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Schwarzer Schmetterling

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
680 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.03.20121. Auflage
Bei eisiger Dezemberkälte schweben zwei Arbeiter in einer Seilbahn zu einem Wasserkraftwerk in 2000 Meter Höhe. An der Bergstation machen sie eine verstörende Entdeckung: Ein riesiger, bedrohlich schwarzer Schmetterling scheint sich von den schnee- und blutbedeckten Felsen abzuheben. Ein Tierkadaver, grauenvoll inszeniert. Das Werk eines Wahnsinnigen? Am Tatort werden DNA-Spuren des hochintelligenten Serienmörders Julian Hirtmann gefunden. Doch dieser sitzt seit Jahren im Hochsicherheitstrakt einer hermetisch abgeriegelten psychiatrischen Anstalt. Wie konnte der gefährlichste Serientäter Europas am Tatort seine Spuren hinterlassen, obwohl er nie seine Zelle verlassen hat? Noch während Commandant Servaz und die junge Anstaltspsychologin Diane Berg versuchen, das Rätsel um den schwarzen Schmetterling zu lösen, wird der kleine französische Ort von einer kaltblütig inszenierten Mordserie erschüttert, die die Ermittler an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit bringt ...

Bernard Minier, Jahrgang 1960, ist im Südwesten Frankreichs, in den Ausläufern der Pyrenäen, aufgewachsen. Für seine Thriller wurde er mit zahlreichen renommierten Spannungsliteraturpreisen ausgezeichnet. Bernard Minier ist der bisher einzige Autor, dem der Prix Polar bereits zum zweiten Mal verliehen wurde. Monatelang standen 'Schwarzer Schmetterling', 'Wolfsbeute' oder 'Nacht' auf den französischen wie deutschen Bestsellerlisten. 'Schwestern im Tod' war in Frankreich Nummer 1 der Bestsellerliste. Der Autor lebt in der Nähe von Paris.www.bernard-minier.com
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Produkt

KlappentextBei eisiger Dezemberkälte schweben zwei Arbeiter in einer Seilbahn zu einem Wasserkraftwerk in 2000 Meter Höhe. An der Bergstation machen sie eine verstörende Entdeckung: Ein riesiger, bedrohlich schwarzer Schmetterling scheint sich von den schnee- und blutbedeckten Felsen abzuheben. Ein Tierkadaver, grauenvoll inszeniert. Das Werk eines Wahnsinnigen? Am Tatort werden DNA-Spuren des hochintelligenten Serienmörders Julian Hirtmann gefunden. Doch dieser sitzt seit Jahren im Hochsicherheitstrakt einer hermetisch abgeriegelten psychiatrischen Anstalt. Wie konnte der gefährlichste Serientäter Europas am Tatort seine Spuren hinterlassen, obwohl er nie seine Zelle verlassen hat? Noch während Commandant Servaz und die junge Anstaltspsychologin Diane Berg versuchen, das Rätsel um den schwarzen Schmetterling zu lösen, wird der kleine französische Ort von einer kaltblütig inszenierten Mordserie erschüttert, die die Ermittler an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit bringt ...

Bernard Minier, Jahrgang 1960, ist im Südwesten Frankreichs, in den Ausläufern der Pyrenäen, aufgewachsen. Für seine Thriller wurde er mit zahlreichen renommierten Spannungsliteraturpreisen ausgezeichnet. Bernard Minier ist der bisher einzige Autor, dem der Prix Polar bereits zum zweiten Mal verliehen wurde. Monatelang standen 'Schwarzer Schmetterling', 'Wolfsbeute' oder 'Nacht' auf den französischen wie deutschen Bestsellerlisten. 'Schwestern im Tod' war in Frankreich Nummer 1 der Bestsellerliste. Der Autor lebt in der Nähe von Paris.www.bernard-minier.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426413777
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.03.2012
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten680 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1433 Kbytes
Artikel-Nr.1247449
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



TEIL EINS
Der Mann, der die Pferde liebte



1


Die Pyrenäen. In dem Moment, als Diane Berg die Kuppe des Hügels erreichte, sah sie den hoch aufragenden Gebirgszug vor sich.

