Vertraut Gott «, ahmte Gina die heisere Stimme des Religionslehrers nach. » Er weiß, was er mit euch vorhat. « Doch ihre Mutter hörte nicht zu. Stattdessen beugte sie sich nach vorne zum Taxifahrer und sprach auf ihn ein. Der Verkehr ging nur langsam voran. Es hatte angefangen zu regnen. Auf dem großen Platz, den sie jetzt überquerten, stauten sich die Autos.

Gina lehnte ihren Kopf an die dreckige Fensterscheibe des Taxis. Nie hörte sie zu! NIE! Dabei war es doch offensichtlich, dass Gott in ihrer Familie, den Krons, versagt hatte. Denn würde alles einem göttlichen Plan folgen, hätte Gott nicht einfach weggeschaut, als ihre Mutter am letzten Neujahrsmorgen aufwachte und beschloss, ihr Leben zu ändern. Gott - oder einer seiner Mitarbeiter - hätte die Scheidung ihrer Eltern verhindern müssen. Also, wo, bitte schön, war Gott das letzte verrückte halbe Jahr gewesen? Und davor, als sich ihre Mutter mit Grand-père zerstritten hatte? Und wo bei der Sache mit Tom? Ach ja, und bei ihrem Streit mit Marie hatte er sich auch nicht blicken lassen. Und wie, verdammt noch mal, war er nur auf die blöde Idee gekommen, ihrer Mutter ausgerechnet in Paris einen Job zu verschaffen? Gina seufzte laut. Das Leben war wie ein Computerspiel. Kaum hatte man den ersten Level geschafft, kam der nächste. Marie sagte das immer, aber was Marie sagte, hatte keine Bedeutung mehr. Gina fasste nach dem silbernen Armband an ihrem Handgelenk, das Maries Namen trug. Marie trug das gleiche mit Ginas Namen. Aber das war endgültig vorbei. Sie nahm es vom Handgelenk, kurbelte das Fenster hinunter und sah ihm nach, wie es durch die Luft wirbelte. Freundschaftsbänder waren etwas für Babys. Und Glück gebracht hatte es auch nicht. »Wir sind gleich da«, sagte ihre Mutter jetzt und beugte sich erneut nach vorne, um dem Taxifahrer Anweisungen zu geben. »Da vorne ist sie, die Rue Daguerre. Mon Dieu, bin ich aufgeregt!«

*

In der Rue Daguerre reihte sich ein Geschäft an das andere und ständig liefen Leute vor das Auto. Es sah aus wie auf einem orientalischen Basar, nicht wie in einer Einkaufsstraße der französischen Hauptstadt. Vor einem Blumenladen waren dicht an dicht Kübel mit Rosen aufgestellt, deren Rot im Regen zu einem dunklen Orange verschwamm. In der Bäckerei an der Ecke standen die Leute Schlange, um schnell noch Brot für das Abendessen zu kaufen. Beim Anblick der langen Baguettestangen lief Gina das Wasser im Mund zusammen und die Erinnerung an die Küche ihrer Großmutter trieb ihr die Tränen in die Augen. Alles war wie immer die Schuld ihrer Mutter. »Hier«, rief diese nun aufgeregt und ihre Stimme glich dem Quietschen der Bremsen, als das Taxi abrupt zum Stehen kam. »Schau mal, Gina, es gibt ihn...
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Autor

Krystyna Kuhn wurde 1960 als siebtes von acht Kindern in Würzburg geboren. Sie studierte Slawistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Würzburg und Göttingen sowie zeitweise in Moskau und Krakau. Sie arbeitete als Redakteurin und Herausgeberin. Seit 1998 ist sie freischaffende Autorin und schreibt mit Vorliebe Thriller und Krimis. "Schneewittchenfalle" war Krystyna Kuhns erster Jugendroman. Für ihr literarisches Werk wurde Krystyna Kuhn bereits zweifach für den Frauenkrimipreis nominiert.