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Die Herzensammlerin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am19.06.2017
Laura, Besitzerin des Hotels Happy Scheidung hat ein Faible für Romantik. Obwohl ihr Gasthaus zerstrittenen Ehepaaren die Trennung erleichtern soll, reisen die meisten nach nur einem Wochenende in der idyllischen Umgebung frisch verliebt wieder ab. Laura glaubt eben fest an die Liebe, und sie ist auch diejenige, die in der Familie alle zusammenhält. Als sie jedoch aus heiterem Himmel von ihrem Mann verlassen wird, stürzt ihre rosarote Welt in sich zusammen - bis sie merkt, dass sich der attraktive Adrian für sie interessiert ...




Brigitte Kanitz wuchs in Rom, Lugano und Hamburg auf. Sie arbeitete als Redakteurin für diverse Printmedien, bevor es sie zurück nach Italien zog, wo sie seit vielen Jahren als freie Autorin lebt. Für Blanvalet hat sie bereits eine ganze Reihe von romantischen Komödien geschrieben.
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Produkt

KlappentextLaura, Besitzerin des Hotels Happy Scheidung hat ein Faible für Romantik. Obwohl ihr Gasthaus zerstrittenen Ehepaaren die Trennung erleichtern soll, reisen die meisten nach nur einem Wochenende in der idyllischen Umgebung frisch verliebt wieder ab. Laura glaubt eben fest an die Liebe, und sie ist auch diejenige, die in der Familie alle zusammenhält. Als sie jedoch aus heiterem Himmel von ihrem Mann verlassen wird, stürzt ihre rosarote Welt in sich zusammen - bis sie merkt, dass sich der attraktive Adrian für sie interessiert ...




Brigitte Kanitz wuchs in Rom, Lugano und Hamburg auf. Sie arbeitete als Redakteurin für diverse Printmedien, bevor es sie zurück nach Italien zog, wo sie seit vielen Jahren als freie Autorin lebt. Für Blanvalet hat sie bereits eine ganze Reihe von romantischen Komödien geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641177140
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum19.06.2017
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1424 Kbytes
Artikel-Nr.2151085
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Ein Sprung im Herzen

Der Tag, an dem Lauras Welt zum zweiten Mal in ihrem Leben auseinanderbrach, begann mit einem widerspenstigen Handtuch.

Unzufrieden betrachtete sie ihr Werk. Schwan Nummer eins war perfekt, aber Nummer zwei, der ihm direkt gegenüberhockte, hatte immer noch einen unschönen Knick im langen Hals. Deshalb wirkte das große Herz aus Luft, das die beiden gemeinsam formten, als habe es einen Sprung.

Wäre ja passend, überlegte Laura. Die Gäste, die am späten Vormittag eintreffen sollten, waren kein glückliches Ehepaar mehr.

Ganz im Gegenteil.

Trotzdem.

Das lädierte Herz nagte an ihrem Stolz und hinderte sie daran, mit der Arbeit fortzufahren. Auf keinen Fall durfte das so bleiben.

Es war ein schlechtes Omen.

Die Kunst, aus Frotteehandtüchern Figuren zu formen, hatte Laura vor vielen Jahren von einem philippinischen Zimmermädchen gelernt. Gemeinsam hatten sie eine Lehre in einem Hamburger Hotel absolviert, und Maria war eine echte Künstlerin gewesen.

Blumen beherrschte Laura am besten, Schwäne dagegen waren schwierig. Wegen der langen Hälse.

Aber wenn es ihr gelang, dann bildeten die beiden weißen Frotteeschwäne ein perfektes Herz. Wenn nicht, hatte es einen Sprung. So wie dieses hier.

Laura legte den Kopf schief und ließ den Blick prüfend erst über die kompakten Schwanenkörper, dann über die schmalen Hälse gleiten.

Endlich glaubte sie zu wissen, wo der Fehler saß. Es gab nur einen Weg. Sie musste den Ansatz von Nummer zwei noch einmal formen und sich dann langsam bis zum spitzen Schnabel vorarbeiten.

Nach weiteren fünf Minuten konzentrierter Bemühung war sie zufrieden. Die zwei weißen Schwäne kauerten auf dem großen Doppelbett, als hätte Michelangelo persönlich sie gestaltet.

Damit war das Rosenzimmer bereit für die Gäste. Die dunklen, antiken Holzmöbel glänzten blitzblank, das breite Doppelbett war mit bunter Bauernwäsche bezogen, und in einer hohen Bodenvase verströmten die namensgebenden Blumen ihren kräftigen Duft. Laura hatte das Zimmer bereits am Vortag hergerichtet, nur die Rosen und die Schwäne hatten noch gefehlt.