Eine noch recht weit entfernte weiße Barriere, die sich über den gesamten Horizont hinzog: Wie Wogen brachen sich an diesen mächtigen Felsspornen die davorliegenden Hügel. Ein Raubvogel zog am Himmel seine Kreise.

Der 10. Dezember, neun Uhr morgens.

Wenn man der Straßenkarte auf dem Armaturenbrett Glauben schenken konnte, dann müsste sie die nächste Ausfahrt nehmen und Richtung Süden, nach Spanien, fahren. Ihr uralter Lancia hatte weder ein Navi noch einen Bordcomputer. Sie sah ein Schild über der Autobahn: »Ausfahrt Nr. 17, Montréjeau/Spanien, 1000 m«.

Diane hatte die Nacht in Toulouse verbracht. Ein preiswertes Hotel, ein winziges Zimmer mit einer Nasszelle aus Plastik und einem kleinen Fernseher. In der Nacht war sie durch mehrere Schreie geweckt worden. Mit klopfendem Herzen hatte sie sich ans Kopfende des Bettes gesetzt und die Ohren gespitzt - aber im Hotel war es mucksmäuschenstill geblieben, und sie hatte schon geglaubt, sie hätte geträumt, bis die Schreie von neuem begannen, noch lauter diesmal. Übelkeit überkam sie, bis ihr schließlich klarwurde, dass sich unter ihrem Fenster die Kater balgten. Danach hatte sie nicht mehr richtig einschlafen können. Noch am Vortag war sie in Genf gewesen und hatte ihren Abschied mit Kollegen und Freunden begossen. Sie hatte die Einrichtung ihres Wohnheimzimmers an der Universität betrachtet und sich gefragt, wie wohl das nächste aussehen würde.

Als sie auf dem Parkplatz des Hotels mitten im Schneeregen, der auf die Autos niederging, ihren Lancia aufschloss, war ihr plötzlich bewusst geworden, dass sie soeben ihre Jugend hinter sich ließ. Sie wusste, dass sie in ein oder zwei Wochen ihr früheres Leben vergessen hätte. Und nach ein paar Monaten wäre sie ein ganz anderer Mensch. Machte man sich klar, was für ein Ort in den kommenden zwölf Monaten den Rahmen ihres Lebens bilden würde, konnte es gar nicht anders sein. »Bleib du selbst«, hatte ihr Vater ihr mit auf den Weg gegeben. Als sie den kleinen Parkplatz verließ, um auf die schon jetzt verstopfte Autobahn zu fahren, fragte sie sich, ob die Veränderungen positiv ausfallen würden. Irgendjemand hat gesagt, manche Anpassungen seien Amputationen - da konnte sie nur hoffen, dass es bei ihr anders wäre.

Sie musste ständig an das Institut denken.

An die, die dort eingesperrt waren ...

Den ganzen Tag hatte ihr gestern der eine Gedanke keine Ruhe gelassen: Ich schaffe das nicht. Ich bin der Aufgabe nicht gewachsen. Obwohl ich mich vorbereitet habe und für die Stelle am besten qualifiziert bin, weiß ich überhaupt nicht, was mich erwartet. Diese Leute werden in mir lesen wie in einem offenen Buch.

Für sie waren es trotz allem Menschen und keine ... Monster.

Und doch waren sie genau dies: wahre Bestien, Menschen, die so wenig mit ihr, ihren Eltern und all ihren Bekannten gemeinsam hatten wie ein Tiger mit einer Hauskatze.

Tiger ...

Ja, das waren sie: unberechenbar, gefährlich und fähig zu unvorstellbaren Grausamkeiten. Tiger, die im Gebirge eingesperrt waren ...

