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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.01.20131. Auflage
Mörder Ahoi!  James Gerald (70), Agent des britischen Secret Intelligence Service (SIS) im Ruhestand, hat mittlerweile zu seiner gewohnt guten Konstitution zurückgefunden. Die braucht er auch, denn zusammen mit seiner früheren Kollegin und Hausnachbarin Sheila Humphrey (67) geht es auf Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, zu der Sheilas exzentrische Mutter Phyllis anlässlich ihres 90. Geburtstags geladen hat. Die Passagiere vergnügen sich prächtig auf dem Luxusliner ... Bis plötzlich der erst jüngst angetraute, etwas zwielichtige fünfte Ehemann von Phyllis spurlos verschwindet. Eine delikate Angelegenheit. James' ganzer Agentenspürsinn und Körpereinsatz ist mal wieder gefragt, denn es bleibt nicht bei einem Vermissten ...

Marlies Ferber, geboren 1966, studierte Sinologie in Deutschland, China und den Niederlanden und arbeitete als Verlagslektorin, bevor sie sich ganz dem Schreiben und Übersetzen widmete. Sie ist freie Dozentin für kreatives Schreiben der Bundesakademie Wolfenbüttel und lebt mit ihrer Familie in Hagen.
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Produkt

KlappentextMörder Ahoi!  James Gerald (70), Agent des britischen Secret Intelligence Service (SIS) im Ruhestand, hat mittlerweile zu seiner gewohnt guten Konstitution zurückgefunden. Die braucht er auch, denn zusammen mit seiner früheren Kollegin und Hausnachbarin Sheila Humphrey (67) geht es auf Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, zu der Sheilas exzentrische Mutter Phyllis anlässlich ihres 90. Geburtstags geladen hat. Die Passagiere vergnügen sich prächtig auf dem Luxusliner ... Bis plötzlich der erst jüngst angetraute, etwas zwielichtige fünfte Ehemann von Phyllis spurlos verschwindet. Eine delikate Angelegenheit. James' ganzer Agentenspürsinn und Körpereinsatz ist mal wieder gefragt, denn es bleibt nicht bei einem Vermissten ...

Marlies Ferber, geboren 1966, studierte Sinologie in Deutschland, China und den Niederlanden und arbeitete als Verlagslektorin, bevor sie sich ganz dem Schreiben und Übersetzen widmete. Sie ist freie Dozentin für kreatives Schreiben der Bundesakademie Wolfenbüttel und lebt mit ihrer Familie in Hagen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423417297
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum01.01.2013
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1574 Kbytes
Artikel-Nr.1230781
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

James atmete tief ein. Warme, salzige Luft strömte in seine Lungen. Aus den Schiffslautsprechern dröhnte »Rule Britannia«. Er blickte zu Sheila, die neben ihm an der Reling stand und beobachtete, wie die Victory langsam ablegte. Sie lächelte. »Einen Sixpence für Ihre Gedanken, James.«

Er zeigte auf die großen Trichterboxen. »Ich bitte Sie, Sheila, wer kommt denn nur auf die Idee, Rule Britannia beim Ablegen zu spielen!«

Sie strich sich die rotbraunen Locken aus dem Gesicht. »Wieso, das ist wie in der guten alten Zeit. Das Schiff legt ab, die Passagiere stehen an Deck, sie sehen einer aufregenden, ungewissen Zukunft entgegen, an Land flattert ein Meer von weißen Taschentüchern im Wind, und die Blaskapelle übertönt die Abschiedsrufe und das Schluchzen.«

»Nur dass in unserem Fall die Musik nicht von einer Kapelle kommt, sondern aus den Lautsprechern scheppert. Und wir nicht auf der Titanic stehen und in die Neue Welt aufbrechen, sondern nur träge auf dem Mittelmeer kreuzen und in einer Woche wohlbehalten wieder hier anlegen.« Er deutete auf die Traube weißer und grauer Köpfe neben ihnen. »Es sei denn, der eine oder andere geht vorzeitig von Bord. Der Altersdurchschnitt hier dürfte fast dem von Eaglehurst entsprechen.«

Sheila warf ihm über ihre Sonnenbrille hinweg einen kurzen Blick zu, und er bereute die Anspielung auf das Altenheim, in dem Sheila und er sich vor einem knappen halben Jahr einquartiert hatten, um den Mord an James´ Freund William aufzuklären. Doch Sheila ließ sich die blendende Laune nicht verderben. »Ach, entspannen Sie sich, James. Der Urlaub wird uns guttun, und es ist doch nett, zwischen all den weißen Köpfen hier kommt man sich fast schon jung vor!«