Durch die beiden Sprossenfenster drang erstes, nebliges Junilicht herein, und Laura fragte sich, ob sie heute wohl mal in Ruhe frühstücken konnte.

Eher nicht.

Als sie vor gut zehn Jahren das Jagdschloss ihrer Familie in ein kleines Hotel umgewandelt hatte, war sie sicher gewesen, trotzdem noch genug Zeit für ihre Lieben und sich selbst zu haben.

Wobei die Bezeichnung »Jagdschloss« ein wenig hochtrabend war. »Schlösschen« passte besser, fand Laura. Schließlich war es kein großes Haus und verfügte lediglich über vier Gästezimmer. Aber ihre Großmutter, Theodora Gräfin von Bonin, bestand auf »Schloss«. So kam es, dass manche Gäste sich wunderten, wenn sie eincheckten. Sie hatten etwas Größeres, Bombastischeres erwartet.

Neuerdings riss die Arbeit für Laura nie ab, und das Frühstück fiel meistens aus. Ein schneller Kaffee im Stehen, dazu ein, zwei Kekse - mehr war nicht drin. Nur knapp hundert Meter Luftlinie entfernt lag der Hinrichshof, auf dem ihre Schwiegereltern lebten. Seit sich Gerda Hinrichs vor einem Monat den Arm gebrochen hatte, half Laura ihr im Hofladen aus. Dort gab es ab morgens um sieben frisches Holzofenbrot, selbst gemachte Marmelade, Heideschinken, Eier, Kartoffeln und viele weitere typische Produkte aus der Region zu kaufen. Für Laura war es selbstverständlich, ihrer Schwiegermutter zur Hand zu gehen, doch so langsam zerrte die Doppelbelastung an ihren Kräften. Hinzu kam, dass sie erst in diesem Jahr dazu übergegangen war, im Jagdschloss auch einige kleine Gerichte anzubieten. Weil Laura eine ausgezeichnete Köchin war, nahmen die Gäste den Service sehr gern an.

Laura dehnte den Rücken.

Nebenan musste noch das Heidezimmer hergerichtet werden, jedoch erst später, wenn kein Gast mehr schlief. Das Birkenzimmer hingegen war zwar bezugsbereit, würde aber an diesem Wochenende nicht benötigt werden. Im vierten und letzten Raum, dem Ginsterzimmer, schlief ein junges Paar den Schlaf der Jungverliebten. Miriam und Rainer Sievers aus Düsseldorf. Beide waren noch keine dreißig, beide wären längst abgereist, wenn es in diesem Hotel mit rechten Dingen zugegangen wäre.

Laura war zufrieden mit sich. Miriam hatte ihr nämlich gestern erklärt, es sei ganz allein ihre, Lauras, Schuld, dass sie immer noch da waren.

»Sie sind irre nett, Sie sammeln Herzen aus Stein oder Holz oder sonst was und verteilen die Dinger überall im Schloss. Sie gestalten sogar Herzen aus Handtüchern, Sie können himmlisch gut kochen, und Sie glauben an die Liebe«, hatte sie zusammengefasst. »Dieses Scheidungshotel passt überhaupt nicht zu Ihnen.«

Dann war sie ihr um den Hals gefallen.

Laura hatte so getan, als verstünde sie nicht, doch innerlich jubelte sie.

Ich muss bloß aufpassen, sagte sie sich jetzt und strich ein letztes Mal die Bettdecke glatt. Was hatte ihr Mann noch mal behauptet?

Ach ja. »Du verdirbst das Geschäft, wenn du so weitermachst. Sobald wir nicht mehr das anbieten, wofür wir bekannt sind, können wir dichtmachen.«

Also behielt sie ihre Freude lieber für sich.

Gut gelaunt betrat sie den schmalen Flur. Mit etwas Glück war Gerda heute früh schon auf den Beinen und erwartete sie mit einer Tasse Kaffee und einem Rosinenbrötchen. Lauras Schwiegermutter ging es zusehends besser, und sie hatte schon angekündigt, dass sie den Laden bald wieder alleine übernehmen könne.

Laura wandte sich überrascht um, als sie Schritte auf der hölzernen Treppe hörte.

Ralf kam herunter. Er gähnte ausgiebig, fuhr sich durchs strubbelige Haar und blieb dicht vor ihr stehen.