An der Mautstelle merkte sie, dass sie vor lauter Grübeln vergessen hatte, wohin sie das Ticket gelegt hatte. Die Angestellte musterte sie streng, während sie fieberhaft erst das Handschuhfach und dann ihre Handtasche durchwühlte. Dabei bestand kein Grund zur Eile: Weit und breit war sonst kein Auto in Sicht.

Im folgenden Kreisverkehr fuhr sie Richtung Spanien und Gebirge. Nach einigen Kilometern war die Ebene jäh zu Ende. Die ersten Ausläufer der Pyrenäen ragten empor, und neben der Straße wölbten sich sanfte, bewaldete Hügel, die allerdings nicht die geringste Ähnlichkeit mit den gezackten hohen Gipfeln aufwiesen, die sie in der Ferne erblickte. Auch das Wetter änderte sich: Die Schneeflocken fielen dichter.

Hinter einer Kurve erstreckte sich unterhalb der Straße unvermittelt eine Landschaft aus weißen Wiesen, Flüssen und Wäldern. Auf einer Anhöhe sah Diane eine gotische Kathedrale aus einem Marktflecken aufragen. Durch das Hin und Her der Scheibenwischer sah die Landschaft allmählich aus wie eine alte Radierung.

»Die Pyrenäen sind nicht die Schweiz«, hatte Spitzner sie gewarnt.

Am Straßenrand wurden die Schneehaufen immer höher.

 

Noch bevor sie die Straßensperre erkannte, sah sie durch die Schneeflocken hindurch die Blaulichter blinken. Es schneite immer heftiger. Die Männer von der Gendarmerie schwenkten mitten im Gestöber ihre Stablampen. Diane fiel auf, dass sie bewaffnet waren. Ein Kastenwagen und zwei Motorräder standen im schmutzigen Schnee am Straßenrand, unter hoch aufragenden Fichten. Sie ließ die Seitenscheibe herunter, und sofort benetzten große, flaumige Flocken ihr Gesicht und ihre Kleider.

»Papiere, bitte, Mademoiselle!«

Sie lehnte sich vor, um sie aus dem Handschuhfach zu holen. Sie hörte den knisternden Schwall von Durchsagen aus den Funkgeräten, vermischt mit dem schnellen Quietschen der Scheibenwischer und dem vorwurfsvollen Rattern ihres Auspuffs. Klamme Kälte hüllte ihr Gesicht ein.

»Sind Sie Journalistin?«

»Psychologin. Ich bin auf dem Weg zum Institut Wargnier.«

Der Beamte sah sie durch das offene Fenster prüfend an. Ein großer blonder Typ, der fast eins neunzig groß sein musste. Durch das Knistern der verschiedenen Funkgeräte hindurch hörte sie im Wald den Fluss tosen.

»Was machen Sie hier? Die Schweiz ist ja nicht gerade um die Ecke hier.«

»Das Institut Wargnier ist eine psychiatrische Klinik, und ich bin Psychologin: Sehen Sie den Zusammenhang?«

Er reichte ihr die Papiere.

»In Ordnung. Sie können weiterfahren.«

Als sie wieder anfuhr, fragte sie sich, ob die französische Polizei Autofahrer immer so kontrollierte oder ob etwas passiert war. Die Straße verlief dicht am Ufer des Flusses (einem »Gave«, laut ihrem Reiseführer), der sich hinter den Bäumen durch die Landschaft schlängelte. Unvermittelt wich der Wald einer Ebene, die gut fünf Kilometer breit sein mochte. Eine lange, gerade Allee, gesäumt von verlassenen Campingplätzen, deren Banner traurig im Wind flatterten, hübsche Häuser im Chalet-Stil, eine endlose Reihe von Werbeplakaten, die die Vorzüge der nahen Wintersportorte rühmten ...

