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Mord mit Schnucke

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.12.2013
Die Heide bebt!
Die Kommissarin Hanna Petersen wird nach Hassellöhne strafversetzt, einem Örtchen in der Lüneburger Heide. Doch die Idylle trügt ... Als ein Tourist bei einer Jagd ums Leben kommt, ist Hanna davon überzeugt, dass es kein Unfall war. Ihre Ermittlungen gestalten sich jedoch schwierig: Eine Heidschnuckenherde verwischt die Spuren im Wacholder, die Hasellöhner schweigen plötzlich wie ein Grab, und der junge Dorfpolizist Fritz Westermann verwirrt Hanna mit seinem Charme. Nur die alte Luise steht ihr bei - mit selbstgebrautem Wacholderschnaps, der alle Probleme dieser Welt lösen soll ...

Brigitte Kanitz wuchs in Rom, Lugano und Hamburg auf. Sie arbeitete als Redakteurin für diverse Printmedien, bevor es sie zurück nach Italien zog, wo sie seit vielen Jahren als freie Autorin lebt. Für Blanvalet hat sie bereits eine ganze Reihe von romantischen Komödien geschrieben.
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Produkt

KlappentextDie Heide bebt!
Die Kommissarin Hanna Petersen wird nach Hassellöhne strafversetzt, einem Örtchen in der Lüneburger Heide. Doch die Idylle trügt ... Als ein Tourist bei einer Jagd ums Leben kommt, ist Hanna davon überzeugt, dass es kein Unfall war. Ihre Ermittlungen gestalten sich jedoch schwierig: Eine Heidschnuckenherde verwischt die Spuren im Wacholder, die Hasellöhner schweigen plötzlich wie ein Grab, und der junge Dorfpolizist Fritz Westermann verwirrt Hanna mit seinem Charme. Nur die alte Luise steht ihr bei - mit selbstgebrautem Wacholderschnaps, der alle Probleme dieser Welt lösen soll ...

Brigitte Kanitz wuchs in Rom, Lugano und Hamburg auf. Sie arbeitete als Redakteurin für diverse Printmedien, bevor es sie zurück nach Italien zog, wo sie seit vielen Jahren als freie Autorin lebt. Für Blanvalet hat sie bereits eine ganze Reihe von romantischen Komödien geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641109790
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum16.12.2013
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1869 Kbytes
Artikel-Nr.1312108
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Prolog

Das Prachtexemplar stand perfekt in der Schusslinie. Ein Sechzehnender.

Was für ein kapitaler Bock! Der Jäger leckte sich die Lippen. So einer fehlte ihm noch in seiner Sammlung. Er sah die Trophäe schon vor sich. An der Wand über seinem Schreibtisch in der Bank. Direkt neben dem Wildschweinkopf und den kleineren Geweihen.

Sollten die Besucher sich doch angeekelt abwenden! War ihm gleichgültig. All diese feinen Hamburger Bürger, die sich im Tierschutz engagierten und abends ein ordentliches Stück Fleisch auf dem Teller verlangten, konnten ihm gestohlen bleiben. Die wussten nichts von den Adrenalinschüben, die sein Körper brauchte. Die hatten noch nie diese reine Waldluft eingeatmet, die sich mit dem Duft der nahen Heide vermischte. Die kannten nicht das erhebende Glücksgefühl eines echten Mannes, der seine Urinstinkte auslebte.

Der Jäger hielt den Atem an. Dies war der Moment, den er am meisten genoss. Die Sekunde, bevor sein Finger den Abzug betätigte. Der Augenblick, in dem er sich einbildete, es gäbe so etwas wie einen fairen Kampf zwischen ihm und dem Wild.

Dann der Knall.

Der Bock sprang davon.

Der Zeigefinger des Jägers zuckte unkontrolliert. Zu spät löste sich der Schuss aus seiner Jagdflinte, die Kugel verfehlte ihr Ziel.

Eine andere Kugel hatte getroffen.

Ein kleines Gerät auf dem Gartentisch vibrierte und schmetterte dann mit Pauken und Trompeten den Bayerischen Defiliermarsch in den goldenen Septembernachmittag. Hanna Petersen fuhr aus ihrem Liegestuhl hoch. Bis gestern noch hatte ihr Smartphone ganz normal geklingelt. Für diesen Streich kam nur ein Mensch in Frage.

