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Aschenputtelfluch

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am01.07.2012
Idyllisch liegt das Internat Ravenhorst in einem Seitental. Doch als sich eine der Schülerinnen vom Glockenturm stürzt, wandelt sich die Idylle in einen Albtraum. Warum hat sich Kira in den Tod gestürzt? Jule, eine der Neuen im Internat, macht sich auf die Suche. Aber sie stößt bei ihren Mitschülern auf eine Mauer des Schweigens. Bis sich die Ereignisse zu wiederholen scheinen.

Krystyna Kuhn wurde 1960 als siebtes von acht Kindern in Würzburg geboren. Sie studierte Slawistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Würzburg und Göttingen sowie zeitweise in Moskau und Krakau. Sie arbeitete als Redakteurin und Herausgeberin. Seit 1998 ist sie freischaffende Autorin und schreibt mit Vorliebe Thriller und Krimis. 'Schneewittchenfalle' war Krystyna Kuhns erster Jugendroman. Für ihr literarisches Werk wurde Krystyna Kuhn bereits zweifach für den Frauenkrimipreis nominiert.
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Produkt

KlappentextIdyllisch liegt das Internat Ravenhorst in einem Seitental. Doch als sich eine der Schülerinnen vom Glockenturm stürzt, wandelt sich die Idylle in einen Albtraum. Warum hat sich Kira in den Tod gestürzt? Jule, eine der Neuen im Internat, macht sich auf die Suche. Aber sie stößt bei ihren Mitschülern auf eine Mauer des Schweigens. Bis sich die Ereignisse zu wiederholen scheinen.

Krystyna Kuhn wurde 1960 als siebtes von acht Kindern in Würzburg geboren. Sie studierte Slawistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Würzburg und Göttingen sowie zeitweise in Moskau und Krakau. Sie arbeitete als Redakteurin und Herausgeberin. Seit 1998 ist sie freischaffende Autorin und schreibt mit Vorliebe Thriller und Krimis. 'Schneewittchenfalle' war Krystyna Kuhns erster Jugendroman. Für ihr literarisches Werk wurde Krystyna Kuhn bereits zweifach für den Frauenkrimipreis nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401800707
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.07.2012
SpracheDeutsch
Dateigrösse784 Kbytes
Artikel-Nr.1238277
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1

Der Bus gab Vollgas, legte sich in die Kurve und bog nach rechts in eine schmale Straße, nicht mehr als ein asphaltierter Waldweg. Die hohen dunkelgrünen Tannen standen so dicht beieinander, dass nur ein schmaler Streifen blauer Himmel über uns zu sehen war.

Willkommen in Ravenhorst!

Das Schild war nicht zu übersehen.

Oh mein Gott, war ich nervös. Nur noch drei Kilometer trennten mich von meiner neuen Heimat.

Ich schloss die Augen und sagte zu mir: Calm down, Jule, du bist auf dem direkten Weg in die Freiheit.

Mein Nachbar schlief immer noch.

»Ich bin Nikolaj, zehnte Klasse«, hatte er gesagt, als wir am Hauptbahnhof Leipzig in den Bus stiegen. »Ist der Platz neben dir frei? Hinten wird mir immer schlecht.«

Ich nickte und räumte bereitwillig meinen Rucksack zur Seite.

Er setzte sich, schloss die Augen und weg war er.

Wie ich heiße, hatte er nicht gefragt.

Ich bin Jule.

Na ja, eigentlich Juliane, aber niemand nennt mich so außer meinen Eltern. Ich bin nicht nur Einzelkind, sondern auch das Produkt einer späten Liebe. Zu spät - wenn man mich fragt. Ich bin auf die Welt gekommen, als meine Mutter anfing, sich vor dem Leben zu fürchten: vor Arbeitslosigkeit, Krankheit, Tod, Wirtschaftskrise, Klimaerwärmung, Terrorismus, Vogelgrippe. Vielleicht liegt es auch daran, dass mein Vater Polizist ist. Sie weiß einfach zu viel darüber Bescheid, was alles passieren kann.