Er war froh, dass sie seine Bemerkung nicht auf ihre betagte Mutter bezogen hatte. Sheilas Mutter war nämlich der Grund, warum sie hier waren. James hatte die alte Dame erst vor zwei Monaten kennengelernt, als er Sheila ein Buch zurückbrachte, das sie ihm geliehen hatte. Als er Sheilas Wintergarten betrat, stand da ein elektrischer Rollstuhl vor dem Orchideenfenster, und darin saß sie: eine kleine, drahtige Gestalt, deren Hände und Füße im Verhältnis zu den dünnen Armen und Beinen übergroß erschienen. Das perfekt geliftete Gesicht war von kunstvoll frisierten, hellblond gefärbten Haaren umrahmt. Sie hatte ihn mit der Geste der Gastgeberin aufgefordert, Platz zu nehmen, ihr Gesicht beim Lächeln in zarte Falten gelegt und gesagt: »Meine Tochter hat mir immer viel von Ihnen erzählt, Mr Gerald. Schon zu der Zeit, als Sie beide noch beim SIS waren. Deshalb habe ich das Gefühl, Sie schon eine Ewigkeit zu kennen. Es freut mich sehr, Sie endlich einmal persönlich zu treffen. Ich darf doch James zu Ihnen sagen?«

»Natürlich«, hatte er höflich geantwortet und ihr gegenüber Platz genommen, während Sheila, sonst das Selbstbewusstsein in Person, ihm eine Tasse Kaffee einschenkte und wie ein Kind wirkte, das nicht ungefragt dazwischenredet, wenn die Erwachsenen sich unterhalten.

»Ich bin Phyllis Barnes«, sagte Sheilas Mutter, »aber das wissen Sie sicher, James. Meine Tochter wird Ihnen von mir erzählt haben.«

»Ja«, log James und fing einen dankbaren Blick von Sheila auf. Sie hatte früher, als sie beide noch Kollegen gewesen waren, nie über ihr Privatleben gesprochen. Erst vor einigen Monaten hatte sie ihre Mutter zum ersten Mal erwähnt, und jetzt war er eigenartig berührt, der fast Neunzigjährigen, die ihn mit wachen Augen musterte, gegenüberzusitzen. Er versuchte sich vorzustellen, wie sie in jungen Jahren ausgesehen hatte. Vermutlich sehr attraktiv - dazu brauchte er nur von der Tochter auf die Mutter zu schließen. Außerdem strahlte die alte Dame das natürliche Selbstbewusstsein einer Frau aus, die es gewohnt ist, im Mittelpunkt zu stehen.

Phyllis wies auf das Tablett mit Sandwiches. »Greifen Sie zu, James. Sheila war so lieb, meine Lieblingssandwiches zuzubereiten, Thunfisch mit Marmite und Piccalilli. Das Rezept stammt noch von meiner Kinderfrau.« Als sie in das Sandwich biss, bemerkte James, dass ihre schön geformten Zähne beinahe genau dieselbe Farbe wie das ungeröstete Weizentoastbrot hatten. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass es die Dritten waren, allein Phyllis´ hohes Alter machte diese Annahme zwingend. Sie musste einen guten Zahnarzt haben, denn bei den meisten Gebissträgern, die er kannte, waren entweder Farbe oder Form verräterisch. Phyllis schluckte fast ohne zu kauen und bemerkte versonnen: »Es ist schon seltsam, was von manchen Menschen, die man gekannt hat, übrig bleibt. Manchmal ist es nur ein Ausspruch oder ein Sandwich-Rezept.«

»Oder ein Ehering«, warf Sheila ein. Die alte Dame winkte ab und lächelte James zu. »Diese bissige Art hatte sie früher schon, James. Aber das wissen Sie vermutlich.« Sie sah James, der ebenfalls ein Thunfischsandwich genommen hatte, erwartungsvoll an. »Und? Wie schmeckt es Ihnen?«

»Ausgezeichnet«, sagte James und griff, noch während er den letzten Bissen kaute, nach einer Orange vom Obstteller, um den widerwärtigen Geschmack loszuwerden. Mit ein paar Bewegungen seines Taschenmessers befreite er die Orange von ihrer Schale.

»Sie gehen geschickt mit dem Messer um«, stellte Phyllis anerkennend fest.

