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San Francisco. Eine Stadt in Biographien

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Graefe und Unzer Verlagerschienen am05.03.2013
San Francisco. Eine Stadt in Biographien - Eine Stadt wird nicht nur von Gebäuden und Straßenzügen geprägt, die Identität von Stockholm entsteht erst mit den Geschichten seiner Bewohner. Denn was wäre die Stadt ohne Jack London, Janis Joplin und Harvey Milk? 20 ausgewählte Biographien zeichnen ein lebendiges, historisches wie auch aktuelles Bild der Stadt. Die Porträts werden durch Adressen ergänzt, die eine Stadterkundung auf den Spuren der porträtierten Personen ermöglichen. Dieser Band umfasst Porträts von: Junípero Serra, Levi Strauss, Lillie Hitchcock Coit, William Randolph Hearst, Joseph Baerman Strauss, Jack London, Robert Stroud, Dorothea Lange, John Steinbeck, Jack LaLanne, Timothy Leary, Allen Ginsberg, Harvey Milk, Clint Eastwood, Francis Ford Coppola, Janis Joplin, George Lucas, Carlos Santana, Amy Tan und Steve Jobs. Autorin: Bettina Winterfeldmehr

Produkt

KlappentextSan Francisco. Eine Stadt in Biographien - Eine Stadt wird nicht nur von Gebäuden und Straßenzügen geprägt, die Identität von Stockholm entsteht erst mit den Geschichten seiner Bewohner. Denn was wäre die Stadt ohne Jack London, Janis Joplin und Harvey Milk? 20 ausgewählte Biographien zeichnen ein lebendiges, historisches wie auch aktuelles Bild der Stadt. Die Porträts werden durch Adressen ergänzt, die eine Stadterkundung auf den Spuren der porträtierten Personen ermöglichen. Dieser Band umfasst Porträts von: Junípero Serra, Levi Strauss, Lillie Hitchcock Coit, William Randolph Hearst, Joseph Baerman Strauss, Jack London, Robert Stroud, Dorothea Lange, John Steinbeck, Jack LaLanne, Timothy Leary, Allen Ginsberg, Harvey Milk, Clint Eastwood, Francis Ford Coppola, Janis Joplin, George Lucas, Carlos Santana, Amy Tan und Steve Jobs. Autorin: Bettina Winterfeld
Details
Weitere ISBN/GTIN9783834216182
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum05.03.2013
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1318407
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

JUNÍPERO SERRA

1713-1784



Er kam von der Insel Mallorca in die Neue Welt und gründete San Francisco - eine Missionskirche des Franziskanerordens. Und ganz nebenbei schenkte der spanische Pater Kalifornien den Wein.


Mythos Kalifornien. Glitzerndes, verführerisch schäumendes Land zwischen Pazifik und Wüste. Blauer Himmel, goldene Strände. Ein Paradies für Glückssucher und Goldgräber, Blumenkinder und Beatniks unter einer ewig scheinenden Sonne. Der Golden State ist von Anfang an ein Versprechen - »a state of mind«. Der klangvolle Name spukt schon in den Köpfen herum, bevor es den Staat überhaupt gibt. Anfang des 16. Jahrhunderts veröffentlicht der spanische Schriftsteller Garci Rodríguez de Montalvo eine utopische Schrift mit dem Titel »Las Sergas de Esplandián«. Darin entwirft er ein sagenhaftes Inselparadies, in dem schwarze Amazonen goldene Schwerter schwingen. Diese mythische Insel nennt Montalvo Kalifornien.

Die Vorstellung, dass es hier irgendwo eine Unmenge Gold gibt, mit dem man königliches Geschmeide und Weltreiche schmieden kann, beflügelt die Fantasie der Spanier und lässt sie nicht mehr los. Die spanische Krone beginnt, von ihren neuen Kolonien in Süd- und Mittelamerika aus auch den nordamerikanischen Kontinent zu besetzen. Ihre Expeditionscorps sind auf der Suche nach sieben legendären Goldstätten, die sie in der Gegend des heutigen Arizonas und New Mexico vermuten.