Laura wunderte sich, dass ihr Mann schon so früh wach war. Als sie selbst vor einer knappen Stunde aufgestanden war, hatte er noch tief und fest geschlafen.

Sie lächelte ihm zu, so wie sie es immer tat, seit bald zwanzig Jahren.

Voller Zuneigung und Wärme.

Jedes Mal erinnerte sie sich dabei an den Moment, als er sie zum ersten Mal geküsst hatte.

Der gutaussehende Ralf Hinrichs, einziger Sohn des reichsten Bauern der Gegend, Jurastudent und Schwarm vieler Mädchen im Ort, hatte ausgerechnet sie erwählt, die schüchterne Laura, die von den meisten Leuten glatt übersehen wurde.

Er hatte sie unten am Ufer des Lünebachs in die Arme genommen und seine Lippen so fest auf ihre gepresst, dass es fast ein bisschen wehgetan hatte. Aber ihr war kein noch so kleiner Schmerzenslaut entwischt. Sie hatte seinen Kuss erwidert und gewusst, dass er der Mann war, den sie an ihrer Seite haben wollte.

Für sie war es ein Wunder gewesen. Dieses Wunder hatte ihr Leben, ihre Welt und ihre Träume in ein Farbenmeer aus Licht getaucht. Ihr Lächeln wurde breiter, als sie daran dachte, wie die Küsse sehr schnell besser geworden waren, zärtlich und leidenschaftlich zugleich.

Ralf lächelte kurz zurück.

So kurz, dass Laura sich anstrengen musste, das Zucken um seine Mundwinkel überhaupt wahrzunehmen.

»Moin«, knurrte er.

Typisch, dachte sie amüsiert. Vor acht darf niemand von Ralf Hinrichs mehr als einen knappen Gruß erwarten. Nicht einmal seine geliebte Ehefrau.

Sie betrachtete ihn genauer. Kleine Fältchen hatten sich in sein Gesicht geschlichen, als sie offenbar mal nicht so gut aufgepasst hatte. Und dieser missmutige Ausdruck war auch neu.

Oder hatte sie vielleicht in letzter Zeit zu oft an ihm vorbeigeschaut?

Ralf war immer ein jugendlicher Typ gewesen. Nun aber sah sie ihm zum ersten Mal an, dass er bereits Mitte vierzig war, fast zehn Jahre älter als sie selbst.

Im nächsten Augenblick fiel ihr auf, dass sein weinroter Morgenmantel heute früh seltsam ausgeblichen wirkte.

Laura rieb sich mit den Fingerspitzen über die Schläfen. Hatte sie den Morgenmantel zu heiß gewaschen? Sie konnte sich nicht daran erinnern.

»Tut mir leid«, sagte sie dennoch zu ihrem Mann.

»Was denn?«

»Na, das hier.« Sie zupfte leicht an dem edlen Satinstoff.

Er trat auf sie zu und runzelte die Stirn. »Was ist damit?«

Sie schaute ihm in die Augen, blinzelte und rieb sich noch ein bisschen heftiger die Schläfen.

»Das ist jetzt wirklich seltsam.«

Ralf legte die Hände auf ihre Oberarme und schüttelte sie leicht. »Laura, was ist denn los mit dir?«

»Trägst du neuerdings farbige Kontaktlinsen?«

Sein Griff verstärkte sich. »Was? Du hast sie ja nicht mehr alle!«

Laura blickte weiter in seine Augen, die grau waren.

Wintergrau.

Nicht mehr hellblau wie der Sommerhimmel.

Wohin war auf einmal das Farbenmeer aus Licht verschwunden? Ein grauer Morgenmantel, darin ein Mann mit Augen wie Bleistifte.

Okay, er musste recht haben. Sie drehte offenbar durch.

Warum bloß?

Es war doch alles wie immer. Ihre Ehe funktionierte, ihr gemeinsames Leben war in Ordnung. Klar, der Glanz der ersten Jahre fehlte, und manchmal stöhnte Laura über Ralfs Unordnung, über seine häufig schlechte Laune oder seine Angewohnheit, mindestens eine halbe Stunde im Bad zu bleiben, auch wenn sie selbst dringend duschen musste. Doch das war Alltagskram, der sich in jede Partnerschaft einschlich, nichts Wichtiges. Nichts, was ihr Mann mit einem Grauschleier überziehen sollte. Das war wirklich idiotisch.

»Entschuldige«, sagte sie lahm.

»Es ist erst kurz nach sechs Uhr, und du starrst mich an, als hättest du mich noch nie gesehen. Das...

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