Meine Eltern sind alt. Älter als die Beatles, viel älter als das Farbfernsehen - an Computer oder Handys war noch gar nicht zu denken. Mein Daddy - er hasst es, wenn ich ihn so nenne - ist ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geboren. Ist das nicht krass? Und meine Mutter sieben Jahre später. Kurz - eine Tochter in meinem Alter bedeutet für sie der totale Kulturschock.

Und deshalb bin ich jetzt unterwegs in das Internat Ravenhorst, das ehemals ein Kloster war. Ich könnte also sagen, ich gehe freiwillig ins Kloster, um der absolut peinlichen Fürsorge meiner Eltern zu entkommen und - weil ich nach der Sache mit Jasper vermutlich sowieso nie mehr eine Beziehung haben will.

Ganz davon abgesehen - es gibt Spiegel, die mir unmissverständlich zu verstehen geben: Ich, Jule Sanden, in der Blüte meiner Jugend, sprich sechzehn Jahre alt, bin flach, total platt. Exakt ausgedrückt - und ich oute mich gleich als Mathefreak - komme ich gerade mal auf Körbchengröße 70 A mit Tendenz zu 65 A, wenn ein Busen überhaupt noch kleiner sein kann. Irgendwann einmal werde ich Spiegel mit digitaler Bildbearbeitung erfinden, die so eingestellt sind, dass man sich selbst perfekt erscheint.

»Aber du bist doch so intelligent, Juliane«, jammert meine Mutter im Gegenzug, wenn ich über mein Aussehen jammere.

»Klar, Mammi, und die Kerle stehen total auf Mädchen, die klug sind. Sie mögen es, wenn man widerspricht, Matheformeln zitiert und ihnen die Theorie des Weltalls erklärt. Genau das, was sie brauchen.«

Aber das ist ein Humor, den meine Mutter nicht versteht, weshalb sie versucht, mich zu trösten: »Aber was ist mit Jasper? Der liebt dich doch!«

In solchen Momenten möchte ich sie am liebsten anschreien, aber - Mammi ist so naiv und lieb zugleich - ich bringe es einfach nicht übers Herz.

Jedenfalls, nach all der Kacke in den letzten Wochen vor den großen Ferien - und die war wirklich am Dampfen - war mir klar: Ich musste dringend weg von zu Hause. Deshalb habe ich mich für das Stipendium in Ravenhorst beworben und es bekommen. Sonst säße ich ja nicht neben diesem Nikolaj, der den Schlaf erfunden hat.

Ravenhorst ist ein ziemlich bekanntes Internat für reiche Kids und wenige Stipendiaten. Jasper hat es geschlossene Anstalt für kopfgesteuerte Intelligenzbestien genannt, die alles hinterfragen, sogar die Liebe. Aber was Jasper sagt, spielt keine Rolle mehr.

»Alle mal herhören! Wir sind bald da!«

Ich schrak zusammen, als die Stimme von Frau Sturm durch den Bus schallte, begleitet vom schrillen Pfeifen des Mikrofons.

Frau Sturm hatte uns am Bahnhof erwartet. Sie sah ganz genauso aus wie die Supernanny im Fernsehen - die gleichen langen dunkelbraunen Haare, der gleiche schwarze Pullunder über dem weißen T-Shirt, und wenn sie sprach - dann versuchten ihre blauen Augen hinter der schwarzen Brille, ganz tief in mich hineinzublicken. Ich weiß nicht genau, was in dir vorgeht, schienen sie zu sagen, aber ich finde es heraus.

»Willst du einen Kaugummi?«, hörte ich eine Stimme neben mir. Der schläfrige McDreamy war tatsächlich aufgewacht.