1542 geht als erster europäischer Kalifornien-Reisender der portugiesische Seefahrer Juan Rodríguez Cabrillo vor dem heutigen San Diego vor Anker. Doch es wird noch zwei Jahrhunderte dauern, bis die Spanier dauerhaft in Kalifornien Fuß fassen. Die vom Meer aus uneinsehbare Bucht von San Francisco, gut 1000 Kilometer nördlich von San Diego gelegen, formt einen der größten Naturhäfen der Welt. Ein idealer Ort, um vor den Stürmen des Pazifiks und feindlichen Angriffen Schutz zu finden und einen gut gesicherten Militär- und Handelsstützpunkt einzurichten. Trotzdem wird San Francisco nicht vom Meer aus, sondern auf dem Landweg besiedelt. Nicht nur Cabrillo, sondern auch der britische Seefahrer Francis Drake segelt 1579 achtlos an der versteckten Hafeneinfahrt vorbei. Vermutlich herrscht mal wieder der berühmte Nebel, der die Bucht von San Francisco wie in Watte einpackt. Zwar reklamiert Drake nach seiner Stippvisite ein paar Meilen nördlich vom späteren San Francisco das Land für die britische Krone, doch das bleibt folgenlos.

Erst 1769 blickt ein spanisches Expeditionscorps unter Gaspar de Portolà erstmals von einem der Hügel direkt auf die San Francisco Bay herunter. Der spanische Kapitän Juan Manuel de Ayala segelt mit seinem Schiff »San Carlos« als Erster durch das Golden Gate in der Bay von San Francisco. Sieben Jahre später, am 17. September 1776, trifft dort der spanische Franziskanerpater Junípero Serra ein und eröffnet unter kalifornischer Sonne die Missionsstation Dolores.

Junípero Serra, der »Heilige von San Francisco«, wird am 24. November 1713 als drittes Kind einer Bauernfamilie auf der Mittelmeerinsel Mallorca geboren. Er wächst in der Ortschaft Petra auf und entscheidet sich mit 15 Jahren für ein Leben im Franziskanerorden. Acht Jahre später wird er zum Ordinarius der Universität von Palma de Mallorca ernannt und beginnt, seine Glaubensbrüder in Philosophie und Theologie zu unterrichten.

DER MISSIONSFELDZUG BEGINNT IN MEXIKO

Junípero Serra ist bereits 37 Jahre alt, als ihn die spanische Krone in ihre neue Überseekolonie schickt, um die mexikanischen Indios zu missionieren. Wenig Persönliches ist zu Serra überliefert, in alten Schiffspapieren ist lediglich vermerkt, dass er mittelgroß ist, dunkelhaarig, mit braunen Augen, dunklem Teint und spärlichem Bart. 1750 trifft Serra in Mexico City ein, wo er fast zwei Jahrzehnte lebt und Tausende von Indios so zum katholischen Glauben bekehrt, wie eben die europäischen Eroberer zu bekehren pflegen. Manchmal wird das Kreuz mit dem Schwert verwechselt.

Als die Spanier beginnen, von Mexiko aus nach Norden vorzurücken, schließt sich Pater Junípero Serra der Expedition von Gaspar de Portolà an. Am 16. Juli 1769 eröffnet er in San Diego die erste Missionsstation auf kalifornischem Boden. Mit weit ausholender Geste setzt Serra seine krakelige, mit einer schwungvollen Arabeske endende Unterschrift auf das Gründungsdokument.

Von dort aus arbeiten sich die spanischen Missionare in Begleitung eines militärischen Trosses Meile für Meile weiter nordwärts. Am 30. November setzt sich eine Vorhut aus 16 Soldaten und Serras Schriftführer Palóu von der Missionsstation Monterey aus in Bewegung.

Das Expeditionscorps hat Proviant für 40 Tage bei sich und erreicht am 4. Dezember die Westküste von San Francisco. Auf dem höchsten Punkt eines Hügels, im heutigen Mission District, rammt Palóu das Kreuz Christi in den Boden. Und 1776 beginnt der Bau der Missionskirche. Weitere Missionsstationen entstehen rund um die Bay von San Francisco. Zwischen 1769 und 1823 bauen die Franziskanermönche eine Mission nach der anderen. Am Ende reihen sich 21 weiß gekalkte Kirchen wie eine Perlenkette von Norden nach Süden. Noch heute folgen die Freeways den Trails, die damals Pater Junípero Serra benutzt hat. Der Camino Real, der Königsweg, erinnert an die Pfade der Padres.