»Westermann«, knurrte Hanna und sprang auf. »Dich bring ich um.«

War bloß grad keiner da zum Umbringen. Polizeikommissar Fritz Westermann befand sich mit dem Großteil der Einwohnerschaft von Hasellöhne auf der diesjährigen Treibjagd, dem Höhepunkt schlechthin im kulturellen Leben des Ortes.

Kulturell, dachte Hanna, wie man´s nimmt. Persönlich hatte sie was gegen erschossene Tiere. Gegen erschossene Menschen auch, aber das war eher beruflich bedingt.

Luise kam auf die Terrasse und verzog geradezu angewidert die Mundwinkel. Sie war durch und durch Preußin. Alles, was südlich von Hannover lag, war ihr suspekt.

»Schätzchen, nimm lieber ein schönes Volkslied«, sagte sie, als besäße Hanna die Entscheidungsgewalt über ihre Klingeltöne. »Zum Beispiel Auf der Lüneburger Heide .Würde auch besser passen.«

Luise war ihr ein paar Generationen voraus und ausgesprochen wahlheimatverbunden. Sie summte das Lied vor sich hin, während Hanna hektisch auf dem Smartphone herumhackte, um es zum Schweigen zu bringen. Nicht, dass die Nachbarn noch die Polizei riefen wegen einer bayerischen Ruhestörung. Oder die Feuerwehr. Die Polizei war ja schon da und machte gerade zwei Schritte auf den Gartenteich zu. Zur Not musste das Smartphone einen schnellen Wassertod sterben.

Luise sang jetzt: »Valleri, vallera, und juchheirassa, und juchheirassa ...«

Hanna blieb unschlüssig stehen.

Die Bayern gaben nicht auf.

»Einfach rangehen!«, rief ihr Luise zu und schmetterte dann was vom Muskatellerwein, der ausgetrunken werden muss, weil er vom langen Stehen sauer wird.

»Darauf bin ich noch gar nicht gekommen«, erwiderte Hanna genervt. Das Problem war nur: Ihr Smartphone war neu, hatte tausend tolle Funktionen, von denen sie maximal zehn Prozent kapierte, und die richtige Taste musste erst mal gefunden werden.

Endlich!

»Petersen«, meldete sie sich knapp und legte ihre ganze schlechte Laune in ihren Nachnamen. War nicht wenig. Wenn es Westermann war, dann konnte der was erleben.

Und wäre stattdessen Hendrik dran gewesen, dachte sie noch, dann hätte er eben Pech gehabt. Oder sie selbst. Schwer zu sagen. Exfreunde, die keine »Ex« mehr sein wollen, sind eine komplizierte Angelegenheit.

Es war nicht Hendrik.

Die Stimme war zu einer Art Raunen gesenkt, und was sie sagte, jagte ihr an diesem ungewöhnlich warmen Tag einen kalten Schauder über den Rücken. »Mord. Im Wald von Fallersleben. Kommen Sie schnell!«

Ihre linke Ohrmuschel wurde heiß, weil sie das Smartphone so fest dagegendrückte. »Wenn das ein Scherz sein soll, dann rate ich Ihnen ...«

»Kein Scherz«, kam es heiser zurück.

Hanna sah plötzlich einen Mann vor sich, der ein Taschentuch über das Telefon legte, um seine Stimme zu verzerren. Wer oft genug Tatort schaute, wusste, wie das ging.

Trotzdem kam ihr diese Stimme ganz schwach bekannt vor.

Oder?

»Banker Heiner Hansen ist tot. Beeilen Sie sich.«

»Bin schon unterwegs!«, rief Hanna aus und erntete einen verblüfften Blick von Luise, die mit ihrem Gesangsvortrag durch war und so tat, als würde sie nicht lauschen. »Wer ...«

Rasch schaute sie auf das Display. »Nummer unterdrückt«, stand da.

Hätte sie sich denken können. Die Verbindung war inzwischen unterbrochen. Keine Chance, den anonymen Anrufer zu entlarven.

Auch gut, dachte sie. Das war jetzt nicht das Wichtigste. Sie tastete nach ihrem Waffenholster. Vergeblich. Hanna hatte an diesem Sonntag frei. Ihre Dienstwaffe schlummerte oben in ihrem Schlafzimmer im Tresor. Der Anrufer hatte Hanna auf einem Liegestuhl in der Sonne erwischt, wo sie sich alle Mühe gab, einen ganz normalen freien Tag zu genießen, ohne an die wachsende Zahl ihrer Feinde zu denken.

»Ich muss weg!«, rief sie nun Luise zu und sprintete ins Haus.