»IM HINTERGRUND SAINT-MARTIN-DE-COMMINGES, 20863 EINWOHNER« - so stand es jedenfalls auf dem in leuchtenden Farben gemalten Schild. Durch die Wolken, die die aufragenden Gipfel über der Stadt verhüllten, brachen hier und da Lichtstreifen, die wie ein Scheinwerfer einen Bergkamm oder das Profil eines Gebirgspasses grell ausleuchteten. Am ersten Kreisverkehr fuhr Diane nicht mehr Richtung »Stadtmitte«, sondern rechts in eine kleine Straße und hinter einem Gebäude entlang, dessen großes Schaufenster in Neonlettern verkündete: Sport & Natur. Auf den Straßen waren ziemlich viele Fußgänger unterwegs, und überall standen parkende Autos. »Das ist kein sehr unterhaltsamer Ort für eine junge Frau.« Die Worte Spitzners fielen ihr wieder ein, als sie, begleitet von dem vertrauten und beruhigenden Geräusch der Scheibenwischer, durch die Straßen fuhr.

Die Straße stieg an. Am Fuß des Hanges erblickte sie kurz die dichtgedrängten Dächer. Der Schnee am Boden verwandelte sich in schwärzlichen Matsch, der gegen den Boden der Karosserie peitschte. »Bist du sicher, dass du dort arbeiten willst? Das ist etwas ganz anderes als in Champ-Dollon.« Champ-Dollon hieß das schweizerische Gefängnis, wo sie nach ihrem Psychologie-Diplom als forensische Gutachterin tätig gewesen war und Sexualstraftäter betreut hatte. Sie hatte dort mit Serienvergewaltigern zu tun gehabt, mit Pädophilen und mit intrafamiliärem sexuellem Missbrauch - ein verwaltungstechnischer Euphemismus für inzestuöse Vergewaltigungen. Sie hatte als Zweitgutachterin auch Glaubwürdigkeitsgutachten über Minderjährige erstellt, die behaupteten, Opfer sexuellen Missbrauchs geworden zu sein - und hatte mit Schrecken festgestellt, wie sehr ideologische und moralische Vorurteile des Gutachters diese Expertisen verzerren konnten.

»Man hört merkwürdige Geschichten über das Institut Wargnier«, hatte Spitzner gesagt.

»Ich habe mit Dr. Wargnier telefoniert. Er hat einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht.«

»Wargnier ist ein sehr liebenswürdiger Mensch«, hatte Spitzner zugegeben.

Sie wusste allerdings, dass nicht Wargnier selbst sie empfangen würde, sondern dessen Nachfolger als Leiter der Klinik: Dr. Xavier, der vom Institut Pinel im kanadischen Montréal kam. Wargnier war vor sechs Monaten in den Ruhestand getreten. Er hatte ihre Bewerbung geprüft und ihre Einstellung befürwortet, bevor er sich zurückzog. Im Laufe ihrer vielen Telefonate hatte er sie auch vor den Schwierigkeiten gewarnt, die sie an diesem Arbeitsplatz erwarteten.

»Für eine junge Frau ist es nicht leicht hier, Dr. Berg. Ich meine damit nicht nur die Klinik, sondern die ganze Region. Dieses Tal ... Saint-Martin ... die Pyrenäen ... Comminges. Die Winter sind lang, es gibt wenig Zeitvertreib. Außer natürlich Wintersport, wenn Sie den mögen.«

»Ich bin Schweizerin, vergessen Sie das nicht«, hatte sie gescherzt.

»Da möchte ich Ihnen einen Rat geben: Lassen Sie sich...

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Autor

Bernard Minier, Jahrgang 1960, ist im Südwesten Frankreichs, in den Ausläufern der Pyrenäen, aufgewachsen. Für seine Thriller wurde er mit zahlreichen renommierten Spannungsliteraturpreisen ausgezeichnet. Bernard Minier ist der bisher einzige Autor, dem der Prix Polar bereits zum zweiten Mal verliehen wurde. Monatelang standen "Schwarzer Schmetterling", "Wolfsbeute" oder "Nacht" auf den französischen wie deutschen Bestsellerlisten. "Schwestern im Tod" war in Frankreich Nummer 1 der Bestsellerliste. Der Autor lebt in der Nähe von Paris.bernard-minier.com