»Was?«

»Ich bin Nikolaj, erinnerst du dich?«

»Ich bin ja nicht dement.«

»Und wie heißt du?«

»Jule. Auch zehnte Klasse.«

»Okay«, er nickte. »Dann bist du bei uns. Wir sind eine coole Truppe. Na ja, bis auf ein paar Freaks.«

Seine schwarz gelockten Haare reichten bis auf die Schultern. Er war ziemlich blass und seine Stirn zeigte einen abartig großen Bluterguss. Aber er sah viel besser aus als Jasper. Und er roch verdammt gut nach irgendeinem Wunderdeo. Hätte ich nicht mit dem Thema Männer endgültig abgeschlossen, ehrlich, ich wäre am liebsten dicht an ihn gerückt, nur um an ihm zu schnuppern. Ein richtiger McDreamy-Typ. Und Augen hatte er - die waren so braun, dass ich sofort Heißhunger verspürte auf original italienischen Cappuccino mit viel Milchschaum.

»Also, willst du nun einen Kaugummi, Jule?«

Er grinste.

Nein, er grinste nicht, er lächelte irgendwie . . . besonders. In der Tat - ein klarer Fall von McDreamy - träumen durfte man ja.

»Okay«, erwiderte ich und wurde rot. Zumindest wurde mir heiß. Unsere Hände berührten sich, als er mir den Kaugummi Marke Strong Mint von Fisherman´s Friend reichte.

Verdammt, meine Hormone hielten sich nicht an die Regeln, die ich aufgestellt hatte. Ich war nicht gewillt, mich wieder zu verlieben, bis ich achtzehn war. Jasper, du Idiot!

»Schau mal, Kira! Da vorne sieht man schon den Kirchturm!« In der Reihe neben uns löste ein dunkelhaariges Mädchen ihren Sicherheitsgut und hüpfte vor Aufregung auf ihrem Platz auf und ab. Hemmungslos beugte sie sich über ihre Platznachbarin, ein groß gewachsenes schmales Mädchen mit honigfarbener Haarmähne, deren Gesicht so ernst war, als hätte sie ihr Lachen für alle Ewigkeit an den Teufel verkauft.

Ich sah aus dem Fenster. Tatsächlich - hinter dem Waldstück tauchte er auf, der hohe Kirchturm von Ravenhorst.

»Bitte setze dich, Emilia«, rief Frau Sturm. »Und schnall dich wieder an. Wir wollen doch nicht, dass dir bereits am ersten Tag im Internat etwas zustößt!« Ihr Blick wanderte durch den Bus. »Und ihr beiden dort hinten, Michael und Nora, bitte passt auf, dass ihr euch beim Küssen nicht gegenseitig verschluckt. Etwas dezenter bitte! Hier sind auch jüngere Schüler!«

Allgemeines Gelächter brach aus. Die Einzige, die keine Miene verzog, war die Honigblonde neben Emilia. Neugierig wandte ich mich um und musterte das Pärchen auf der Rückbank. Blonde Haare, quietschegelb und flaumig wie bei einem Küken, beugten sich über eine hellbraune Pferdemähne, die an einem roten Sweatshirt klebte.

Nein! Das war wirklich kein Filmkuss, sondern es schien eher so, als probten sie bereits das Überleben der menschlichen Spezies.

»Na«, McDreamy musterte mich aufmerksam, »neidisch?«

»Quatsch«, erwiderte ich, obwohl es mir doch einen Stich ins Herz gab. Fast hätte ich hinzugefügt: Das hätte ich vor wenigen Wochen auch haben können - und noch mehr.

»Du bist eine von den Neuen, oder?« Emilia drehte sich zu mir und starrte mich neugierig an. »Du bist bestimmt total...
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Krystyna Kuhn wurde 1960 als siebtes von acht Kindern in Würzburg geboren. Sie studierte Slawistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Würzburg und Göttingen sowie zeitweise in Moskau und Krakau. Sie arbeitete als Redakteurin und Herausgeberin. Seit 1998 ist sie freischaffende Autorin und schreibt mit Vorliebe Thriller und Krimis. "Schneewittchenfalle" war Krystyna Kuhns erster Jugendroman. Für ihr literarisches Werk wurde Krystyna Kuhn bereits zweifach für den Frauenkrimipreis nominiert.