»Was ist denn passiert?«

Hanna schenkte sich die Antwort. In spätestens einer halben Stunde hätten sonst sämtliche Einwohner von Hasellöhne Bescheid gewusst.

Es waren exakt 761. Da sprach sich jede Neuigkeit schnell rum.

Ihre Hand zitterte, als sie nun den Tresor öffnete und ihre Waffe herausnahm. Kaum hatte sie sich jedoch das Schulterhalfter umgeschnallt, wurde sie ganz ruhig. Ab sofort war sie im Dienst.

Als sie die Treppe wieder hinunterlief, stand Luise in der Diele. Sie schaute Hanna kurz ins Gesicht und sagte keinen Ton mehr. In den wenigen Tagen, die Hanna bei ihr zur Untermiete lebte, hatte sie gelernt, zwischen der jungen nachdenklichen Frau, die auch mal ihren Rat suchte, und Kriminaloberkommissarin Hanna Petersen zu unterscheiden.

Hanna war ihr dankbar dafür.

In Bezug auf andere Leute in ihrem Umfeld konnte sie dasselbe leider nicht sagen. Von Polizeikommissar Fritz Westermann zum Beispiel nicht. Als ihr Untergebener hätte er ihr Respekt zollen müssen. Stattdessen versorgte er ihr Smartphone mit einem bescheuerten Klingelton.

Hanna hatte ihren Wagen erreicht und sprang hinein. Im nächsten Moment knallte sie die Blaulicht-Lampe aufs Dach und raste über löcherigen Asphalt in Richtung Norden. Sie ahnte, dass es lächerlich aussah, wie eine junge Frau in Zivil in einem dunkelblauen Golf mit Blaulicht über die verwaiste Straße eines malerischen Heidedorfes bretterte. Falls es hinter den Sprossenfenstern der Fachwerkhäuser heimliche Zuschauer gab, stünde Hanna zum x-ten Mal innerhalb einer knappen Woche im Mittelpunkt des Dorfklatsches. Andererseits gab es für sie jetzt ein spannenderes Thema. Und sie hatte keine Zeit zu verlieren.

Eine Viertelstunde später erreichte Hanna den Waldrand. Von hier aus erstreckte sich Gut Fallersleben kilometerweit - mit Weizenfeldern, riesigen Weiden für die Pferde aus eigener Zucht und dem großen Forst, der direkt an den Naturpark Lüneburger Heide grenzte.

Hanna zögerte kurz. Welchen Weg sollte sie einschlagen? Vor ihr standen in langer Reihe die Autos der Einheimischen und der Jagdgäste, die zur ersten großen Jagd am letzten Sonntag im September vornehmlich aus Hamburg angereist waren. Als sie neben zwei Luxuskarossen beinahe in frisch gefallene Pferdeäpfel getreten wäre, musste sie trotz ihrer Anspannung grinsen. Weder der BMW noch der Mercedes kam für diese Hinterlassenschaft in Frage. Hanna wich dem Haufen aus, blieb dann stehen und lauschte in den Wald, der hier aus schwarz-weiß gefleckten Birken bestand.

Kein Laut drang heraus. Eine tödliche Ruhe hatte sich über die Gegend gelegt, kein Ruf, kein Schuss, kein Ton aus einem Jagdhorn war zu hören.

Hanna kniff die Augen zusammen. Dann entdeckte sie den Feldweg, eher eine Art Trampelpfad, der in den Wald hineinführte. Hie und da war Buschwerk niedergetreten worden.

Dort entlang also.

Sie zog ihre Waffe aus dem Schulterhalfter, nahm sicherheitshalber die Taschenlampe in die andere Hand und machte sich auf den Weg.

Sie mochte dreißig, vierzig Meter in den Wald eingedrungen sein, als sie erste menschliche Töne vernahm. Es klang wie ein noch weit entferntes Raunen. Inzwischen duftete die Luft nach würzigem Wacholder. Die aufrechten Sträucher und Bäume hatten sich unter die Birken gemischt, ein paar niedrige Büsche stellten sich Hanna als Stolperfallen in den Weg. Nicht weit von hier erstreckten sich die weiten, hügeligen Heideflächen.

Ihr Kopf fuhr ruckartig nach links, als sie aus dieser Richtung ein Geräusch hörte. Sie lauschte angestrengt und entspannte sich dann ein wenig. Es war nur das ferne Blöken einiger Heidschnucken gewesen.

Jetzt herrschte wieder Stille.

Vorsichtig ging Hanna weiter und betrat gleich darauf eine kleine Lichtung.

Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung in...


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