James lächelte. »Es ist nicht meine erste Orange. Möchten Sie ein Stück?«

»Danke, keine Vitamine. Aber sagen Sie, James, was kann dieses Taschenmesser noch alles?«

»Wie meinen Sie das?«

Phyllis fixierte ihn mit ihren dunkelbraunen Augen. »Sie wissen, was ich meine, tun Sie nicht so. Ein Exagent des SIS trägt kein Taschenmesser mit sich herum, das nur Orangen schälen kann.«

»Jemanden damit mundtot zu machen wäre auch kein Problem«, sagte James mit einem Seitenblick auf Sheila, »aber ich versichere Ihnen, ich bin vor fünf Jahren aus dem Dienst ausgeschieden, nicht wahr. Die aufregenden Zeiten sind vorbei. Wobei sie - unter uns gesagt - so furchtbar aufregend nun auch nicht waren.«

»Ach ja?« Die alte Dame zog die Augenbrauen hoch. »Und wie sind Sie dann zu Ihrem Spitznamen gekommen?«

»Was meinen Sie?« James sah zu Sheila, die seinem Blick auswich.

»Ihr Spitzname - Null-Null-Siebzig!«

James seufzte. »Ich hätte es wissen müssen. Ich sehe schon, Ihre Tochter hat Ihnen von Eaglehurst erzählt.«

»Ja«, bestätigte Phyllis, »und ich finde die ganze Geschichte fantastisch!«

Sie befragte ihn zu allen Einzelheiten der Mordfälle in der Seniorenresidenz. Dabei strahlte die zierliche kleine Gestalt, die von Weitem wie ein präparierter Schmetterling wirkte, eine Vitalität aus, die ansteckend war. James vermutete, dass ihr reges Interesse an allem, was um sie herum geschah, der Grund dafür war. Schließlich wurde es Zeit für ihn zu gehen, er erhob sich und reichte Sheilas Mutter zum Abschied die Hand. Sie hielt James´ Hand fest umkrallt und sah ihm in die Augen. »Wie alt schätzen Sie mich, James?«

Er hatte zu viel Lebenserfahrung, um sich von einer Frau mit dieser Frage in Verlegenheit bringen zu lassen. »Wenn ich es nicht besser wüsste«, gab er galant zurück, »würde ich denken, dass wir beide im selben Alter sind.«

Die alte Dame lächelte wie jemand, der genau diese Antwort erwartet hatte. Sie hielt immer noch James´ Hand fest. »Ich werde in gut zwei Monaten neunzig!«

»Nein!«

»Doch, James, auch wenn ich es selbst kaum glauben kann. Und da es höchstwahrscheinlich mein letzter runder Geburtstag sein wird, will ich noch ein Mal richtig feiern und ...«

»Mutter, sei doch nicht so melodramatisch«, warf Sheila ein. »Du wirst noch viele Geburtstage feiern.«

»Ja, mag sein«, sagte Phyllis heftig, »aber vielleicht bin ich dann taub oder blind oder habe Schmerzen oder wer weiß, was sonst noch. Nein, in meinem Alter kann von heute auf morgen Schluss sein. In der Gegenwart leben, das ist es! Alles herausholen, was geht! Es noch mal so richtig krachen lassen!« Sie wandte sich wieder James zu, der sich bemühte, ernst zu bleiben bei der Vorstellung, wie die alte Dame es so richtig krachen ließ. »Genug der langen Vorrede, James. Es ist mein Wunsch, einen unvergesslichen Geburtstag zu verleben, im Kreis einer Handvoll ganz besonderer Menschen, die mir lieb und teuer sind. Und ich würde mich sehr, sehr freuen, Sie dazuzählen zu dürfen.«

Nun gaben ihre knochigen, doch erstaunlich kräftigen Finger seine Hand endlich frei. Er sah zu Sheila, die seinem Blick auswich, und fühlte sich überrumpelt. Er war Sheilas Kollege gewesen, seit zwei Jahren war er ihr Nachbar, und sie hatten gemeinsam den Fall in Eaglehurst gelöst. Auch wenn er es sich nur ungern eingestand, war Sheila, soweit er überhaupt Beziehungen zu anderen Menschen einging, mittlerweile der wichtigste Mensch in seinem Leben. Er genoss ihre Gesellschaft so sehr, dass er ihre Freundschaft auf keinen Fall durch den Fehler gefährden wollte, den seiner Meinung nach die zu große Nähe zwischen zwei Menschen darstellte. Und die Einwilligung, als ihr Begleiter zur Geburtstagsfeier ihrer Mutter zu kommen, war ganz klar ein Schritt in diese Richtung. Sheilas Mutter ahnte offensichtlich, warum er zögerte, und sagte liebenswürdig: »Ich habe Sie überfallen, James. Überlegen Sie es sich in aller Ruhe.«

Er hatte erwartet, dass Sheila in den folgenden Wochen versuchen würde, ihn zu überreden, die Einladung anzunehmen, aber nichts dergleichen geschah. Sie trafen sich ein paarmal zum Spazierengehen im Hampstead Heath, gingen in Soho...
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Kritik
»Ein echter Vergnügen bietet Marlies Ferber mit ihrem Ermittler James Gerald.«Lübecker Nachrichten 20.03.2013mehr