Zu Serras Zeit leben in Kalifornien über 300000 Indianer. Am Nordufer des Golden Gate haben sich gut 3000 Angehörige der Miwok niedergelassen, an seinem Südufer etwa 10000 Angehörige der Ohlone. Im Gegensatz zu anderen Regionen leben die kalifornischen Indianerstämme friedlich nebeneinander. Sie jagen Wild und sammeln Eicheln und Muscheln. Erst durch die Spanier lernen sie Ackerbau und Viehzucht kennen. Serra hat aus Mexiko Obst, Getreide, Rinder und Schafe mitgebracht und bringt ihnen bei, wie sie Plantagen anlegen und Tiere züchten können.

Junípero Serra verbringt den Rest seines Lebens in Kalifornien. »Hier in Kalifornien ist mein Leben, und hier, so Gott will, möchte ich sterben«, schreibt er an seinen Neffen in Spanien. Er überwacht acht der insgesamt 21 spanischen Missionsstationen und tauft allein in San Francisco an die 6000 Indianer. Sein Hauptquartier ist die Mission von Carmel, die zweitälteste Kirche des kalifornischen Franziskanerordens, südlich von San Francisco. Hier, in der San Carlos Borromeo Mission, findet er nach seinem Tod im Jahr 1784 auch die letzte Ruhestätte.

Über Serras Rolle bei der Missionierung der Indianer gehen die Meinungen weit auseinander. Einige Historiker halten den Franziskanerpater für einen moderaten Missionar, der die Rechte der Indianer respektierte. Demgegenüber betonen die Indianer, Serras Missionsarbeit habe dazu beigetragen, die Kultur der Ureinwohner zu zerstören. Eines steht jedenfalls fest: Auch wenn der Pater mit den besten Absichten gekommen ist, so hat er seine bekehrten Schäfchen nicht vor den Folgen der Besetzung schützen können. Für die Indianer wirkt sich die spanische Okkupation verheerend aus. Die Europäer zerstören nicht nur ihre Kultur, Religion und Traditionen. Sie bringen auch Krankheiten wie Masern ins Land; dagegen hat die Urbevölkerung keine Abwehrkräfte. Die Sterblichkeitsrate steigt innerhalb weniger Jahre auf fast 40 Prozent. Insgesamt halbiert sich die indianische Bevölkerung während der spanischen Okkupation nahezu von 320000 auf 170000.

Vier Jahrzehnte nach Serras Tod 1824 revoltieren die Indianer gegen die Missionen. Kurz zuvor hat sich Mexiko, zu dem Kalifornien damals gehört, von Spanien unabhängig gemacht. 1846 schließen die »Californos«, die hier Geborenen, mit den neuen Siedlern aus dem Westen zusammen, um gegen die mexikanische Herrschaft zu kämpfen. 1835 baut sich der Engländer William Anthony Richard zwei Meilen nördlich der Missionsstation von San Francisco am Strand von Yerba Buena Cove eine Hütte aus Redwoodstämmen, die er mit dem Vorsegel eines Schiffes deckt. Die Engländer erkennen, dass die San Francisco Bay einen perfekten Handelsplatz abgibt und versuchen erfolglos, der mexikanischen Regierung das Land abzukaufen. Ein Zeitgenosse notiert: »Falls Kalifornien jemals ein prosperierendes Land wird, ist diese Bucht ihr Zentrum.«

Am 24. Januar 1848 macht eine sensationelle Entdeckung die Runde. Am American River nordöstlich von Sacramento ist Gold gefunden worden, der Traum vom glitzernden Reichtum scheint sich endlich zu erfüllen. Der Goldrausch lockt Zigtausende. Die Einwohnerzahl explodiert: Zwischen Januar 1848 und Dezember 1849 wächst San Francisco von 1000 auf 25000 Einwohner. Kalifornien wird weltweit als Golden State bekannt.

FATALE FOLGEN FÜR DIE INDIANER

Nur für die Indianer sind die Aussichten alles andere als golden. Sie sind die Leidtragenden, ihr Territorium wird durch den Zustrom der Siedler weiter eingeschränkt. Da das Land der Allgemeinheit gehört, kann sich jeder Neuankömmling...
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